Centrosolars Pläne nach dem Schuldenschnitt

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Wie viele andere Solarunternehmen in Deutschland war dieses Jahr auch Centrosolar regelmäßig in den Schlagzeilen. Die Gläubiger des Modulherstellers und Photovoltaik-Systemanbieters haben im Mai einem Schuldenschnitt zugestimmt. Die Glasfabrik des Unternehmens ist außerdem verkauft worden. Alexander Kirsch, Vorstandsvorsitzender der Centrosolar Group, äußerte sich auf der Intersolar zur aktuellen Situation und den weiteren Plänen in einem pv magazine-Interview. 

Sie hatten im Mai einen Schuldenschnitt. Was ist Ihre Strategie danach?

Kirsch: Die Strategie auf der Produktseite werden wir beibehalten. Wir haben die Zustimmung für die Umwandlung der Schulden in Eigenkapital erhalten, weil wir auf der Marktseite eine Strategie vorweisen konnten, die von den Anleiheinvestoren für zukunftsfähig gehalten wurde. Wir haben uns schon immer auf kleinere und mittlere Systeme konzentriert. Dort haben wir zukünftig in Europa auch einen Markt.

Aber das heißt auch, sie sind Systemanbieter, nicht Modulanbieter?

Kirsch: Wir haben uns immer als Systemanbieter verstanden. Natürlich können Sie bei uns auch ein Modul kaufen. Aber gerade bei den kleineren Anlagen ist es so: Die lokalen Handwerker haben in der Regel keine eigenen Ingenieure. Da schafft es tatsächlich Mehrwert, wenn man ein System und Beratung anbieten kann. Das macht die Arbeit des Handwerkers deutlich effizienter und das ist auch für den Endkunden sinnvoll.

Sie sagen, das war im Prinzip auch schon Ihre Strategie vor dem Schuldenschnitt…

Kirsch: Ja.

Wenn Sie die Strategie, die ja eigentlich erfolgversprechend ist, schon zuvor hatten, wieso kam es dann trotzdem zu dem Schuldenschnitt?

Kirsch: Die Frage ist absolut berechtigt. Wir haben uns natürlich auch in der Branche umgesehen und uns gefragt: Was machen wir falsch? Wir haben bei uns durchaus einige Fehler entdeckt, aber die Grundrichtung stimmt. Denn was wir eben auch gesehen haben: Wenn Sie die Bilanzen der börsennotierten Solarunternehmen und deren Entwicklung während der letzten drei Jahre analysieren, stellen Sie fest, dass es weltweit keinen Hersteller gibt, der Gewinn macht. Und Sie finden maximal zwei, die ergebnismäßig besser performt haben als wir. Eigentlich muss man sagen, weniger schlecht performt haben, weil ja alle Verluste machen. Die so genannten ‚Lowcost-Hersteller‘ in China weisen wesentlich höhere Verluste in Relation zu ihrer Größe aus als wir. 

In Relation zum Umsatz oder zur Kapazität?

Kirsch: In Relation zum Umsatz. In Relation zur Kapazität stimmt das erst recht, weil sie ja weniger Umsatz pro Megawatt haben als wir. Sie haben vielleicht günstigere Kosten, aber sie verkaufen so wahnsinnig billig, dass sie eben noch größere Verluste machen als wir. Und das obwohl, wie wir inzwischen von der EU-Kommission gelernt haben, sie offensichtlich auch noch Subventionen auf ihre Kosten erhalten.

Positionieren Sie sich im Handelsstreit?

Kirsch: Nein, wir sind da nicht positioniert. Wir haben das nicht als unsere Aufgabe gesehen. Ich habe nur beobachtet, dass zuerst die USA und jetzt die EU-Kommission zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen sind. Das sind zumindest mal zwei Datenpunkte, dass da Dumping aus China stattfindet. Wir haben uns immer wieder gefragt: Nach allen unseren Analysen macht es eigentlich keinen Sinn, Module für den europäischen Markt in Asien zu produzieren. Warum sind die so viel günstiger? Es scheint eben so zu sein: Sie machen erstens mehr Verluste und zweitens haben sie wohl einige Subventionen, die wir nicht haben. 

Welche Rolle spielt die Modulproduktion in Zukunft noch für Sie?

Kirsch: Wir haben immer gesagt, wir halten an der Eigenproduktion fest, weil wir dann ein Produkt verkaufen, das wir selbst produziert haben und von dem wir auch guten Gewissens sagen können, was es für eine Qualität hat. Dafür können wir auch einen gewissen Preis im Markt erzielen. Das ist für uns die bessere Kalkulation, als ein Fremdprodukt einzukaufen, das sich im Zweifel nur über den Preis verkaufen lässt. Deswegen setzen wir auf die eigene Produktion. Wir glauben aber auch daran, dass wenn man die wirklichen Kosten vergleicht, es sich nicht lohnt, für die Modulproduktion nach Asien zu gehen.

Aber trotzdem haben Sie eben gerade auch gesagt: Keiner macht Gewinne, keiner performt bei der Modulproduktion im Augenblick gut.

Kirsch: Richtig.

Wenn keine endgültigen Zölle kommen, wird es ja dabei bleiben und die Preise werden nicht steigen.

Kirsch: Das ist die Frage. Ich glaube das Gegenteil. Wir haben eine Phase massiver weltweiter Überkapazitäten. In diesen Phasen ist es nun mal so, dass die Unternehmen zu Preisen verkaufen, mit denen sie kein Geld mehr verdienen, aber ihre Produktion noch irgendwie auslasten und hoffentlich noch einen kleinen Deckungsbeitrag bekommen. Das ist in der Solarindustrie noch dadurch verschärft worden, dass in Asien offensichtlich nicht einmal mehr der Deckungsbeitrag eine große Rolle gespielt hat. Ich glaube aber, dass sich das mit der Zeit entspannen wird. Die Überkapazitäten werden abgebaut. Wir haben bereits einige Kapazitäten aus dem Markt gehen sehen. Und es gibt Nachfragewachstum. Das Wachstum wird voraussichtlich weniger aus Europa, sondern mehr aus Asien kommen, aber es wird weltweit die Kapazitäten wieder auslasten. Ich glaube übrigens auch, dass die China Development Bank nicht mehr so freigiebig Verluste der chinesischen Hersteller finanzieren wird, wie sie es bisher getan hat. Die chinesischen Anbieter werden mittelfristig auch ohne Zölle ihre Preise erhöhen müssen – und sie werden das eventuell sogar gerne tun, weil sie ihre Produktionen in Asien zu besseren Preisen wieder auslasten können.

Wie viele Module haben Sie im ersten Halbjahr verkauft und wie gut war Ihre Auslastung?

Kirsch: Wir haben im ersten Halbjahr unsere Produktion nur zu etwas weniger als der Hälfte ausgelastet. Dazu muss man aber wissen, dass die Kosten auch bei einer wenig ausgelasteten Modulproduktion kaum steigen. Kapitalintensiv ist die Silizium-, Wafer- und Zellproduktion. Für uns sind Solarzellen aber variable Kosten, weil wir sie einkaufen. Allerdings haben wir in der Produktion Personal reduziert. Die Auslastung wird sich voraussichtlich im zweiten Halbjahr verbessern, weil wir jetzt die ersten Aufträge bekommen, bei denen andere Solarfirmen in unserem Werk produzieren lassen. Ganz offensichtlich gibt es zunehmend Spieler im Markt, die in Europa produzieren wollen.

Das liegt doch daran, dass die Spieler glauben, dass endgültige Zölle kommen. Sind das Spieler aus China, um direkt zu fragen?

Kirsch: Nein. Wir haben sowohl Interesse aus China als auch von Herstellern, die von ihrem Ursprung nicht von den Zöllen betroffen wären. Sie schätzen es aber trotzdem, zu vernünftigen Kosten nah am Markt zu produzieren, weil sie damit sehr viel flexibler sind. Wenn Sie Module aus Asien nach Europa transportieren, sind die sechs Wochen auf dem Schiff. Sie sind dann relativ unflexibel, wenn sich – wie so häufig – die Nachfrage ändert. Außerdem haben Sie dann hohe Lagerbestände. Dies sind gravierende Nachteile, die muss man gegenrechnen.

Wie haben sich die Preise seit März seit der Einführung der Registrierungspflicht für chinesische Module im März verändert?

Kirsch: Ein Kunde, der einzig und allein auf den Preis schaut, der wird weiterhin das chinesische Modul kaufen. Die Preise für die chinesischen Module sind zwar ein wenig gestiegen, der Preisabstand ist aber immer vorhanden. Wir müssen unsere Produkte über die Qualität, wir müssen sie über den Systemgedanken verkaufen. Da gibt es einen Mehrwert.

Das Gespräch führte Michael Fuhs

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