Speicher Highlights Platz 10: Brennstoffzelle sorgt für Autarkie im Mehrfamilienhaus

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Proton Motor lieferte im Sommer 2016 seine Wasserstoff-Brennstoffzelle an das weltweit erste energieautarke Mehrfamilienhaus in Brütten in der Schweiz. Der Elektrolyseur verbraucht 14,5 Kilowattstunden Strom und produzieren zwei Kubikmeter Wasserstoff pro Stunde. Das System kann insgesamt 120.000 Liter Wasserstoff fassen. Die Brennstoffzelle von Proton Motor produziert daraus 6,2 Kilowatt elektrische Leistung und 5,5 Kilowatt Wärme. Der Strom wird mithilfe der integrierten Leistungselektronik in die Batteriespeichersysteme geladen. Die entstehende Wärme wird an Wärmepumpen abgegeben und für die Heizung der Räume und Warmwasser verwendet.

Anlässlich der Energy Storage Europe, die vom 12. bis 14. März 2019 in Düsseldorf stattfindet, hat pv magazine innovative Speichertechnologien der Aussteller von anerkannten Branchenexperten bewerten lassen. Das vollständige Ranking und die Kriterien stellen wir in der pv magazine energy + storage Sonderausgabe vor, die in Kooperation mit der Messe Düsseldorf erscheint. Bis zur Messe veröffentlichen wir sukzessive die Produkte und Projekte, die es auf die ersten zehn Plätze geschafft haben. Die öffentliche Preisverleihung für die Energy Storage Technology Highlights findet am 13. März auf der Energy Storage Europe in Düsseldorf statt. Wir freuen uns, Sie ab 10 Uhr auf dem ESE-Forum in Halle 8b zu treffen.

Leiter und Initiator des Projektes ist die Umweltarena Schweiz. Dort heißt es, dass die direkte Verwendung der überschüssigen Wärme aus der Stromproduktion die Effizienz auf über 90 Prozent in den Wintermonaten hebt. Wenn während der Sommermonate wenig oder gar keine Heizung benötigt wird, bewege sich die Effizienz zwischen 18 und 19 Prozent.

Eine Photovoltaik-Dachanlage mit 79 Kilowattpeak versorgt das Haus, gemeinsam mit einer 46 Kilowattpeak Dünnschicht-Anlage an den Fassaden. Die insgesamt 126 Kilowattpeak erzeugen 90.000 bis 105.000 Kilowattstunden pro Jahr für die neun Familien, die dort wohnen. Der Energieverbrauch des Gebäudes betrug 2200 Kilowattstunden pro Wohneinheit pro Jahr. Das entspreche etwa der Hälfte des Schweizer Durchschnittsverbrauchs. Das Unternehmen betont auch, dass das Energiesystem den ersten Winter erfolgreich gemeistert habe, obwohl es der kälteste in der Region seit 30 Jahren und der mit den wenigsten Sonnenstunden in 20 Jahren gewesen sein soll.

Das Gebäude verfügt über eine Reihe von Energiespeichertechnologien, einschließlich Batteriespeicher, Wasserstoff-Elektrolyseur nur einem Wasserstofftank und einem thermischen Langzeitspeicher. Die Kombination dieser lang- und kurzfristigen Speichersysteme ermöglicht eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung über das gesamte Jahr, ohne die Notwendigkeit einer Anbindung ans Strom- oder Gasnetz.

Der Bau wurde aus öffentlichen Mitteln unterstützt. Laut Unternehmen zeige die Lösung die technische Machbarkeit und demonstriere, dass sie sich im größeren Maßstab rentabel umsetzen ließe. Bei steigenden Produktionszahlen würden auch die Kosten für den Elektrolyseur auf ein Viertel fallen. Ziel seien Kosten für den Wasserstoff zwischen zwei und drei Euro pro Kilogramm. Die in einem Castingverfahren ausgewählten Mieter erhalten ein Energiebudget, das bereits in ihrer Miete enthalten ist. Wenn es überschritten wird, fällt eine zusätzliche Gebühr an. Falls die Mieter unter dem Budget bleiben, profitieren sie von einer finanziellen Rückerstattung. Nach Angaben der Umweltarena Schweiz liegt die Miete am oberen Ende der Skala für die Region.

Kommentare der Jury:

Rof Heynen: „Diese Art von Pilotprojekten ermöglichen weit mehr als 60 oder 70 Prozent Autarkie, sie sorgen für einen Anstieg der Lernkurve auf Systemseite.“

Xavier Daval: „Die Verwendung mehrerer Speicherarten und erneuerbarer Technologien ist interessant.“

Proton Motor ist auf der Energy Storage Europe an Stand 8BG28 zu finden.

Die Jury:

Xavier Daval

Daval ist ein internationaler Solar- und Speicherexperte sowie Vorstandsvorsitzender des französischen solartechnischen Beratungsunternehmens kiloWattsol SAS, das er 2007 gegründet hat. Er ist Elektroingenieur und ehemaliger Direktor der Region EMEA für einen an der New Yorker Börse notierten Hersteller von Werkzeugen für die Elektronikindustrie. Er ist auch Vizepräsident des französischen Verbandes für erneuerbare Energien, Syndicat des Energies Renouvelables,  und dort Vorsitzender der Solarkommission und Direktor des Global Solar Council.

Logan Goldie-Scot

Logan Goldie-Scot sits for a photograph in San Francisco, California, U.S., on Thursday, Aug. 3, 2017. Photographer: David Paul Morris/Bloomberg

Goldie-Scot leitet das Energiespeicher-Insight-Team von Bloomberg NEF. Er führt die Analysen des Unternehmens zu den globalen Energiespeichermärkten durch und bietet Einblicke in Technologie, Märkte, Richtlinien und Vorschriften sowie die Wettbewerbslandschaft. Er überwacht auch die Analyse von Lieferketten.

 

Rolf Heynen

Heynen ist Direktor von Good! Neue Energie. Good! ist bekannt für den jährlichen niederländischen Solar Trend Report – der auch auf Englisch erscheint – das Solar Quarterly, die internationale Fachmesse Solar Solutions und die Solar Business Day Konferenz. Good! ist außerdem in den Bereichen erneuerbare Wärme, smarte Beleuchtung und Gebäude, Energiespeicherung, Beratung, Energiemodellierung und Marktforschung tätig. Heynen hat Abschlüsse als Elektroingenieur und in Politikwissenschaft.

Mark Higgins

Higgins ist COO von Strategen, einem Dienstleistungsunternehmen, das sich auf die Marktentwicklung für ein erneuerbares Stromnetz konzentriert. Zu seinen vielfältigen Erfahrungen im Energiesektor vor Strategen gehört seine Tätigkeit als Direktor Netzbereich West bei SunEdison, als Vizepräsident für Finanzen bei Hu Honua Bioenergy und als Leiter für die Bereiche Politik, Zusammenschaltung und Übertragungsplanung bei Pazifik Gas & Elektrik.

Julian Jansen

Jansen ist Forschungsleiter bei IHS Markit Technology. Er leitet die weltweite Forschung der Gruppe zu stationären Energiespeichern und bietet Einblicke zu den Triebkräften am Markt und zu neu aufkommenden Geschäftsmodellen, die die Speicherbereitstellung in Europa und Nordamerika beschleunigen. Jansen liefert auch strategische Beratung für geplante Projekte mit neuen Energietechnologien.

Florian Mayr

Mayr ist Partner bei Apricum und Leiter im Bereich Energiespeicherung, digitale Energieversorgung und umweltfreundliche Mobilität. Er ist Experte für Strategie, Geschäftsentwicklung und Transaktionsberatung in globalen Märkten für erneuerbare Energien. Mayr berät Cleantech-Unternehmen bei Unternehmens- und Projektfinanzierungen. Vor Apricum war er acht Jahre in leitenden Positionen bei McKinsey & Company und RWE tätig.

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