Zwei unabhängig voneinander durchgeführte, aber zeitgleich veröffentlichte Meinungsumfragen in Österreich und Deutschland ergeben – unter anderem – eine breite Zustimmung für Photovoltaik-Freiflächenanlagen. In Österreich hat das Medienforschungsunternehmen Brand Support im Auftrag der Interessengemeinschaft Wind die Einstellung der Bevölkerung zu verschiedenen Arten der Energieerzeugung (PDF-Download) erfragt, in Deutschland ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Forsa für die Fachagentur Wind und Solar die Akzeptanz der Nutzung und des Ausbaus der Solarenergie; hierbei ging es auch um allgemeine Erwartungen zum Ausbau der erneuerbaren Energien an die neue Bundesregierung. Beide Umfragen gelten als repräsentativ. In Österreich erfolgte eine Online-Befragung mit 2500 Teilnehmern, in Deutschland wurden 1015 Menschen ebenfalls online befragt. Die Erhebungen fanden bereits im ersten Quartal des Jahres statt.
Kernresultat der Umfrage von Brand Support ist, dass mehr als 80 Prozent der Österreicher die Erneuerbaren und deren Ausbau befürworten. Praktisch keinen Dissens gibt es hierbei gegenüber Photovoltaik auf Dächern oder an Fassaden, dies sehen 92 Prozent entweder „sehr positiv“ (68 Prozent) oder „eher positiv“ (24 Prozent). Aber auch Freiflächen-Photovoltaik hat mit 83 Prozent (49/34 Prozent) eine solide Basis. Die Zustimmung für Agri-Photovoltaik ist mit 86 Prozent (52/34 Prozent) nur geringfügig größer. Windkraft – naturgemäß im Fokus der IG Wind – genießt mit 83 Prozent (50/33 Prozent) ebenfalls breite Zustimmung, wobei allerdings 56 Prozent der Aussage zustimmten, dass Windkraftanlagen „nur weit entfernt von Orten gebaut werden dürfen, in denen Menschen leben.“

Grafik: IG Windkraft/Brand Support
Bei der Forsa-Umfrage in Deutschland stand die Freiflächen-Photovoltaik im Zentrum. Die Ergebnisse stehen einerseits im Widerspruch zum Tenor der zahlreichen Meldungen über Akzeptanzprobleme dieser Art der Stromerzeugung, belegen andererseits aber auch, dass die Zustimmung durchaus nicht ungeteilt ist. So stehen insgesamt 67 Prozent der Befragten dem Ausbau von Solaranlagen auf Freiflächen positiv gegenüber, davon 22 Prozent „sehr positiv“ und 45 Prozent „eher positiv“. Ein knappes Drittel ist aber auch „eher negativ“ (23 Prozent) beziehungsweise „sehr negativ“ (8 Prozent) eingestellt.
Wie in Österreich ist indes die Zustimmung zu Photovoltaik auf oder an Gebäuden mit 95 Prozent (60 Prozent „sehr positiv“, 35 Prozent „eher positiv“) noch weitaus einheitlicher. Wenig Änderung zeigt sich hingegen, wenn dezidiert nach Agri-Photovoltaik gefragt wird. Die Zustimmung beträgt hier 69 Prozent (29/40 Prozent). Die Ablehnung ist mit 12 Prozent (10/2 Prozent) allerdings deutlich geringer, was daran liegen dürfte, dass ein hoher Anteil von 19 Prozent gar keine Meinung hat – offenkundig wissen viele Menschen mit dem Begriff noch nichts anzufangen.
Die Einstellung zu Freiflächenanlagen ändert sich interessanterweise kaum, wenn nach solchen Anlagen im direkten Wohnumfeld gefragt wird: 24 Prozent sind „voll und ganz einverstanden“ oder „eher einverstanden“ (42 Prozent); 21 Prozent sind „eher nicht einverstanden“ und 12 Prozent „überhaupt nicht einverstanden“.

Grafik: Fachagentur Wind und Solar / Forsa
Ein nicht zum ersten Mal beobachtetes Phänomen ist dabei eine höhere Zustimmung unter denjenigen, in deren Wohnumfeld bereits eine Freiflächenanlage steht. Hier ergab die Umfrage eine Zustimmung von 70 Prozent (30/40 Prozent). Dort, wo keine Anlagen im Wohnumfeld stehen, beträgt die Zustimmung hingegen nur 62 Prozent (19/43 Prozent). Ebenfalls interessant ist die Differenz zwischen erwarteter und tatsächlicher Zustimmung. Während 33 Prozent der Befragten mit Freiflächen-Photovoltaik im direkten Wohnumfeld tatsächlich nicht einverstanden sind, wurde dieser Anteil in einer Schätzfrage auf 54 Prozent taxiert.
In ihrer Einstellung zu Freiflächenanlagen urteilen die Menschen dabei offenkundig durchaus abwägend, wie eine Befragung zu den Vor- und Nachteilen zeigt. So ist der Anteil derjenigen, die der Aussage „Solaranlagen auf Freiflächen stören das Landschaftsbild“ entweder „voll und ganz“ oder „eher“ zustimmen, mit insgesamt 54 Prozent (25/29 Prozent) deutlich größer als der Anteil derjenigen, die solche Anlagen generell ablehnen. Der Aussage, dass Kommunen finanziell angemessen von Freiflächenanlagen im Ort profitieren, stimmen hingegen nur 43 Prozent (10/33 Prozent) zu, also deutlich weniger als sich insgesamt zustimmend zu solchen Anlagen zeigten.

Grafik: Fachagentur Wind und Solar / Forsa
In einer Art Exkurs fragte Forsa auch nach den energiepolitischen Erwartungen an die neue Bundesregierung. Der Aussage, dass diese sich für den Ausbau der Erneuerbaren „deutlich stärker als bisher“ einsetzen soll, stimmten 31 Prozent der Befragten zu. Auch 21 Prozent mit Parteipräferenz für die CDU/CSU teilen diese Meinung, beim Koalitionspartner SPD sind es 45 Prozent (Grüne: 71 Prozent, Linke: 69 Prozent; AfD: 5 Prozent). „Eher stärker als bisher“ soll die Regierung den Erneuerbaren-Ausbau nach Ansicht von 29 Prozent der Befragten verfolgen (CDU/CSU: 40 Prozent; SPD: 41 Prozent; Grüne: 26 Prozent; Linke: 24 Prozent; AfD: 8 Prozent). Und „genauso wie bisher“ soll es nach Meinung von 23 Prozent der Befragten weitergehen (CDU/CSU: 34 Prozent; SPD: 11 Prozent; Grüne: 11 Prozent; Linke: 13 Prozent; AfD: 24 Prozent).
Unterm Strich sind somit 83 Prozent der Deutschen dafür, die Erneuerbaren mindestens im bisherigen Tempo weiter auszubauen. Dies sehen 94 Prozent der CDU/CSU-Wähler so und 97 Prozent der SPD-Wähler, bei den Grünen sind es 99 und bei der Linken 86 Prozent. Allein die AfD fällt mit 37 Prozent aus dem Gesamtbild. Doch selbst dort ist die Mehrheit für das von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche angekündigte Abbremsen beim Erneuerbaren-Ausbau nicht gerade überwältigend groß.
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Zitat: „Agri-PV … offenkundig wissen viele Menschen mit dem Begriff noch nichts anzufangen.“
Das kann ich nur bestätigen. Der Unterschied zwischen Freiflächen-PV und Agri-PV ist fast unbekannt. Aber selbst nach Erklärung des Unterschieds können viele Menschen damit nichts anfangen. Selbst Landwirte sehen in Agri-PV zunächst nur eine Art Täuschungsmanöver durch Verwendung eines anderen Begriffs.
Die Bereitschaft über Dinge zu reden und eine Meinung zu haben ohne die verwendeten Begriffe zu verstehen ist erstaunlich ausgeprägt.
Es mag sein, dass viele Außenstehende den Unterschied von Agri-PV und FF-PV nicht kennen. Für Bewirtschafter von landwirtschaftlicher Fläche macht Agri-PV halt einen umso größeren Unterschied gegenüber FF-PV.
Entscheidende Vorteile von Agri-PV liegen im
– Steuerrecht (Grundsteuer, Erbschafts- und Schenkungssteuer),
– Prämienrecht,
– Werterhalt (Ackerstatus bleibt erhalten)
– Privilegierung bis 2,5 ha in Hofnähe und
– landwirtschaftliche Bewirtschaftung (Landwirt bleibt unverzichtbar).
Die genannten Vorteile könnte man auch bei einer einfachen Freiflächenanlage haben. Das ist nur eine Frage des politischen Willens. Und der bildet sich, wenn die Verbände (konstruktive Zusammenarbeit von Bauernverband und bne und/oder BSW-Solar) die richtigen Vorschläge mit der richtigen Begründung machen.
Mehrheit klingt nicht schlecht, aber wir wissen alle: Die Gegner sind meist lauter als die, die mit der laufenden Entwicklung einverstanden sind. Und diese laute Minderheit ist als Minderheit ganz schön groß, während die schweigende Mehrheit für eine Mehrheit eher klein ist. Da verfangen dann Sprüche wie „eine große Anlage auf unserem Gemeindegebiet muss reichen, wir produzieren schon mehr, als wir selber brauchen“ ganz schnell. Es wurde schließlich auch nicht gefragt, wieviele Anlagen die schweigende Mehrheit problemlos akzeptieren würde. Den Schlusssatz von Sam (1. Kommentar) könnte man gleich nochmal zitieren.
Wurden in irgendeiner derartigen, mit hohen Zustimmungsraten zitierten Umfragen Befragte jemals auch um klare Abwägung oder Stellungnahme gebeten, ob auf der ohnehin kontinuierlich schwindenden Ressource ‚Landwirtschaftliche Nutzfläche‘ künftig weiterhin Nahrung oder doch lieber renditeträchtig Billigstrom geerntet werden soll? Wohl kaum, denn unter repräsentativ Befragten sollten genügend kritische Geister, erst mal zum Nachdenken animiert, für heterogenere Umfrageergebnisse sorgen.
Herr Dittmann sollte sein kritisches Denken erst mal dafür einsetzen um sich zu informieren, wieviel der landwirtschaftlichen Nutzfläche eigentlich für die Nahrungsmittelproduktion genutzt wird. 20% dieser Fläche wird für die Produktion von „Bio“-Gas verwendet. Etwa die Hälfte dieser äußerst giftig bearbeiteten und mehr als die Hälfte des Jahres brachliegenden Flächen würde für die in Deutschland benötigte Freiflächen-PV ausreichen. Wenn dann noch etwas weniger Fleisch für den Export produziert würde, würde nochmal das gleiche an Flächen frei, die heute für den Futtermittelanbau missbraucht werden.
Man sieht: Wenn sich die Leute nicht informieren, ist ihre Meinung wenig wert.