FdH im Klimamarkt

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„Mit moderner Technik lässt sich der Energieverbrauch einer Supermarktfiliale um die Hälfte senken“, sagt Karl-Erivan Haub, Geschäftsführer der Tengelmann Unternehmensgruppe, anlässlich der Eröffnung des energieeffizienten Supermarktes in Mülheim an der Ruhr. Das Projekt, das bei Tengelmann den Namen Klimamarkt trägt, hat nach Ansicht von Haub Modellcharakter für die gesamte Handelsbranche.
Rund 770.000 Kilowattstunden Stromverbraucht ein herkömmlicher Supermarkt der Tengelmann-Tochter Kaiser's Tengelmann. Hinzu kommt der Wärmebedarf für die Temperierung der Einkaufs- und Verwaltungsräume im Winter. Dagegen soll der Wärmebedarf des Klimamarktes zu 75 Prozent durch die Abwärme der Kühlanlagen gedeckt werden. Die übrigen 25 Prozent liefert eine Geothermieanlage. Glastüren an den Kühlregalen und Tageslicht in den Regalgängen schlagen sich außerdem positiv auf dieStromrechnung nieder. Auf 50 Prozent haben die Ingenieure und Architekten die Stromverbräuche im Vorzeigemarkt heruntergeschraubt. 13 Prozent davon werden auf dem Dach und an den Fassaden photovoltaisch erzeugt. Der Wunsch zur Nutzung von Photovoltaik an dem Gebäude neben der Konzernzentrale kam von Haub selbst, der am liebsten den gesamten Energiebedarf des Marktes mit Solarstrom decken würde.Innerhalb von acht Wochen wurde der Umbau zum Klimamarkt mit 1.000 Quadratmetern Verkaufsfläche fertiggestellt. Der Entwurf für das neue Gesicht des Supermarktes stammt aus der Feder der Architekten Vervoorts & Schindler. In Zusammenarbeit mit Haustechnikplanern der Gesellschaft für integrierte Technik in gewerblichen Bauten (ITGB) in Dinslaken realisierten die Bochumer Architekten diesen Vorzeige-Supermarkt. „Wir haben alle Register der Energieeffizienz gezogen, um zu sehen, was möglich ist“, sagt Bauleiter Florian Schuster.

45.000 Kilowattstunden Strom

Über dem Eingangsbereich erhebt sich ein gläserner Turm, der Licht ins Innere bringt und durch integrierte Solarzellen zusätzlich Strom erzeugt. 90 gerahmte, rund zwei Quadratmeter große 240-Watt-Module von Schüco International haben die Installateure an der Süd- und Westfassade verbaut. Auf dem Dach verschweißten sie 76 Bahnen mit je 576 Watt von Solar Integrated. Mit einer Spitzenleistung von 65,38 Kilowatt belegt die Photovoltaikanlage 1.149 Quadratmeter der Fassaden- und Dachflächen und erzeugt 45.000 Kilowattstunden Sonnenstrom pro Jahr. Geplant wurde sie von den Architekten in Zusammenarbeit mit den Firmen Schüco und Solar Integrated. „Die Photovoltaikanlage ist natürlich nicht eins zu eins auf jeden anderen Supermarktstandort übertragbar“, sagt Carsten Horenburg, Projektleiter für die Haustechnik. „Viele Märkte haben Schrägdächer, dort können keine PV-Dachbahnen eingesetzt werden. Man müsste andere Photovoltaikprodukte wählen.“Um das Tageslicht zu nutzen, wurden Lichtkuppeln ins Flachdach eingeschnitten.Hochisolierte Okalux-Dachfenster bringen nun diffuses Licht in die Verkaufsflächen. Ab 1.000 Lux natürlicher Beleuchtung wird das künstliche Licht komplett abgeschaltet. „Wir haben massiv Zählertechnik eingebaut, um die Maßnahmen zu kontrollieren“, sagt Horenburg. Ein Jahr lang messen die Ingenieure, wie viel Licht überhaupt von oben kommt und wie die Energieverbräuche tatsächlich aussehen. Und wie die Kunden in ihrem Konsumverhalten auf das neue Lichtkonzept reagieren. Tengelmann will die technischen Neuerungen zunächst in Mülheim testen, ehe weitere Kaiser's-Filialen umgebaut werden. „Es könnten auch einzelne Elemente in anderen Filialen zum Einsatz kommen“, sagt der Vorstandschef von Kaiser's Tengelmann, Bernd Ahlers. Laut Angaben von Kaiser's Tengelmann investiert die Supermarktkette etwa 70 Millionen Euro pro Jahr in die Modernisierung ihrer 700 Märkte und neue Filialstandorte. Wie viel sich der Konzern die Energieeffizienzmaßnahmen für den Klimamarkt hat kosten lassen, soll aber ein Geheimnis bleiben. „Wir haben einen niedrigen, einstelligen Millionenbetrag investiert“, verlautet es aus der Presseabteilung. Norbert Hüttenhölscher, Geschäftsführer der Energieagentur NRW, bescheinigt dem Pilotprojekt an der Ruhr seinen Vorbildcharakter: „Dieser neue Klimamarkt von Tengelmann ist ein Supermarkt der nächsten Generation, er ist deutschlandweit vorbildlich.“

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