Verbraucherschützer fordern Korrekturen bei Energiewende

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Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat Korrekturen bei der Umsetzung der Energiewende gefordert. Nach den Ergebnissen einer bei Forsa in Auftrag gegebenen repräsentativen Studie befürworten 82 Prozent der Verbraucher in Deutschland die Ziele der Energiewende und den damit verbundenen Atomausstieg sowie den Ausbau der Erneuerbaren.  „Die Energiewende ist richtig und wichtig. Das sehen auch die Verbraucher. Die Akzeptanz darf aber nicht verspielt werden. Damit die Stimmung nicht kippt, sind jetzt Korrekturen in der Umsetzung nötig. Die Energiekosten dürfen nicht weiter steigen“, sagt Gerd Billen, Vorstand des vzbv, bei der Vorstellung der Studie. Er verwies darauf, dass insbesondere die steigenden Energiekosten daran schuld sei, dass die Zahl der Kritiker mit 48 Prozent höher als die Zahl der Unterstützer mit 40 Prozent sei, wenn es um die Art und Weise der Umsetzung der Energiewende gehe. Die steigenden Energiepreise seien von 52 Prozent der befragten Verbraucher als größter Nachteil der Energiewende genannt worden. Gefolgt von Verschandelung der Landschaft (13 Prozent) und unausgereifte Technik (10 Prozent).

Die Verbraucherschützer kritisierten vor allem die mangelnde Einbeziehung der Bürger. Nach den Studienergebnissen sind die einflussreichsten Akteure der Energiewende die Wirtschaft und Industrie, die Energieversorger und die Politik. „Die Verbraucher bezahlen für die Energiewende, dürfen aber nicht mitentscheiden. Die Verbraucherperspektive darf bei dem Großprojekt Energiewende nicht zu kurz kommen“, sagte Billen weiter. Es sei Aufgabe der Politik, die Verbraucherinteressen stärker zu berücksichtigen.

Offshore-Windkraft – die neue Photovoltaik?

Mit Blick auf die Umsetzung der Energiewende hieß es beim vzbv, dass der Ausbau von Photovoltaik- und Windkraftanlagen an Land stärker forciert werden müsse. Die Offshore-Windkraft habe dagegen klar Kostennachteile. In der öffentlichen Debatte scheinen die Windparks auf dem Meer mittlerweile die Photovoltaik als „Prügelknabe“ der Energiewende abgelöst zu haben. Holger Krawinkel, Bereichsleiter Verbraucherpolitik beim vzbv, verwies darauf, dass der Bau neuer Photovoltaik- und Windkraftanlagen an Land den Bedarf neuer Stromleitungen verringerten. Der Wind- und Solarstrom werde in diesem Fall zumeist dort erzeugt, wo er auch verbraucht werde. Insgesamt befürworten der Studie zufolge 55 Prozent der befragten Verbraucher den dezentralen Ausbau der Erneuerbaren, aber nur 32 Prozent sprechen sich für den Ausbau von Offshore-Windparks aus.  „Die Förderung der erneuerbaren Energien muss sich auf die günstigsten Technologien beschränken. Solar- und Windenergie an Land haben einen deutlichen Kostenvorteil gegenüber Offshore-Windanlagen vor der Küste“, sagte Krawinkel mit Blick auf die Ergebnisse. Etwa die Hälfte der Verbraucher spreche sich zudem dafür aus, nur noch eine bestimmt Anzahl an Erneuerbaren-Energieanlagen pro Jahr zu fördern, um deren Ausbau und den des Netzes besser aufeinander abzustimmen sowie die Kosten für die Energiewende im Rahmen zu halten.

Photovoltaik-Eigenverbrauch stärker belasten

Teil der Studie war auch die Frage nach der Befreiung von Unternehmen von der Bezahlung der EEG-Umlage und den Netzentgelten. 62 Prozent der Verbraucher lehnen diese Ausnahmeregelungen für energieintensive Industriebetriebe ab, wie die Studie ergab. „„Die Ausnahme muss eine Ausnahme bleiben. Nur Unternehmen, die tatsächlich im internationalen Wettbewerb stehen, sollten von Vergünstigungen profitieren“, forderte Krawinkel. Der vzbv setze sich für eine gerechtere Verteilung der Kosten ein. Der Verband liefert auch gleich einen durchaus umstrittenen Vorschlag mit: Er will den Eigenverbrauch bei Photovoltaik-Anlagen stärker belasten. Betreiber, die ihren Solarstrom selbst erzeugten, sollten nicht von der Zahlung der Netzentgelte befreit werden. „Damit die Kostenverteilung innerhalb der Gesellschaft aber nicht in eine Schieflage gerät, muss das System der Netzentgelte reformiert und auf leistungsbezogene Tarife umgestellt werden“, sagte Krawinkel weiter.

Für die Studie „Verbraucherinteressen in der Energiewende“ hatte Forsa im Juni insgesamt 1227 Verbraucher ab 14 Jahren befragt. (Sandra Enkhardt)

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