RWE zerstört Heimat und verspielt Vertrauen

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Wer geglaubt hatte, dass die alten Energieversorger lernfähig sind und ihr scheinbares Engagement für die erneuerbaren Energien ernst meinen, sieht sich arg enttäuscht. Im Hambacher Forst bei Aachen muss unbedingt noch ein Stück Wald von RWE abgeholzt werden, damit dort noch Braunkohle, der größte Klimakiller, abgebaut werden kann.

Damit konterkariert RWE alle seine bisherigen Bemühungen, die Gesellschaft von seiner Lernfähigkeit zu überzeugen, die seit vielen Jahren in hunderten Zeitungsanzeigen bekundet propagiert wird. Die RWE-Propaganda für erneuerbare Energie ist in Wirklichkeit nichts wert. Der Konzern blamiert sich aufs peinlichste und wird mit jedem Baum, der jetzt gegen erbitterten Widerstand  von hunderten Baumbesetzern und mit Hilfe der NRW-Landesregierung und der Polizei weichen soll, unglaubwürdiger. So verspielen Politik und Konzerne  leichtfertig Vertrauen in der Gesellschaft.

Die RWE-Propaganda für erneuerbare Energie ist nichts wert

In Hochglanz-Anzeigen versprechen die vier deutschen Energiekonzerne seit über einem Jahrzehnt, die Energiewende ernst zu nehmen. Doch jetzt hat ausgerechnet das Heimat-Ministerium in Düsseldorf die Weisung erteilt, auf die sich der Energiekonzern beruft. Formal zu recht, aber politisch und auch wirtschaftlich unsäglich dumm.

Denn genau so wird ein weiteres Stück Heimat rücksichtlos zerstört. Welch eine Verkennung der Symbolik „Deutscher Wald und deutsche Seele“. Wahrscheinlich werden Millionen Deutsche ab jetzt monatelang die erschreckenden Bilder sehen, wie hunderte Menschen brutal von den Bäumen geholt und von der Polizei abgeführt werden – und das nur, damit gesellschaftlich blind gewordene Energiemanager noch einige Monate länger ihr altes Geschäftsmodell, das ohnehin zum Aussterben verurteilt ist, scheinbar aufrecht erhalten können.

Man kann sich über die Dummheit und Kurzsichtigkeit solcher hochbezahlten Manager nur wundern. Sie schaden sich selbst am meisten, in dem sie mit ihren großen Löchern ihr eigenes Grab schaufeln.

Die NRW-Landesregierung lässt ein Stück Heimat zerstören

So kurzsichtig wie RWE handelt auch die NRW-Landesregierung: Sie legt Wert auf Heimat, indem sie erst vor kurzem ein eigens Heimat-Ministerium geschaffen hat und lässt ein Stück Heimat von einem Konzern zerstören. Und das in einer Zeit, in der die erneuerbaren Energien bereits für über 40% Strom in Deutschland erzeugen. Das Ziel der Bundesregierung ist: 65% bis 2030. Und eine solche Idiotie nach diesem Hitze-Sommer in Mitteleuropa, der auch dem letzten Zweifler am Klimawandel dessen katastrophale Folgen hat bewusst machen können.

Tausende Menschen haben bei Garzweiler wegen der Braunkohle bereits ihre Heimat verloren. Kirchen wurden abgerissen, hunderte Häuser abgebaggert, Heimat zerstört. Jetzt endlich haben wir durch Sonnen- und Windkraft Alternativen und brauchen die Braunkohle nicht mehr, aber RWE will gnadenlos weitermachen.

Warum kommt ein Großkonzern nicht ganz einfach auf die Idee, die Ketten und Bagger wenigstens so lange ruhen zu lassen, bis die von der Bundesregierung eingesetzte Kohlekommission ein Ausstiegsdatum für die Braunkohle festgesetzt hat? In Zeiten der Energiewende ist die Braunkohle ohnehin überflüssig. Die Dummheit der Herrschenden scheint so grenzenlos wie ihre Gier. Aber auch sie werden ernten, was sie säen. Fürs Klima freilich kann es dann zu spät sein.

  • Worum es beim Hambacher Wald wirklich geht | Seit Monaten wird im Rheinischen Braunkohlerevier gegen den Tagebaubetreiber RWE und die von ihm beabsichtigte Rodung des Hambacher Waldes gekämpft. Von Christfried Lenz
  • Hambacher Forst: Räumung hat begonnen  | Nordrhein-Westfalens Landesregierung hat die sofortige Räumung der Baumhäuser im Hambacher Wald angeordnet und begründet dies mit „Gefahr im Verzug für Leib und Leben der Baumhausbewohner aus Brandschutzgründen“. Seit heute Morgen ist ein Großaufgebot der Polizei im Einsatz.
  • Wirtschaftsprüfer stoßen auf Bilanztricks der Braunkohleunternehmen | Greenpeace: Der Braunkohlekonzern LEAG ist voraussichtlich wirtschaftlich außerstande, die nötigen Milliardenrückstellungen für die Renaturierung seiner Kohlegruben in der Lausitz aufzubringen.

— Der Autor Franz Alt ist Journalist, Buchautor und Fernsehmoderator. Er wurde bekannt durch das ARD-Magazin „Report“, das er bis 1992 leitete und moderierte. Bis 2003 leitete er die Zukunftsredaktion „Zeitsprung“ im SWR, seit 1997 das Magazin „Querdenker“ und ab 2000 das Magazin „Grenzenlos“ in 3sat. Die Erstveröffentlichung des Beitrags erfolgte auf www.sonnenseite.com. —

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com.

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