Bayern will „Wildwuchs“ bei Batteriespeichern beenden

Bayern, Bayerischer Stromnetzgipfel, 17. September 2025, Ministerpräsident Markus Söder, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger

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Bayern will „große Verbraucher wie etwa Rechenzentren beim Netzanschluss priorisieren“ – so einer der Stichpunkte, mit denen Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach dem „Bayrischen Stromnetzgipfel“ am Mittwoch an die Öffentlichkeit trat. Er hatte am Mittwoch Vertreter der Netzbetreiber, der Wirtschaft und der Politik in die Münchener Staatskanzlei eingeladen.

Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) führte das Ganze in einer Mitteilung noch etwas weiter aus: „Der derzeitige Wildwuchs muss ein Ende haben“, so Aiwanger. Die Bundesregierung müsse „den weiteren notwendigen marktgetriebenen Ausbau von Batteriespeichern gezielter steuern.“ Aiwanger kritisierte das „Windhundprinzip“, nach dem gestellte Netzanschlussanfragen in der Reihenfolge des Eingangs bearbeitet werden müssen. Damit ist er nicht allein, auch Batteriespeicherprojektierer und Netzbetreiber klagen seit langem darüber; die Anfragen summieren sich auf 500 Gigawatt, ein Vielfaches von dem, was voraussichtlich in den nächsten Jahren tatsächlich benötigt und umgesetzt wird.

In Bayern sieht man den Antragsstau aber nicht nur als Problem für den koordinierten Ausbau der Batteriespeicherkapazität. Vielmehr gingen, so Aiwanger, die vielen Projekte „zulasten anderer aktueller und zukünftiger Netzanschlusspetenten wie beispielsweise Gaskraftwerke, Industrie und Rechenzentren.“ Gaskraftwerke aber, die „möglichst“ auch wasserstofffähig sein sollen, seien „der natürliche Partner der Erneuerbaren, ohne Gaskraft in der Hinterhand stößt auch der Ausbau der Erneuerbaren an eine Grenze“. Das Ziel müsse sein, „dass bei Knappheit der Schaltfelder in den Umspannwerken ein Mix aus Batteriespeichern, Erzeugern wie wasserstofffähigen Gaskraftwerken sowie Verbrauchern wie Industrie oder Rechenzentren ans Netz kommt.“

Als ersten Schritt in diese Richtung hat Bayern gemeinsam mit Niedersachsen einen Antrag in den Bundesrat eingebracht, dem zufolge die Bundesregierung Batteriespeicher aus dem Anwendungsbereich der Kraftwerks-Netzanschlussverordnung (KraftNAV) nehmen soll. „Der Antrag hat eine überwältigende Mehrheit gefunden“, so Aiwanger. Es brauche zudem aber weitere systemische Anreize, unter anderem über Baukostenzuschüsse und Netzentgelte, damit Speicher möglichst an netzgünstigen Standorten gebaut würden und „möglichst netzdienlich einspeisen“. Vorschläge in diese Richtung fänden sich auch im Monitoringbericht zur Energiewende und in dem zeitgleich von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) vorgelegten 10-Punkte-Plan.

Im Sommer hat Bayern den Angaben zufolge auch einen Plan mit elf Maßnahmen zur Beschleunigung und Entbürokratisierung des Netzausbaus an die Bundesregierung übermittelt. Zentrale Inhalte seien nun in den Wirtschaftsausschuss des Bundesrats eingebracht worden. Das nächste Plenum der Länderkammer findet am 26. September statt. Der bayrische 11-Punkte-Plan enthält diverse Maßnahmen vom Verzicht auf herkömmliche (analoge) Zustellung von Planfeststellungsbeschlüssen über die Verfahrensfreiheit von Instandhaltungsmaßnahmen am Stromnetz bis zur Beschleunigung artenschutzfachrechtlicher Beurteilungen. Batteriespeicher spielen dort indes keine dezidierte Rolle.

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