Homespeicher ermöglichen günstigen Stromeinkauf

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Der Batteriespeicherhersteller Deutsche Energieversorgung hat im Juni mit einer Aktion auf eine neue Technik aufmerksam gemacht, die zeigt, welch ungeahnte Geschäftsmodelle die neue dezentrale Energiewelt bereihält. Das Unternehmen bot an, denjenigen, die bis Ende Juni eines seiner Senec-Geräte kaufen, fünf Jahre lang den Speicher bis zu 150 Mal im Jahr einmal am Tag umsonst vollzuladen. Das soll immer dann geschehen, wenn er leer ist und am nächsten Tag nicht ausreichend Solarstrom erwartet wird. Dabei muss auch nicht verzagen, wer erst jetzt kommt. Denn die Aktion ist ein Marketing-Einstieg für ein neues Angebot. In Zukunft soll es möglich sein, die Homespeicher dazu zu nutzen, preisgünstigen Strom einzukaufen. Das geht, weil der Speicher den Haushalt deutlich flexibler und im positiven Sinne berechenbarer macht.

Das tägliche Aufladen soll so vonstatten gehen: Um 18 Uhr überprüft das Kontrollzentrum, wie viel Platz im Speicher ist. Eine Solarstromprognose erlaubt es abzuschätzen, wie viel Energie die Photovoltaikanlage am nächsten Tag erzeugen wird. Wenn absehbar nur wenig Sonne scheinen wird, wird der Speicher zwischen zwei und fünf Uhr nachts geladen. Zusammen mit dem Solarstrom lässt sich damit nach Einschätzung von Mathias Hammer, Geschäftsführer der Deutschen Energieversorgung, durchaus der gesamte Haushaltsstrombedarf decken, wenn Speicher und Photovoltaikanlage entsprechend dimensioniert sind.

„Der Kunde kann in Zukunft wählen, wie weit er in der Vermarktungskaskade mitmachen will“, sagt er. Mit oberster Priorität wird der Speicher mit dem eigenen Solarstrom geladen. Mit nächster Priorität wird negative Regelenergie eingespeichert. Darauf folgt auf Wunsch die nächtliche Nachladung immer dann, wenn der Strompreis unter 20 Cent pro Kilowattstunde fällt. Außerdem ist es möglich, mit einem Heizstab den Wärmespeicher zu heizen.

Das Konzept macht deutlich, wie Batteriespeicher dazu führen können, dass Stromlieferungen billiger werden. Das ist die direkte Folge davon, dass Flexibilität im Stromverbrauch auch wirtschaftlich honoriert wird. Damit das Konzept nachhaltig ist, dürfen allerdings an anderer Stelle keine versteckten Kosten entstehen.

Danach sieht es nicht aus. Durch das Geschäftsmodell sinken die Stromkosten auf mehrerlei Art. Erstens kann die Deutsche Energieversorgung, die in dem Geschäftsmodell zum Stromversorger wird, den Strom an der Börse dann einkaufen, wenn er günstig ist.

Zweitens kann sie relativ genau planen, wann wie viel Strom nötig ist. Auf Basis von Prognosen muss ein Stromversorger nämlich versuchen, für jedes Viertelstundenzeitfenster genau die richtige Menge Energie einzukaufen und bereitzustellen (siehe Glossar Energiemarkt, pv magazine, September 2014, Seite 69). Ohne Speicher kommt es naturgemäß zu Abweichungen, da Kunden immer etwas mehr oder weniger Strom verbrauchen als prognostiziert. Diese Abweichungen müssen kurzfristig ausgeglichen werden. Das kostet zusätzlich Geld, was sich eben sparen lässt, wenn man einen Speicher besitzt und der Stromverbrauch besser planbar wird.

Drittens kann der Speicherhersteller den Speicher mit relativ geringen Stromkosten füllen, weil er Vertriebskosten spart.

Viertens fallen die Netzgebühren unter Umständen niedriger aus als für sonstige Haushaltsstromkunden, da die Deutsche Energieversorgung den Stromanschluss mit einer Lastgangmessung versieht. Dadurch kann sie in ein Abrechnungsmodell wechseln, bei dem es sich lohnt, die benötigte Energie mit geringer Leistung aus dem Netz zu holen.

All das führt dazu, davon ist Mathias Hammer überzeugt, dass es möglich ist, den Strom oft deutlich günstiger als für 20 Cent pro Kilowattstunde anbieten zu können. Das Geschäftsmodell wird, so ist seine Einschätzung, auch nicht durch zukünftige politische Entscheidungen zerstört werden. „Durch meine Gespräche mit Politikern habe ich den Eindruck, dass bei Gesetzesänderungen solche Konzepte eher noch weiter unterstützt werden sollen“, sagt Hammer.

Momentan kauft er konventionellen Strom ein. Damit in Zukunft auch die Nachtladungen der Speicher regenerativ sind, will Hammer in Windparks und Biogasanlagen investieren.

Das Geschäftsmodell von Mathias Hammer ist möglich geworden, weil bei Kunden, die am von ihm so genannten Econamic Grid teilnehmen wollen, ein zusätzlicher Stromzähler neben den bestehenden Stromzählern installiert wird. Über einen elektronischen Schalter lässt sich die Stromversorgung auf den neuen Stromzähler umschalten. Dieser ist Teil des Bilanzkreises der Deutschen Energieversorgung. Damit kann das Unternehmen nach eigener Aussage unabhängig vom Stromversorger, mit dem man einen Vertrag hat, Energie liefern. Dann bekommt man den günstigen Strom, muss allerdings für den Einbau zwischen 250 und 1.000 Euro berappen, je nach örtlich notwendigem Installationsaufwand.

Lichtblick mit ähnlichen Konzepten

Auch Lichtblick arbeitet an Konzepten, bei denen die Speicherkapazität der verteilten Batterien nicht nur zur Eigenverbrauchsoptimierung genutzt, sondern auch anderweitig vermarktet wird. Ab Herbst wird der Ökostromversorger anbieten, mit dem Stromvertrag einen sogenannten Schwarmenergievertrag abzuschließen. Er bekommt dazu verschiedene Batterien angeboten, zum Beispiel von Sonnenbatterie oder von Tesla. Das sei „ähnlich wie bei einem Telekommunikationsanbieter, der auch verschiedene Smartphones mit anbietet“, so Ralph Kampwirth, Leiter der Konzernkommunikation. Künftig werde Lichtblick auch weitere Hardware-Komponenten anbieten, zum Beispiel Smart Meter und Photovoltaikanlagen.

Bisher ist allerdings nur bekannt, dass Lichtblick auf den Regelenergiemarkt abzielt. Und auch die damit zusammenhängenden Geschäftsmodelle würden erst attraktiv, wenn die gesetzlichen Regelungen geändert werden. Wichtig sei, so Ralph Kampwirth, dass die Abrechnungsentgelte für die nötigen Zähler, die in Viertelstundenauflösung die Werte erfassen, von bis zu 700 Euro pro Jahr abgeschafft werden. Das sei im Weißbuch der Bundesregierung schon vorgesehen. Außerdem müsse das Ausschließlichkeitsprinzip im EEG gestrichen werden. Dieses verlange, dass auf Regelenergie, die in Solarstromspeicher eingespeichert werde, die EEG-Umlage abgeführt wird. Anders als bei der Deutschen Energieversorgung gibt es beim Lichtblick-Modell nur einen Zähler, über den sowohl die Stromlieferung als auch die Regelenergielieferung abgewickelt werden.

Tobias Kurth, Geschäftsführer des Analyse- und Beratungsunternehmens Energy Brainpool, hält die neuen Konzepte für sehr spannend. Für ihn sind Speicher eine „notwendige Flexibilitätsoption“ und zum einen aus Systemsicht wichtig, zum anderen als optionales Geschäftsmodell für Energieversorger. „Ich bin sicher, dass sie sich vom Energielieferanten zum Energiedienstleister entwickeln werden“, sagt Kurth. Das liegt daran, dass ihre Margen kleiner werden und sie sich überlegen müssen, wie sie zum Beispiel ihren Vertrieb finanzieren. Etwa wie bei der Deutschen Energieversorgung über den Verkauf von Batteriespeichern statt über den Stromverkauf. Die Energieversorger werden, so seine Einschätzung, alles tun, um ihren Kunden eine preislich optimierte Energieversorgung zu liefern, „unter Berücksichtigung von Prosuming, Lastmanagement, Speicherung und die Vermarktung von Strom und Leistung an verschiedenen Märkten“. (Michael Fuhs)

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