Übernahme von SAG Solarstrom: Kein schlechter Deal für Shunfeng

Teilen

pv magazine: Shunfeng hat nun über seine Tochter Suntech Deutschland GmbH für 65 Millionen Euro die insolvente SAG Solarstrom gekauft. Wie bewerten Sie diese Transaktion und wer profitiert vor allem davon?

Götz Fischbeck: In erster Linie profitieren die Gläubiger von der SAG Solarstrom AG, da sie eine vergleichsweise hohe Insolvenzquote erzielen. Natürlich profitieren auch die Mitarbeiter der SAG Solarstrom, die übernommen werden als auch die Kunden der SAG Solarstrom, deren Vertragspartner erst einmal weiter erhalten bleibt. Ich meine aber, auch Shunfeng Photovoltaic hat keinen schlechten Deal gemacht. Auch wenn sich die Angemessenheit des genannten Kaufpreises in Höhe von 65 Millionen Euro ohne eine eingehende Due Diligence und eine genaue Kenntnis der Vertragsdetails nicht wirklich seriös beurteilen lässt, so stellen doch allein die 28 Megawatt an Solarparks, welche zur SAG Solarstrom gehören sowie die Tochtergesellschaft Meteocontrol, welche Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 8,5 Gigawatt im Monitoring betreut, einen erheblichen Wert dar.

Ging es Shunfeng Photovoltaic nur um diese Assets oder ist nicht auch das Know-how von SAG Solarstrom ein wesentlicher Grund für die Übernahme gewesen?

Der Know-how-Gewinn durch diese Übernahme ist für Shunfeng signifikant. Shunfeng plant die Errichtung mehrerer Gigawatt an Solarparks in den kommenden Jahren, die im eigenen Bestand gehalten werden sollen. Das Know-how und die technischen Lösungen der SAG Solarstrom im Bereich Photovoltaik-Anlagenplanung und -errichtung sowie bei der Betriebsführung und dem Leistungsmonitoring der Solarparks sind für Shunfeng besonders wertvoll. Wie vorteilhaft aus wirtschaftlicher Sicht die Übernahme der SAG Solarstrom für Shunfeng am Ende sein, wird hängt nicht zuletzt davon ab, welche weitergehenden Verpflichtungen und welche Risiken aus dem Projektgeschäft der neue Eigentümer mit übernommen hat und wie erfolgreich die Integration der SAG Solarstrom in die gesamte Unternehmensgruppe von Shunfeng gelingt.

Shunfeng ist seit einigen Monaten massiv auf Einkaufstour und hat unter anderem Wuxi Suntech und das Wechselrichter-Geschäft von Sunways übernommen. Außerdem will das Unternehmen sein Projektgeschäft weltweit massiv ausbauen. Wer steht hinter dem Unternehmen und woher hat Shunfeng die finanziellen Mittel für seinen Geschäftsausbau?

Über den Hauptaktionär von Shunfeng Photovoltaics, Zheng Jianming, der in kantonesisch auch unter dem Namen Cheng Kin Ming bekannt es ist, sind nur vergleichsweise wenig Informationen verfügbar. Er gilt als Milliardär, der seinen Reichtum vor allem durch Immobiliengeschäfte in China und Hongkong erworben hat. Seinem Vermögen und seinen guten Beziehungen zu führenden chinesischen Banken ist es sicherlich zu verdanken, dass Shunfeng über einen ausreichenden Kreditrahmen verfügt. Erst im vergangenen Monat gab das Unternehmen bekannt, dass es mit der China Minsheng Banking Corporation einen Rahmenkredit über 20 Milliarden Renminbi abgeschlossen hat. Diese Mittel sind aber wohl eher für das Projektgeschäft bestimmt, als dass damit weitere Übernahmen gestemmt werden sollen.

Erwarten Sie in den kommenden Monaten noch weitere Zukäufe von Shunfeng in Deutschland und Europa?

Wie der Vorstandsvorsitzende von Wuxi Suntech, Eric Luo, der auch zum Vorstand der Shunfeng-Gruppe gehört in einem Interview gegenüber dem pv magazine im Frühsommer diesen Jahres erklärt hat, besteht die Absicht, die Unternehmensgruppe zu einem integrierten Konzern im Bereich erneuerbarer Energien weiter zu entwickeln. Dabei will sich Shunfeng nicht allein auf die Photovoltaik beschränken, sondern investiert auch in die Bereiche Speichertechnologien, Biomassekraftwerke und andere erneuerbare Energiequellen. Daher ist sicherlich auch in Zukunft mit weiteren Übernahmen zu rechnen, nicht nur in Deutschland und Europa.

Wird Shunfeng dabei sein Übernahmetempo der vergangenen Monate beibehalten?

Ob bei der Ergänzung des Portfolios auch in Zukunft das Tempo der vergangenen zwölf Monate beibehalten wird, wage ich zu bezweifeln. Die vielen Investitionen aus der jüngeren Vergangenheit müssen erst einmal integriert und in einigen Fällen auch saniert werden. Die hierzu notwendigen Ressourcen insbesondere auch bezogen auf das Management sollte man nicht unterschätzen, sonst erweisen sich die erwarteten Synergieeffekte schnell als zu optimistisch.

Das Interview führte Sandra Enkhardt.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.

Teilen

Ähnlicher Inhalt

An anderer Stelle auf pv magazine...

Schreibe einen Kommentar

Bitte beachten Sie unsere Kommentarrichtlinien.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit dem Absenden dieses Formulars stimmen Sie zu, dass das pv magazine Ihre Daten für die Veröffentlichung Ihres Kommentars verwendet.

Ihre persönlichen Daten werden nur zum Zwecke der Spam-Filterung an Dritte weitergegeben oder wenn dies für die technische Wartung der Website notwendig ist. Eine darüber hinausgehende Weitergabe an Dritte findet nicht statt, es sei denn, dies ist aufgrund anwendbarer Datenschutzbestimmungen gerechtfertigt oder ist die pv magazine gesetzlich dazu verpflichtet.

Sie können diese Einwilligung jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. In diesem Fall werden Ihre personenbezogenen Daten unverzüglich gelöscht. Andernfalls werden Ihre Daten gelöscht, wenn das pv magazine Ihre Anfrage bearbeitet oder der Zweck der Datenspeicherung erfüllt ist.

Weitere Informationen zum Datenschutz finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.