Fell fordert ein Sprachrohr für die Erneuerbaren

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„Wer nicht vernetzt denken kann, kann keine Lösungen finden.“ Diese mahnenden Worte fand Hans-Josef Fell, einer der Väter des EEG und mittlerweile Präsident der Energy Watch Group, zum Ende des 15. Forum Solarpraxis in Berlin. Die letzte EEG-Novelle habe keine Verbesserung für die notleidenden Erneuerbaren-Branchen gebracht, die seit 2012 rund 70.000 Arbeitsplätze in Deutschland eingebüßt haben. Ein Grund dafür wären auch die vielen Partikularinteressen, die immer einzeln auf die Politik zugehen. „Die Erneuerbaren brauchen ein Sprachrohr und keine verzettelte Verbändelandschaft“, sagte der Grünen-Politiker. Photovoltaik, Windkraft und Biomasse sollten nicht gegeneinander, sondern miteinander gegen die konventionellen Kraftwerke arbeiten, sagte Fell. Es gebe auch bereits funktionierende Modelle für Kombikraftwerke. Aber auch Solarparks seien schon wesentlich weiter, als es in der öffentlichen Debatte den Anschein habe. So gebe es bereits heute Photovoltaik-Kraftwerke, die Systemdienstleistungen übernehmen würden. Der weitere Ausbau der Erneuerbaren sei dringend geboten, sagte Fell auch mit Blick auf die Ukraine-Krise. Deutschland verschaffe sich damit ein Stück mehr Unabhängigkeit. Deshalb forderte Fell am Ende auch nochmal eindringlich: „Rücken sie zusammen.“ Der derzeitige politische Druck auf die Erneuerbaren werde nur eine vorübergehende Erscheinung sein, die nicht alle Unternehmen überstünden. Dennoch werden am Ende noch genug übrig sein, um die Energiewende in Deutschland weiter voranzutreiben, so Fells Wunsch.

Dass die Photovoltaik-Branche in Deutschland, aber auch weltweit, vielleicht noch nicht ganz so weit ist, wie sie selber gern glauben mag, machte Götz Fischbeck den mehr als 600 Teilnehmern nochmals deutlich. Er belegte dies an vier Kernaussagen, die immer wieder auf dem Forum Solarpraxis zu hören waren. Die These, dass der Photovoltaik-Markt sich mittlerweile global stärker verteilt, stimmt in dieser Form nicht. Es sind nicht mehr Deutschland und Italien oder Spanien, die das Marktwachstum bestimmten, dennoch gebe es mit China, Japan und den USA nun wieder drei Nationen, die etwa zwei Drittel der Nachfrage auf sich vereinten. Der zweite Punkt, dass sich Photovoltaik auch ohne Förderung rechne, ist nach Ansicht des Gründers von Smart Solar Consulting ebenfalls noch mehr Wunschdenken. 90 Prozent der in diesem Jahr neu installierten Photovoltaik-Anlagen profitierten von staatlicher Förderung, betonte Fischbeck. Die staatliche Förderung über Einspeisevergütungen oder Steuervergünstigungen sei weiterhin ein enorm wichtiges Finanzierungsvehikel. Auch das Argument, dass es mittlerweile eher um den Solarstrom als um den Verkauf der Photovoltaik-Anlagen gehe, ließ Fischbeck nur für Einzelfälle gelten. Der vierte Punkt, dass die Unternehmen wieder Geld verdienten, lasse sich ebenfalls nicht verifizieren. Die meisten deutschen Photovoltaik-Unternehmen machten in diesem Jahr erneut Verluste. Auch beim Ausblick gab sich Götz Fischbeck eher pessimistisch. Er gehe nicht davon aus, dass sich der deutsche Photovoltaik-Markt im kommenden Jahr spürbar beleben werde. All dies zeige in Summe aber auch, dass die Förderung auch weiterhin noch gebraucht werde.

Veranstalter Karl-Heinz Remmers nutzte seine Schlussworte, um nochmals auf die gemeinsamen Anstrengungen hinzuweisen, die notwendig seien, die Energiewende in Deutschland umzusetzen. Dafür müssten Photovoltaik, Windkraft, Biomasse und die anderen Erneuerbaren kräftig an einem Strang ziehen. Und mit Elektromobilität, Speicher und anderen kämen immer noch neue Player dazu. Fell betonte, dass die Unterstützung in der Bevölkerung für die Energiewende trotz der gern verbreiteten Vorurteile weiterhin überaus groß sei. Dies müsste genutzt werden – und zwar gemeinsam. (Sandra Enkhardt)

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