Wärmepumpenabsatz steigt – aber nicht genug

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An der Technik liegt es nicht, dass der Absatz und der Einsatz von Wärmepumpen sich vor allem im Gebäudebestand nur schleppend entwickelt. Dieses Fazit lässt sich aus dem Pressegespräch des Bundesverbandes Wärmepumpen (BWP) am Donnerstag in Berlin zusammenfassen. Dies belegten Zahlen aus verschiedenen Studien des Fraunhofer ISE. So seien die Jahresarbeitszahlen von Wärmepumpensystemen in Bestandsgebäuden heute ähnlich gut, wie die von Systemen in Neubauten, sagte Marek Miara, Koordinator für Wärmepumpen am Institut. Ökologisch sei der Einsatz einer Wärmepumpe schon ab einer Jahresarbeitszahl von 1,8 sinnvoll, da dann der CO2-Ausstoß gegenüber fossilen Techniken geringer sei. Die untersuchten Systeme lägen im Schnitt bei 3 bis 4. Die Verbesserungen seien nicht nur durch verbesserte Geräte, sondern auch durch eine bessere die Installation und Fortbildung der Handwerker erreicht worden.

Und auch beim Absatz tut sich Einiges. In Neubauten habe die Wärmepumpe 2017 mit 43 Prozent sogar die Gasheizung als beliebteste Heiztechnik abgelöst, sagte Martin Sabel, Geschäftsführer des BWP. Der Absatz sei tendenziell steigend, und erreiche seit 2016 jährliche Wachstumsraten von etwa 17 Prozent. Mit 799.000 Geräten zur Beheizung und 261.000 zur reinen Warmwasserbereitung liege der Anteil der Wärmepumpen am deutschen Heizungsbestand bei mittlerweile vier Prozent. Dieses Wachstum sei aber eher auf den Bauboom zurückzuführen. Der Anteil der Wärmepumpe an den gesamten verkauften Geräten bleibe mit elf Prozent nämlich nahezu konstant.

Mit diesem Wachstum seien die Klimaziele aber nicht zu erreichen, warnt Sabel. Dafür müssten bis 2050 eigentlich 16 Millionen der 20 Millionen Heizungssysteme in Deutschland mit Wärmepumpen laufen. Diese Zahl hätten wissenschaftliche Studien von Agora Energiewende, des BDI und der dena ergeben. Die eigene Prognose, basierend auf der derzeitigen Marktsituation, ist davon jedoch weit entfernt. So könnten bei den derzeitigen Rahmenbedingungen in mehr als 30 Jahren gerade einmal 3,7 Millionen Stück erreicht werden. Selbst wenn die Politik nur die aktuell vom Verband geforderten Änderungen beschließe, seien nur 8,7 Millionen realistisch. Ziel müsse es daher sein, dass die Wärmepumpe auch im Bestand zum Standard-Heizungssystem werde. Doch die Aktivitäten des Gesetzgebers fördern das bislang nur unzureichend, so Sabel.

Zu den Forderungen des BWP gehört es daher, zunächst die Hemmnisse für die Technologie abzubauen. Das bedeute vor allem die Entlastung des Energieträgers Strom von Umlagen und Steuern. Derzeit koste Wärmepumpenstrom 21 Cent, von denen rund 16 Cent Steuern, Abgaben, Entgelte und Umlagen sind. Heizöl und Gas kosten dagegen inklusive der Abgaben nur sechs bis sieben Cent pro Kilowattstunde. Weiterhin erschwerten ordnungsrechtliche Maßnahmen Erdbohrungen. Zusätzlich wünscht sich der Verband eine Förderung zum Beispiel durch Steuerabschreibungen für energetische Gebäudesanierungen, Förderstrategien in erneuerbare Wärme, eine Bepreisung fossiler Energieträger und variable Strompreise.

Weiterhin kritisiert der Verband den aktuellen Entwurf für das neue Gebäudeenergiegesetz. Die Koalition hatte sich geeinigt nicht, wie ursprünglich vorgesehen, den KfW55-Standard für Neubauten zu fordern, sondern bei den bestehenden Energiestandards zu bleiben. Gleichzeitig sind verschiedene neue Regelungen hinzugekommen, die das Erreichen des Standards erleichtern sollten und nun trotzdem bestehen bleiben. Somit sei das Gebäudeenergiegesetz eigentlich ein Rückschritt, sagte Björn Schreinermacher, Leiter Politik beim BWP. Als schädlich für die Durchsetzung von Wärmepumpen am Markt empfindet er die neu eingeführte Möglichkeit, Strom aus der Photovoltaik-Eigenerzeugung anzurechnen. Erlaubt wäre nach dem neuen Entwurf, die beim Neubau bestehende Pflicht zur Nutzung erneuerbarer Energien mit einer Photovoltaik-Anlage direkt zu erfüllen. Bisher waren die Anlagen oft gebaut worden, um den Strombedarf der Wärmepumpe zu decken, die wiederum alleine für die Erfüllung der Auflage verantwortlich war. Theoretisch könnten sich Bauherren die Wärmepumpenheizung somit sparen. Stattdessen solle die Photovoltaik  nur berücksichtigt werden, wenn sie tatsächlich zur Heizung beiträgt, so Schreinermacher. Das Rechenverfahren sei außerdem intransparent und kaum nachzuvollziehen.

Die Umstellung von Heizungssystemen auf Wärmepumpen und damit auf den Energieträger Strom wird als vorteilhaft für die Einbindung erneuerbarer Energien angesehen. Denn langfristig sinkt der Anteil von konventionell erzeugtem Strom im deutschen Mix mit dem Ausbau erneuerbarer Energien. Außerdem sind Wärmepumpen durch Energieversorger bei hoher Netzbelastung steuerbar und können daher stabilisierend wirken.

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