Größe hilft!

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Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE und das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA haben eine Studie zu einer Gigawattfabrik erstellt.

Die Wissenschaftler haben akribisch die Kosten einer solchen Produktion für einen Standort in Süddeutschland recherchiert, und das für verschiedene Produktionsgrößen von 0,5 bis 5 Gigawatt Modulleistung pro Jahr. Die fiktive Fabrik ist vertikal integriert und nimmt im Jahr 2017 ihre Produktion auf.

In der Studie erfährt man zum Beispiel, wie viel Geld bei Materialien gespart werden kann, man die Fabriken größer baut. Die Autoren der Studie haben 122 Anbieter nach Preisen in Abhängigkeit von der Abnahmemenge angefragt. Besonders groß sind die Skaleneffekte beim Siliziumeinkauf. Bei der Abnahme der doppelten Menge sinkt der Preis um sechs Prozent. Es gibt weitere Komponenten, bei denen das ähnlich ist.

Die Forscher untersuchen die Produktionskosten für drei Technologien. Sie unterscheiden sich nicht nur in den Investitions- und Betriebskosten, sondern auch in den Kapitalkosten. Für eine Perc-Fabrik nehmen die Autoren sechs Prozent (WACC) an. Für eine CIGS-Fabrik steigen die Finanzierungskosten auf neun Prozent. Wenn ein Investor 50 Prozent Eigenkapital mitbringt und die anderen 50 Prozent für diesen Zinssatz erhält, wäre das auch die Eigenkapitalrendite. Gesetzt den Fall, die Module können auch für den Preis verkauft werden, den die Wissenschaftler ausrechnen.

Bei einer 0,5-Gigawatt-Fabrik liegen nach der Studie die Kosten für ein Perc-Modul bei 52,8 Cent pro Watt. Bei einer Fünf-Gigawatt-Fabrik sinken sie auf 46,1 Cent. CIGS-Dünnschichtmodule lassen sich in der großen Fabrik sogar für 37,2 Cent pro Watt produzieren. Da ihr Wirkungsgrad circa ein knappes Prozent niedriger ist, steigen jedoch die BOS-Kosten. Allerdings geben die Wissenschaftler die Unsicherheit ihrer Kosten mit bis zu plus/minus 7,5 Cent an. Sie nehmen außerdem an, dass die Preise bei einer realen Fabrik unter den für die Kalkulation verwendeten Preisen liegen. Bei der Anfrage an die Lieferanten haben die Forscher nämlich nicht verhandelt.

Erfolgsaussichten unklar

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass solch eine Fabrik exzellente Erfolgsaussichten hätte. „Mit einer Investition in Höhe von einer Milliarde Euro können Herstellungskosten von unter 40 Cent pro Watt erreicht werden, die damit circa 20 Prozent unter dem aktuellen Niveau liegen.“

Damit das überzeugt, müssen sie allerdings noch einige Antworten liefern. So wäre der Vergleich der so berechneten Modulkosten mit denen in China im Jahr 2017 sehr interessant. Die Erfolgsaussichten der Modulproduktion entscheiden sich nicht daran, wie günstig am Ende der Strom produziert wird, sondern im globalen Wettbewerb um die Modulpreise. Dieser Vergleich fehlt in der Studie völlig. Es stellt sich auch die Frage, wie die X-Gigawatt-Fabrik in die Realität umgesetzt werden kann. Wiwo Green zitierte ISE-Direktor Eicke Weber im Dezember mit den Worten: „Kein Airbus wäre ohne Kreditgarantien der Europäischen Investitionsbank gebaut worden. Warum sollte man nicht auch der Hochtechnologie Photovoltaik Garantien zur Verfügung stellen?“

Solch eine Bürgschaft hätte den Effekt, dass die Kapitalkosten deutlich sinken, was vermutlich die Investorensuche leichter macht. Lange Zeit haben die deutschen Produzenten den chinesischen Wettbewerbern vorgeworfen, dass sie ihre Produktion nur mit billigen Krediten so stark haben ausbauen können. Da wäre diese europäische Antwort nur konsequent. Allerdings würde eine Verdopplung der Kapitalkosten von sechs auf zwölf Prozent das Perc-Modul nur ungefähr zwei Cent pro Watt teurer machen. (Michael Fuhs)

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