Es ist schwierig, sich vorzustellen, dass viele Haushalte und gewerbliche Konsumenten in der Lage sein werden, den selbst erzeugten Photovoltaikstrom zu 100 Prozent selbst zu verbrauchen. Zudem muss bei ausbleibendem Sonnenschein auf das Stromnetz zugegriffen werden. Viele Berechnungen zur statischen Netzparität werden jedoch ohne Einbeziehung der Kosten für Batterien, thermische Speicherung und andere Speicherlösungen durchgeführt. Wenn es umgekehrt möglich wäre, produzierten Solarstrom kostengünstig zu speichern, so Hauff von A. T. Kearney, sähe es mit der Wirtschaftlichkeit des Photovoltaik-Selbstverbrauchs viel besser aus. Nach Hauffs
Meinung sind weitere Untersuchungen notwendig, um zu beurteilen, inwiefern Fortschritte bei den Speicherkosten die Wettbewerbsfähigkeit beschleunigen würden. „Besonders interessant“, so Hauff, „sind Hybridtechnologien wie photovoltaikbetriebene Wärmepumpen, die überschüssigen Solarstrom thermisch speichern, der dann zur Beheizung von Gebäuden genutzt werden kann.“ Natürlich führt Net Metering zur 100-prozentigen beziehungsweise statischen Netzparitätsgleichung, aber hierbei handelt es sich immer noch um eine Stützungsregelung – und dadurch wird die Photovoltaik laut Hauff „auf eine Art wettbewerbsfähig“.
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Europa
Hauffs Team bei A. T. Kearney hat eine aktualisierte Analyse der dynamischen Netzparität für drei europäische Märkte erarbeitet. Auch wenn die Analyse nicht den gesamten Kontinent umfasst, so sind die Ergebnisse dennoch beeindruckend. Trotz konservativer Prognosen zeigt sich, dass Netzparität in greifbarer Nähe ist. In Spanien werden gewerbliche und private Kunden im Jahr 2012 dynamische Netzparität erleben, gefolgt von der „Generation Value Competitiveness“ im Folgejahr. In Großbritannien wird fürprivate und gewerbliche Kunden mit der dynamischen Netzparität im Jahr 2015 gerechnet und für Kraftwerksinvestoren im Jahr 2016. Und Photovoltaikpionier Deutschland hat demnach die dynamische Netzparität für Endkunden bereits jetzt erreicht, die für Stromerzeuger folgt im bereits nächstes Jahr.
Afrika
Bei netzunabhängigen Anlagen kann die Photovoltaik sehr gut mit der Stromerzeugung aus Dieselgeneratoren mithalten. Es müssen jedoch kosteneffiziente Speicherlösungen entwickelt werden, damit Solarstrom zur echten Wettbewerbsfähigkeit kommt. Kürzlich zeigte sich bei einem Offgrid-Workshop, ausgerichtet vom Großhändler Phaesun in Deutschland, dass netzunabhängige Systeme zwar von den sinkenden Preisen in der ganzen Industrie profitieren, jedoch noch immer 30 bis 40 Prozent teurer als netzgekoppelte Systeme sind. Hohe Importzölle, Korruption und hohe Finanzierungskosten hemmen zudem die Wettbewerbsfähigkeit der netzunabhängigen Photovoltaik in Teilen von Afrika.
Nigeria und Südafrika gehören zu den Märkten mit einer besseren Strominfrastruktur, sie sind die führenden Märkte auf dem Kontinent. Als am stärksten etablierter Markt bietet Südafrika immer noch sehr niedrige Strompreise, trotz des rasanten Anstiegs der Strompreise aufgrund der alternden, auf fossilen Brennstoffen basierenden Infrastruktur. Die Einspeisevergütung wird also ein wichtiger Faktor für die Photovoltaik in Südafrika bleiben. Die 28 erfolgreichen Gebote in der ersten von fünf Runden des staatlichen Programms für erneuerbare Energie wurden Anfang Dezember verkündet. Dino Petrarolo, Geschäftsführer von Kayema Energy Solutions, wird ein zehn Megawatt schweres Projekt in der zweiten Runde einreichen. Nach seinen Worten hat das Ziel der südafrikanischen Regierung, eine Kapazität von 3,75 Gigawatt aus erneuerbarer Energie zu installieren, schließlich den südafrikanischen Photovoltaikmarkt angestoßen.
Ost- und Südasien
Die Rolle Chinas auf dem Solarmarkt ist hinreichend dokumentiert. Als Markt für Module und Installationen jedoch bleibt das Land unterentwickelt – das zeigt eine jährliche Modulproduktionskapazität von rund 18 Gigawatt im Vergleich zueiner kumulierten installierten Leistung von einem Gigawatt. Aufgrund der in China kürzlich eingeführten Einspeisevergütung und eines jährlich um mehr als zehn Prozent wachsenden Strombedarfs liegt der Preis für Solarstrom bereits jetzt teilweise unter den Höchstverbraucherpreisen, so Wu Dacheng vom chinesischen Photovoltaikverband. Im Oktober letzten Jahres teilte Charles Gray von Applied Materials der China Daily mit, dass für private und geschäftliche Kunden „bis 2018 die Netzparität in China erreicht sein wird“. Wu pflichtet bei und fügt hinzu, dass die Privattarife über den gewerblichen liegen und daher die Netzparität für Privathaushalte 2014 erreicht sein wird. Er glaubt auch, dass die Photovoltaik im Jahr 2021 mit dem Großhandelspreis für Strom gleichziehen wird.
Im Nachbarland Japan besteht nach der Atomkatastrophe von Fukushima ein anhaltend großes Interesse an der Photovoltaik, der tatsächliche Preis der Stromerzeugung soll erneut überprüft werden. Strom bleibt weiterhin teuer. Andrew DeWit vonder School of Public Policy Studies an der Rikkyō-Universität in Tokio meint, dass die hohen Kosten für Erdgas und die Monopolisierung von zehn regionalen Strommärkten schuld daran sind. „Strom in Japan ist deutlich teurer als in den Nachbarländern, besonders Südkorea.“ Die hohen Preise mögen die Photovoltaik wettbewerbsfähiger machen, die regulierten Strommärkte jedoch habendie Photovoltaikentwicklung bisher gehemmt. Das trifft besonders auf große Kraftwerke zu, die das Potenzial haben, die Kosten deutlich zu senken. Eine für Mitte des Jahres geplante Einspeisevergütung für solche Anlagen wird von Interessengruppen bekämpft.
Indien ist in letzter Zeit für die Photovoltaikbranche sehr interessant. Die National Solar Mission steigert Kapazität und Größe der Anlagen. Zusätzliche regionale Programme wie etwa in Rajasthan, Karnataka und Gujarat haben diesen Effekt multipliziert. Die Netzstrompreise variieren zwischen verschiedenen indischen Bundesstaaten stark, ebenso zwischen dem privaten und gewerblichen Sektor. Hierbei ist zu bemerken, dass sich die Preise auf dem gewerblichen Sektor weniger als die Preise auf dem Privatsektor zwischen den Staaten unterscheiden. Der deutsche Hersteller Q-Cells hat eine Analyse zur Netzparität in Indien durchgeführt, wonach die Photovoltaik zuerst in den Staaten Gujarat und Maharashtra wettbewerbsfähig sein wird. Die Analyse zeigt auch, dass bei einer Reduzierung der Finanzierungskosten von dort zwölf bis dreizehn auf sieben Prozent die Wettbewerbsfähigkeit schneller herbeigeführt werden kann.
Südostasien
Die verschiedenartigen Märkte Südostasiens sind in einer faszinierenden Situation. In einer Analyse, die kürzlich auf der Clean Energy Expo Asia in Singapore vorgestellt wurde, berichtet Christophe Inglin von Phoenix Solar, dass die Photovoltaik im Inselstaat Singapur schon fast Netzparität erreicht hat. Emmanuel Guyot, Leiter Projektentwicklung und Finanzierung bei Conergy, pflichtet dem bei. „Betrachtet man die aktuellen Preisefür Privathaushalte in der ASEAN-Region, so stellt man fest, dass der Preis auf den Philippinen bei fast 0,25 US-Dollar je Kilowattstunde liegt, während der Preis im benachbarten Singapur circa 0,21 bis 0,23 US-Dollar beträgt.“ Guyot sagt, dass in der Folge Stromversorger zunehmend bereit sind, Power Purchase Agreements (PPAs) bei rund 0,21 US-Dollar je Kilowattstunde zu unterzeichnen. Bei einem internen Zinsfuß von acht Prozent kann Solarstrom für circa 0,23 US-Dollar je Kilowattstunde angeboten werden. „Das macht die Photovoltaik wettbewerbsfähig – in bestimmten Segmenten sind wir bei der Netzparität angelangt.“ Soren Karkov, Regionaldirektor Saubere Energie für Det Norske Veritas, gibt an, dass Malaysia fossile Brennstoffe zur Stromerzeugung mit 900 Millionen US-Dollar jährlich subventioniert und dadurch der Photovoltaik die Wettbewerbsfähigkeit verbaut. „Auf den Philippinen sind die Strompreise viel höher, weil es keine Subventionen für die Brennstoffe zur Stromerzeugung gibt.“ In Thailand liegen die Strompreise für Privathaushalte bei etwa 0,10 US-Dollar. Somit bleibt die Photovoltaik dort von einer Einspeisevergütung abhängig. Guyot sagt abschließend: „Der Preisunterschied ist immer noch zu groß.“
Ozeanien
Zu den größten Ländern in der Region zählt Fidschi, wo 57 Prozent der 170 Megawatt Erzeugungskapazität auf Diesel basieren. Das ist ein hoher Wert. Fidschi gehört jedoch zu den glücklichen Ländern der Region, die über üppige Wasserkraftressourcen verfügen. Aufgrund gestiegener Preise für Diesel gibt es nun eine Reihe von staatlichen Anreizen, die die Netzparität in Fidschi näher bringen. Zu den Anreizen für Photovoltaikinvestitionen gehören die drastische Reduzierung der Zölle beziehungsweise die Zollbefreiung von Photovoltaikimporten, schnellere Abschreibungsmöglichkeiten der Investitionen und eine fünfjährige Steuerbefreiung.
Andere Inselstaaten im Pazifik haben in Sachen Wasserkraft weniger Glück als Fidschi. Samoa und die Salomonen haben beide extrem hohe Strompreise. Nach Aussage des Leiters der School of Engineering and Physics an der University of the South Pacific (USP), Atul Raturi, liegen die Strompreise in Fidschi für Privathaushalte bei niedrigen 0,17 bis 0,18 US-Dollar je Kilowattstunde. „Auf den Salomonen“, erklärt Raturi, „müsste man 0,60 bis 0,70 US-Dollar zahlen.“ Unter diesen Bedingungen ist die Photovoltaik wahrhaftig wettbewerbsfähig, die Entwicklung ist jedoch wegen des niedrigen Nachfragevolumens und fehlender technischer Kompetenz in Bezug auf Installation und Wartung eher zaghaft. Die USP hat sich der Sache angenommen und auf dem Campus eine 45-Kilowatt-Anlage ans Netz genommen. Ein vom Stromversorgungsunternehmen von Fidschi durchgeführtes Wartungsmodell hat zudem gezeigt, wie Offgrid-Anlagen in abgelegenen und isolierten Dörfern kostengünstig gewartet werden können.
Auch im Süden Ozeaniens, Australien, haben staatliche Subventionen eine Rolle beim Erreichen der Netzparität gespielt. Andrew Blakers von der Australian National University veröffentlichte im August 2011 eine kurze Stellungnahme, in der er erklärte, dass die Netzparität für Privathaushalte in ganz Australien inzwischen erreicht sei. Blakers‘ Berechnungen beziehen sich auch auf subventionierte Netzparität, da sie sowohl das staatliche Subventionsprogramm – Erneuerbare-Energie-Zertifikate (REC) für Systeme unter 1,5 Kilowatt – als auch eine CO2 -Emissionssteuer, vom australischen Parlament im November 2011 verabschiedet, berücksichtigen.
Die Strompreise sind in den vergangenen Jahren in einigen australischen Städten rasant gestiegen. Während Strom in zahlreichen Bundesstaaten zuvor stark subventioniert war, wurden die Subventionen in Anbetracht steigender Kosten immer mehr zurückgefahren. „In ganz Australien setzen die Regierungen jetzt auf eine Preisgestaltung, die die Kosten widerspiegelt“, so Ray Wills von der Sustainable Energy Association. Viele Photovoltaikinstallateure berichteten von bevorstehender Wettbewerbsfähigkeit auch ohne Subventionen. „Mehr als die Hälfte unserer Mitglieder gaben in einer kürzlich durchgeführten Umfrage an, dass sie bereits vor 2015 damit rechnen, und viele von ihnen glauben, dass die Netzparität bereits 2013 oder sogar 2012 eintreten wird. Auf jeden Fall wird es innerhalb der nächsten zwei bis vier Jahre so weit sein, dass Solarmodule nicht mehr subventioniert werden müssen. Photovoltaik wird einfach wirtschaftlich Sinn machen.“
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