Inno Energy unterstützt Start-ups und Innovationsprojekte

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pv magazine: Wir sind hier in Berlin auf dem Euref-Campus. Was ist Ihre Aufgabe?

Dirk Bessau. Foto: Inno Energy

Foto: Inno Energy

Dirk Bessau: Wir arbeiten in Frühphasenbeteiligungen in Innovationen für den nachhaltigen Energiemarkt. Das heißt, wir investieren sowohl in Start-ups als auch in größere Projektverbünde und helfen beim Geschäftsaufbau. Auf diese Art entstehen Lösungen, die wiederum interessant sind für Unternehmen und weitere Investoren, die auf der Suche nach neuen Innovationen im Energiebereich sind.

Was können Start-ups von Ihnen für Summen erwarten?

Zum einen geben wir Kapital, ungefähr 120.000 Euro in der ersten Phase, wobei dies situativ an die Entwicklungen angepasst werden kann, und bei sehr erfolgreicher Entwicklung bis zu 500.000 in der zweiten Phase, immer gegen eine Beteiligung. Zum anderen bieten wir als europäisches Unternehmen ein Netzwerk mit Zugängen zu Kunden und Investoren. Wir haben direkte Kontakte zu unseren 25 europäischen Gesellschaftern und 323 Projektpartnern aus Forschung und Industrie, sowohl aus dem Bereich der Energieversorger als auch aus dem Bereich der mittelständischen Unternehmen. Kontakt hat sehr viel mit persönlicher Beziehung zu tun. Wir helfen daher, den Kontakt mit einem direkten Ansprechpartner herzustellen, auch wenn man in einem anderen europäischen Land auf den Markt gehen will.

Was muss man als Start-up tun, um von Ihnen unterstützt zu werden?

Man muss zunächst thematisch zu uns passen. Wir beschäftigen uns mit Energie der Zukunft, etwa mit nachhaltigen Energieerzeugungs-, mit Energieeffizienz- und Transportthemen. Wir müssen dann ein Innovationspotenzial sehen, entweder in Bezug auf die Technologie oder in Bezug auf das Geschäftskonzept. Und dann muss es ein Geschäftskonzept sein, das einem Investor Möglichkeiten bietet, sich zu beteiligen. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, lohnt es sich, uns einen Einseiter mit einer kurzen Beschreibung zu schicken. Wir treffen uns dann gerne persönlich mit den Gründerteams. Wenn wir der Überzeugung sind, dass das Vorhaben zu uns passen kann, bieten wir einen Rahmenvertrag zur Zusammenarbeit an. Da wir in der Frühphase aktiv sind, gehen wir dann in ein Opportunity Assessment. Dazu prüfen wir mit den Gründern die Potenziale von Markt und Technologie und wir schauen uns auch das Gründerteam genau an. Am Ende stellt das Team seine Idee in einem kurzen Pitch vor und eine Auswahljury entscheidet final, ob wir investieren und Anteile übernehmen.

Sind Sei innovativ und haben einen Bezug zur Solar- oder Speicherbranche?

Für den pv magazine award, der vierteljährlich von einer unabhängigen Jury vergeben wird, suchen wir kontinuierlich Kandidaten.

In der Kategorie „top business model“ haben bisher gewonnen: Maxsolar, Sun Culture, Solartechnik Mitteldeutschland, Africa Green Tec, Greenergetic, die Energiegenossenschaft Egis, Buzzn – the people power, DGS-Franken, Mobisol, das Grünstromwerk, DZ-4 und Suntility

In der Kategorie „top innovation“ haben bisher gewonnen: Hanwha Q-Cells, die Schmid Group, ISFH, Solarwatt, PVplug, Aquion, Ownworld, Ubitricity, RES, Laudeley Betriebstechnik, Strombank, Endreß & Widmann, E3/DC und Qinous

Mehr zum Award, ausführlichen Infos zu den bisherigen Preisträgern und zur Bewerbung

Die Bewerbung ist unformal möglich. Kontaktieren Sie uns unter awards@pv-magazine.com. Die nächste Bewerbungsfrist endet am 10. Oktober.

 

Wie wichtig ist es für Sie, dass Sie am Ende mit allen Ihren Investments einen Gewinn machen? Haben Sie eine Renditevorgabe und ist diese geringer als bei Investoren, die nicht teilweise öffentlich sind?

Unser Geschäftsmodell beruht auf dem Gedanken der Nachhaltigkeit. Neben der ökologischen Dimension heißt das, dass wir finanziell langfristig neue Investments aus den Erfolgen der heutigen Investitionen tätigen. Daher müssen wir genauso wie die Entrepreneure erfolgreiche Investitionen tätigen, die eine Wertsteigerung erreichen – wir wollen Markterfolge! Dabei haben wir jedoch nicht die Rahmenbedingungen eines aufgelegten Fonds, der nach einem absehbaren Zeitraum wieder geschlossen und an die Investoren ausgezahlt wird.

Was für Lösungen haben Sie im Solar- und Speicherbereich?

Unter unseren europaweiten Engagements haben wir im Speicherbereich zum Beispiel das französische Unternehmen Nawa Technologies. Es hat einen Speicher auf Basis neuer Materialien entwickelt, der besonders schnell be- und entladen werden kann. In Deutschland haben wir uns zum Beispiel bei Ecoligo engagiert. Das Unternehmen organisiert Finanzierungen für Solarprojekte in Afrika durch den Aufbau einer Crowdfunding-Plattform und unterstützt die Projekte technisch. Dort konnte gerade eine Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen werden.

Wie viele Unternehmen haben Sie insgesamt und was sind die thematischen Schwerpunkte?

Wir haben europaweit etwas über 170 Start-ups und 83 Produkte und Dienstleistungen, an denen wir uns beteiligen. Im Bereich erneuerbare Erzeugung sind Photovoltaik und Windenergie gut vertreten, auch etwas Biomasse und Wellenenergie. Oft geht es nicht um die Technik, sondern um Dienstleistungen um die Technik herum. Zum Beispiel um Drohnen für Wartungen bei großen Windenergieparks, die die Inspektion erleichtern, oder um bessere Windmessungen und Windprognosen. Wir haben aber auch einen Bereich, der chemische Speicher heißt. Darin geht es um natürliche oder naturidentische Gase als Speicher. Wir haben außerdem Lösungen im Bereich Energieeffizienz. Als Zukunftsthema wollen wir uns gerne im Bereich der Mobilität noch mehr engagieren. Das Zusammenwachsen der klassischen Energiewirtschaft und der Mobilität ist ein großes Thema.

Energie-Blockchain-Jam

Die Energiebranche in der Transformation wird durch die neue Basis-Technologie der Blockchain neue Impulse erhalten.

  • Aber welche genau?
  • In welchen Wertschöpfungsprozessen und mit welchen Vorteilen?
  • Welche neuen Geschäftsmodelle ergebn sich dadurch für den nachhaltigen Energiemarkt?

:agile accelerator, KIC InnoEnergy and Bundesverband Neue Energiewirtschaft organisieren auf dem Euref-Campus in Berlin einen Energie-Blockchain-Jam am 6. und 7. Oktober.

Mehr Infos und zur Registrierung

Wie gut ist Ihre Auswahl – was ist Ihr Maß für den Erfolg?

Es wäre vermessen, wenn wir behaupten würden, wir hätten „die goldene Kugel“ gefunden und alles, was wir anfassen, wird ein Erfolg. Wir sind in der frühen Phase aktiv – im Seed- oder sogar Pre-Seed-Bereich – und das Risiko ist sehr hoch. Wir sehen aber sehr positiv, dass tatsächlich viele Start-ups erfolgreich durch unsere erste Accelerator-Phase durchkommen. Es kommt aber auch vor, dass wir uns in der Frühphase wieder trennen, weil wir nicht mehr an den Markterfolg glauben, die Technologie nicht so funktioniert, wie für die Skalierung notwendig, oder das Team auseinanderfällt. Von 20 Projekten, die wir hier letztes Jahr betreut haben, betraf das zwei.

Sieht man es noch oft, dass sich diejenigen, die eine Technologie entwickeln, überhaupt keine Gedanken darüber machen, dass sie ihre Entwicklung irgendwann auch verkaufen müssen?

Das Spannungsverhältnis gibt es noch. Die Brücke von der F&E-Phase in den Markt ist immer noch sehr schwer zu überqueren. Ganz besonders im Technikbereich der Energiebranche. Für diese Entwicklung benötigt man unterschiedliche Kompetenzen und Blickfelder. Insofern sehen wir es als wesentlichen Erfolgsfaktor, wenn man als Gründer aus dem Laborumfeld kommt und die Technologiekompetenz hat, dann Personen mit hinzunimmt, die Erfahrung im Start-up-Bereich oder in der Industrie haben. Wir haben immer wieder Anbahnungen, bei denen wir die Technologie interessant finden, die Lösung so aber nicht für marktfähig halten oder denken, dass dafür noch andere Gründerkompetenzen nötig sind. Oder wir sehen, dass es am Markt andere Bedürfnisse gibt – hier spielen beispielsweise Kostenerwartungen und Risikobereitschaft der Kunden eine wesentliche Rolle. Die Entwicklung eines ersten tragfähigen Geschäftsmodells ist die Herausforderung.

In wie vielen Städten in Europa gibt es solche Büros wie in Berlin?

Wir haben sechs Regionen. Eine umfasst Deutschland, Österreich und die Schweiz. Für diese haben wir das Hauptbüro in Karlsruhe und Büros in Stuttgart und Berlin. In den anderen sechs Regionen gibt es auch jeweils ein bis zwei Büros. Europaweit haben wir also etwa 12 bis 15 Büros mit direkten Ansprechpartnern

Warum ist das deutsche Hauptbüro Karlsruhe?

 Dort gab es anfangs mit dem KIT und anderen Gründungspartner den „Startschuss“. In der Region gibt es viele erfolgreiche Maschinenbauthemen und Mittelständler. Diese treiben ganz besonders auch eigene Innovationprojekte. Auch an solchen Innovationskonsortien können wir uns beteiligen. Dies schafft dann auch wieder eine Nähe, vertrauensvolle Innovationsnetzwerke, die unseren Startups hilft.

Wie schätzen Sie die Start-up-Szene in Berlin bezüglich Energie-, Solar- und Speicherthemen ein?

Wir waren positiv überrascht. Die Start-up-Szene in Berlin kommt aus dem Kreativbereich und aus dem digitalen Bereich. Wir waren uns sehr unsicher, ob die Start-up-Szene auch im Energiebereich groß sein wird. Jetzt sehen wir, es gibt viele Start-ups mit Energiethemen, oft mit einem Digitalschwerpunkt. Es gibt übrigens auch Technikthemen, die zum Beispiel rund um Adlershof, aus der TU oder aus einer anderen Hochschule heraus entstehen. Die Energieszene wird jetzt zusätzlich durch das Thema Blockchain befeuert.

Und im europäischen Vergleich?

Deutschland ist weiterhin ein sehr guter Standort. Sowohl die Gründungszahlen waren gerade in Berlin internationale Spitze als auch der „Venture-Capital-Markt“ für spätphasigere Investments ist europaweit top geworden. Allerdings ist die Gründungsdynamik in Ländern in Südeuropa vielleicht zurzeit etwas stärker als in Deutschland, was durchaus auch konjunkturelle Gründe hat.

Das heißt, dort gibt es keine anderen Jobs?

Unter anderem. In Deutschland gibt es oft attraktive Alternativen, die es in Südeuropa zur Zeit gerade für jüngere Menschen leider seltener gibt. Wobei wir auch merken, dass es in Deutschland wie in Europa zunehmend eine Gruppe Akademiker gibt, die den Startup-Bereich als Karriereweg sehen. Sie wollen eigene Unternehmen aufbauen.

Berlin ist in dieser Hinsicht ja ein bisschen wie Südeuropa.

Das stimmt. Unsere Leistungen sind daher auch eine Chance für die Region, dass tatsächlich eine Dynamik unterstützt wird, die gerade begonnen hat. Dadurch kommen natürlich auch zusätzliches Kapital und vor allem kreative, gründungsfreudige Menschen rein.

Gibt es eine Anschlussfinanzierung für die Start-ups?

Nach den ersten eineinhalb bis zwei Jahren Aufbauphase können sich die erfolgreichen Start-ups auf eine Brückenfinanzierung oder eine erste A-Runden-Finanzierung bewerben, für uns in der Größenordnung 200.000 bis 500.000 Euro. Später stehen diesen Unternehmen natürlich auch unsere anderen Geschäftsbereiche, wie die Innovationsprojekte offen.

Wie ist Inno Energy finanziert?

Wir sind eine europäische Aktiengesellschaft und der Finanzierungsstruktur nach eine Public-private-Partnership. Wir haben 25 Gesellschafter, die aktuell ungefähr mit 20 Prozent zum Budget beitragen. 80 Prozent kommen heute noch von der Europäischen Kommission durch das European Institute of Innovation and Technology. Das Geld ist für uns eine Anschubfinanzierung, um ein Portfolio aufzubauen. Das ermöglicht dann zukünftige Reinvestitionen. Da wir maßgeblich eine europäische Initiative sind, haben wir bei der Finanzierung eine klare europäische Dimension.

Das heißt mit einer Idee, die vor allem in einem Markt funktioniert, hat man nicht so gute Karten?

Absolut. Wir schauen darauf, ob ein Geschäftsmodell von einem nationalen Regulierungs- oder Fördersystem abhängig ist. Wenn dem so ist, überlegen wir, ob man es so weiterentwickeln kann, dass es unabhängig davon ist. Das halten wir für wichtig, denn die Fördersysteme und Regulierungen werden sich in den nächsten Jahren weiter verändern. Eine europäische Perspektive reduziert dieses Risiko und birgt daher ein deutlich größeres Marktpotenzial als ein einzelner Staat.

 

In der Septemberausgabe, die am 25.9. erscheint, berichten wir unter anderem über die Strom-DAO, die mit Blockchain-Technologien einen Stromtarif aufgesetzt hat und ein Konzapt umsetzt, mit dem eine Art virtueller Eigenverbrauch von Anlagen in der Region möglich wird.

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