IEA: Weniger Investitionen in Kohle und mehr Kapazität bei Erneuerbaren

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Der neue Bericht der internationalen Energieagentur ist etwas für Zahlenliebhaber. Die Investitionen in erneuerbare Energien sind im Vergleich zu vor fünf Jahren zwar um drei Prozent auf 266 Milliarden Euro (297 Milliarden US-Dollar) zurückgegangen. Da die Preise gefallen sind, konnte trotzdem 50 Prozent mehr Kapazität zugebaut werden. Gleichzeitig erwarten die Analysen eine Ertragssteigerung bei den neuen Anlagen um 35 Prozent.

Anders ist das Bild bei der Kohlekraft. Die Investitionsentscheidungen für 40 Gigawatt, die 2016 getroffen wurden, zeigen eine dramatische Abnahme wenn die derzeitige Welle an Bauprojekten vorbei ist, so der Bericht. Wo es einen Großhandelsmarkt gibt, würden thermische Kraftwerke nur noch finanziert, wenn die Kapazität extra bezahlt werde. Der Rückgang bei den Kohleinvestitionen sei allerdings im wesentlichen China zuzuschreiben.

Soweit mag noch alles im Sinne der Energiewende sein. Doch gleichzeitig seien so viele Atomkraftwerke neu ans Netz gegangen wie in den letzten 25 Jahren nicht. Außerdem interpretiert Executive Director Fatih Birol die Zahlen so, dass die Investitionen in Öl und Gas „selbst bei ehrgeizigen Klimazielen“ wieder steigen müssten, um die Versogungssicherheit aufrecht zu halten.

Die Investitionen in den Energiesektor sanken insgesamt um 12 Prozent auf 1,39 Billionen Euro (1,7 Billionen US-Dollar), das sind 2,2 Prozent des weltweiten  Bruttoinlandprodukts. Besonders sind diejenigen in die Öl-, Kohle- und Gasversorgung zurück gegangen, nämlich um 25 Prozent. Diejenigen in den Elektrizitätssektor und in die Energieeffizienz sind dagegen gestiegen. 11 Prozent der Investitionen wurden 2016 von privaten Haushalten geleistst, 42 Prozent vom Staat oder von Unternehmen in staatlichem Besitz.

Die IEA-Experten sind auch der Auffassung, dass der Zubau an „low carbon“ Erzeugung nicht ausreichen werde. Der höhere Zubau an Solar- und Windkraft werde nämlich kompensiert durch weniger Zubau bei Atom- und Wasserkraft. Die Investitionen in „low carbon“ Erzeugung müsse Schritt halten mit dem steigenden Verbrauch, fordern sie. Da über 90 Prozent der Investitionen unter Rahmenbedingungen stattfinden, bei denen die Erlöse oder Verträge reguliert sind, würden Politik und neue Geschäftsmodelle eine entscheidende Rolle spielen, mehr Finanzierungen zu erschließen.

Die Politik spielt eine große Rolle, wohin die Investitionen fließen, so die IEA. Grafik: IEA

Die Investitionen in Kohlekraftwerke sind stark zurückgegangen. Grafik: IEA

Die IEA sorgt sich dabei auch darum, ob die existierenden Geschäftsmodelle ausreichen, damit genügend Flexibilitäten zugebaut werden. In 2016 seien nur 130 Gigawatt an solchen Kapazitäten zugebaut worden, der niedrigste Wert seit einer Dekade. Das sei nur unwesentlich mehr als die zugebaute Photovoltaik- und Windkapazität zusammen. In Großspeicher wurden allerdings über 900 Millionen Euro (1 Milliarde US-Dollar) investiert, in die Digitalisierung der Energieinfrastruktur 42 Milliarden Euro (47 Milliarden US-Dollar).

Investitionen in Forschung und Entwicklung sind in den letzten Jahren auch nicht gestiegen und liegen bei 58 Milliarden Euro. Sie fließen nach wie vor zu einem guten Teil in die konventionelle Erzeugung. „Obwohl öffentliche und privatwirtschaftliche Finanzierung jeweils ungefähr die Hälfte ausmachen, gingen die meisten privatwirtschaftlichen Ausgaben in den Sektor der thermischen Kraftwerke, die öffentlichen Ausgaben sei dagegen Cleantech zuzordnen“, heißt es in dem Report.

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