Bäume sind faszinierende Organismen: Sie reinigen und filtern die Luft, verarbeiten Kohlendioxid mit Hilfe von Sonnenlicht in Sauerstoff, beherbergen Tiere, spenden Schatten – und schieben kreative Prozesse an. Der britische Mathematiker, Physiker und Astronom Isaac Newton beispielsweise saß im 17. Jahrhundert in einem Garten und grübelte vor sich hin, als er einen Apfel vom Baum fallen sah. Das führte ihn zunächst zu der Frage, warum ein Apfel immer senkrecht auf die Erde aufschlägt, und schließlich zu seiner berühmten Gravitationstheorie. Etwa 350 Jahre später erlebte Vivien Muller aus dem französischen Metz beim Blinzeln ins Blätterdach eine Inspiration. Fasziniert von der Idee, dass Bäume sich per Photosynthese selbst mit Energie versorgen, entwickelte der Designer einen künstlichen Bonsai, der mit Photovoltaik Strom für seine Besitzer erzeugt und dabei auch noch besser aussieht als jedes andere lebende Gewächs auf der Fensterbank: den Electree.
Der Electree liefert zwar keine essbaren Früchte, aber genügend Energie, um mobile Alltagshelfer vom Handy bis zurDigitalkamera aufzuladen. Den Strom erzeugen 27 jeweils 96 mal 96 Millimeter große Solarzellen, die anstelle von Blättern die Astenden zieren. „Die Natur hat über Jahrmillionen die effizientesten Strukturen ausgewählt, um Sonne einzufangen“, sagt Vivien Muller. „Bäume und Blätter sind daher die beste Form, um die Solarenergie zu nutzen.“ Organische Solarzellen verwendet Muller übrigens nicht, sondern amorphe. Diese können innerhalb von 36 Stunden – ausrei- chend Licht vorausgesetzt – eine im Wurzelbereich des Electrees verborgene Batterie mit einer Kapazität von 13.500 Milliamperestunden aufladen. Diese Batterie versorgt einen USB-Anschluss, an den die Geräte während der Ladezeit angeschlossen werden können. Und ihre Kapazität ist ordentlich: Ein iPhone beispielsweise enthält eine Batterie mit 1.500 Milliamperestunden.
An dem Design seines Electrees hat Vivien Muller über drei Jahre lang gefeilt. Schließlich war es sein erklärtes Ziel, ökologische, ästhetische und funktionale Kriterien perfekt miteinander zu verbinden. Anfangs waren Stamm und Äste noch aus Silber, jetzt sind sie – analog zu diversen derzeit angesagten Smartphones und anderen Gadgets – weiß wie bei einer Porzellanskulptur. Die Form des etwa 40 Zentimeter hohen Solarbäumchens ist aber variabel geblieben. Jeder Käufer kann seinen persönlichen Electree aus den Einzelteilen individuell zusammensetzen – und die Solarmodule dabei praktischerweise an den zur Verfügung stehenden Lichtquellen ausrichten.
Vom Baum zum Wald
Im Handel ist der Solar-Bonsai zwar bislang nicht. AberVivien Muller sucht derzeit nach Interessenten, um eine Serienproduktion anschieben zu können. Dabei setzt er auf die Kraft des Internets: Wenn bis zum 15. Oktober unter www.ulule.com/electree mehr als 400 Vorbestellungen erreicht werden, geht der Electree in Produktion und wird noch vor Weihnachten ausgeliefert. Für 299 Euro können auch photovoltaik -Leser zum ersten Kundenkreis gehören; der Preis wird übrigens erst dann fällig, wenn die Serienfertigung tatsächlich startet. Darauf hofft Vivien Muller natürlich. Bäume haben schließlich noch eine ganz besondere Eigenschaft: Sie bilden Wälder.
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