Weltenergierat: Strombedarf verdoppelt sich bis 2060

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Technologische Innovationen, Regierungspolitik und geringere Wachstumserwartungen werden in den kommenden Jahrzehnten signifikanten Einfluss auf den Energiesektor haben. Das meldet der Weltenergierat. Während demnach der Energiebedarf pro Kopf noch vor 2030 seinen Höhepunkt erreichen soll, werde sich die Nachfrage nach Elektrizität im Vergleich zu heute bis zum Jahr 2060 jedoch verdoppeln. Diese Ergebnisse gehen aus den Szenarien hervor, die der Weltenergierat in Zusammenarbeit mit Accenture Strategy und dem Paul Scherrer Institute entwickelt und am Montag auf dem 23. World Energy Congress in Istanbul vorgestellt hat.

Die drei Szenarien „Unfinished Symphony”, „Modern Jazz” und „Hard Rock” stellen dem Weltenergierat zufolge drei klar zu unterscheidende Entwicklungsrichtungen des Energiesektors bis 2060 dar und berücksichtigen dabei unter anderem auch regionenspezifische Besonderheiten. Ein Netzwerk von mehr als 70 Experten aus über 25 Ländern hat unter dem Titel „The Grand Transition” die Weltenergieszenarien zusammengestellt. Diese Szenarien wurden der Pressemeldung zufolge mit Hilfe eines globalen Energiesystem-Modells vom Paul-Scherrer-Institute quantifiziert. „Es ist klar zu sehen, dass wir uns inmitten einer großen Energiewende befinden, die grundlegend neue Rahmenbedingungen für die Energieindustrie schaffen wird“, sagte Ged Davis, Executive Chair Scenarios beim Weltenergierat, bei der Vorstellung des Berichts. Während in der Vergangenheit hauptsächlich vom Öl-Fördermaximum oder Peak Oil gesprochen worden sei, würden sich Energieexperten aufgrund bahnbrechender Umwälzungen jetzt auf die Implikationen von Spitzennachfrage konzentrieren.

Vor diesem Hintergrund hebt der Weltenergierat mehrere Schlüssel-Implikationen für den Energiesektor besonders hervor. Zum einen soll die gesamte globale Nachfrage nach Primärenergie bereits vor dem Jahr 2030 ihren Höhepunkt überschreiten. Die Nachfrage nach Strom soll sich jedoch – im Vergleich zu heute – bis zum Jahr 2060 verdoppeln. Die Solar- und Windenergie, die aktuell rund vier Prozent der Stromerzeugung ausmache, werde am stärksten wachsen und bis 2060 einen Anteil von 20 bis 39 Prozent an der Stromerzeugung haben. Der Verbrauch fossiler Brennstoffe könne auf bis zu 50 Prozent des Primärenergie-Mixes sinken, mit stark unterschiedlichen Folgen für Kohle, Öl und Gas – in allen drei vorgelegten Szenarien wird allerdings das Kohlenstoff-Emissionsbudget in den nächsten 30 bis 40 Jahren überschritten. Öl wird laut Weltenergierat weiterhin eine signifikante Rolle im Transportsektor spielen – der Sektor gilt als größtes Hindernis bei der Dekarbonisierung des Energiesystems – und macht in allen drei Szenarien bis 2060 über 60 Prozent des Energie-Mixes aus, und der Erdgasverbrauch werde weiter konstant steigen.

„Alle Szenarien weisen auf einen Anstieg der Gasnachfrage bis 2060 hin, und zwischen 2035 und 2045 wird eine mögliche Spitzennachfrage nach Öl erwartet“, sagte Nuri Demirdoven, Managing Director bei Accenture Strategy. Falsche Verwendung und fehlgeleitetes Kapital seien schon immer ein Risiko für Energie-Assets gewesen, dies werde aufgrund fundamentaler Verschiebungen in der Industrie weiter steigen. Demirdoven weiter: „In allen drei Szenarien werden jene Unternehmen die Führung übernehmen, die sich am schnellsten anzupassen verstehen und zwei zwingend notwendige Schritte einleiten: ihr Energie-Portfolios hinsichtlich Ausgewogenheit überdenken und darüber hinaus geschäftliche und digitale Technologien nutzen, um Arbeitsweise und Performance über sämtliche Geschäftsbereiche hinweg zu neu zu organisieren.”

Ged Davis ist daher sicher, dass die Energiewirtschaft vor maßgeblichen Veränderungen steht. „Wir begeben uns in eine Welt, in der wir uns nicht nur über verlorenes Vermögen, sogenannte „stranded assets“, sorgen werden, sondern auch über die Auswirkungen von verlorenen Energie-Ressourcen auf ganze Volkswirtschaften.” (Petra Hannen)

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