30 Meter lang ist der futuristische Trimaran, der seit Januar im Bau ist.
Hoch her geht es dieser Tage im Hauptquartier von PlanetSolar im größten Technologiepark der Schweiz, dem Y-Parc in der Nähe von Lausanne: an der Wand eine riesige Weltkarte mit einer geschlungenen Linie quer über die gesamte Breite, auf dem angestammten Platz des Weihnachtsbaums in der Mitte des sonst nüchternen Büros ein futuristisches Schiffsmodell. Mit der Konstruktion dieses Schiffs beginnen die Bootsbauer gerade gut 1.000 Kilometer weit entfernt, in der Nähe von Kiel, in der von zwei deutschen Segellegenden geführten Knierim-Werft neben der Schleuse zum Nord-Ostsee-Kanal.Der seit Anfang Januar im Bau befindliche 30 Meter lange Trimaran, ein Schiff mit drei Rümpfen, wird auf 470 Quadratmetern mit klassischen, siliziumbasierten PV-Modulen überzogen, die bis zu 105 Kilowatt liefern – bei einem Effizienzgrad von etwa 23 Prozent. Die beiden Antriebsmotoren werden bei einer Fahrt mit zehn Knoten (also gut 18 Stundenkilometer) etwa 40 Kilowattverbrauchen. Maximal sind 18 Knoten (33 Stundenkilometer) möglich, was dann aber 140 Kilowatt an Leistung fordern würde. Die rekordverdächtigen Batterien jedenfalls gäben das her: Mit zwei Megawattstunden Kapazität können sie das Schiff sogar bis halb über den Atlantik bringen, ohne dass ein einziger Sonnenstrahl vonnöten wäre.
„Zukunft der Menschheit“
135 Jahre nach der literarischen Weltumrundung von Jules Verne geht mit der PlantSolar ein weiterer „Philéas Fogg“ an den Start – im Gegensatz zu Vernes Hauptperson allerdings nicht in 80 Tagen mit Heißluftballon, Buschmesser und Elefanten, sondern etwas gemächlicher mit einer solarbetriebenen Hightech-Yacht. Außerdem geht es heute weniger um flüchtige Bankräuber, Ehre und Ego, sondern um die „Zukunft der Menschheit“. Raphaël Domjan – Ideengeber, Abenteurer und auch Skipper – ist nämlich ein Überzeugungstäter, was die Umweltbewegung anbelangt, um nicht zu sagen: ein Missionar: „PlanetSolar will beweisen, dass wir wirklich etwas verändern können, dass es Lösungen gibt und dass es noch nicht zu spät ist, denn die Generationen von morgen richten ihren Blick auf uns.“Natürlich ist die PlanetSolar nicht das erste große Solarboot: Nach frühen Profi-Regatten in den 80er Jahren sind solche Schiffe kommerziell im Einsatz – als umweltfreundliches Wassertaxi auf dem Lago Maggiore oder extra leises Ausflugsboot vor der Küste Toulons fahren beispielsweise die Schiffe der schweizerischen MW Line. In Berlin gibt es sogar seit 2001 eine spezielle Solartankstelle für eine Flotte von 20 kleinen Booten, und ab Frühjahr 2009 soll es in der Hauptstadt erste Stadtrundfahrten mit einem 80 Personen fassenden Null-Liter-Schiff geben.Das Projekt PlanetSolar jedoch ist noch einmal eine ganze Nummer größer: Bis zu 200 Personen können für Besichtigungengleichzeitig an Bord; fahren wird das Schiff mit maximal 50 Passagieren. Vor allem aber geht es nicht um Ausflugsfahrten, sondern um die erste Weltumrundung mit Solarantrieb. Finanziert wird dieses schätzungsweise 13 Millionen Euro teure Mammut-Projekt größtenteils von dem deutschen Unternehmer Immo Ströher und dessen schweizerischer Rivendell AG, einer in der Solarbranche bereits bekannten Kapitalbeteiligungsgesellschaft, die unter anderem als Geldgeber für Q-Cells und Solon fungierte. Ebenso bekannt, zumindest in Frankreich, ist Domjans Begleiter Gérard d'Aboville, der zur Legende wurde, als er in einem Ruderboot 1980 als Erster den Atlantik und einige Jahre später sogar den Pazifik überquerte. Inzwischen ist Aboville zwar eigentlich Politiker, für das ambitionierte Projekt aber wird er noch einmal zum Steuermann.
Leinen los im Frühjahr 2010
Die PlanetSolar wird dabei eine sehr ähnliche Route nehmen wie damals Philéas Fogg – in umgekehrter Richtung allerdings sowie mit dem Unterschied, dass es damals noch keinen Panamakanal gab und dass der indische Subkontinent umschifft statt durchquert wird. Nachdem der ursprüngliche Zeitplan einen Start in 2008 vorgesehen hatte, soll es jetzt definitiv im Frühjahr 2010 von Monaco aus im Mittelmeer losgehen. Soweit möglich, wird die Reise dann entlang dem Äquator führen – wegen der starken Sonneneinstrahlung. Die Planet Solar will die etwas mehr als 40.000 Kilometer in circa 120 Tagen bewältigen.
Zwischenstopps sind voraussichtlich Marseille, Paris, New York, San Francisco, Hongkong, Shanghai, Abu Dhabi und Dubai – damit das Schiff als weltweiter Botschafter für die Solarenergie werben kann. Bereits im Sommer nächsten Jahres soll außerdem eine Roadshow starten, die über das Projekt, aber auch allgemein über die Potenziale der Photovoltaik informiert. Für Raphaël Domjanist es deshalb auch mehr eine Mission als eine Reise: „Technologie und Fortschritt, mittels derer wir in Einklang mit der Natur leben können, sind bereits heute verfügbar. Wir müssen der Welt zeigen, dass diese Lösungen vorhanden und umsetzbar sind, dass sie zuverlässig und wirtschaftlich machbar sind.“ Auf die Bemerkung, dies höre sich mehr nach einem Missionar als nach einem Projektleiter an, antwortet Domjan lachend: „Naja, in erster Linie bin ich Ingenieur, dann natürlich auch Abenteurer, denn das Ganze ist schon lange mein Traum. Aber auf einem Kreuzzug befinde ich mich ja nicht …“
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