Siemens „Vision 2020+“ sieht Abspaltung des Kraftwerks- und Gasgeschäftes vor

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„Mit der zweiten Hälfte des Geschäftsjahrs beginnt eine neue Ära mit einem noch fokussierteren und stärkeren Siemens“, erklärte Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser bei der Vorlage der Quartalszahlen am Mittwoch. Er spielte damit auf die Aufspaltung des Münchner Konzerns an. Bereits am Vortag hatte der Aufsichtsrat von Siemens der Unternehmensstrategie „Vision 2020+“ zugestimmt. Sie enthält unter anderem den Plan für das Spin-off Siemens Gas and Power.

Im Klartext bedeutet dies die Aufspaltung des Münchner Konzerns. „Wir fokussieren Siemens mit der Vision 2020+ und machen unsere Geschäfte schneller und flexibler. Das ist die Grundlage für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg in langfristig attraktiven Wachstumsmärkten. Gleichzeitig schaffen wir gute Perspektiven für die Geschäfte, die sich im Strukturwandel bewähren und neue Wachstumsfelder adressieren müssen“, erklärte Kaeser zu den Plänen. Nach seinen Worten stellt Siemens die Weichen für die Zukunft aus einer Position der Stärke heraus. In seinem zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2019 verzeichnete Siemens demnach einen Anstieg der Umsatzerlöse um vier Prozent auf 20,9 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand habe mit 142 Milliarden Euro einen neuen Höchstwert erreicht. Der Gewinn nach Steuern habe mit 1,9 Milliarden Euro annähernd auf dem Niveau des Vorjahres gelegen.

Während das Geschäft für Kraftwerke und Gas abgespalten werden soll, wird sich Siemens künftig auf die Wachstumsmärkte Automatisierung, industrielle Digitalisierung und intelligente Infrastruktur konzentrieren, wie es hieß. Die Operating Companies Digital Industries und Smart Infrastructure  bildeten künftig den industriellen Kern von Siemens. Ergänzt werde dieser durch Technologie- und Serviceeinheiten sowie die strategische Mehrheitsbeteiligung an Siemens Healthineers. Zudem solle Siemens Mobility als Wachstumsgeschäft weiter gestärkt werden. Der Aufsichtsrat habe der Neuausrichtung einstimmig zugestimmt.

Die Siemens Gas und Power soll nach den Plänen zunächst abgespalten, dann über eine Börsennotierung komplett unabhängig von dem Münchner Konzern werden. Die Abspaltung betreffe die Aktivitäten in den Bereichen Öl und Gas, konventionelle Energieerzeugung, Energieübertragung und die jeweils dazugehörigen Servicegeschäfte. Darüber plane die Siemens AG, die Mehrheitsanteil von 59 Prozent an Siemens Gamesa Renewable Energy (SGRE) in die neue Gesellschaft einbringen. Die Börsennotierung des neuen Unternehmens werde bis zum September 2020 angestrebt, wobei Siemens kein Mehrheits-, wohl aber Ankeraktionär bleiben wolle. Zumindest eine Sperrminorität wolle der Münchner Konzern behalten.

Mit dem Konzernumbau wird Siemens zufolge die Schaffung von rund 20.500 neuen Stellen sowie einem Abbau von 12.500 Stellen verbunden sein. Die Streichung bezieht sich auf die Geschäftsbereiche Smart Infrastructure, wo bis 2023 netto 3000 Jobs abgebaut werden sollen. wobei dort auch Neueinstellungen von 6000 Mitarbeitern geplant ist. 7000 Stellen will Siemens durch verstärkte Synergien bis 2023 bei der Einheit Digital Industries einsparen und verkündet aber 12.000 Neueinstellungen, hauptsächlich für die Fertigung, Forschung und Entwicklung sowie den Vertrieb. Gleichzeitig gibt es klare Wachstumserwartungen und Steigerungen für Umsatz und Gewinn für diese Bereiche in den kommenden Jahren. Auch bei der zentralen Unternehmensführung sei ein Abbau von 2.500 der 12.500 Arbeitsplätze bis 2023 vorgesehen, hieß es weiter.

Insgesamt will Siemens mit den neu geplanten Effizienzverbesserungen die Kosten um rund 2,2 Milliarden Euro bis 2023 senken. Dies beinhaltet das bereits im September 2018 kommunizierte Sparprogramm bei GP von 500 Millionen Euro. Alle weltweiten Maßnahmen sollen möglichst sozialverträglich erfolgen, wie es weiter hieß. Die in Summe etwa 10.400 Effizienzanpassungen führen damit zu einem Netto-Aufbau von rund 10.000 Arbeitsplätzen weltweit im selben Zeitraum. Damit spiegelt sich das auf Wachstum ausgelegte Strategiekonzept Vision 2020+ auch bei der Entwicklung der Mitarbeiter wider.

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