Solarenergie ist zwar endlich auch in Deutschland wieder im Aufwind, aber für wirklichen Klimaschutz brauchen wir das Fünffache der neu installierten Leistung

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Vom 15. bis 17. trifft sich die internationale Solarbranche in München zur Intersolar. Parallel zur Solarindustrie hat auch die Messe das Auf und Ab der letzten Jahre miterlebt. Derzeit befindet sich die Solarbranche in Deutschland in einem leichten Aufschwung, was die Intersolar gut abbildet. Bereits im letzten Jahr hatten sich die Zahlen mit 1200 Ausstellern und etwa 40.000 Besuchern leicht verbessert, in diesem Jahr gibt es mit 1300 Ausstellern und mehr als 50.000 Besuchern einen weiteren Schritt nach vorne.

Dieser Wiederaufschwung sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Deutschland seine Vorreiterrolle im Bereich Solarenergie seit vielen Jahren an China verloren hat. Die chinesische Solarmesse SNEC in Shanghai erwartet in drei Wochen fünfmal so viele Besucher und fast doppelt so viele Aussteller. Auch bei den Solarmessen hat also China den einstigen Vorreiter Deutschland weit überholt.

Zwar wurden in Deutschland im letzten Jahr so viel Gigawatt (3,6) an Solarenergie neu installiert, wie seit 2012 nicht mehr, aber um sich auch nur annähernd in Richtung des 1,5 Grad-Ziels zu bewegen, bräuchten wir einen jährlichen Zuwachs von etwa 15 GW in Deutschland. Das neuerliche Wachstum in Deutschland lässt sich vor allem durch die gesunkenen Preise für PV-Anlagen erklären, nicht aber durch politische Verbesserungen, auf die die Solarbranche weiterhin warten muss. So braucht es die unbedingt die Abschaffung des 52 GW Solardeckels und die Abschaffung der Erhebung der EEG Umlage und der Stromsteuer auf Strom aus Erneuerbaren Energien.

Auch weltweit gesehen befindet sich die Solarenergie auf dem Vormarsch. Der Europäische Solarverband „Solarpower Europe“ erwartet in seinem Global Market Outlook For Solar Power für 2019 eine weltweite Steigerung der PV-nachfrage um 80%. Der Verband geht von einer neu installierten Leistung von 800 GW bis 2023 aus. Mit einem Zubau von ca. 27 GW und einer jährlichen Wachstumsrate von 10% liegt Deutschland weltweit auf Platz 5, hinter China, Indien, den USA und Australien.

Unter dem Dach der „smarter E Europe“ ist neben der Intersolar auch die „ees Europe“ angesiedelt, Europas größte Fachmesse für Batterien und Energiespeichersysteme. Ähnlich zum Preisnachlass im PV-Sektor sind auch die Preise für Speichersysteme in den letzten Jahren erheblich gesunken, sodass nun Batteriespeicher verstärkt auf den Markt drängen. Im Zuge dessen kommen auch weitere Speichersysteme auf. Batterien, die auf begrenzte Rohstoffe wie seltene Erden und giftige Materialien setzen, bekommen Konkurrenz. Die Vielfalt der Speichersysteme hervorzuheben ist wichtig, da die öffentliche Diskussion sich oft auf Lithium-Ionen-Batterien fokussiert und die Umstellung auf 100% Erneuerbare Energien oft als nicht machbar bezeichnet, weil es nicht genügend Lithium in der Welt gäbe – was schlicht falsch ist – und auch nicht genügend seltene Erden; ganz so als wenn es keine andere Speichertechnologien als Li-Ion gäbe.

Drei Systeme habe ich dazu in meiner Rede auf der ees Europe hervorgehoben:

  • Power-to-gas: Die Speicherung von Strom in Form von Wasserstoff (compressed Hydrogen), wie es beispielsweise vom Unternehmen GP Joule umgesetzt wird.
  • Salzwasserbatterien: Diese Speicher sind besonders umweltfreundlich, beinhalten keine seltenen Erden, sind nicht toxisch, nicht entflammbar und somit eine wahrhaft nachhaltige Batterie. Hersteller solcher Batterien ist unter anderem das Energieunternehmen Bluesky.
  • Flüssigmetallspeicher: Dieses Speichersystem ist hundert Jahre alt und muss nur noch für moderne Anwendungen wie Stromspeicher oder für Nullemissionsantriebe in Schiffen oder Flugzeugen fit gemacht werden. Durch ihre hohe Energiedichte und den niedrigen Preis könnten diese Speichersysteme bald in der Lage sein, herkömmlichen Batterien den Rang abzulaufen.

All diese Technologien könnten zukünftig dazu beitragen, den Ausbau der Erneuerbaren Energien und eine flächendeckende Elektrifizierung massiv zu beschleunigen, was für die Umsetzung des Klimaschutzes unabdingbar ist.

— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com

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