Forum Solarpraxis: Was bleibt, was kommt

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Wie sieht der Photovoltaik-Markt der Zukunft aus und wie schaffen wir die Energiewende in Deutschland. Diese Themen waren zentral zur Eröffnung des 15. Forum Solarpraxis in Berlin am Donnerstag. Solarpraxis-Vorstandschef Karl-Heinz Remmers wies in seiner Rede daraufhin, dass es mittlerweile um weit mehr als um die Installation von Photovoltaik-Anlagen geht. Auch neu Geschäftsmodelle, Elektromobiltät und Speicher seien Themen, die füt die Solarbranche immer mehr an Bedeutung gewännen. Dies spiegele sich auch im Programm der Veranstaltung wieder, in dem mittlerweile auch Stadtwerke und konventionelle Energieerzeuger einen Platz gefunden haben.

Die Solarindustrie in Deutschland hat es derzeit schwer. Für Oktober wird die Bundesnetzagentur wahrscheinlich nur Zubauzahlen von 75 Megawatt verkünden. Ein neuer Tiefpunkt in einem immer weiter rückläufigen Markt für neue Photovoltaik-Anlagen in Deutschland. Dafür ist auch die Politik mitverantwortlich, die mit jeder neuen EEG-Novelle die Gesetzeslage weiter verkompliziert. Auf dem Forum Solarpraxis sprach Karin Freier aus dem Bundeswirtschaftsministerium darauf Bezug. „Bei Photovoltaik sieht es in diesem Jahr nicht so gut aus.“ Voraussichtliche werde die neu installierte Photovoltaik-Leistung in diesem Jahr bei rund 1,8 Gigawatt liegen. Gegenüber dem Vorjahr wäre dies eine weiter Halbierung; verglichen mit den Boomjahren 2010 bis 2012 eine Reduktion des Marktes auf ein Viertel. Dennoch betonte Freier, dass die Bundesregierung gezwungen sei, die Förderung für Erneuerbare bis 2017 komplett auf Ausschreibungen umzustellen. „An diesem Weg kommen wir nicht vorbei“, sagte sie mit Blick auf die Vorgaben der EU-Kommission in Brüssel. Voraussichtlich kurz vor Weihnachten werde das Bundeskabinett den Entwurf für Pilotausschreibungen für Photovoltaik-Freiflächen verabschieden. Freier räumte ein, dass sich diese Erfahrungen dann aber schlecht auf Ausschreibungen für Wind onshore und offshore übertragen ließen. Daher werde es dazu im kommenden Jahr gesonderte Konsultationen geben.

Voraussichtlich im Februar könnten die Ausschreibungen für Photovoltaik-Anlagen beginnen. Nach den derzeitigen Plänen soll die Bundesnetzagentur drei Runden a 200 Megawatt ausschreiben. Zunächst werde das pay-as-bid-Verfahren zum Zuge kommen, später dann das uniform pricing-Modell. Freier betonte, dass die Eingangshürden extra niedrig gehalten worden seien, um auch weiterhin Bürgersolarparks zu ermöglichen. Ein Sorge, die auch das Bündnis Bürgerenergie umtreibt: Es fürchtet, dass mit den Ausschreibungen die Genossenschaften und Bürgerenergieverbände weit weniger zum Zug kommen werden. Dass die Energiewende in Deutschland aber nicht nur die Aufgabe von Konzernen ist, sondern auch von der Bevölkerung getragen werden sollte, darin bestand weitgehend Konsens.

Dabei muss es auch beim Klimaschutz künftig mehr Anstrengungen unternommen werden müsse geben, räumt auch Freier ein. Das Bundeskabinett werde am kommenden Mittwoch die Fortschrittsbericht zum Klimaschutz verabschieden. Die Regierung halte an ihrem 40-Prozent-CO2-Einsparungsziel bis 2020 fest. Sie werde es aber um mindestens fünf Prozent verfehlen. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin forderte indes eindringlich, die Kohlekraftwerke in Deutschland im Sinne einer erfolgreichen Energiewende zurückzufahren. Auch die immer wieder geschürten Ängste von der Deindustrialisierung Deutschlands wegen steigender Strompreise verwies sie ins Reich der Mythen. „Es gebe verschiedene Gründe, warum Unternehmen ihre Produktion aus Deutschland verlagern. Der wichtigste dürfte dabei die Lohnkosten sein“, sagte sie. Kemfert mahnte außerdem an, die Industrieprivilegien bei der EEG-Umlage neu zu strukturieren. Mittlerweile wirkten sie sich erheblich auf die EEG-Gesamtkosten aus. Dabei gebe es auch Unternehmen die zunächst Energie verschwendeten, um anschließend in den Genuss einer reduzierten EEG-Umlage zu kommen.

Weitere Kostensenkungen im Photovoltaik-Bereich versprach Andreas Liebheit, Vorstandschef von Hereaus. Er ging kurz auf neue Technologien ein, wie etwa Perowskite oder organische, die dafür sorgten, dass auch künftig die Kosten weiter nach unten gingen. In den kommenden zwei Jahren seien 30 Prozent möglich. In den nächsten fünf Jahre könne sich der Modulpreis nochmals halbieren, so Liebheit. Auf der Veranstaltung in Berlin gibt es ein „Future PV Forum“, dort sollen Wissenschaft und Wirtschaft zusammengebracht werden, um die Neuheiten Wirklichkeit werden zu lassen. „Viele Entwicklungen sind noch im Labor und es ist ein weiter Weg bis zur Serienreife“, sagte Liebheit. Aber in der Vergangenheit hat sich die Photovoltaik auch gern mal selbst überholt. (Sandra Enkhardt)

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