Streit um Mindestpreis-Berechnung für chinesische Photovoltaikmodule

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Modul-Weltmarktpreise sinken, weil es Innovationen gebe, weil die Logistik besser werde und vor allem, weil es Skaleneffekte gibt. Das sagt James Watson, CEO des europäischen Solarverbandes Solarpower Europe zur Diskussion um den Preisindex, mit der Mindestpreis berechnet wird. Er richtet sich gegen alle Maßnahmen, durch die die Modulpreise in Europa weiter steigen könnten. Kürzlich hatte sich EPIA zu Solarpower Europe umbenannt.
Derzeit arbeitet die Europäische Kommission an einem Zwischenbericht, der direkte Folgen auf die Modulpreise haben kann. Die Kommission zieht in Betracht, den Index zu ändern, nach dem der Mindestpreis von derzeit 56 Cent pro Watt an die Weltmarktpreise angepasst wird. EU Prosun hatte beantragt, diesen Mechanismus zu überprüfen, da bei dem zu Grunde gelegten Bloomberg Index im Lauf der Zeit das Gewicht chinesischer Hersteller zugenommen hat. Dadurch sei der Index nicht mehr „repräsentativ“, sprich: der Index würde fallen, weil mehr chinesische Firmen im Index enthalten sind und nicht, weil die Weltmarktpreise wirklich nach unten gehen.
Genau das sieht James Watson anders. „Es gibt eben doch einen Unterschied zwischen einer vier-Gigawatt-Produktion in China und einer ein-Gigawatt-Produktion in den USA“, erklärt er. Es sei doch absurd, dass wenn Preise überall fallen, sie in Europa steigen. Solarpower Europe, hat sich klar gegen die Mindestpreisregelung positioniert.
Bis 11. Juni kann man sich nach Aussage des Verbandes bei er EU als betroffene Partei (interested Party) registrieren lassen, wenn man sein Geschäftsfeld im Solarbereich hat, und eine eigene Stellungnahme abgeben. Diese sollte allerdings begründet sein. Danach hat die Kommission 15 Monate für den Zwischenbericht Zeit (sieheoffizielle Bekannmachung).

Vermutlich wird es schneller gehen. Denn am 7. Dezember läuft die Mindestpreisregelung offiziell aus. Wenn bis zu drei Monate davor eine „interested Party“ verlangt, die Regelung zu überprüfen, kann die Kommission dem Folge leisten und einen Endbericht erstellen. Dafür hat sie dann auch 15 Monate Zeit, in denen die Regelung vermutlich auch nach dem 7. Dezember weiter gelten wird.
EU Prosun hat bereits angekündigt, im September die Auslaufüberprüfung bei der Komission anzufordern.
Gegner der Mindestpreisregelung hoffen, dass entsprechende Aussagen im Zwischenbericht dazu führen, dass die Kommission dem Anliegen von EU Prosun dann nicht nachgibt und die Mindestpreisregelung nicht noch einmal evaluiert, so dass sie wirklich ausläuft.

Verschiedene Preisindizes
Die Diskussion um den Preisindex zeigt das ganze Dilemma der Mindestpreisregelung. Es gibt keinen wahren Preis. Derzeit nutzt die Komission den so genannten Bloomberg ‚Average All‘ Preisindex. Sie interessiert sich nicht für die absoluten Preise, sondern nur für den Preis-Trend, den der Index zeigt. Fallen weltweit die Modulpreise, sollte auch der Mindestpreis in Europa fallen. Steigt er, sollte auch der Mindestpreis steigen.

Für den ‚Average All‘ Preisindex wertet Bloomberg Angebote aus aller Welt aus. Das Analyseunternehmen erstellt außerdem den ‚Chinese price‘ Index an, der nur Angebote chinesischer Hersteller erfasst, und den ‚international price‘ Index, der alle Angebote außer die der chinesischen Hersteller umfasst.
Eventuell sind die chinesischen Preise die objektivsten
Die jetzigen Bestrebungen gehen dahin, statt des ’average price’ Index den ‚international price’ index zu verwenden. Die chinesischen Hersteller machen derzeit aber 60 bis 70 Prozent des Weltmarkts aus. Insofern dürfte auch der ‚international price’ Index nicht den wahren Preis widerspiegeln. Ein anderer, zunächst unkonventionell anmutender Vorschlag ist, stattdessen den ‚chinese price’ Index zu verwenden. Dort gibt es keinen zusätzlichen Effekt dadurch, dass sich die Zusammensetzung des Index ändert. Dieser Index könnte daher am besten zeigen, wie die Preiskurve aufgrund von Skaleneffekten und Innovationen verläuft. (Michael Fuhs)

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