Die Energiewende in Deutschland ist ein Erfolg und führt zu Strom im Überfluss. Auch wenn dieser Satz berechtigte Kritik ernten wird, ist unbestritten, dass schon heute zu bestimmten Zeiten mehr erneuerbarer Strom zur Verfügung steht, als verbraucht werden kann. Wenn der Strom keine Abnehmer mehr findet, dann sinken die Strompreise auf 0 oder ins Negative. 2024 waren es beispielsweise 457 Stunden, zu denen Strom an der Strombörse quasi kostenlos verfügbar war. Zwar zahlen Endkunden wegen Entgelten und Umlagen trotzdem noch etwas für den Strom, aber Erzeuger verdienen mit der Produktion nichts.
Darüber hinaus sind die Stromnetze bei hoher Photovoltaik- oder Windkrafterzeugung oftmals überlastet, was Redispatchmaßnahmen mit Kosten in dreistelliger Millionenhöhe pro Monat verursacht. Beides führt dazu, dass eine Erzeugungsanlage für grünen Strom abregeln muss, obwohl der Wind bläst oder die Sonne scheint. Zwar würden etwa dynamische Stromtarife, intelligent bidirektional geladene Elektroautos oder smart gesteuerte Wärmepumpen dieses Problem bereits deutlich reduzieren, aber komplett lösen würden sie es vermutlich nicht.
Eine naheliegende Lösung ist, das Problem direkt an der Quelle zu packen. Da wir nicht ändern können, wann die Sonne scheint, ist die einzig sinnvolle Variante, den Strom vor Ort zwischenzuspeichern. Legt man Photovoltaik- und Windkraftanlagen mit mehr als fünf Megawatt Nennleistung zugrunde, entsteht hier ein Potenzial von etwa 33 Gigawatt allein in Deutschland. Dieser Ansatz ist auch unter dem Namen Co-Location bekannt, wobei alle Akteure profitieren: Photovoltaik- und Windkraftanlagenbetreiber müssen den erzeugten Strom nicht zu Niedrigpreisen einspeisen, Batteriespeicherbetreiber können auf einen vorhandenen Netzanschluss zurückgreifen, das Stromnetz wird entlastet, da Einspeisespitzen reduziert werden, und die Energiewende wird vorangebracht, weil weniger Strom ungenutzt abgeregelt werden muss. Mehr zu jedem dieser Punkte im Folgenden.
Betreiber neuer Photovoltaik- und Windkraftanlagen erhalten keine Vergütung bei Einspeisung, wenn die Strompreise am Day-Ahead-Markt negativ sind. Solche negativen Strompreise entstehen aber leider meist genau zu den Zeitpunkten größter Energieerzeugung, da Photovoltaik- und Windkraftanlagen eine hohe Gleichzeitigkeit aufweisen, wodurch ein Überangebot entsteht. Dieser Strom ist für Anlagenbetreiber und deren Direktvermarkter in Konsequenz wertlos.
Ob der Strom nun in die Batterie eingespeichert wird oder abgeregelt wird, bedeutet für die Grünstromanlage finanziell dasselbe – man spricht von Indifferenzkosten von null. Die Batterie kann diesen Strom zu einem späteren Zeitpunkt gewinnbringend verkaufen und somit Gewinne erzielen. Um den Grünstromanlagen-Betreibern hier eine Teilhabe zu ermöglichen, gibt es verschiedene Modelle wie eine jährliche Pacht vom Batteriebetreiber an die Grünstromanlage, eine Umsatzbeteiligung oder andere Vertragskonstrukte. In jedem Fall erhält der Betreiber einen Profit und muss lediglich wertlosen Strom abgeben.
Großbatteriespeicher sind heutzutage wiederum komplex in ihrer Verwirklichung, da Netzanschlusskapazitäten in Deutschland nur mit langen Wartezeiten und hohen Baukostenzuschüssen verfügbar sind. Ende August lagen beispielsweise über 500 Gigawatt an Anfragen von Batteriespeicherbetreibern vor. Als Referenz: Der deutsche Spitzenstromverbrauch liegt bei etwa 80 Gigawatt. Netzbetreiber sehen sich hier nachvollziehbarerweise nicht in der Lage, die Anfragen zu bedienen, insbesondere da Anschlüsse nach chronologischer Reihenfolge, auch bekannt als Windhundprinzip, vergeben werden müssen.
Bei einer bestehenden Grünstromanlage existiert dieser Netzanschluss aber bereits und es muss lediglich eine minimale Anpassung der Netznutzung umgesetzt werden. Gerade in Regionen mit hohem Ausbau erneuerbarer Energien ist ein zusätzlicher Batteriespeicher in solchen Fällen für das Verteilnetz oft unproblematisch, da der Speicher die Netze ja gerade dann nutzt, wenn ansonsten kaum Erzeugung vorhanden ist.
Die Co-Location ist für Batteriespeicher daher gleich aus zwei Gründen interessant: Vorhandene, ungenutzte Netzkapazitäten von Grünstromanlagen können genutzt werden und der abgeregelte Strom kann kostenlos oder sehr günstig von den Grünstromspeichern bezogen werden. Durch diese Mechanismen ist es möglich, dass solche Speicher schon heute ohne Förderung errichtet werden können, was mit Blick auf die hohen Kosten beispielsweise des EEG oder auch die geplanten Milliardenförderungen für neue Gaskraftwerke ein positives Signal für die Energiewende ist.
Das Stromnetz und die Allgemeinheit wiederum profitieren, da der Grünstrom zu Zeiten höheren Strombedarfs zur Verfügung steht. Mit Solarstrom überfüllte Netze sehen eine reduzierte Einspeisung zu Spitzenzeiten und der Strom wird stattdessen eingespeist, wenn ansonsten kaum Kapazitäten genutzt werden. Bei der genauen Ausgestaltung dieser Mechanismen gibt es aktuell noch keine Einigkeit. Ein Beispiel ist Frankreich, das seine Netzentgeltstrukturen angepasst hat und negative Netzentgelte bei systemdienlichem Verhalten eingeführt hat. Auch in Deutschland wird die Netzdienlichkeit von Speichern heiß diskutiert, aber eine Einigung konnte noch nicht erzielt werden.
Eine Weiterentwicklung beim sogenannten Engpassmanagement ist dabei abzusehen, da insbesondere auf der Ebene der Übertragungsnetze von den Netzbetreibern eine höhere Planbarkeit gewünscht ist. Kritisch ist hierbei insbesondere die Nichtdiskriminierung von Speichern, da vergleichbare Anforderungen kaum an andere Netznutzer gestellt werden. Erzeuger und Verbraucher werden entweder über Redispatch finanziell entschädigt oder über freiwillige Maßnahmen wie Regelleistung für ein netzdienliches Verhalten entlohnt. Nichtsdestotrotz sind Grünstromspeicher schon heute meistens netzdienlich, da sie laden, wenn Strom günstig ist, was zumeist mit übermäßiger Produktion erneuerbarer Energien korreliert, und entladen, wenn diese die Netze nicht mehr beanspruchen.
Wenn es für alle Beteiligten eine Verbesserung ist, dann bleibt die Frage, wann mit einem Ausbau von Grünstromspeichern zu rechnen ist. Aktuell befindet sich der Markt in einer Sortierungsphase. Einige Betreiber von Erzeugungsanlagen planen den Bau eigener Speicher und bauen dabei auch entsprechende Handelsteams auf, allerdings ist die Komplexität hierbei nicht zu unterschätzen. Daher sind viele Akteure aktuell auf der Suche nach einem spezialisierten Partner mit Erfahrung im Bereich der Batteriespeicher. Bei der Wahl eines Partners ist allerdings einiges zu beachten: Oftmals wechseln Betreiber von Grünstromanlagen ihren Direktvermarkter häufig und hierbei muss die Kompatibilität mit dem Betrieb des Batteriespeichers sichergestellt werden. Auch müssen faire Regeln gefunden werden, mit denen Risiken und Gewinne zwischen den Partnern verteilt werden. Nicht zuletzt müssen technische Herausforderungen vor Ort geklärt werden.
Bei Terra One nutzen wir dabei einen Ansatz, der die Wahl des Direktvermarkters minimal einschränkt, da der Stromverkauf durch den Direktvermarkter nicht eingeschränkt wird. Zusätzlich übernehmen wir das volle Kosten- und Projektrisiko, um so ein risikofreies Batteriespeicherprojekt für kleine und große Betreiber von Grünstromanlagen zu ermöglichen.
— Der Autor Christopher Hecht ist Senior Energy Trader – Storage and Flexibility bei Terra One und ist in der Vermarktung von Großbatteriespeichern aktiv. In seinen vorherigen Positionen bei The Mobility House, der RWTH Aachen und Smartlab Innovationsgesellschaft hat er sich mit der Interaktion von Elektrofahrzeugen mit dem Strommarkt und -netz beschäftigt und wurde hierfür unter anderem mit der Borchers Plakette ausgezeichnet. Christopher.Hecht@terra.one —
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Wertloser Strom? Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass diese angebliche „Wertlosigkeit“ nie auf die eigene Arbeitskraft angewendet wird, sondern nur auf die Leistungserbringung Anderer.
Sehr geehrter Herr Schiller,
ich gebe Ihnen recht dass die Wortwahl an dieser Stelle vielleicht nicht ideal war. Wir beziehen uns dabei lediglich auf den Verkaufswert von Strom, welcher häufig eben leider bei 0 oder negativ ist. Dadurch muss der eigentlich ja gewünschte erneuerbare Strom abgeregelt werden und somit verschwendet werden. Es ist ja gerade ein wichtiges Anliegen aller im Bereich Flexibilität/Energiewende, dass der in anderer Dimension sehr wertvolle Grünstrom nicht verschwendet wird.
Christopher Hecht schrieb:
„Es ist ja gerade ein wichtiges Anliegen aller im Bereich Flexibilität/Energiewende, dass der in anderer Dimension sehr wertvolle Grünstrom nicht verschwendet wird.“
Hier nur der Auszug, ich stimme der gesamten Antwort zu.
Im Wesentlichen sind die Spotmärkte extrem empfindlich und der Preis und der Wert stimmen so gut wie nie überein. Die Erneuerbaren und auch die Speicher haben diese Märkte nicht mitgestaltet. Aber schlussendlich gerade diese Märkte und die daran geschaffenen Bedingungen auch zum Vorteil zu nutzen, ist mehr als fair. Von daher applaudiere ich generell jegliche solcher Unterfangen. Schlussendlich haben Alle etwas davon. Es ist nun einmal leider so, dass in Deutschland viele Dinge einfach einmal der Entwicklung hinterher hängen.
Wie hier im mittlerweile häufiger zu lesen ist, machen ist wie wollen, nur krasser.
Warum haben Batterien grundsätzlich eine Berechtigung? Weil die Produkion des grünen Stroms flattert, aber der Kosum eben nicht.
Aber die Speicherfähigkeit ist begrenzt, und hilft nicht bei Dunkelflauten. Und zu viel Batterien untergraben die Kalkulation der Speicher. Da spielen einige Variablen mit, so dass die Grenze nicht exakt bestimmt werden kann. Aber sie existiert.
Es ist auch sinnvoll, Batterien geographisch dort zu installieren, wo grüner Strom erzeugt wird. Denn konsumiert wird er dort überwiegend nicht. Die industriellen Zentren sind im 19. Jahrhundert entstanden, als andere Gesetzmäßigkeiten galten. Darum ist grüner Strom teurer als der konventionelle, trotz der niedrigeren Gestehungskosten. Die „Studien“, die hier regelmäßig veröffentlicht werden, übersehen das gerne. Dabei muss man nur einen Blick auf die eigene Stromrechnung werfen.
Hallo Radlcaesar,
ich stimme Ihnen zu, dass Batterien bei Dunkelflauten nur bedingt einsetzbar sind, allerdings ist auch hier die Wirkung nicht gleich null. Wir brauchen Langfristspeicher, welche Energie vermutlich in Molekülen speichern und diese können von Batterien nicht ersetzt werden. Allerdings kann in diesen Szenarien zumindest eine Lastglättung erfolgen sodass die Leistung dieser Speicher nicht der Spitzenlast sondern der Durchschnittslast entspricht. Unabhängig davon ist es natürlich korrekt, dass Batteriespeicher heute zumeist mit einem Arbeitsvermögen von 2 Stunden und eben nicht 2 Wochen gebaut werden. Eine sinnvolle Kombination von Batterien, Langzeitspeichern, Reservekraftwerken, internationale Vernetzung, etc wird uns vermutlich in den nächsten Jahrzehnten am besten dienen.
Bzgl. der Stromgestehungskosten sind meiner Meinung nach die Studien des ISE interessant: https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/publications/studies/DE2024_ISE_Studie_Stromgestehungskosten_Erneuerbare_Energien.pdf Man kann hier natürlich angreifen, ob die gewählten Speicherverhältnisse realistisch sind, aber von der groben Größenordnung spricht Abbildung 5 hier eine doch recht eindeutige Sprache.
Radlcaesar meinte:
„Warum haben Batterien grundsätzlich eine Berechtigung? Weil die Produkion des grünen Stroms flattert, aber der Kosum eben nicht.“
Fast richtig, aber ein Detail ist nicht ganz richtig: der Konsum „flattert“ gewaltig.
Radlcaesar meinte weiterhin:
„Aber die Speicherfähigkeit ist begrenzt, und hilft nicht bei Dunkelflauten.“
Auch hier fast richtig, nur ein kleines Detail wurde nicht bedacht, auch in Dunkelflauten haben wir mit dem derzeitigen Ausbau bereits Mittagsspitzen im Bereich von 20GW und der Ausbau schreitet weiter voran, was die Mittagsspitzen auch in „Dunkelflauten“ noch weiter anhebt.
Zahlen zum „Realitätscheck“sind nach wie vor kostenlos verfügbar, auch historische, auf energy-charts[punkt]info.
Herr Hecht, der bisherige Netzausbau hat bereits ca. 500 Milliarden Euro gekostet, weitere ca 300 Milliarden sollen noch investiert werden. PP, WKA sind natürlich volatile nicht bedarfsgerecht geblieben. Nun kann man zur Glättung auch Batterie Speicher benutzen. Rechnen Sie mal aus Überschlag reicht schon :In der Spitze haben wir aktuell PV WKA ca 150 GW E ENERGIE Aufkommen bei max. 70 GW Verbrauch. Speicher Bedarf gleich größer 80 GW. Tag Nacht Ausgleich wurde nicht betrachtet.!
Der Ausgleich Dunkelflauten Sommer /Winter ergibt völlig unbezahlbare Werte. Sie sind ein tüchtiger Verkäufer, Ingenieur sind Sie nicht.
Seien Sie vorsichtig damit, andere abzukanzeln, wenn die eigene Analyse doch sehr angreifbar ist.
Die 150 GW (Maximalleistung PV+Wind), die sie da ausrechnen, treten nie auf. Da müssten drei Sonnen gleichzeitig am Himmel eines klaren Sommertages stehen, und zufällig auch der Wind überall mit voller Kraft wehen. Sehr unwahrscheinlich. Wenn es doch mal (näherungsweise) passiert, müsste in diesem Extremfall abgeregelt werden, was aber nur einen geringen Prozentsatz (<10%) der Gesamterzeugung ausmacht. Das würde dann die Gestehungskosten um den entsprechenden Prozentsatz erhöhen.
Die Möglichkeit, im Normalfall größere Anteile des Überschusses ins Ausland zu exportieren, haben Sie gleich ganz unter den Tisch fallen lassen.
Was aber den stärksten Effekt ausmacht: Die Leistung der Batteriespeicher, die man insgesamt braucht (ca. 1 – 2 TWh) ist viel höher als die Leistung, die wir derzeit für Wind+PV anstreben, nämlich etwa 500-1000GW. Dies liegt daran, dass wir die Maximalleistung der Batterien im Normalbetrieb gar nicht benötigen. Im Normalbetrieb reicht es, wenn sie 4-6 Stunden am Tag laden und 8-10 Stunden entladen.
Schließlich sollen in der Zukunft noch zusätzliche, in Teilen flexible Verbraucher (Elektrolyseure, Wärmepumpen, Elektromobilität) dazukommen, die den Strom des weiteren Erneuerbaren-Zubaus aufnehmen sollen.
Wenn man sich sehr enge Scheuklappen anlegt, dann kommt man zu einer Rechnung, wie Sie sie aufgemacht haben. Ein etwas weiterer Blick zeigt: Alles im Grünen Bereich.
P.S. Es wäre noch schön, wenn Sie sagen würden, was Sie in diese "500 Mrd Investitionen" eigentlich reingerechnet haben. Das meiste werden ja Investitionen sein, die über 20 Jahre und mehr abgeschrieben werden. Vergleichen Sie das mal mit den Investitions+ Brennstoffkosten für fossile Kraftwerke in der gleichen Zeit! Die Gestehungskosten des Erneuerbaren Stroms sind ja deshalb so niedrig, weil deren Investitionskosten im Vergleich zu dem, was fossile Kraftwerke verschlingen, doch wieder niedrig sind.
Kritik: Win-Win-Win? Eher Win-Lose-Lose für Steuerzahler und Energiewende!
Der Artikel in pv-magazine.de malt die Partnerschaft zwischen Großbatteriespeichern und Photovoltaik-Anlagen als glorreiches „Win-Win-Win“-Szenario – effizient, netzschonend und vor allem: gewinnbringend für alle. Terra One und Co. jubeln über Co-Location, bei der überschüssiger Grünstrom vor Ort in Batterien gepumpt wird, statt abgeregelt oder bei negativen Preisen verschenkt zu werden. Klingt super, oder? Leider ist das eine rosarote Blase, die die harten Realitäten der Energiewende ignoriert. Lassen Sie mich das mal nüchtern aufdröseln: Das Ganze ist ein teurer Placebo-Effekt, der auf Subventionen, regulatorischen Lücken und der Ignoranz gegenüber Systemkosten basiert. Die Betreiber kassieren, der Steuerzahler blutet – und die Stabilität des Netzes? Die lacht man aus.
Zuerst mal: Die Betreiber von Wind- und PV-Anlagen sind durch ihre EEG-Abnahmeverträge mit der Bundesnetzagentur (BNA) bombensicher abgesichert. Egal ob Abregelung oder negative Preise – der „Michael“ (also der Steuerzahler) zahlt immer. Bei Abregelung gibt’s Differenzverträge, die den vollen EEG-Einspeisevergütungssatz garantieren, minus Marktpreis. Negativpreise? Die merkt der Endverbraucher gar nicht direkt: Sein Vertrag fixiert xx Cent pro kWh, der Markttanz bleibt ihm verborgen. Im Jahr 2024 gab’s satte 457 Stunden mit Negativpreisen – und wer deckt die Lücke? Genau: Die EEG-Umlage, die letztlich alle Stromkunden trifft. Der Artikel verschweigt das geflissentlich und tut so, als ob die Batterien magisch alle Probleme lösen. Spoiler: Tun sie nicht.
Nehmen wir die Amortisation: Wenn Strom nichts oder negativ kostet, von was rechnet man dann die Kosten ab? Für eine Windenergieanlage (WEA) mit 25% Kapazitätsfaktor brauchst du mindestens 7 Cent pro kWh, um über die Runden zu kommen – LCOE inklusive Bau, Betrieb und Finanzierung. Sonst legt der Betreiber drauf, und ohne EEG-Subventionen wäre das ein Insolvenz-Ticket. PV-Anlagen schneiden da noch schlechter ab, mit noch niedrigeren Faktoren. Und die Batterien? Die kosten 300–500 Euro pro kWh Kapazität, halten bei Vollladungen vielleicht 10 Jahre (nicht ewig, wie der Hype suggeriert). Um das zu refinanzieren, muss man mindestens 10 Cent pro kWh draufschlagen – bei täglichen Zyklen. Das „Buy low, sell high“-Modell klingt clever, führt aber direkt in die Falle: Du kaufst bei Überfluss (null Erlös) und verkaufst bei Knappheit (hohe Preise), aber die Spreads decken die Kosten kaum. Der Artikel prahlt mit „fairer Gewinnverteilung“ via Pacht oder Umsatzbeteiligung – schön und gut, aber das sind nur Kosmetik auf dem Elefanten im Raum: Die Gesamtkosten explodieren, und der Verbraucher zahlt die Zeche.
Noch schlimmer: Die Systemstabilität! Je mehr Grünstrom ins Netz gepumpt wird, desto mehr werden konventionelle Erzeuger mit Momentanreserve verdrängt. Diese Batterien? Die sind null brauchbar dafür. Keine Kaltstartfähigkeit, keine Inertia, nichts. Sie sind auf puren Reibach ausgelegt – speichern bei Sonne/Wind, entladen bei Bedarf – und tragen exakt null zur Netzstabilität bei. Der Artikel erwähnt Redispatch-Kosten in dreistelliger Millionenhöhe pro Monat? Das ist nur die Spitze des Eisbergs! Mit 33 GW Potenzial bei Anlagen >5 MW und über 500 GW Netzanschlussanfragen (bei nur 80 GW Spitzenverbrauch) bauen wir ein System, das bei jedem Wetterwechsel kippt. Dynamische Tarife oder bidirektionale EVs? Nett, aber das sind Flickenteppiche, keine Lösung.
Und was ist das für ein „Erfolg“ der Energiewende, wenn man planlos baut und dann feststellt, dass man in der Sackgasse sitzt? Jede neue WEA oder PV verstößt gegen das EEG-Gesetz, das netzschonenden Ausbau vorschreibt. Wenn von vornherein klar ist, dass abgeregelt werden muss, ist das weder kosteneffizient noch nachhaltig. Regulatorische Unsicherheiten, wie der Artikel sie andeutet (strengere Behandlung von Speichern, Engpassmanagement), sind kein Bug, sondern das Feature eines Systems, das auf Subventionen klebt. Ohne EEG wäre das alles pleite – und mit Batterien wird’s nur teurer, nicht stabiler.
Zusammengefasst: Diese „Partnerschaft“ ist kein Win-Win-Win, sondern ein Subventionskarussell, das Betreiber reich macht, Netze belastet und Verbraucher ärmer. Statt Hype brauchen wir ehrliche Rechnungen: Wie viele Cent pro kWh muss der Michel wirklich zahlen, um diese Illusion aufrechtzuerhalten? Die Energiewende verdient Besseres als grüne Grütze. Zeit für echte Innovationen – oder zumindest für Transparenz. Danke, pv-magazine, für den Anstoß, aber bitte: Nehmt die rosarote Brille ab!
… das allermeiste ist schlicht Quatsch und kein bisschen in die Zukunft gedacht. Wir werden bald schon „keinerlei“ Subvention in Sachen EE, Wind und Batteriespeicher mehr brauchen. Das kann ganz schnell gehen, dafür sind recht simpel nur Regeln zu ändern, auch in Bezug auf Netzdienlichkeit oder gridforming mit Wechselrichtern.
Die Speicher sind in Kosten und Zyklen bereits viel weiter, als Sie suggerieren und sie werden weiter stetig besser, die systemdienlichen Wechselrichter gibt es bereits und sie werden zusammen mit digitaler und Phasen- bzw. Blindleistungstechnik zum Netz sicher folgen. Manchmal habe ich den Eindruck, man hält die Entscheider für komplett von gestern… die wissen, dass all das noch kommen muss und wird. Sie sind zugegebenermaßen max. träge, da man noch solange wie möglich die max. Pfründe behalten bzw. einsacken möchte… sie werden aber trotzdem ganz sicher nicht an den Änderungen vorbeikommen. Frau Reiche „könnte“ und sollte das beschleunigen…
Ihnen fehlt es offenbar an technischem Hintergrund und Sie haben kein Verständnis für gegenwärtige und zukünftige Entwicklungen. Dieses dystopische Status Quo Gejammere nervt nur noch… als ob die Welt still stehen würde und sich dieser Zustand auch „niemals“ ändern würde.
Ich gebe den Autor recht.
Selbst wenn man den Aspekt mit der EEG Subvention unbeachtet lässt: Der Verbraucher kann davon niemals profitieren, weil die Gesamtkosten des Systems dadurch weiter steigen. Selbst beim „Geladen“ Podcast der jetzt nicht unbedingt als kritisch gegenüber EE gilt musste das letztens eingestanden werden.
Für mich ist immer entscheidend was in solchen Artikeln nicht geschrieben wird. Es wir nämlich Nie kosten gerechnet, und das aus gutem Grund.
Es ist vieles technisch machbar, auch „Moleküle“ zu speichern, aber wirtschaftlich ist nichts davon.
Entschiedend ist, was müssen die Betreiber von Batterie und SolarPark unter dem strich für den Strom verlangen um Wirtschaftlich zu sein. Und die Wahrheit ist, bei Knappheit können Sie verlangen was sie wollen, weil keine günstigen alternativen mehr am Netz sind. Der Verbraucher muss es zahlen. Es stimmt, für die Investoren von Batteriespeichern ist es eine sichere Bank, für die Verbraucher sind das keine guten Nachrichten.
Beispiel kosten für einen Batteriespeicher:
https://www.rwe.com/der-konzern/laender-und-standorte/220-mw-batteriespeicher-in-nrw/
Wenn man davon ausgeht, dass der Speicher einen Vollzyklus pro Tag schafft (was denk ich schon ziemlich hoch gegriffen ist) und der Speicher über 20Jahre 10.000 Zyklen schafft (was auch schon absolut am optimum wäre) muss die kWh 6ct Kosten nur um die kosten des Speichers zu decken, dazu kommen Speicherverluste die kosten für den Strom bzw. die Pacht, instandhaltungkosten über 20Jahre und der Gewinn für die Betreiber.
„Der Verbraucher kann davon niemals profitieren, weil die Gesamtkosten des Systems dadurch weiter steigen. “
Doch… kann er, teilweise heute sogar schon. Wenn er flexibel agiert, moderne effiziente Technik dafür einsetzt und damit die Systemkosten für sich und die anderen niedrig hält, spart er deutlich gegenüber heute. Immer billigerer Batteriespeicher und digitale Strukturen kann und wird die Systemkosten noch erheblich verringern, weil sich damit Leitungen und Spitzenlast-Kraftwerke einsparen lassen.
„Es ist vieles technisch machbar, auch „Moleküle“ zu speichern, aber wirtschaftlich ist nichts davon.“
Das bestreitet auch niemand… wenn aber die Wertschöpfung marktwirtschaftlich zu 90-95% über Speicher und Flexibilitäten funktioniert, dann sind die 5-10% über Moleküle viel weniger relevant und gut finanzierbar. Selbst diese 5-10% lassen sich in den Kosten noch deutlich reduzieren, wenn Batteriespeicher für das Netzmanagement und Spitzenlasten zu Hilfe genommen wird und wenn die Struktur dezentral und technologieoffen gestaltet ist… und nicht wie immer gehabt ausschließlich mit großen zentralen Gaskraftwerken und Oligopolen abgewickelt werden will.
„Und die Wahrheit ist, bei Knappheit können Sie verlangen was sie wollen, weil keine günstigen alternativen mehr am Netz sind. Der Verbraucher muss es zahlen.“
Nein… das ist die ungeregelte kapitalistische Schwarz Weiß Denke über den freien Markt. Versorgungssicherheit kann und darf aber vom Staat gestützt und geschützt sein… z.B. mit dem Kapazitätsmarkt, der die Preisspitzen nicht dem freien Markt überlässt. Dafür soll er wie bereits erwähnt einen kleinen Anteil der 90-95% Wertschöpfung abzwacken und Sicherheit für alle finanzierbar deckeln. Gerne sollten aus meiner Sicht auch für niedrigere Systemkosten die Finanzierung des Netzausbaus auf die Lebensdauer der Anlagen (40-50 Jahre) gestreckt werden.
„… muss die kWh 6ct Kosten nur um die kosten des Speichers zu decken, dazu kommen Speicherverluste die kosten für den Strom bzw. die Pacht, instandhaltungkosten über 20Jahre und der Gewinn für die Betreiber.“
Die genaue Anzahl der Zyklen pro Tag hängt von der Nutzung ab, liegt aber typischerweise bei etwa 1 bis 2 Zyklen täglich, da Batteriespeicher im Netzbetrieb und in Regelenergiemärkten häufig mehrmals am Tag geladen und entladen werden, um die Netzstabilität zu sichern und maximale Gewinne zu erwirtschaften. Die Speicher werden zukünftig noch deutlich mehr als 10000 Zyklen schaffen und noch erheblich günstiger werden, die Welt steht nicht still, diese Entwicklung ist absehbar. Man geht bis 2030 noch von der Halbierung der Preise aus, möglicherweise werden sie sogar mit Massenproduktion in Natrium geviertelt.
Für mich ist diese „forever Status Quo“ Denke geradezu erschreckend, da sie alles an Perspektiven und Handlungsbereitschaft abwürgt. Schauen Sie sich die rasante Entwicklung des Speichermarktes an… da sind innerhalb der letzten 2 Jahre die Kosten halbiert worden und weitere Technologien wie Natrium, Feststoffe, Silizium in den Anoden usw. sind bereits in der Pipeline, erhebliche zusätzliche Kostenreduktionen sind „sicher“ zu erwarten. Es ist mir ein Rätsel, Fortschritt einfach so komplett für sich auszuschließen und somit geradezu um Verharrung und Stillstand zu betteln.
Mich wundert es ein bisschen, dass die Kosten für den Verbraucher hier so sehr kritisiert werden.
Evtl. wurde der Artikel nicht verstanden.
Die Speicher werden hier komplett subventionslos gebaut. Den Steuerzahler kostet dies keinen cent.
Auch die Systemkosten von Speicher sind aus dem letzten Jahrzehnt. 500€/kWh? Eher <200 €/kWh.
Und wieso sollte dies den Verbrauchern nichts bringen. Die Speicher addieren ca. 2-3 ct/kWh auf den Strompreis. Eine PV-Anlage braucht ca. 4-5 ct/kWh um wirtschaftlich zu arbeiten. Das heißt, der Strom aus dem Speicher kann mit ca. 8 ct/kWh an den Verbraucher verkauft werden. Ein Top Wert.
Das einzige Risiko trägt der Investor. Und der ist nicht subventioniert.
Alle anderen profitieren, oder verlieren zumindest nichts wenn es schief geht.
Wer sollte damit ein Problem haben?
„Die Energiewende verdient Besseres als grüne Grütze. Zeit für echte Innovationen – oder zumindest für Transparenz. Danke, pv-magazine, für den Anstoß, aber bitte: Nehmt die rosarote Brille ab!“
Hallo Engelbert,
glauben Sie mit solch einem Schlusskommentar seriös ernst genommen zu werden? Täglich grüßt das Murmeltier: Sie geben wie stets und je bei derartigen Kommentaren keine Quellen an, zeigen keine Alternativen auf und argumentieren stets aus dem jetzt und hier.
So läuft’s denn bei den Murmeltieren ab: Früher war doch alles besser, gell? Langfristige Planung? Ach was, müssen nur die Chinesen machen. Seltene Erden? Blödsinn, dann stoppen wir einfach die Produktion.
Leider sind Sie nicht der einzige in Deutschland, der derart sein Weltbild zusammenschustert.
Gruß Frank
Hallo Robin,
wie sieht denn Ihre Referenzrechnung aus?
Aus Ihrer Sicht muss also irgendwie doch ein System zu etablieren sein, dass für den Endverbraucher erheblich günstiger ist als die Variante RE/EE. Wären Sie so hilfreich, uns das von Ihnen favorisierte Modell vorzustellen? Bei Ihrer Variante dürfen Sie durchaus soviel CO2 in die Luft blasen wie Sie wollen. Kurzum, langjährige Folgekosten wie z.B. bei AKWs für den Endverbraucher lassen Sie ruhig aus Ihrer Kalkulation.
Gruß Frank
Das „Win-Win-Win“ ignoriert die Realität der Netzengpässe.
Solange Deutschland eine einheitliche Strompreiszone ist, folgt der BESS-Betrieb dem bundeseinheitlichen Arbitrage-Gewinn – nicht dem netzdienlichen Bedarf zur Entlastung lokaler Netze. Dies schafft unkontrollierbare Lastflüsse, die Netzstabilität gefährden. Die hohen Pachtpreise signalisieren nur die Überbewertung dieses Marktmechanismus. Wir brauchen dringend regionale Strompreiszonen, um Investitionen in die Systemstabilität statt in reine Spekulation zu lenken.
Tuchscherer schrieb:
„Wir brauchen dringend regionale Strompreiszonen, um Investitionen in die Systemstabilität statt in reine Spekulation zu lenken.“
Ich hätte es nicht besser schreiben können. Leider gibt es da Beispiele, wie man es nicht umsetzen sollte. So zum Beispiel wird die Trennung von Netz- und Generationskosten gerne dazu missbraucht, die Illusion von schwankenden Preisen zu erzeugen.
Dabei kann dann einer der Anteile sehr hoch bepreist bleiben, am besten komplett statisch, so dass es sich dabei nur um eine Alibiimplementation handelt, bei der das gesamte Risiko nicht nur auf den geneigten Verbraucher gewälzt wird, sondern auch höchst unattraktive* Bedingungen geschaffen werden. Diese beschränken eine Adoption auf nur wenige geneigte Verbraucher, die das Risiko aus idealistischen Gründen ohne echten finanziellen Anreiz tragen. Der finanzielle Anreiz ist aber nötig um die Investition zu leisten und zu erhalten (können). Der finanzielle Anreis ist/wäre auch problemlos möglich, allerdings fließen diese Mittel derzeit stattdessen nicht nur in den Erhalt, sondern sogar den Ausbau fossiler Strukturen.
*sehr hohe Spitzenpreise aber nur sehr wenige Niedrigpreise, welche dann am besten nur marginal unter dem Durchschnittspreis liegen.
DerRegel/Intra-Day Markt ist nur wenige 100 MW groß… das decken die Batterien demnächst ab.
Einfach den Strom – wenn teuer oder verzögert einspeisen – funktioniert nicht, weil dann mit Redispatch/Intraday/Regelenergie dagegen gearbeitet werden muß – mit Grund gibt es ja auch keine Einspeisevergütung für Batteriespeicher.
Es bleibt der Day-Ahead-Markt. Hier muß der Batteriespeicher ein viertel-Stunden genaues Angebot mit seinen Grenzkosten abgeben. Die Pumpspeicher erwirtschaften hier 6¢/KWh … da können Batterien nicht mithalten – und würden diese mickrigen Gewinne weiter kannibalisieren.
Ich glaube nicht, daß das geschilderte Modell funktioneren kann – außer, aber sehr endlich im Intraday/Regelmarkt.
Unglaublich, wie Sie im Status Quo verhaftet sind. Natürlich sind Regeln in den Märkten anzupassen, vor allem im Bereich Netzentgelte oder Direktvermarktung. Sie tun aber so, als ob das ein Ding der Unmöglichkeit wäre… wie kommen Sie auf diese absurde Annahme?
Selbstverständlich „wird“ Speicher für „alle“ Märkte abgedeckt, was denn sonst?… und was heute noch nicht geht, wird morgen möglich sein. Das ist ja gerade das Hochattraktive an immer billigeren Speicher, dass er Netzdienstleistungen „und“ die Pufferung leisten kann. Diese Nutzung wird geradezu aus marktw. Sicht herausgeschrien und selbst die Gaslobbyistin Reiche wird das nicht verhindern können. Abgesehen davon fällt schon im kommenden Jahr die Regelung, dass nur Grünstrom neben PV und Wind eingespeichert werden darf. Weitere Anpassungen werden ganz sicher folgen.
Für Sie steht offenbar die Erde dauerhaft einfach still, nicht zu fassen.