In Langenhorn, Schleswig-Holstein, haben die Bauarbeiten für eine zentrale Großwärmepumpe begonnen, mit der künftig ein ganzes Dorf mit emissionsfreier Nahwärme versorgt werden soll. Der Energieversorger Hansewerk ersetzt damit eine bestehende Erdgasheizung. Bereits Ende dieses Jahres soll das neue System in Betrieb gehen und 75 Haushalte mit CO₂-armer Wärme beliefern. Die Wärmepumpe wird laut Hansewerk ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben.
Nach Angaben des Unternehmens lassen sich durch den Umstieg auf das neue System jährlich rund 340 Tonnen CO₂ einsparen. „Mit der Wärmebox erzeugen wir Wärme lokal und machen Bürgerinnen und Bürger unabhängig von den globalen Energiemärkten“, erklärt Nikolaus Meyer, technischer Geschäftsführer der Hansewerk-Tochter Hansewerk Natur.
Bei der in Langenhorn eingesetzten Anlage handelt es sich um eine Luft-Wasser-Wärmepumpe mit einer Heizleistung von 600 Kilowatt. Das System basiert auf der sogenannten „Wärmebox“, einer modularen Lösung, die Hansewerk selbst konzipiert hat. Je nach Standortbedingungen lässt sich die Anlage auch auf andere Wärmequellen wie Industrieabwärme, Erdwärme oder Wärme aus Abwässern anpassen. Zusätzlich kann die Rücklauftemperatur des Wärmenetzes zur Effizienzsteigerung genutzt werden.
Die Anlage wird auf einer Fläche von 400 Quadratmetern errichtet und besteht aus der Wärmebox, einem Luftwärmeübertrager und einem Wärmespeicher. Die Tiefbauarbeiten laufen derzeit, der Aufbau der Komponenten soll Mitte Juli beginnen.
Hansewerk verfolgt mit der Wärmebox ein standardisiertes Konzept, das sich kostengünstig multiplizieren lässt. In der maximalen Ausbaustufe können bis zu 400 Haushalte versorgt werden. Die Lösung liefert Vorlauftemperaturen von bis zu 80 Grad Celsius und kann bei Bedarf auch Kälte mit Temperaturen zwischen 6 und 20 Grad erzeugen – etwa für den Einsatz in Rechenzentren.
Ein weiteres Projekt setzt Hansewerk derzeit in der Gemeinde Neuberend um. Auch dort ersetzt eine Wärmebox eine zentrale Erdgasheizung. Ergänzt wird das System durch eine Photovoltaik-Freiflächenanlage und einen Batteriespeicher. So kann die Großwärmepumpe zu rund einem Drittel mit lokal erzeugtem Solarstrom betrieben werden.
Mit Projekten wie diesen positioniert sich Hansewerk als Anbieter integrierter Wärmelösungen für kleinere Gemeinden – mit einem Fokus auf erneuerbare Energiequellen, Standardisierung und Skalierbarkeit.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Mich wundert, dass bei den alternativen Wärmequellen Solarwärme nicht auftaucht. Gerade wenn man PV-Strom aus der Nähe nutzen will, könnte man doch gleich PVT-Kollektoren (Low-Tech-Lösung: Man erwärmt Luft als Wärmequelle für die Luft-Wasser-Wärmepumpe) zum Einsatz bringen. Schön, dass auch ein Wärmespeicher vorgesehen ist. Die sind in jedem Zeithorizont (Kurzzeit, Woche, mehrwöchige Dunkelflaute, saisonal) sinnvoll einsetzbar.
Erstaunlich, wie viele unterschiedliche Anlagenkonzeptionen immer noch ausprobiert werden. Und jeder erfindet das Rad von vorne. Dabei weiß man doch seit 30 Jahren, dass man auch die Wärmeversorgung auf die Dauer dekarbonisieren möchte. Nur dass es wegen der langen Haltbarkeit dort sehr viel länger dauert, bis eine signifikante Anzahl umgestellt ist.
Gibt es irgendwelche technischen Daten zu dieser „Wärmebox“?
Also sowas wie verwendete Kältemittel, COP-Kurven, Kompressortypen und -anzahl, Skalierungsstufen, usw. wäre sehr interessant zu wissen.
Eine vielleicht dumme Frage: Hat sowas dann schon Einfluss auf das Mikroklima um die Wärmebox? Wenn ich bei 600 KW Leistung mal eine COP von 3 unterstelle (bei 80° Vorlauftemperatur wahrscheinlich geringer) dann muss die Wärmebox der Luft in der Umgebung 400 kWh Energie pro Stunde entziehen. Das bedeutet rechnerisch z.B., dass pro Stunde rund 300.000 Kubikmeter Luft aus der Umgebung um 5 Grad runtergekühlt werden.
Wenn man sich Luft als feste Masse vorstellt, würde das rechnerisch bedeuten, dass es im Umkreis von 100 Metern um die Wärmebox bis in 9 Meter Höhe um 5 Grad kühler wird. Natürlich gibt es in der Praxis einen permanenten Luftaustausch, aber letztlich werden da eben an einem Punkt schon signifikanten Mengen Energie aus der Luft abgezogen.
Gibt es dazu Studien?
Gernot fragt:
„Gibt es dazu Studien?“
Generell ist die Entnahme aus der Umgebung immer (Wirkungsgrad, COP) niedriger als die direkte Abgabe der entnommenen Wärme zurück an die Umgebung.
Wir wissen, dass in Städten MW an Wärmeenergie ohne erhebliche (messbar, aber nur bedingt relevant) Erwärmung freigesetzt werden. Insofern sehe ich ein eher geringeres Problem. Aber Zahlen sind natürlich immer willkommen.
Luft hat eine doch eher geringe Viskosität und Transport durch Temperaturunterschiede (Wind, Zugluft, Konvektion etc.) sind dominierend. Im häuslichen Bereich werden 5K Temperaturunterschied als kritischer Wert betrachtet, da ab diesem Wert der Auftrieb durch den Dichteunterschied die Reibungswiderstände erheblich übertrifft und die Luftbewegung mit Haushaltmitteln unbeherrschbar wird. Das macht man sich z.B. beim Heizkörper zunutze.
Die Frage ist nicht unberechtigt, aber was ist die „richtige“ Temperatur des dortigen Mikroklimas?
Die Temperatur in Städten wird durch Verbrenner, Stoffwechsel der Menschenmassen, gespeicherte Sonneneinstrahlung aufgrund von Versiegelung und andere Effekte erstmal nach oben getrieben.
Jetzt wieder etwas Wärme zu entziehen, die zugleich ja wiederum nahliegend freigesetzt wird, wird vermutlich in der Praxis keine Effekte haben – vor allem da sich Wärme sowieso stetig von warm zu kalt ausgleicht.
Anregung an die Hansewerke: Um die technischen Anlagen ist toter Rasen. nichts blüht. Wahrscheinlich ist sogar ein Rasenroboter unterwegs.
Es wäre ein Leichtes anstelle des toten Rasens blühende Kräuter oder eine Blumenwiese anzusäen.
Der Zaun sollte etwas Abstand zum Boden haben, etwa 15 cm, damit Kleintiere durchschlüpfen können. Bitte vernetzt denken!