EnWG-Novelle: Energiewirtschaft sieht Verbesserungsbedarf bei Netzanschlüssen und Energy Sharing

Deutscher Bundestag, Plenarsaal, Bundesadler, Reichstagsgebäude

Teilen

Eine Bundestagsanhörung zur laufenden Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes nutzen die Branchenverbände für erneute Hinweise zu kritischen Punkten. Der Ausschuss für Wirtschaft und Energie hatte am Mittwoch acht Sachverständige geladen, um zwei Gesetzentwürfe zu erörtern: erstens für ein „Gesetz zur Änderung des Energiewirtschaftsrechts zur Stärkung des Verbraucherschutzes im Energiebereich“, zweitens die geplante Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG).

Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) wies aus diesem Anlass auf zwei aus seiner Sicht zentrale Punkte hin, bei denen er noch Verbesserungsbedarf sieht: Netzanschlussverfahren und Energy Sharing, also die gemeinsame Nutzung der Erträge von Photovoltaik-, Windkraft- und anderen Erneuerbare-Energien-Anlage über die bisherigen, an Grundstücksgrenzen orientierten Verfahren wie Mieterstrom oder gemeinschaftliche Gebäudeversorgung hinaus.

Für den Netzanschluss fordert der BEE zum einen „die Standardisierung bei Anforderungen für Ausstattung und Hardware bei den Netzbetreibern“. Es sei, so BEE-Geschäftsführer Wolfram Axthelm, „weder pragmatisch noch dem Ausbau zuträglich, dass hier jeder Netzbetreiber eigene Anforderungen stellt“. Durch Standardisierung könne nicht nur eine Vereinfachung der Verfahren erreicht werden, sondern auch eine Kostensenkung. Zudem plädiert der BEE „für eine echte, flächendeckende Digitalisierung der Internetplattformen der Netzbetreiber“. Hierzu seien sie eigentlich bereits heute verpflichtet, so Axthelm, doch es gebe hier „ein klares Umsetzungsdefizit“. Die Digitalisierung der Plattformen würde „nicht nur echte Transparenz über die Netzzustände, sondern auch über deren tatsächliche Kapazitäten“ schaffen und damit ebenfalls den Netzanschluss beschleunigen. Diese Punkte seien im so genannten Branchendialog zur Beschleunigung von Netzanschlüssen (BraBeNa) bereits herausgearbeitet worden und müssten jetzt umgesetzt werden.

Installateursumfrage 2025

Installateure: Ihre Einschätzung zählt!

Der Markt für private Dachanlagen steht 2025 stark unter Druck – wir wollen wissen, wie Sie die Lage erleben und was Sie von 2026 erwarten. Ihre Antworten fließen direkt in unsere Berichterstattung ein.

Als Dankeschön verlosen wir 3 Exemplare des Buchs „Deutsches Sonnenmärchen“  und 10 Digitalausgaben von pv magazine. Das Deutsche Sonnenmärchen erscheint am 6. November  und erzählt die weltweite Erfolgsgeschichte einer Branche, die Sie selbst mit aufgebaut haben.

Zur Umfrage

Zum anderen kritisiert der BEE die in der EnWG-Novelle angelegten Regeln für das Energy Sharing. Der Verband begrüßt zwar ausdrücklich, „dass die Bundesregierung frühzeitig die europäischen Vorgaben zur Förderung des Energy Sharings adressiert“ – was angesichts der im Vergleich zu anderen EU-Ländern jahrelangen Verspätung einen leicht ironischen Unterton hat. Korrekturbedarf sieht der BEE aber bei der Ausgestaltung: „Maßgeblich für die Teilnahme am Energy Sharing sollte ein Radius um die jeweilige Erzeugungsanlage sein, nicht eine Aufteilung nach Bilanz- oder Netzgebieten“. Letzteres könne dazu führen, dass ein potenzieller Teilnehmer eine Erneuerbare-Energien-Anlage zwar in seinem direkten Umfeld hat, aber trotzdem nicht am Energy Sharing teilnehmen kann, wenn die Grenze eines Bilanz- oder Netzgebiets dazwischenliegt. Es gelte deshalb „entsprechend nachzusteuern und alle alltäglichen Situationen der gemeinsamen Energienutzung gleichermaßen zu berücksichtigen.“

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sieht die Lage deutlich anders: „Energy Sharing muss dauerhaft auf ein Verteilnetzgebiet beschränkt bleiben“, heißt es in seiner Mitteilung, sonst drohe ein zu hoher Verwaltungsaufwand bei den Netzbetreibern. Deren Ressourcen seien ohnehin knapp, und außerdem spreche auch die Physik für eine Begrenzung: „Energy Sharing hilft nicht, die Netzauslastung zu verbessern. Im Gegenteil: Energy Sharing über die Grenze eines Bilanzierungsgebietes hinaus möglich zu machen steigert den Transport von Kleinstmengen über Netzebenen und Netzbetreibergrenzen hinweg und kann Netzengpässe verschärfen“, argumentiert der BDEW.

Außerdem macht der Verband sich für „eine zentrale, staatlich finanzierte Anlauf- und Beratungsstelle für Bürgerinnen und Bürger nach österreichischem Vorbild“ stark. Diese könne aus dem Klimatransformationsfonds finanziert werden und Beratung in Sachen Energy Sharing anbieten. „Entsprechende Strukturen bei jedem Netzbetreiber aufzubauen, würde Aufgabenlast und Systemkosten falsch zuordnen“, so der BDEW.

Zu den vorliegenden Gesetzentwürfen haben beide Verbände – BEE und BDEW – bereits im Juli Stellungnahmen veröffentlicht.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.

Popular content

Balkonsolar, Stecker-Solar-Gerät
Schuko-Stecker meistens ausreichend: VDE veröffentlicht Produktnorm für Stecker-Solar-Geräte
14 November 2025 Balkonanlagen, Guerilla-PV, Do-it-yourself-Solar. Kleine Anlagen, die Endkunden in Baumärkten oder online kaufen und eigenhändig installieren, um sie...