Solarworld wird Insolvenz anmelden

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Die Solarworld AG wird unverzüglich einen Insolvenzantrag beim zuständigen Amtsgericht stellen. Dies kündigte der Bonner Photovoltaik-Konzern am Mittwochabend an. Der Vorstand sei nach umfassender Prüfung zu der Überzeugung gelangt, dass keine positive Fortbestehensprognose mehr besteht. Grund sei der aktuelle Geschäftsverlauf und die weiter fortschreitenden Preisverwerfungen. Die Gesellschaft sei überschuldet, weshalb Insolvenzantragspflicht bestehe, hieß es weiter. Auch für die Tochtergesellschaften werde vor diesem Hintergrund geprüft, ob Insolvenz beantragt werden müsse.

Solarworld-Vorstandschef Frank Asbeck dankte seinen Mitarbeitern für den „außerordentlichen Kampf“ in den vergangenen Jahren und Monaten für einen fairen Wettbewerb in der Solarbranche. Der Konzern habe diesen den USA und Europa angeführt. „Die Preise für Solarzellen und Module sind seit Mitte letzten Jahres massiv abgestürzt“, so Asbeck weiter. „Statt einer erwarteten Marktberuhigung haben sich die Aussichten nun auch für die nächsten Monate eingetrübt. Angesichts dieser Entwicklung reichen auch die Anfang des Jahres ergriffenen strategischen Maßnahmen nicht aus, um die noch im März bestätigte positive Fortführungsprognose aufrecht zu erhalten“, erklärte der Solarworld-Vorstandschef die Ankündigung in einem Statement. „Dies ist ein bitterer Schritt für Solarworld, den Vorstand und die Belegschaft und auch für die Solarindustrie in Deutschland. Die nächsten Wochen und Monate werden nun über die Zukunft von Europas größter und modernster Fertigung in der Schlüsselindustrie Photovoltaik entscheiden. Wir werden uns nach allen Kräften dafür einsetzen, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten“, so Asbeck weiter.

Nach den kürzlich vorgelegten Zahlen hatte Solarworld nach vorläufigen Berechnungen im ersten Quartal 2017 seine Absatzmenge auf 382 Megawatt steigern können. Der Umsatz lag mit 186 Millionen Euro deutlich unter dem ersten Quartal des Vorjahresquartals. Das EBITDA habe demnach bei -18 Millionen Euro gelegen. Der EBIT-Verlust betrug Solarworld zufolge 28 Millionen Euro.

EU Prosun bezeichnete die Ankündigung von Solarworld als „schweren Schlag für die deutsche und europäische Solarindustrie“. Die Vereinigung, die das Anti-Dumping- und Anti-Subventionsverfahren in Europa gegen die chinesischen Photovoltaik-Hersteller 2012 in Gang brachte und auch die Fortsetzung der Maßnahmen in diesem Jahr in Brüssel durchsetzte, vertritt aber insgesamt etwa 30 europäische Photovoltaik-Hersteller und hunderte Installateure. „Seit nunmehr fünf Jahren beklagen wir in der EU massives Dumping chinesischer Solarhersteller. Über 100 Insolvenzen und Werksschließungen mussten wir in der europäischen Solarindustrie seitdem verzeichnen“, erklärte EU-Prosun-Präsident Milan Nitzschke, der zugleich Konzernsprecher von Solarworld ist.

Die 2013 eingeführten Anti-Dumping-Maßnahmen seien von der EU allerdings nur halbherzig kontrolliert worden, wodurch weiterer Schaden für die europäische Solarindustrie entstanden sei. Zudem hätten chinesische Staatsbanken inzwischen einen dreistelligen Milliardenbetrag in eine Produktionskapazität gesteckt, mit der das Land alleine den weltweiten Bedarf 1,3mal decken könne. „Mit Preisen unter Herstellkosten, finanziert durch milliardenschwere Staatsbankkredite kann aber niemand in einer Marktwirtschaft konkurrieren. Das spüren leider immer mehr Branchen“, so Nitzschke weiter.

EU Prosun werde sich weiter für faire Rahmenbedingungen auf dem europäischen Photovoltaik-Markt einsetzen. „Wir dürfen nicht zulassen, dass China die Solartechnologie monopolisiert. Unfairen Wettbewerb zu beseitigen, bleibt weiter das Ziel von Europas Solarindustrie“, erklärt Benjamin Trinkerl, Geschäftsführer von Heckert Solar.

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