Hohe Nachfrage treibt das Geschäft

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Aufgrund der hohen Nachfrage geht es für die großen Hersteller von kristallinem Silizium wieder kräftig aufwärts. Die durchschnittliche Auslastung der zehn führenden Produzenten hat sich laut Stefan de Haan, Principal Analyst im Bereich Solar beim Marktforschungsunternehmen IHS, deutlich verbessert: Sie stieg von 59 im ersten Quartal 2013 auf aktuell 70 Prozent (Februar 2014). „Die führenden Hersteller sind mit bis zu 90 Prozent praktisch voll ausgelastet“, sagt de Haan. IHS zufolge liegt die weltweite Produktionskapazität für kristallines Silizium derzeit bei 371.000 Tonnen. Auch wenn man den Bedarf der Halbleiterindustrie berücksichtigt, ist das genug, um rund 60 Gigawatt kristalliner Solarmodule mit Wafern und Zellen zu bestücken. Die Produktionskapazität der Tier-1-Hersteller, die qualitativ hochwertiges Solarsilizium herstellten, liege jedoch derzeit weltweit nur bei rund 45 Gigawatt. „Wenn die Märkte in China und Japan weiterhin so stark wachsen, könnte Top-Ware bald knapp werden“, sagt de Haan. Die Spotmarktpreise für Polysilizium zögen erstmals nach einer langen Talfahrt wieder an. Bereits in den vergangenen Monaten seien sie von rund 12 Euro pro Kilogramm auf rund 15 Euro pro Kilogramm gestiegen.

Einige Hersteller planen Kapazitätserweiterungen oder Übernahmen.Collage: Solarpraxis AG/Andreas SchlegelShyam Mehta, Senior Analyst Solar Markets bei GTM Research, rechnet damit, dass die durchschnittlichen Preise bis Ende dieses Jahres auf rund 18 Euro pro Kilogramm steigen werden. Entsprechend werde sich die Ertragslage der großen Siliziumhersteller in diesem Jahr weiter verbessern. „Die Situation für die Hersteller ist derzeit die beste seit dem Jahr 2010“, unterstreicht der Analyst von GTM Research. Er rechnet auch mit weiteren Kapazitätserweiterungen, allerdings würden diese zumindest in diesem Jahr kaum mit dem raschen Marktwachstum mithalten können.

GCL – vorne bei Silizium

Neue Nummer eins beim IHS-Ranking der kristallinen Siliziumhersteller 2013 ist die chinesische GCL-Poly Energy. „GCL hat stark expandiert und auch bei der Qualität und der Kostenstruktur kräftig aufgeholt“, sagt Stefan de Haan. In puncto Qualität liege GCL mittlerweile beinahe auf Augenhöhe mit den beiden Hauptkonkurrenten Wacker und Hemlock. Das Unternehmen habe sowohl vom starken Wachstum des chinesischen Binnenmarktes als auch von den Handelssanktionen Pekings gegen US-Polysiliziumimporte profitiert. Die Produktionsauslastung liege derzeit bei gut 90 Prozent, damit fahre das Unternehmen praktisch Volllast. „Wir gehen davon aus, dass GCL derzeit mit der Siliziumherstellung Gewinne macht“, sagt de Haan. Mehta weist darauf hin, dass das Unternehmen vor einiger Zeit damit begonnen habe, zusätzlich zur Versorgung der eigenen Waferherstellung Polysilizium auf dem Spotmarkt zu verkaufen, was momentan aufgrund der hohen Nachfrage attraktiv sei. „Sie werden die Produktion in diesem Jahr ausweiten“, so de Haan, voraussichtlich von derzeit rund 50.000 auf 58.000 bis 60.000 Tonnen.

Wacker – geschlagen

Nummer zwei des Rankings der Siliziumhersteller ist die deutsche Wacker Chemie AG. Mit einer von IHS geschätzten Produktion von 47.800 Tonnen lagen sie im Jahr 2013 nur knapp hinter GCL. „ Wacker ist leicht zurückgefallen, doch ihre Auslastung ist hervorragend, und die Profitabilität ihres kristallinen Siliziumgeschäfts ist hoch“, sagt de Haan. Er geht davon aus, dass sie Preise von mehr als 15 Euro pro Kilogramm verlangen und gleichzeitig ihre Kosten weiter senken könnten. Die Aussichten für 2014 seien gut, zudem seien sie als deutscher Hersteller nicht von den chinesischen Sanktionen gegen US-Polysiliziumimporte betroffen. Etwas skeptischer sieht GTM-Analyst Mehta die Situation des Unternehmens. Im vergangenen Jahr habe die Profitabilität von Wacker stark gelitten. Ihre Produktionskosten lägen gegenüber etlichen Mitbewerbern mit derzeit um die 15 Euro pro Kilogramm höher. Denn sie fertigten hauptsächlich mit dem Siemens-Prozess, der zwar qualitativ gut, aber teurer als das neue FBR-Verfahren („fluidized bed reactor“ – Wirbelschichtreaktor) sei. Zudem seien ihre Maschinen im Werk in Burghausen im Vergleich zu einigen Mitbewerbern älter. Auch verkaufe Wacker das meiste Silizium über längerfristige Verträge und nicht über den derzeit attraktiven Spotmarkt. „Die Herausforderung für Wacker ist in diesem Jahr, wie sie die nötigen Margen von 25 Prozent halten können“, betont Mehta. Wichtig sei, ob sie sich etwas von dem dominierenden Siemens-Prozess ausdifferenzieren und unabhängiger vom Vertragsmarkt machen können.

Hemlock – ebenfalls gut ausgelastet

„Hemlock hatte ein ziemlich gutes Jahr 2013, und das wird auch 2014 so weitergehen“, sagt de Haan zur Nummer drei des Siliziumhersteller-Rankings. Die Produktionskapazität des US-Herstellers liege zwar unter der von Wacker, sie sei jedoch zu 80 bis 90 Prozent ausgelastet. Auch in puncto Qualität sei das Unternehmen „sehr gut aufgestellt“. Spannend sei, ob Hemlock in diesem Jahr expandiere, auch in der Fertigung in Tennessee. Wichtig für das Abschneiden des US-Unternehmens sei auch, ob die chinesischen Handelssanktionen gegen Polysiliziumimporte weiterhin aufrechterhalten würden, betonen de Haan und Mehta. Denn Hemlock sei sehr stark von chinesischen Importzöllen von bis zu 57 Prozent betroffen; das Unternehmen fertige Polysilizium ausschließlich in den USA.

OCI – von chinesischen Importzöllen profitierend

Seinen vierten Platz im Ranking der Siliziumhersteller hielt der südkoreanische Produzent OCI. Allerdings war im vergangenen Jahr die Auslastung seiner Produktionskapazität (43.000 Tonnen) mit rund 63 Prozent (33.228 Tonnen nach IHS-Schätzungen) deutlich geringer als die seiner direkten Mitbewerber. Stefan de Haan sieht auch die Kostenstruktur des Unternehmens eher kritisch: Das Unternehmen habe gegenüber anderen Tier-1-Mitbewerbern noch Nachholbedarf. Positiver sieht dies GTM-Analyst Mehta. Mit Produktionskosten von zehn bis elf Euro pro Kilogramm mit dem Siemens-Prozess liege das Unternehmen gut im Rennen. Unter anderem profitierte OCI davon, dass es auf ziemlich neuen Maschinen produziere und am Standort Korea günstige Rahmenbedingungen habe, etwa niedrige Energiepreise. Positiv sieht Mehta bei OCI das „ausgewogene Verhältnis“ des Verkaufs des Polysiliziums am Spotmarkt und über längerfristige Verträge. Stark profitiert habe das Unternehmen auch von den chinesischen Importzöllen gegen US-Hersteller. Er verweist darauf, dass OCI für das dritte Quartal des kommenden Jahres eine Erhöhung seiner Produktionskapazität um 10.000 Tonnen angekündigt habe.

REC – stark mit FBR

Mit Platz fünf im Ranking hat REC Silicon seinen Platz im Mittelfeld verteidigt. „REC konnte die Kosten deutlich reduzieren“, sagt de Haan. Mit Produktionskosten von nur 9,10 Euro pro Kilogramm habe das Unternehmen derzeit die Nase vorn, ergänzt Mehta. REC Silicon produziere Silizium fast ausschließlich mit dem FBR-Verfahren. Doch arbeite das Unternehmen zurzeit daran, das Verfahren qualitativ weiterzuentwickeln und mit dem Siemens-Prozess zu kombinieren. Für die polykristalline p-type-Technologie sei dies wohl ausreichend, für die monokristalline n-type-Technologie (Hocheffizienzzellen) eher nicht, sagt Mehta. Den harten Gegenwind durch die chinesischen Importzölle habe das Unternehmen, das Silizium ausschließlich in den USA produziere, im vergangenen Jahr durch sein starkes Japan-Geschäft (25 Prozent der VerkaufserRanking Silizium Waver Marktentwicklung Kostenlöse) auffangen können. Zudem habe REC auch weiterhin solares Silizium nach China exportiert.

Sun Edison – Samsung als Partner

Platz sechs konnte Sun Edison halten. Allerdings lag die Auslastung der Siliziumfertigung im vergangenen Jahr laut IHS bei nur knapp 60 Prozent. Das Unternehmen fertige fast ausschließlich für das eigene Projektgeschäft. GTM-Analyst Mehta rechnet allerdings damit, dass Sun Edison künftig auch Produktionslizenzen anbieten wird. Denn im Rahmen eines neuen Joint Ventures mit Samsung Fine Chemicals sei das Unternehmen gerade dabei, in Südkorea eine Produktion mit der neuesten FBR-Technologie mit einem verbesserten Reinheitsgrad aufzubauen. Die Produktionskosten sollen laut Mehta bei rund elf Euro pro Kilogramm liegen, die Produktionskapazität soll auf 10.000 Tonnen ausgelegt sein. Zudem kündigte das Unternehmen kürzlich an, im Rahmen eines Joint Ventures mit örtlichen Partnern in Saudi-Arabien bis 2017 eine vertikal integrierte kristalline Modulfertigung mit einer Produktionskapazität von drei Gigawatt errichten zu wollen.

Renesola nicht mehr unter den zehn Größten

Platz sieben belegt wie schon im vergangenen Ranking der japanische Hersteller Tokuyama Corporation. Allerdings war seine Auslastung im Jahr 2013 gering. Tokuyama fertigte laut IHS bei einer Produktionskapazität von 17.200 Tonnen nur 5.900 Tonnen. Wesentlich höher war die Auslastung von AU Optronics, die im vergangenen Jahr M. Setek übernahmen. Der taiwanesische Hersteller – nun auf Platz acht – fertigte bei einer Jahreskapazität von 7.200 Tonnen laut vorläufigen Schätzungen von IHS 4.800 Tonnen Polysilizium. Neu auf Platz neun im Ranking ist der chinesische Hersteller TBEA Xinjiang Silicon. Die Produktionsauslastung des Unternehmens bei der kristallinen Siliziumfertigung lag im vergangenen Jahr nach IHS-Schätzungen jedoch nur bei knapp 40 Prozent. Auf Platz zehn folgt das chinesische Unternehmen Daqo New Energy. Dagegen taucht Renesola nicht mehr im Ranking auf. Das Unternehmen plant derzeit keine Expansion, will aber nach Aussage von de Haan seine Kosten im Laufe des Jahres auf bis zu elf Euro pro Kilogramm senken.

Auch Wafer werden knapp

Kräftig aufwärts geht es auch bei großen Waferherstellern. Ihre durchschnittliche Produktionsauslastung hat sich laut IHS innerhalb eines Jahres von 57 Prozent auf aktuell 77 Prozent verbessert – und liegt damit sogar noch höher als die Auslastung der Polysiliziumhersteller. Die weltweiten Produktionskapazitäten für Wafer liegen derzeit laut de Haan bei 52 Gigawatt, also nur knapp über dem für dieses Jahr prognostizierten Marktwachstum. Trotz der zu erwartenden Kapazitätserhöhungen der Hersteller könnten Wafer in diesem Jahr also knapp werden, sagt er. Die Preiskurve zeige ja schon seit einigen Monaten nach oben. Shyam Mehta prognostiziert, dass die Spotmarktpreise von derzeit 0,17 Euro auf bis zu 0,20 Euro pro Watt zum Jahresende steigen. „Ich sehe auch wenig Möglichkeiten, die Produktionskosten in diesem Jahr wesentlich zu senken“, sagt Mehta. Andererseits seien die Hersteller ja von der Marktnachfrage abhängig und würden aus diesem Grunde die Preise nur eher „mit Augenmaß“ erhöhen. Doch es sei damit zu rechnen, dass der Preisanstieg bei Wafern auf die Rendite der Zell- und Modulhersteller negativ durchschlage, die Wafer zukaufen müssten. Besonders betroffen seien voraussichtlich die taiwanesischen Hersteller. „Voraussichtlich werden die Modulpreise in diesem Jahr weltweit von derzeit durchschnittlich 0,51 Euro auf 0,53 Euro pro Watt steigen“, so Mehta. IHS-Analyst Stefan de Haan dagegen erwartet, dass die Wafer- und Siliziumpreissteigerungen nicht wesentlich auf die Modulpreise durchschlagen und es „zu keinen spürbaren Modulpreiserhöhungen 2014 kommt“. (Hans-Christoph Neidlein)

Die Langversion inklusive Ranking Waferhersteller finden Sie in der internationalen Ausgabe des pv magazine.

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