pv magazine: In der jüngsten Vergangenheit war vermehrt von der Inbetriebnahme von Photovoltaik-Diesel-Hybrid-Anlagen zu hören. Gibt es in diesem Segment eine positive Entwicklung?
Thomas Hillig (Foto): Insbesondere in den Bereich der mittelgroßen Anlagen zwischen 500 Kilowatt und 2,5 Megawatt Leistung ist jüngst Dynamik zu beobachten. In vielen Entwicklungsländern, aber auch in Flächenländern wie Australien oder Kanada kommt immer mehr Bewegung in dieses Segment. Viele Akteure hatten lange Zeit eine ablehnende Haltung, weil der Name des Segments etwas irreführend sein kann.
Wieso irreführend?
Einige potenzielle Investoren denken, dass sie außer in erneuerbare Energien auch in dreckige konventionelle Energie, also in Diesel investieren müssen. Dies ist zumindest bei dem weitaus größten Segment, bei der Ergänzung von Solar zu bestehenden Diesel-Generatoren, nicht der Fall. Die neue Photovoltaik-Anlage reduziert also direkt den Dieselverbrauch und verringert somit unmittelbar und in vollem Umfang CO2-Emissionen.
Für welche Sektoren sind solche Photovoltaik-Diesel-Hybridanlagen grundsätzlich interessant?
Prinzipiell für alle Anlagen, die noch rein mit Dieselgeneratoren betrieben werden. Mittelgroße Anlagen finden wir unter anderem im Bereich Hotellerie, also Hotels oder Resorts, in der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie.
Wer investiert in solche Projekte?
Immer mehr Fonds sind bereit, in Photovoltaik-Diesel-Hybrid-Anlagen zu investieren. Aufgrund der relativ hohen Transaktions- und Finanzierungskosten konzentrieren sich Fonds allerdings immer noch vornehmlich auf das Segment der Großanlagen. Als kritische Schwelle gelten oft Anlagen mit fünf oder zehn Megawatt Leistung. Es gibt allerdings nicht beliebig viele Endverbraucher, die einen entsprechenden Stromverbrauch aufweisen. Hierbei handelt es sich insbesondere um Bergbau-Minen, die bei potenziellen Investoren sehr beliebt sind, gerade aber aufgrund der Krise im Bergbau etwas ins Stocken geraten sind. Die kleineren und mittelgroßen Anlagen werden recht häufig noch vom Abnehmer finanziert. Finanzierungsmöglichkeiten sind dabei noch in der Entwicklung begriffen.
Wie sieht es mit der Bereitschaft der potenziellen Investoren aus, sich noch stärker für neue Photovoltaik-Diesel-Hybrid-Anlagen zu engagieren?
Wir beobachten, dass sich vermehrt wohlhabende Privatinvestoren und Family Offices für den Bereich der PV-Diesel-Hybrid-Anlagen interessieren. Häufig handelt es sich dabei um Unternehmer, die zu schätzen wissen, dass die Projekte in der Regel ohne komplizierte Fördermechanismen auf rein ökonomischer Basis rentabel sind. Viele Privatinvestoren und Family Offices haben bereits bei der deutschen Energiewende und bei europäischen Projekten eine tragende Rolle gespielt. Für viele kommt dem Entwicklungsaspekt durchaus eine gewichtige Rolle zu. Außerdem verfügen Privatinvestoren und Family Offices, die hierzulande erfolgreich in Photovoltaik investiert haben, oftmals über entsprechende Liquiditätsreserven, die sie nach den guten Erfahrungen der Vergangenheit wieder in Photovoltaik anlegen möchten.
Welche Entwicklung erwarten sie für das Solar-Diesel-Hybridsegment in naher Zukunft?
Entscheidend wird sein, dass die Finanzierungslücke für mittelgroße Anlagen zu schließen. Dabei werden definitiv Privatinvestoren und Family Offices eine wichtige Rolle spielen. Allerdings birgt das Segment eine Reihe von Besonderheiten. Wir bereiten gerade eine Studie zu dem Thema vor, die unter anderem das Ziel verfolgt, Investoren über Chancen und Risiken aufzuklären. In diesem Zusammenhang haben wir schon zahlreiche Expertengespräche geführt, suchen aber noch weitere Vertreter von Investoren und Family Offices, die von der Teilnahme an der Studie ebenfalls profitieren können.
Wie schätzen Sie die mittelfristige Perspektive für den Markt ein?
Mittelfristig wird auch in das Segment der Großanlagen noch mehr Bewegung kommen. So gewinnt die Konferenzreihe „Energy and Mines“ immer mehr an Bedeutung. Ich werde hier dieses Jahr in Toronto die Session zum Thema „Finanzierung“ moderieren und zudem einen Vortrag halten. Es ist zu erwarten, dass im Rahmen der Konferenz im November weitere Projekte verkündet werden.
Die Fragen stellte Sandra Enkhardt.
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