SRU will Solarförderung stutzen

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Neuen Zündstoff für die aktuelle Debatte über die Höhe der Solarförderung in Deutschland hat der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) der Bundesregierung geliefert. Das Beratergremium aus sieben Wissenschaftlern empfiehlt in seinem Sondergutachten „Wege zur 100 Prozent erneuerbaren Stromversorgung“, die Photovoltaik-Förderung in Deutschland grundlegend zu ändern. Sie fordern, den Zubau neuer Photovoltaik-Anlagen in Deutschland bei maximal 1000 Megawatt zu deckeln. Es gebe auch Sympathien für eine Obergrenze bei 500 Megawatt, sagt SRU-Mitglied Olav Hohmeyer, Professor an der Universität Flensburg. Die Nachfrage sei wegen der drastischen Preissenkungen bei Photovoltaik-Anlagen bei gleichzeitig hohen Vergütungssätzen geradezu explodiert. „Unser Bedenken ist, dass wenn Wildwuchs weiter stattfindet, dass das dann von Kreisen, die mehr an einer Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerken und dem Neubau von Kohlekraftwerken interessiert sind, genutzt wird, um das EEG zu kippen“, so Hohmeyer weiter. Er sieht zugleich nicht die Gefahr, dass eine Deckelung des Marktes ähnliche Folgen haben könnte wie in Spanien, als der Zubau nach der Einführung einer Mengenbegrenzung nahezu zusammenbrach.

Wachstumsraten zu hoch

Die derzeitigen Wachstumsraten bei der Photovoltaik seien deutlich zu groß, resümiert Hohmeyer. Eine Senkung der Einspeisevergütung allein reiche nicht aus, um den Zubau zu bremsen. Hohmeyer wirft der Photovoltaik-Industrie vor, sie spiele mit „gezinkten Karten“, wenn es um Kostensenkungspotenziale geht. Für den Umweltrat wäre es auch denkbar, neben einer Deckelung des Marktes auch eine Größenbeschränkung für Photovoltaik-Anlagen im EEG festzuschreiben. Aus Sicht der Wissenschaftler wären Installationen von Dachanlagen in Deutschland völlig ausreichend. „Deutschland hat seinen Teil für die Entwicklung der Photovoltaik getan“, ergänzt Karin Holm-Müller von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Nun sollte nach kostengünstigeren Alternativen gesucht werden. Dies bedeute Photovoltaik-Anlagen dort zu installieren, wo sie effizienter sind als in Deutschland. So könnten die Kosten für die weitere Entwicklung mit anderen Ländern geteilt werden, so die Sachverständigen weiter.

EEG-Umlage zeigt nicht wahre Kostendifferenz

Mit Blick auf die Kosten teilen die Wissenschaftler die Einschätzung nicht, dass Photovoltaik bereits in zwei Jahren die Netzparität erreichen und günstiger als Offshore-Windstrom sein wird. Der Umweltrat empfiehlt, die Deckelung für den Photovoltaik-Zubau dann wieder aufzuheben, wenn die Kosten für Solarstrom unter 15 Cent je Kilowattstunde gesunken sind. Ansonsten sehen die Wissenschaftler wegen der hohen Photovoltaik-Kosten die Umstellung der Energieversorgung in Deutschland auf 100 Prozent Erneuerbare gefährdet. Außerdem sollte der Wandel möglichst kosteneffizient vollzogen werden. Die Wissenschaftler zeigten zugleich auf, dass die derzeit viel kritisierte EEG-Umlage in Höhe von 3,53 Cent pro Kilowattstunde nicht den wahren Kostenunterschied zwischen erneuerbaren und konventionellen Energieträgern wiedergebe. „Die EEG-Umlage überzeichnet die Kostendifferenz“, so Hohmeyer. Die erneuerbaren Energien bewirkten deutliche Preissenkungen am Strommarkt. Dies machten 50 bis 60 Prozent der derzeitigen EEG-Umlage. Die Kostendifferenz liegt Hohmeyer zufolge demnach unter zwei Cent je Kilowattstunde. Dennoch sollte Deutschland nicht zu früh auf die teuren Energieformen setzen, sagte er mit Blick auf die Photovoltaik. Dies würde eine Energiewende deutlich teurer für die Stromverbraucher machen.

Der SRU hält eine vollständige Versorgung mit erneuerbaren Energien schon vor 2050 für möglich und machbar. Die Wissenschaftler sprechen sich gegen die Verlängerung der AKW-Laufzeiten aus. Ein Neubau von Kohlekraftwerken sei ebenfalls nicht notwendig. Allerdings gelte es, in den kommenden Jahren vor allem den Netzausbau und die Entwicklung von Speichern schnell voranzutreiben. Eine europaweite Harmonisierung der Förderung erneuerbarer Energien halten die Wissenschaftler hingegen nicht für notwendig und sinnvoll. (Sandra Enkhardt)

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