Solarstrom mit Gefühl

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Kunst beleuchten, ohne Energie zu verschwenden. Die integrierten Solarzellen erzeugen tagsüber genug Strom, um die Lampen im Klimaturm der Universität in Vancouver nachts zu versorgen.

Seit tausenden von Jahren fasziniert es die Menschen, wenn sich in bunt bemalten Fensterscheiben die Sonnenstrahlen brechen und eine farbenprächtige Atmosphäre erzeugen. Die Glasmalerei wirkt mystisch und sakral. Kurz, sie schafft Gefühl – ganz anders eine Solaranlage. Sie begeistert mit ihrer technischen Nüchternheit bisher allenfalls Umweltfreaks. Noch.

Die Künstlerin Sarah Hall hat genug von den nüchternen Solar-Aufbauten, die auf Lagerhallen ungesehen ihre Dienste verrichten. Sie will die Faszination der Glasmalerei nutzen, um die moderne Solartechnik in die Herzen der Menschen zu bringen.

„Ich will, dass sich die Menschen mit der Sonnenenergie auseinandersetzen, und dafür muss sie runter vom Dach“, sagt die 58-jährige Kanadierin. Ihre Inspiration fand sie auf einer Reise durch Deutschland. Hier entdeckte sie viele Fassaden, in denen Solarzellen wie Baumaterial eingesetzt wurden. Ganz anders als in Nordamerika, denn hier wirke eine Photovoltaikanlage eher wie ein nachträglicher Einfall, findet die studierte Glasgestalterin.

Nicht anonym, sondern greifbar

Eines ihrer bekanntesten Projekte ist die Gestaltung des Klimaturms „True North/Lux Nova“, der die unterirdisch gelegene Bibliothek der Universität in Vancouver (Kanada) mit Frischluft versorgt. Aus dem zwölf Meter hohen Glasturm machte sie ein Kunstwerk, das sich selbst mit Solarstrom versorgt. „Die Photovoltaikzellen sind nicht nur Verzierung. Sie erzeugen genug Strom, um den Turm die gesamte Nacht hindurch beleuchten zu können“, erklärt Hall ihr Konzept.

Denn Solarstrom überzeuge eben nicht, wenn er im anonymen Netz verschwinde. Er müsse im Gebäude für alle deutlich und begreifbar verwendet werden, um in das Bewusstsein der Menschen vorzudringen. „Meist verwende ich die auffällig blau schimmernden Zellen, da ihr Aussehen am stärksten mit der Sonnenenergie verbunden wird“, sagt Hall.

Module aus Sonderanfertigung

Die Module fertigt das deutsche Solar-Unternehmen Schüco International mit einer Zellanordnung nach ihren Wünschen an. Christof Erban, Leiter für gebäudeintegrierte Photovoltaik, überprüft die kreative Zellanordnung vorher noch auf technische Machbarkeit: „Im Prinzip ist alles möglich, nur wenn die elektrischen Verbinder optisch zu sehr stören, bleibt auch mal eine Zelle passiv“. Ansonsten erfüllen die transparenten Module, ob nun dreieckig, trapezförmig oder abgerundet, die gleichen Anforderungen wie klassische Solarmodule. Mit TÜV-Zertifikat verlassen sie das Werk in Deutschland, um anschließend kunstvoll bemalt, bedruckt oder sandgestrahlt zu werden.

Wo sollte Sarah Hall mehr Erfolg haben, damit den Sonnenstrom für die Zukunft populär zu machen, als in Schulen? Deshalb ist sie auch dort aktiv und hat die Treppenhausfenster der Grass-Valley-Grundschule in Washington mit einem Kunstwerk versehen. „Science of Light“ heißt es – die Module fügen sich so ein, dass sie kaum auffallen.

Inzwischen eifert die Künstlerin ihren mittelalterlichen Vorbildern direkt nach. Erstmals wird sie für eine Kathedrale eine solare Glaskunstfassade erschaffen. Mit einer Fläche von 120 Quadratmetern wird es ihr größtes Solarprojekt. „Es soll ein gewaltiges, weit sichtbares Zeichen werden, verantwortlich mit den Ressourcen unserer Erde umzugehen“.

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