Astronergy mit unterschiedlichen Produkten im Distributions- und im Projektsegment

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Zur Vorbereitung des3. pv magazine Quality Roundtables auf der Intersolar Europe hat pv magazine für einen Überblick Photovoltaik-Produzenten mit Herstellung in Europa zu ihrer strategischen Ausrichtung und Qualitätssicherung befragt. Die Kurzzusammenfassungen werden separat zumÜberblicksartikel veröffentlicht.

Produktion: Die Kapazität lag 2015 bei 300 Megawatt und konnte Geschäftsführer Thomas Volz zufolge auf 350 Megawatt gesteigert werden. Dazu muss man wissen, dass die Produktion in Frankfurt seit jeher sehr stark automatisiert ist. Das führt dazu, dass sich Engpässe an bestimmten Stellen in der Linie nicht sofort beseitigen lassen. Jetzt hat das Unternehmen in diesen Bereichen investiert und dadurch die Stückzahlen gesteigert. Mit der Effizienzsteigerung kommen nun die 350 Megawatt zustande. Außer der eigenen Produktion hat die deutsche Astronergy-Tochter noch OEM-Fertigungsstandorte mit einer zusätzlichen Kapazität von 150 Megawatt. Die Mutter in Asien hat insgesamt eine Kapazität von über einem Gigawatt und will diese auf über zwei Gigawatt in diesem Jahr steigern. Er stellt selbst Module und Zellen her.

Strategie: Den Vorteil der Produktion in Europa sieht Thomas Volz vor allem in der Nähe zum Kunden, aber auch als Marketinginstrument für den gesamten Konzern, da es das Image erhöht. Auf der Einkaufsseite profitiert Astronergy wiederum von der großen Mutter in China. Ein Teil der Materialien komme von dort und könne durch die Beziehungen zu den asiatischen Lieferanten „optimaler“ bezogen werden.

Ist Qualität ein mögliches Unterscheidungsmerkmal für europäische Modulhersteller? Wenn nicht Qualität, wie können sie sich abseits der Diskussion um Zölle und Mindestpreise positionieren?

Diskutieren Sie mit auf unserem 3. Qualitäts-Roundtable auf der Intersolar, Donnerstag 23.6. von 15:00 bis 17:30.

Der Roundtable beginnt in Forum 1 mit der Diskussion neuer konkreter Fälle von schlechter Qualität und After-Sales Service. In Forum 2 geht es um Qualitätssicherung entlang der Wertschöpfungskette. Kann sich Europa dort positionieren?Mehr Informationen und kostenfreie Registrierung

Was die Qualität angeht, sei diese nicht mehr als Alleinstellungsmerkmal geeignet, auch wenn sie natürlich wichtig sei. „Heute ist es für die Qualität nicht alleine ausschlaggebend, ob Module in Deutschland, China, Malaysia oder in einem anderem Land produziert würden“, sagt Thomas Volz. Wichtig sei nur, dass der Hersteller den Fokus auf gleichbleibend hohe Qualität bei den Materialien und bei der Produktion legt. Dabei sei auch zu Bedenken, dass der Hersteller auf die unterschiedlichen Qualitätsansprüche der Kunden flexibel reagieren kann. „Denn Qualität wird vom Kunden bestimmt“, sagt er.

Es gebe aber „Soft Facts“ bei der Qualität, die ein Vorteil für die Produktion hierzulande sind und das sei zum Beispiel besagte Nähe zu den Kunden. Für Projektkunden sei es deutlich unkomplizierter, die Produktion ihrer Module hier in Europa zu auditieren als in einer chinesischen Fabrik. „Das Leben wird so einfacher“, sagt Thomas Volz. Und nach wie vor bestünden rund 60 Prozent der Projektkunden auf ein solches Auditing. In Nischenbereichen sei es außerdem ein Vorteil, das Zertifikat „made in Germany“ zu tragen, etwa bei Projekten die über Hermes-Bürgschaften im Ausland abgewickelt würden. Seit kurzem sei es wieder möglich, das Zertifikat zu bekommen, auch wenn die Zellen aus Taiwan stammen. Auch dass Garantieansprüche bei einem deutschen Hersteller besser durchzusetzen sind, kann ein Vorteil sein.

Herausforderungen für die Zukunft: An oberster Stelle steht für Thomas Volz die Diskussion um Anti-Dumping-Maßnahmen, allerdings nicht auf der Modulseite, sondern auf der Einkaufsseite der Materialien. Zum Beispiel werden dadurch Zellen und Glas teurer als für Fertigungen außerhalb der EU. Auf der Verkaufsseite sieht er die Mindestpreise andererseits nicht mehr als große Hilfe für eine europäische Modulproduktion an, da auch Wettbewerber außerhalb Chinas produzierte Module preisgünstig verkaufen würden. Wie andere Hersteller sieht er die Marktentwicklung in Deutschland als große Herausforderung für das Unternehmen, insbesondere im Zusammenhang mit der Diskussion um das EEG. An dritter Stelle stehen die Kostennachteile gegenüber den Tier-1-Hersteller in Asien, durch die Skaleneffekte und die vertikale Integration bis hin zum Silizium. Bei der Umsetzung der Technologie-Roadmap sieht er zwei Herausforderungen – zum einen die Finanzierung, besonders bei der vollautomatisierten Produktion. Zum anderen die Akzeptanz am Markt. Der Pluspunkt des „Made in Germany“ könnte eventuell an Bedeutung verlieren.

Technologische Ausrichtung: Das Werk in Frankfurt beliefert zwei sehr unterschiedliche Märkte. Zum einen den Installateursmarkt über den Großhandel. Für dieses Segment ist jetzt ein Perc-Mono-Modul entwickelt worden, das ab Juli erhältlich sei. Bei Projekten sei es noch schwierig, diese Technologie zu verkaufen, da die Kosten pro Wattpeak über denen der Standardmodule liegen und die Flächeneffizienz dort keine so große Rolle spielt. Für das Projektsegment entwickelt Astronery daher ein Projektmodul. In einem Workshop konnten Projektierer Ihre Wünsche diskutieren. Herausgekommen sei ein gezielt abgespecktes günstigeres Modul. So sei es in dem Segment beispielsweise nicht so wichtig, dass die Farbe der Zellen so homogen ist wie bei den Privatanlagen. High-Tech sei daran zum Beispiel der Rahmen. „Der ist neu entwickelt und besteht aus anderen Materialien“, erklärt Volz.

Qualitätssicherung: Astronergy ermöglicht Einkäufern für Projekte, die Materialienliste an ihre Bedürfnisse anzupassen, erlaubt Auditing durch die Kunden vor der Auslieferung in der Fabrik, und analysiert die Zufriedenheit der Kunden. Bei der Auswahl der Materialien für ein Modul steht die Prozessierbarkeit ganz oben als Kriterium. Die Kosten und das Kriterium, wie die Materialien in Tests bei verschärften Tests entsprechend der IEC-Standards abschneiden, folgen erst an zweiter und dritter Stelle. „Wenn die Prozessierbarkeit nicht optimal ist, geht das auf Kosten der Qualität“, so Volz. Da helfe es dann auch nicht, wenn eine Komponente besonders lange dem Damp-Heat-Test standhalte.

Für die Debatte, inwiefern Automatisierung zu höherer Qualität führt, dürften Thomas Volz Erfahrungen interessant sein. Die Astronergy-Fabriken in China sind etwas weniger automatisiert als in Deutschland, etwa bei Verlöten der Zellen. Mit Elektroluminszenz wird in der Produktion auf Mikrocracks getestet. „Wir können nicht sagen, dass die automatisierte Verlötung besser ist“, sagt Volz. Sie sei gleichmäßiger und zumindest in Deutschland deutlich kostengünstiger. Andererseits handele man sich mit der Automatisierung auch etliche Nachteile ein. Eine Linie wird unflexibler. Es gebe immer Stellen im Produktionsprozess, die ein Flaschenhals für die Stückzahlen sind. Diese Flaschenhälse ließen sich bei weniger stark automatisierten Produktionen leichter beheben. Um beim Beispiel der Verlötung zu bleiben, so könnte die nicht vollautomatisierte Fertigung sich schneller und leichter auf Variationen bei den eingekauften Zellen einstellen.

Thomas Volz hat im übrigen die Erfahrung gemacht, dass es mehr Aufwand ist, bei den OEM-Fertigungen die Qualität zu sichern als bei der eigenen Fertigung .

Diskussionspunkte für den Roundtable, bei dem Thomas Volz präsent sein wird:

  • Welchen Einfluss hat Automatisierung auf die Qualität?
  • Inwiefern sind Testergebnisse nach IEC-Standards, normal oder verschärft, wichtig für eine gute Qualitätssicherung?
  • Wie lässt sich die Kostenstruktur europäischer Hersteller verbessern?
  • Welches sind die besten Märkte für europäische Hersteller?

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