EPCM-Modell ermöglicht Kostenreduktion bei Realisierung von Solarparks

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In der Solarbranche herrscht seit Jahren ein enormer und steter Preisdruck, welcher zu einer beachtlichen Kostenreduktion beim Bau von Solarparks geführt hat. Doch müssen die Investitionskosten (Capex) noch weiter optimiert werden.

Vor fünf Jahren kostete die Errichtung eines 5 Megawatt-Solarparks weit mehr als das Doppelte. Wie haben wir diese Preissenkung geschafft? Natürlich wurden die Module durch den aggressiven Preiskampf in Asien immer günstiger und auf dem Weg zur Massenproduktion zeigte der „economy of scale“-Effekt seine Wirkung. Aber nicht nur die Module haben zu der rasanten Kostenreduktion beigetragen. Hersteller von sogenannten Balance of System (BOS)-Komponenten wie Wechselrichter oder Halterungen mussten alle ihren Beitrag zur Reduktion des Systempreises leisten. Zusätzlich zur Produktoptimierung waren und sind die Ingenieure in EPC-Unternehmen und Planungsbüros stets bemüht, die Systeme zu optimieren und Kosten durch einen „Design to Cost“-Ansatz zu minimieren.

Diese Innovationen und Maßnahmen zur Kostenoptimierung auf Produkt- und Systemebene haben immer noch weiteres Potenzial, doch stoßen zunehmend an ihre Grenzen. Was wir jetzt brauchen, sind Innovationen in der Projektstruktur und innovative Business-Modelle.

EPCM mit Projekt- und Baumanagement als Basis

Eine solche Neuheit ist EPCM. Es klingt zunächst nach mehr, hilft am Ende aber den Investoren durchaus um die zehn Prozent ihrer Capex-Kosten einzusparen. EPCM steht für Engineering, Procurement and Construction Management (EPCM). Diese erweiterte Form der Projektabwicklung ist in anderen Branchen bereits etabliert und wird nun auch in der Solarbranche zunehmend attraktiv.

Im Gegensatz zum klassischen EPC beschränkt sich EPCM auf das Projekt- und Baumanagement, das heißt, es entstehen keine extra Margen auf Weiterverkauf von Komponenten oder Subunternehmerleistungen. In diesem Fall wird der EPC durch einen günstigeren EPCM-Dienstleister ersetzt und dieser übernimmt die gesamte Projektsteuerung, während der Auftraggeber benötigte Materialien und Subunternehmen direkt bestellt. In dieser Projektphase steht der EPCM dem Auftraggeber beratend zur Seite und überwacht danach die erbrachten Leistungen der Subunternehmer während der gesamten Bauphase.

In den jüngsten Ausschreibungen für Solarprojekte über 750 Kilowatt Leistung in Deutschland sind die durchschnittlichen Zuschlagswerte unter 5 Cent pro Kilowattstunde gesunken. Bei dieser Größenordnung stößt das klassische EPC-Modell an seine Grenzen. kleineren Projektentwicklern und Investoren ist es kaum möglich, unter diesen Umständen PV-Großprojekte mit einigermaßen interessanter Eigenkapitalrendite zu realisieren. Dies bestätigen auch die Ausschreibungsergebnisse. So haben die Projektentwickler Erfolg gehabt, die entweder die volle Kontrolle über ihre Wertschöpfungskette haben (Projektentwickler, EPC und Betreiber aus einer Hand) oder Unternehmen mit neuen Geschäftsmodellen.

Vorteile des EPCM-Modells

Was sind nun die konkreten Vorteile des EPCM-Modells? Wenn man davon ausgeht, dass die Projektgesellschaft die Komponenten und Leistungen der Subunternehmer zu ähnlichen Konditionen einkaufen kann wie ein EPC-Unternehmen, dann bringt der Direkteinkauf einen deutlichen Vorteil in den Gesamtprojektkosten. Erste Beispiele zeigen, dass dies möglich ist und sich damit Capex-Kosten bis zu zehn Prozent reduzieren lassen.

Natürlich macht das EPCM-Modell die Projektstruktur für die Projektgesellschaft oder für den Investor etwas komplexer. Anstatt einer klaren Vertragslinie mit einem EPC als Generalunternehmer hat die Projektgesellschaft mehrere Kauf- und Dienstleistungsverträge. Jedoch kann hier viel operative Arbeit an den EPCM delegiert werden, und das Projekt wird für den involvierten Auftraggeber dadurch auch transparenter – was nicht zuletzt das Projektrisiko reduziert.

Nicht außer Acht lassen sollte man die Garantiestrukturen. Bei dem EPCM-Modell haftet der EPCM-Dienstleister für Planungs- und Ausführungsfehler – nicht jedoch für die Ausführungen der Subunternehmer und Lieferanten. Dieser Punkt muss natürlich auch mit der finanzierenden Bank besprochen werden, um sicherzustellen, dass eine EPCM-Projektstruktur auch „bankable“ ist. Das Organisieren von Garantieleistungen und Mangelrügen kann der Projekteigner auch an seinen O&M-Partner delegieren, der dann einen wesentlich schnelleren und direkteren Zugriff auf die Garantien und Gewährleistungen der Hersteller und Subunternehmer hat. Die Garantiekette „Betreiber – EPC – Hersteller“ führt in der Praxis oft auch zu Verzögerungen in der Instandsetzung, was nicht zuletzt zu Ertragsausfällen führen kann.

Erste Erfahrungen und Ausblick

Außerhalb Deutschlands ist der Trend hin zu EPCM-Strukturen in großen Solarprojekten bereits erkennbar. Meist fängt es damit an, dass der Projekteigner dem EPC die Modulbeschaffung entzieht und die Module direkt bei dem Modulhersteller bezieht. Nach den Modulen folgen die Wechselrichter und andere Hauptkomponenten, bis dann der Leistungsumfang vom EPC hin zu EPCM kontinuierlich reduziert wird.

Den meisten EPC-Unternehmen gefällt diese Entwicklung sicherlich nicht – da sie ihren Gewinn größtenteils über die Margen auf den Komponenten generiert haben und Dienstleistungen wie Engineering und Projektmanagement eher Mittel zum Zweck waren und die Dienstleistung selbst selten maßgeblich für die Gewinnerzielung in dem Projekt war. Daher erscheint es, dass das EPCM-Modell vielmehr zu Ingenieursdienstleistern als zu etablierten EPC-Unternehmen passt.

Aber egal, wer in Zukunft mit  EPCM-Dienstleistungen erfolgreich Geld verdient – für Anlagenbetreiber ist es eine weitere Möglichkeit, Solarprojekte mit einer geringen Vergütung wirtschaftlich zu betreiben und somit nicht zuletzt die Energiewende weiter voranzutreiben.

Der Autor Falko Krause ist Senior Consultant bei Adler Solar. Er arbeitet seit mehr als sieben Jahren in der Solarbranche und hat dabei Verantwortung für Photovoltaik-Projekte mit über 100 Megawatt weltweit vorzuweisen. Falko Krause ist auch als technischer Experte und TÜV zertifizierter Gutachter für Photovoltaik-Anlagen aktiv. Bei Andler Solar hat er den neuen Geschäftsbereich „Technical Consultant/Owner Engineering“ aufgebaut.

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com

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