EU Prosun begrüßt Ergebnisse der IHS-Studie

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Im derzeit laufenden Photovoltaik-Handelsstreit zwischen Europa und China geht es in erster Linie darum, wie teuer die Herstellung von Solarmodulen wirklich ist und wie hoch die realen Preise daher mindestens sein sollten. IHS hat nun im Auftrag der Vereinigung Safe, die für eine Abschaffung der Mindestimportpreise kämpft, nun die Studie „The price of Solar – Benchmarking PV module manufacturing cost“ erstellt (pv magazine berichtete). Die Analysten betonten dabei bei der Vorstellung ihrer Ergebnisse, dass sie selbst neutral im Photovoltaik-Handelsstreit seien.

So verwundert es denn auch nicht, dass auch die Befürworter einer Fortsetzung der Anti-Dumping- und Anti-Subventionsmaßnahmen für die chinesischen Photovoltaik-Hersteller Gutes aus der Studie ableiten kann. EU Prosun begrüßte die Ergebnisse, kritisiert allerdings die von Safe abgeleiteten Schlussfolgerungen. So habe die Vereinigung „mit dem einen Ziel vor Augen, endlich wieder chinesische Module zu Dumpingkonditionen importieren zu können, […]die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie verdreht oder schlicht ignoriert“, erklärte Milan Nitzschke, Präsident von EU Prosun und Konzernsprecher von Solarworld. Nach seiner Lesart zeigt die Studie, dass die Herstellungskosten für Solarmodule in den vergangenen vier Jahren um bis zu 46 Prozent gesenkt worden seien. Spitzenreiter dabei die Photovoltaik-Hersteller aus Europa und den USA. „Trotz der Milliarden, die die chinesische Regierung in die Überkapazitäten ihrer Solarindustrie gesteckt hat, ist es nicht-chinesischen Herstellern gelungen, immer weiter aufzuschließen. Der Unterschied in den Herstellkosten zwischen Europa und China ist so gering wie nie zuvor, und das, obwohl der Großteil der europäischen Produktion im hochpreisigeren Qualitätssegment erfolgt“, sagt Nitzschke.

IHS hatte in seiner Studie die Kostensenkungen von drei Gruppen betrachtet: Zum einen die Gruppe von führenden chinesischen Photovoltaik-Hersteller mit Trina Solar, Canadian Solar, JA Solar und Jinko Solar, zum anderen die Gruppe führender Hersteller aus Japan und Europa mit Solarworld, Kyocera und Sharp und zum Vergleich die nicht-chinesischen, aber in Asien produzierenden REC und Hanwha Q-Cells.

Als Haupttreiber für Kostensenkungen in der Solarindustrie hat IHS in seiner Studie vor allem drei Faktoren ausgemacht – Größeneffekte, Materialkosten und Standardisierung. Bei dieser Betrachtung fehle der Hinweis auf Subventionen für chinesische Photovoltaik-Hersteller völlig, so Nitzschke, mit Blick auf die niedrigen Kosten für Energie, Rohstoffe oder Maschinen. Auch sei deren Zugang zu Kapital deutlich einfacher. „Die Zinsen müssen dafür gar nicht superniedrig, aber die Unternehmen bekommen auch in quasi aussichtsloser Situation noch Neukredite – etwa aktuell Yingli mit geplant 1 Milliarden Euro -, während nicht-chinesische Unternehmen Altschulden tilgen“, sagt Nitzschke auf Nachfrage von pv magazine. Die nicht-chinesische Konkurrenz könnte von den Subventionen nicht profitieren. Es sei daher umso bemerkenswerter, dass nicht-chinesische Unternehmen ohne all diese Subventionen jetzt bei der Reduzierung ihrer Kosten so aufholen konnten. IHS-Analyst Henning Wicht hatte bei der Vorstellung der Studie in Berlin eingeräumt, dass er keine konkreten Zahlen zu den Krediten für die chinesischen Photovoltaik-Hersteller vorliegen habe. Diese aber auch nicht als wichtigsten Grund für die Kostenunterschiede sehe.

EU Prosun-Präsident Milan Nitzschke wiederum sieht den Zugang zum Kapital als wesentlich für die Differenz bei den Herstellungskosten. „Der große Unterschied zwischen den Produktionskosten ist, wer den besten Zugang zu Kapital hat. Die Annahme, das sei wiederum herkunftsunabhängig, ist hingegen Unsinn. In den USA oder gar Europa bekomme ich eben nicht den Kredit der jeweiligen Staatsbank, um bestehende Überkapazitäten noch einmal auszubauen“, sagt Nitzschke pv magazine.

Auch die in der IHS-Studie betrachteten Vorteile bei den Skaleneffekten aufgrund der größeren Produktionsvolumen der chinesischen Photovoltaik-Hersteller teilt er so nicht. Skaleneffekte fänden bei einzelnen Produktion in erster Linie bis 250 Megawatt statt. Danach werden die Produktionsstraßen im Wesentlichen nebeneinander gestellt. "Die wirklichen Synergien ergeben sich beim Einkauf“, sagt Nitzschke. Hier sei Solarworld mit seiner Gesamtkapazität von knapp 1500 Megawatt aber durchaus konkurrenzfähig mit den anderen Herstellern in dieser Größenordnung. „Der Einkaufskostenvorteil in China ergibt sich im Wesentlichen durch subventionierte Vorprodukte unter anderem chinesisches Silizium, Aluminium, Silber, Folien und Energie“, so Nitzschke weiter. „Die chinesischen Überkapazitäten werden durch den Staat finanziert. Das ist genau der Grund, warum die EU Anti-Dumping-Maßnahmen verhängt hat und diese auch weiterführen muss“, so Nitzschkes Fazit. China investiere dabei auch in den weiteren Aufbau von Überkapazitäten.

IHS hat in seiner Analyse einen Preisunterschied von 22 Prozent oder 13 US-Dollarcent* pro Wattpeak zwischen chinesischen und nicht-chinesischen Herstellern ermittelt. 7 Cent werden dabei der Studie zufolge durch die Größeneffekte, der restliche Betrag verteilt sich auf Materialkosten und Standardisierung. „Die Produktionskosten für PV-Module sind international halbwegs auf einer Höhe und entwickeln sich in die gleiche Richtung“, lautet dazu Milan Nitzschkes Einschätzung. „Bezieht man bei den Berechnungen von IHS ein, dass in der EU zunehmend Hocheffizienzmodule hergestellt werden, deren Herstellkosten systematisch über denen von Standardmodulen liegen, reduziert sich der Kostenabstand zu China und anderen asiatischen Herstellern nochmals.“

In der IHS-Analyse werden zudem weitere deutliche Kostensenkungen für die kommenden Jahre vorausgesagt. Aus Sicht von EU Prosun wertet das als klares Signal für die Zukunftsfähigkeit der Solarindustrie in Europa und weltweit. Allerdings müsse die EU weiterhin klare Rahmenbedingungen sorgen. „Die europäische Solarindustrie kann nur dann weiter in Forschung und neue Produkte investieren, wenn fairer Wettbewerb herrscht. Dumping muss daher weiter ausgeschlossen werden“, so Nitzschke weiter.

Aus seiner Sicht werden sich künftig zwei Segmente herausbilden, die beide Platz haben würden. „Die Hersteller in Europa setzen dabei vor allem auf langlebige Produkte mit hohen Wirkungsgraden und heben sich damit von der chinesischen Massenware ab.“ Die Gewichtung werde sich aber klar zugunsten der leistungsstarker Qualitätsprodukte verschieben und weg von den Standardmodulen. Die Anti-Dumpingmaßnahmen werden nach Ansicht von Milan Nitzschke die weiteren Kostensenkungen nicht aufhalten.

Eine relevante Größe, ob sich die Investition in Photovoltaik lohnt oder nicht, seien die Betrachtung der gesamten Investitionskosten (Capex), Lebensdauer und damit die Stromgestehungskosten. Bloomberg New Energy Finance (BNEF) hat dazu nun eine neue Analyse vorgelegt, die pv magazine vorliegt und zeigt, dass die großen EU-Staaten in diesem Punkt sogar China voraus sind und weit vor den USA liegen. Diese beiden Länder werden 2016 nach aktuellen Schätzungen wohl den weltweit größten Zubau an neuen Photovoltaik-Anlagen vorweisen können. Die Capex-Analyse von BNEF sei aber auch eine Erklärung für die Kostenentwicklung bei den Photovoltaik-Pilotausschreibungen in Deutschland, die zu Preisen bis zu unter 7 Cent pro Kilowattstunde geführt haben. "Die Anti-Dumping-Maßnahmen der EU können wohl kaum für das Argument herhalten, Solarstrom sei hierzulande nicht billig genug. Im Gegenteil, sie schaffen fairen Wettbewerb und ermöglichen Investitionen in Technologie", sagt Nitzschke. (Sandra Enkhardt)

*Hinweis: nachträglich korrigiert – nicht 0,13 US-Dollarcent, sondern richtig sind 13 US-Dollarcent

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