Die Solarinitiative München GmbH & Co. KG, an der die Landeshauptstadt München und die Stadtwerke München die Mehrheit halten, wird zum Jahresende aufgelöst. Dies hat das Unternehmen nun auf seinerWebsitebekannt gegeben. Als Grund werden die geänderten Rahmenbedingungen in Folge der EEG-Novellen genannt, die einen Strategiewechsel erforderlich gemacht hätten.
Damit ist ein kommunales Projekt vorerst gescheitert, das Photovoltaik im städtischen Raum voran bringen sollte und sich zum Aushängeschild der Stadtwerke München hätte entwickeln können. Immerhin werben diese schon seit Jahren offensiv mit ihrem Ökostrom, der zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen werde. Im Zuge der „Ausbauoffensive Erneuerbare Energien“ will der Energieversorger bis 2025 sogar so viel Ökostrom selbst erzeugen, wie in ganz München von Privatpersonen, Gewerbe- und Industrieunternehmen verbraucht wird. Dazu betreiben die Stadtwerke allerdings auch Offshore-Windenergieanlagen in der Nordsee und ein solarthermisches Kraftwerk in Andalusien. Im Prinzip lässt sich das Ziel ja auch ohne nennenswerten Zubau an regenerativen Anlagen im Münchner Raum umsetzen.
Idee der Grünen
Die Solarinitiative München war eine Idee der Grünen-Politikerin Sabine Nallinger. Der Beschluss, ein Unternehmen zum Bau von Photovoltaik-Anlagen im Großraum München zu gründen, wurde 2010 vom Münchner Stadtrat gefasst. Die Stadtwerke München wurden daraufhin mit der Gründung beauftragt. Der Geschäftsführer Harald Will hat 2012 die privaten Gesellschafter BayWa sowie die Immobilienunternehmen Südhausbau und Inka Group als Partner gewonnen. Mit der Solarinitiative München sollten „neue Wege in der Kooperation zwischen Stadt, Wirtschaft und Bürgern beschritten werden, um die installierte Leistung zu vervielfachen“, hieß es im Januar 2011 in einer Pressemitteilung. Im Vergleich zum Gesamtverbrauch der Stadt lag der Solarstromanteil mit ca. 45 Megawatt installierter Leistung zu der Zeit bei etwa 0,5 Prozent.
Die ursprüngliche Idee war es, Dächer zu pachten und darauf Solaranlagen zu bauen. Später wurde das Geschäftsmodell geändert. Die Solarinitiative München trat nun als Planungsunternehmen vor allem für kommunale Kunden auf. Nach Angabe von Will wurden seit der Gründung 2010 Anlagen „mit einem Minimum von zwei bis drei Megawatt realisiert“. Dazu zählt eine Photovoltaikanlage mit 407 Kilowatt Leistung auf dem Logistik-Zentrum der Augustiner-Brauerei in Freiham, weiterhin Anlagen auf Mehrfamilienhäusern in dem Neubauviertel auf dem Domagkgelände sowie auf sechs Reihenhäusern in einer Plusenergiehaus-Siedlung der Südhausbau.
Vorzeigeprojekt Staatskanzlei
Ein Vorzeigeobjekt ist die Solarstromanlage mit 72,5 Kilowatt Leistung auf der Bayerischen Staatskanzlei. Um den Blick auf die denkmalgeschützte Fassade vom Hofgarten aus nicht zu beeinträchtigen, hatte die Solarinitiative München empfohlen, eine Ost-West-Anlage zu bauen. „Unsere Stärke waren größere, komplexere Projekte“, betont Will. Sein Team, zu dem drei Festangestellte und diverse freie Mitarbeiter zählen, habe ein Anlagenpotenzial von rund 100 Megawatt im Großraum München ermittelt.
Am 29. Juli dieses Jahres wurde auf der Gesellschafterversammlung beschlossen, die Solarinitiative München GmbH & Co. KG und ihre Komplementärin, die Solarinitiative München Verwaltungsgesellschaft mbH, nicht fortzuführen. Im Herbst stimmte die Mehrheit des Münchner Stadtrats dem Antrag zu. Am 18. November wurde die „solvente Liquidation“ beim Notar beurkundet. Dem Stadtrat werde vorgeschlagen, dass das Bauzentrum München die Beratung zur energetischen Nutzung der Sonne intensiviere, heißt es in der Mitteilung auf der Website. Er soll demnächst darüber entscheiden, wie das Angebot an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst wird. (Ina Röpcke)
Wir werden in unserer Printausgabe März 2015 ausführlich analysieren, was in München schief gegangen ist, wie sich Stadtwerke im Bereich Photovoltaik engagieren können und unter welchen Voraussetzungen dieses Engagement erfolgversprechend ist.„Sonst tun es die anderen“. Zusatzgeschäft: Immer mehr Stadtwerke verkaufen und verpachten Photovoltaikanlagen an ihre Kunden. Für die Energieversorger ist es ein neues Geschäftsfeld mit Wertschöpfung, vor allem aber dient es zur Kundenbindung.
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