Erfolgsfaktor Dach

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Solarstrom vom eigenen Dach verbrauchen, ohne in eine eigene Anlage investieren zu müssen: Mit dieser Idee hat das Hamburger Unternehmen ­DZ-4 vor einem Jahr das erste Mal aufhorchen lassen. Mittlerweile konnte die Firma eine gute Handvoll Kunden gewinnen, wie die Unternehmensgründer Tobias Schütt und Florian Berghausen sagen. Bis Jahresende sollen noch „einige Dutzend“ dazukommen – ein Anfang auf dem Weg, den ersten Solarstromversorger Deutschlands zu schaffen.

Damit diese Vision wahr wird, braucht die Firma tausende Dächer auf heimischen Ein- bis Zweifamilienhäusern mit Photovoltaikanlagen nicht größer als fünf bis zehn Kilowatt. Erst ab einer Größenordnung einer installierten Leistung im zweistelligen Megawattbereich rechne sich das Geschäftsmodell, räumen beide ein. Bis 2015 geben sie sich Zeit. „Wir sind bis dahin im Investorenmodus“, sagt Schütt, der weiß, dass das kapitalintensive Geschäft ein hohes finanzielles Engagement erfordert. Schließlich erwirbt die Firma alle Anlagen selbst. Nach ersten erfolgreichen Investorenrunden stehe aktuell eine weitere Roadshow für interessierte Kapitalgeber an, die das bis 2015 notwendige Eigenkapital einspielen soll. „Es ist für den Erfolg dieses Geschäftsmodells wesentlich, ganz am Anfang dabei zu sein. Wenn es große Energieversorger entdecken, ist es für neue Unternehmen schon zu spät“, so Schütt.

Aufgabe von ­DZ-4 ist es, die Kunden zu überzeugen, dass es für sie günstiger ist, der fremden Firma ihr Dach für 20 Jahre zur Verfügung zu stellen und den dort erzeugten Strom für mindestens zehn Jahre abzunehmen, als Strom aus dem Netz über einen fremden Versorger zu beziehen. Es muss ihnen auch mehr einbringen als eine einfache Dachpacht. Schütt und Berghausen rechnen vor: aktuell koste der Strombezug über ­DZ-4 bei einer Photovoltaikanlage ohne Speicher im Durchschnitt 30 Cent je Kilowattstunde. Dieser Preis variiert je nach Standort und Anlagengröße. „Damit sind wir in vielen Fällen bereits heute konkurrenzfähig“, sagt Berghausen. Bei einem System inklusive Speicher bewege er sich bei 33 bis 34 Cent je Kilowattstunde. „Dabei verzichten wir noch bewusst auf eine Marge, um das Speichersegment anzuregen“, so Schütt weiter.

Das ­DZ-4-Geschäftsmodell funktioniert nach Art eines Contracting- oder Pachtvertrags, in dessen Ausgestaltung die Firma in Kooperation mit der Anwaltskanzlei Becker Büttner Held „viele Monate Zeit und mehrere zehntausend Euro Kapital investiert“ habe. Die Rechtslage sei komplex, die Firma brauche langfristige Sicherheit. „Ein Photovoltaiksystem ohne Speicher amortisiert sich in acht bis zehn Jahren. Bei einem System mit Speicher dauert es länger“, sagt Berghausen.

In den USA habe sich bereits gezeigt, dass sich solche Modelle rechneten. „Insbesondere in Kalifornien gibt es vergleichbare Betreibermodelle für Solarstrom schon lange. Auch Solarleasing ist dort längst ein Thema.“ Während Schütt für das Leasing in Deutschland wenig Potenzial sieht, da es eine zu hohe Kapitalverzinsung erfordere und bei der KfW für jedermann günstigere Kredite gebe, sei das beim dezentralen Strom genau umgekehrt. Denn mit ständig steigenden Kosten für den externen Strombezug wird die hauseigene Alternative für den Stromkunden wirtschaftlich immer attraktiver.

Bei der Berechnung des selbst verbrauchten Stroms kommt den Kunden zugute, dass nur die Gestehungskosten des Stroms zu Buche schlagen. Alle Nebenkosten wie Umlagen, Steuern und Netzentgelte fallen für den Eigenstromanteil weg. Der Preis setzt sich aus zwei Komponenten zusammen, einer monatlichen Grundgebühr für den gesamten Photovoltaikteil sowie dem extern bezogenen Strom, der immer dann nötig wird, wenn Anlage und/oder Speicher nicht liefern können. ­DZ-4 bietet dafür in Kooperation mit dem Oldenburger Versorger Naturwatt einen eigenen Ökostromtarif an. Weiterer Pluspunkt: Für das „eigene“ Photovoltaik-Kraftwerk müssen die Kunden weder investieren noch sich aktiv um den Betrieb kümmern.

Das Potenzial, aus der Idee einen Erfolg zu machen, ist angesichts von Millionen bis heute noch nicht verbauten Dächern in Deutschland da. Ob das Modell tatsächlich aufgeht, wird davon abhängen, ob es gelingt, zum einen genug Hauseigentümer zu überzeugen, einer fremden Firma für so lange Zeit ihr Dach zu überlassen, und zum anderen ausreichend externes Kapital dafür aufzubringen

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