Stromerzeugung als Gemeinschaftserlebnis – die Speicherstrom-Communitys

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Vergangenes Jahr sind etliche Tarifmodelle auf den deutschen Markt gekommen, die Stromdienstleistungen und den Verkauf von Batteriespeichern und Photovoltaikanlagen miteinander verquicken. Ein Vergleich ist nicht einfach, da die Tarifmodelle in unterschiedlicher Weise von der Auslegung der Anlage und vom Jahresstromverbrauch abhängen. Außerdem sichern sie in unterschiedlicher Weise gegen zukünftige Risiken ab.
Im Folgenden analysieren wir entsprechende Angebote von Sonnen, Senec, E3/DC, EnBW und Beegy daher für eine plausible Auslegung und diskutieren, worin sich die Angebote im Wesentlichen unterscheiden. Dadurch bekommt man einen Eindruck von ihrer Wirtschaftlichkeit und versteht, welche Parameter eine Rolle spielen. Bei den ersten drei Anbietern handelt es sich um drei der fünf führenden Anbieter von Heimspeichersystemen in Deutschland, gemessen an der Zahl der bislang installierten Speichersysteme. EnBW ist ein Stromversorger, und hinter Beegy verbirgt sich als einer der Hauptanteilseigner die MVV, ebenfalls ein Stromversorger. Wir vergleichen im Einzelnen die Angebote „sonnenFlat home“, „SENEC.Cloud“, „EnBW solar+“ und „beegyLIVE“, die an den Erwerb eines Batteriespeichers und teilweise auch einer Photovoltaikanlage gebunden sind.
Von diesen vier Angeboten unterscheidet sich das Stromangebot „ZERO“ von E3/DC komplett. Das Angebot besteht darin, einem Besitzer einer Photovoltaikanlage mit Speicher den Bezug der Reststrommengen aus zertifiziertem Grünstrom zu ermöglichen, die zur Deckung des Jahresbedarfs erforderlich sind. Im Gegensatz zu den anderen Angeboten gibt es keine Vorgaben hinsichtlich der Photovoltaikanlage und des Speichersystems. Um diesen Stromtarif abzuschließen, ist es noch nicht einmal erforderlich, eine der beiden Komponenten zu besitzen. Insofern handelt es sich um ein klassisches Ökostromangebot mit zwölfmonatiger Laufzeit, wo der Verbrauch mit einem Arbeitspreis pro Kilowattstunde abgerechnet wird. Der Name „ZERO“ rührt daher, dass bei entsprechender Dimensionierung der Photovoltaikanlage und des Speichers Stromrechnung minus Einspeisevergütung null ergibt. Zudem verursacht der Stromkunde mit diesem Tarif auch null Kohlendioxidemissionen, so E3/DC.
Vergleich anhand eines Beispielhaushalts
Zur besseren Vergleichbarkeit haben wir für die vier Paketmodelle der Anbieter Sonnen, Senec, EnBW und Beegy als Bezugsgröße einen Haushalt gewählt, der nach der letzten Stromabrechnung einen Jahresverbrauch von 4.250 Kilowattstunden ausweist. Mit diesen Randdaten kommen folgende Produkte der Anbieter infrage: sonnenFlat 4250, SENEC.Cloud M, EnBW solar+ Paket S sowie ein Beegy-Komplettpaket.
Um die Angebote von Sonnen und Senec nutzen zu können, setzt dies eine Photovoltaikanlage mit mindestens 5,5 Kilowattpeak voraus. Bei Sonnen handelt es sich hierbei um eine erforderliche Mindestgröße, Senec spricht hingegen von einer empfohlenen Anlagengröße. Bei EnBW beziehungsweise Beegy erhält man ein Paketangebot über eine Sechs-Kilowattpeak-Photovoltaikanlage. Sowohl bei Senec als auch bei Sonnen muss man Neukunde sein und eine Batterie des jeweiligen Herstellers neu erwerben, für Bestandskunden sind diese Angebote derzeit nicht zugänglich. Bei Senec hat der erforderliche Speicher für das Angebot Cloud M eine Kapazität von fünf Kilowattstunden, bei Sonnen sind es sechs Kilowattstunden, und EnBW sowie Beegy konfigurieren das System jeweils mit einer Batterie von Ads-Tec mit 5,8 Kilowattstunden. Alternativ kann man die Anlage auch mit einer Tesla-Powerwall mit sieben Kilowattstunden konfigurieren, jedoch ändern sich dann die Investitionskosten und bei Beegy auch die monatlichen Beiträge.
Bei allen vier Anbietern ergibt sich ein monatlicher Preis für die Strombelieferung zwischen 19 und 20 Euro, der jedoch unterschiedliche Leistungen umfasst (siehe Übersichtstabelle). Bei EnBW erhält man mit dem Paket S von solar+ das Anrecht, bis zu 1.500 Kilowattstunden zu einem Preis von 20 Cent pro Kilowattstunde zu beziehen. Der vom Anlagenbesitzer eingespeiste Strom wird mit 12,61 Cent pro Kilowattstunde vergütet, was geringfügig über der EEG-Vergütung von 12,31 Cent pro Kilowattstunde liegt.
Pro Jahr werden 200 Kilowattstunden als „Stromgeschenk“ an den Kunden garantiert, höchstens jedoch 600 Kilowattstunden. Jede weitere Kilowattstunde, welche der Kunde über die Paketobergrenze bezieht, wird ihm mit 27,99 Cent pro Kilowattstunde berechnet. Eine Besonderheit: EnBW garantiert sogar 90 Prozent der beim Vertragsabschluss in Aussicht gestellten jährlichen Strompreisersparnis. Bei Sonnen erhält der Kunde für den gleichen Monatsbeitrag von 20 Euro bis zu 4.250 Kilowattstunden an Strom im Jahr. In diese Menge ist der unmittelbar vor Ort produzierte beziehungsweise in der Batterie zwischengespeicherte und später vor Ort verbrauchte Strom mit eingerechnet. Abgeleitet von den Mindestgrößen des Systems errechnen wir mit dem Unabhängigkeitsrechner der HTW Berlin (http://pvspeicher.htw-berlin.de/unabhaengigkeitsrechner), einen Eigenverbrauch von 2.650 Kilowattstunden. Die überschüssigen 2.250 Kilowattstunden, welche die Anlage im Jahresverlauf produziert, speist der Kunde weiterhin ins Netz ein. Für diese Menge erhält er auch die reguläre EEG-Vergütung. Bis zu der Differenzmenge aus Paketgröße (im konkreten Beispiel: 4.250 Kilowattstunden) und vor Ort verbrauchtem Strom (= 2.650 Kilowattstunden) kann der Kunde zu anderen Zeiten ohne weitere Kosten Strom von Sonnen beziehen, in unserem Beispiel wären das 1.600 Kilowattstunden. Sollte der Jahresstromverbrauch des Kunden über der Paketmenge von 4.250 Kilowattstunden liegen, zahlt der Kunde 23 Cent für jede weitere Kilowattstunde. Sämtlicher Strom, den Sonnen an die Community-Mitglieder liefert, kommt zu 100 Prozent aus EEG-Anlagen in Deutschland.
Ganz ähnlich klingt das Angebot von Senec: Für einen Monatsbeitrag von 20 Euro erhält der Kunde allerdings bis zu 4.500 Kilowattstunden Strom im Jahr. Ebenso wie bei Sonnen ist in diese Menge der unmittelbar vor Ort produzierte beziehungsweise in der Batterie zwischengespeicherte Strom mit eingerechnet. Der Unabhängigkeitsrechner der HTW Berlin prognostiziert einen Eigenverbrauchsanteil von rund 52 Prozent bei der kleinsten Anlagengröße, die für den Tarif M bei Senec empfohlen wird. EEG-Vergütung erhält der Kunde nur für den Anteil am ins Netz eingespeisten Strom, den er nicht zu anderen Zeiten im Laufe eines Jahres abruft. Sollte der gesamte Stromverbrauch über das Jahr höher ausfallen als die mit dem Paket vereinbarte Menge, wird noch einmal unterschieden, ob der Kunde über seine Photovoltaikanlage diese zusätzliche Strommenge zu einer anderen Zeit bereits eingespeist hat oder nicht. Hat er die überschießende Strommenge selber eingespeist, so werden ihm diese zusätzlichen Kilowattstunden mit 13 Cent pro Kilowattstunde berechnet (in unserem Beispiel wären das weitere 400 Kilowattstunden). Hat er die über dem Schwellwert liegende Strommenge im Jahresverlauf nicht selber produziert, berechnet ihm Senec diese Zusatzmengen mit 29 Cent pro Kilowattstunde.
Auch das Angebot von Beegy für einen Kunden mit einem Jahresverbrauch von 4.250 Kilowattstunden klingt vergleichbar. Der Monatsbeitrag für beegyLive wird mit 19 Euro berechnet. Damit sind sämtliche Kosten für die Strombelieferung abgegolten, solange der Stromverbrauch des Kunden nicht um mehr als plus/minus 20 Prozent vom letzten Jahresverbrauch abweicht (in unserem Beispiel: 4.250 Kilowattstunden). Solange der Jahresstromverbrauch 5.100 Kilowattstunden nicht überschreitet (oder 3.400 Kilowattstunden nicht unterschreitet), ändert sich nichts an den monatlichen Stromkosten.
Dafür verzichtet der Kunde im Gegenzug auf die EEG-Vergütung. Bei den Angeboten der Wettbewerber behält der Kunde den Anspruch auf die EEG-Vergütung. Bezogen auf den errechneten Eigenverbrauchsanteil entgehen dem Kunden bei Beegy jährliche Einnahmen von rund 280 Euro, entsprechend 23,50 Euro im Monat. Dafür hat der Kunde bei Beegy eine „echte“ Flatrate.
Übersteigt der Jahresverbrauch die Bandbreite von plus/minus 20 Prozent, muss er für das betreffende Jahr nichts nachzahlen. Dafür erhöht sich aber im Folgejahr seine monatliche Beegy-Service-Gebühr. Diese wird auch erst dann wieder nach unten angepasst, wenn der Jahresverbrauch wieder um 20 Prozent unter den neuen Referenzwert fällt. Grundsätzlich enthalten in der monatlichen Gebühr von Beegy ist eine 20-Jahres-Garantie auf die gesamte Hardware, bestehend aus den Solarmodulen, dem Wechselrichter und dem Speicher. Darüber hinaus gewährt das Unternehmen die größte Inklusivstrommenge, die um 600 Kilowattstunden über dem Angebot von Senec liegt, dem zweitgünstigsten Anbieter in Bezug auf die inkludierte Strommenge.
Wer Wert auf größtmögliche Planbarkeit der Stromkosten legt, findet bei Beegy das passende Angebot, da nicht nur die Kosten für den Strombezug innerhalb eines relativ großen Verbrauchsfensters stabil bleiben, sondern auch etwaige Reparaturkosten über die Garantie abgedeckt sind. Allerdings zahlt er auch für Strommengen, die er möglicherweise nie benötigt.
Warum sollte der zukünftige Stromverbrauch eines Haushalts um bis zu 20 Prozent steigen? Haben wir nicht die Erwartung, dass zukünftige Haushaltsgeräte einen geringeren Stromverbrauch aufweisen als die heutige Gerätegeneration? Ein Vier-Personen-Haushalt mit zwei Kindern, die bereits zur Schule gehen, wird der nicht innerhalb von 20 Jahren zu einem Zwei-Personen-Haushalt, wenn die Kinder ausgezogen sind? Sinkt dann nicht auch logischerweise der jährliche Stromverbrauch? Nicht zwingend, wenn dafür in Zukunft die Warmwassererzeugung sowie die Heizung mit Strom betrieben werden und perspektivisch auch die Mobilität auf Strom basiert (E-Bike und Elektromobil). Wer flexibel bleiben will und eher von einem sinkenden Stromverbrauch über die Jahre ausgeht, ist mit dem Tarif von E3/DC am besten bedient. Dieser Kunde würde sich aber wahrscheinlich auch nur eine kleine Solaranlage und einen kleinen Heimspeicher zulegen wollen.
Das Speicherangebot für Nicht-Solaranlagenbesitzer
Sonnen hat im Januar 2017 ein Stromprodukt für Mieter vorgestellt, die über keine eigene Solaranlage verfügen. Mit der „sonnenFlat City“ erwirbt der Kunde eine Sonnenbatterie für 4.000 Euro mit einer Kapazität von vier Kilowattstunden. Einmalig kommen noch einmal rund Euro 300 Euro an Installationskosten hinzu. Für einen Monatsbeitrag von 20 Euro wird er Mitglied der Sonnen-Community. Dann stehen ihm für garantierte zehn Jahre jährlich 2.200 Kilowattstunden Strom zur Verfügung (solange er Mitglied der Community bleibt). Umgerechnet heißt das, dass er für einen Gesamtaufwand von 6.700 Euro insgesamt ein Anrecht auf den Verbrauch von 22.000 Kilowattstunden Strom erwirbt, mithin kostet ihn die Kilowattstunde Strom 30,5 Cent. Dieser Preis liegt nur geringfügig über dem aktuellen Durchschnittspreis von 29 Cent pro Kilowattstunde für Haushaltsstrom in Deutschland. Mit seiner Investition sichert sich der Kunde gegen zukünftige Strompreissteigerungen ab und fördert gleichzeitig den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland, so die Aussage von Sonnen.
Ein vollständiger wirtschaftlicher Vergleich der hier vorgestellten Stromangebote setzt voraus, dass auch die Investitionskosten für die Speicher und die Solaranlage bekannt sind. Bei EnBW und Beegy erhält man diese Angebote aus einer Hand, bei Sonnen, Senec und E3/DC obliegt es dem Kunden, sich entsprechende Angebote vom Partnerinstallateur vor Ort einzuholen. Erst unter Berücksichtigung der gesamten Kosten über die Laufzeit der Stromlieferverträge einschließlich der Anfangsinvestition für die Hardware lässt sich ein „echter“ wirtschaftlicher Vergleich erstellen.
Kasten:
Sonnen, Senec, Fenecon und E3/DC diskutieren live ihre Stromprodukte
Das pv magazine Webinar mit Andreas Piepenbrink von E3/DC, Thomas Pilgram von Senec, Benjamin Schott von Sonnen und Franz-Josef Feilmeier von Fenecon, das am 9. Dezember stattfand, können Sie online ansehen, genauso wie die anderen mehr als 20 Webinare, die pv magazine im letzten Jahr veranstaltet und moderiert hat:www.pv-magazine.de/webinare

Angebote im Vergleich
NameJahresverbrauch gemäß letzter Abrechnung [kWh]Im Paketpreis (implizit) enthaltene Gesamtstrommenge [kWh]Erwarteter Eigenverbrauch laut HTW-Unabhängigkeitsrechner [kWh]Erwartete Rückliefermenge bis zur Paketobergrenze [kWh]Im Preis inkludierte Rückliefermenge [kWh]Preis in ct je kWh für Rückliefermengen bis zur PaketobergrenzePreis in ct je kWh für Netzbezug oberhalb der PaketmengenVergütung des eingespeisten Stroms [ct/kWh]Größe PV- Anlage [kWp](Mindest)-Speicherkapazität [kWh]SpeicherherstellerModul-herstellermonatl. Preis bruttomonatl. Preis für 20-jährige Garantie auf gesamte Hardware
sonnenFlat home 42504.2504.2502.6701.580ca. 2.00002312,35,56,0Sonnenbeliebig19,99nicht verfügbar
SENEC.Cloud M4.2504.5002.5251.9752.000013/290,0/12,35,55,0Senecbeliebig19,95nicht verfügbar
EnBW solar+ Paket S4.2504.2002.7001.500min. 200, max. 600202812,66,05,8Ads-Tec oder TeslaQ-Cells19,9916,49
beegy4.2505.1002.7002.4002.400000,06,07,0Ads-Tec oder TeslaAstronergy19,00inklusive

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