In der vergangenen Woche sorgte ein Zwischenfall in Schönberg für großen Wirbel. In einem Typenhaus von Viebrock, zu dem serienmäßig eine Photovoltaik-Anlage mit Heimspeicher gehört, entzündete sich ein Batteriespeicher und sorgte für eine Explosion, die eine Hauswand komplett zerstörte. Viebrock bestätigte pv magazine nun, dass es sich um einen Speicher von LG handelt, der 2019 produziert wurde. Das Haus in Schönberg sei 2020 gebaut worden. Der Heimspeicher sei dabei fachgerecht eingebaut und regelmäßig gewartet worden, so das Unternehmen weiter.
Viebrock verbaute zwischen 2017 und 2024 LG Hoch- und Niedrigvoltbatterien in seinen Typenhäusern. Mittlerweile setze man aber auch auf Batteriespeicher anderer Anbieter, so eine Sprecherin des Unternehmens. Welche Hersteller Viebrock nun nutzt, blieb zunächst aber noch offen.
Nach dem Vorfall in Schönberg hat Viebrock jedenfalls umgehend reagiert und in Abstimmung mit LG weitreichende Maßnahmen ergriffen. „Alle Batterien aus derselben Produktionsreihe, wie die im Zwischenfall betroffene Batterien sind bereits in Stand-by versetzt worden. Darüber hinaus haben wir auch eine Drosselung aller weiteren LG Hochvoltspeicher vorgenommen, die bei uns im System sind“, erklärte die Viebrock-Sprecherin. Das Unternehmen habe sich zu dieser Sicherheitsmaßnahme entschlossen, obwohl es „aktuell keinerlei Indizien“ gebe, dass auch andere Systeme gefährdet seien. „Für die entstandenen Ausfälle kommen wir finanziell auf“, so die Sprecherin.
Ein solcher Zwischenfall sei äußerst selten, daher gebe es für die Bewohner „keinen Grund zur weitreichenden Besorgnis“. Die Statistik gibt Viebrock recht. So liegt die Brandwahrscheinlichkeit von Photovoltaik-Heimspeichern bei 0,0049 Prozent, wie eine Studie der RWTH Aachen aus dem vergangenen Herbst ergab. Wenn allerdings etwas passiert, dann ist der Schaden – wie in diesem Fall zu sehen – zumeist beträchtlich.
Der Bewohner eines Viebrock-Hauses mit gleicher Ausstattung, der anonym bleiben will, wandte sich ebenfalls kurz nach der Explosion an pv magazine. Er hob die Kommunikation von Viebrock als „sehr positiv“ hervor, Rückfragen seien stets beantwortet worden. Den Austausch mit LG bezeichnet der Bewohner hingegen als „problematisch“.
Auch sein Speicher – ein LG RESU10H – sei nach der Verpuffung in Schönberg auf 75 Prozent gedrosselt worden und sollte kurzfristig in Stand-by-Modus versetzt werden. Er habe als Vorsichtsmaßnahme den Akku bereits abgeschaltet, so der Bewohner weiter. Er berichtet auch, dass LG Energy Solutions wegen eines „freiwilligen Software-Update“ Viebrock im Mai 2024 informiert habe, dass die maximale Ladekapazität der Heimspeicher auf 75 Prozent reduziert wird, bis das Update verfügbar sei. Diese Drosselung durch LG sei erst am 23. Januar 2025 wieder aufgehoben worden. Der Ausfall sei ihm entsprechend entschädigt worden.
Allerdings habe er nach dem Software-Update an seinem Speicher am unteren Gehäuse leichte Verformungen festgestellt, die eventuell auf einen Defekt hindeuten könnten. Eine Supportanfrage an LG von Mitte Februar sei zunächst nicht beantwortet worden. Auf der Website des Herstellers gibt es jedoch eine Rückrufaktion. Besitzer von LG Heimspeichern sollen anhand der Seriennummern überprüfen, ob ihre Systeme von der Austausch-Aktion betroffen seien. Auch dort heißt es: „Betroffene Batterien können überhitzen und Feuer fangen, was zu erheblichen Sachschäden oder schweren Verletzungen führen kann.“ Die Überprüfung des Hausbewohners ergab, dass sein Photovoltaik-Speicher nach dem Update nicht mehr von dem Rückruf betroffen ist, wie er pv magazine berichtete.
Nachfragen von pv magazine bei LG blieben bislang noch unbeantwortet.
Die Ermittlungen zur Ursache des Zwischenfalls haben die Polizei und die Staatsanwaltschaft übernommen. Viebrock unterstütze die Ermittlungen, könne aber zur Ursache auch keine genaueren Angaben machen. „In Abstimmung mit der Polizei haben wir sofort mit statisch sichernden Maßnahmen begonnen, die es der Polizei ermöglichen sollen, sicher ihrer Arbeit nachgehen können“, so die Sprecherin. Das Viebrockhaus ist so stark beschädigt, dass es nach Abschluss der Ermittlungsarbeiten nur noch abgerissen und neu aufgebaut werden kann. Bis Juli 2025 sei der Neubau des Hauses geplant.
Viebrock erklärte weiter, es stehe auch in engem Kontakt mit dem Bauherren in Schönberg. Er werde die nächsten sechs Monate auf Kosten des Hausanbieters in einer Ferienwohnung unterkommen.
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Spannend, dass der Akku Beulen aufwies, der Support aber nicht reagiert hat. Irgendwie würde ich erwarten, dass LG da jetzt auch einen Teil oder sogar den ganzen entstandenen Schaden am Haus ersetzen muss. Insofern wäre mehr geschultes Personal im Support gut investiertes Geld gewesen.
Bitte nochmal lesen, es geht um ER
„Der Bewohner eines Viebrock-Hauses mit gleicher Ausstattung, der anonym bleiben will, wandte sich ebenfalls kurz nach der Explosion an pv magazine. Er…“
Danke, habe den Satz nochmal neu sortiert!
Auf alle Fälle erscheint das Verhalten des Unternehmens Viebrock in dem vorliegenden Fall geradezu vorbildhaft und hilfreich. Kundenservice wie er sein sollte.
Statistik pur:
Bei 100.000 Systemen brennen 4,9 pro Jahr ab…
Bei 1.000.000 Systemen 49….
So ist es halt mit der Wahrscheinlichkeit.
„Die Statistik gibt Viebrock recht. So liegt die Brandwahrscheinlichkeit von Photovoltaik-Heimspeichern bei 0,0049 Prozent, wie eine Studie der RWTH Aachen aus dem vergangenen Herbst ergab.“
Die Studie ist ja ganz nett und der Industrie willkommen allerdings wird nicht zwischen Zellchemie und Zellaufbau differenziert. Da in den meisten Speichern im Feld Lithium-Eisenphosphat-Zellen verbaut sein solten, die grundsätzlich wesentlich stabiler sind, gilt diese Prozentangabe natürlich nicht explizit für NMC-Zellen, schon gar nicht für Litium-Polymer-Zellen, wie die von LG Chem. Die 0,0049 % beziehen sich auf ein Jahr. Wie hoch ist also das Brandrisiko für LiPo-Batterien über die Lebensdauer von 10-20 Jahren? Da kommt man dann in Regionen, die ich für eine Risikoabwägung relevant finde.
Wenn man genau 1x Lotto spielt, ist die Gewinnwahrscheinlich 0,000715 %.
Die Wahrscheinlichkeit, mindestens einmal 6 Richtige im Lotto zu haben, wenn Sie 365-mal Lotto spielen, beträgt etwa 0,00261 % oder 1 zu 38.300. Problem:
Wenn man das wieder hochrechnet, merkt man, dass es doch nicht so wahrscheinlich ist zu gewinnen, wie ggf. der Prozentwert auf den ersten Blick vermitteln mag. Bei der Übersetzung von %-Wert zu Zeit und Eintrittswahrscheinlichkeit spielt uns das Gehirn einen Streich.
Löblich, dass es solche Zahlen gibt. Man sieht jedoch, dass daraus ohne weitere Informationen schlicht falsche Schlüsse gezogen werden. Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Fragen Sie mal bei ihrer Gebäudeversicherung nach bzgl Risiko und Hausbatterie. Vielleicht bekommen Sie eine Antwort. Spoiler-Alarm: Es ist nicht statistisch messbar.
Aber hey, einer gewinnt immer irgendwann im Lotto 😉
@HD Was wollen Sie damit sagen? Aber danke für die Infos zum Lotto. Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit eines LiPo-Brandes bei einem 2P14S-Pack wie vermutlich hier?
Ich denke, es waren 4 bis 5 Fälle die letzten 2 oder 3 Jahre? Nur aus Bauchgefühl der Erinnerung.
Die Wahrscheinlichkeit kriegen Sie übermorgen. Lotto spielen dürfte die wahrscheinlichere Variante sein, soweit der erste Blick ins Marktstammdatenregister es zeigt.
Hilft den Betroffenen auch nicht. So ist das leider, wie ich Ihrer schnippischen Rückfrage entnehme, wissen Sie das selbst gut genug 😉
Mir geht’s halt auf den Zeiger, wenn jeder Einzelfall zu hanebüchenen Pauschalaussagen führt, die dann auch noch mit Statistik scheinbar untermauert wird, die wiederum völlig falsch verstanden und somit falsch angewendet wird. Von den Ursachen bzw den Verkettungen der Umstände mal ganz abgesehen.
Wenn sich das Gehäuse schon verzogen hat,
dann hat sich im inneren der Akku schon aufgebläht/verformt.
Dann sollte man den sofort vom Netz nehmen und austauschen. Normal ist das nicht und es sollten hier die Alarmglocken klingeln.
Was sind in den betroffenen Speichern den für Akku Typen verbaut? Weiß das jemand genauer?
LG Chem RESU 10H – 400V Lithium-Ionen Speicher
Das Zeug, das man nicht im Haus haben sollte. Lithium-Polymer Pouch-Zellen (NMC), eigene Produktion von LG-Chem. Mit wirklich gutem Battery-Management, das aber auch keine Wunder vollbringen kann. DIe Zellen gehen halt manchmal einfach ohne Vorwarnung hoch, meistens beim Laden. Kleine Verarbeitungsfehler, Dendriten, Kontaktfehler…
Äm, waren das nicht die, die gegen Tesla Speicher gehetzt haben? Hm, Karma? Hm…
schon arg bedenklich, wenn in dem anderen Haus, sich der Akku bereits von innen her verformte und nur auf 75% reduziert wurde…..
Der wäre dann definitiv ein paar Wochen später explodiert oder im besten Falle,nur in Brand geraten
Früher wurde geworben, “ wechseln Sie von Heizöl auf Gas, da haben Sie nicht die Bombe des Tanks unterm Hintern, sondern draußen im Garten.“
Heizöl kann wirklich nur brennen…..
so locker ist das nicht
es bestanden schon immer Bedenken Akkus in den Keller zu stellen.
Das kann die gesamte Entwicklung gefährden wenn hier Unsicherheiten bleiben.
Googlen Sie z.B. einmal nach „Gasexplosion Gebäude“ und filtern Sie auf die letzten 4 Wochen. Jeder 2te Eintrag ist ca. das Event in Schönberg. Interessant sind die vielen anderen katastrophalen Ereignisse und wie unser Gehirn damit im Vergleich umgeht. Sie werden das beim Scrollen vermutlich selbst spüren.
Das meine ich mit medialer Verzerrung durch eigentlich objektive Berichterstattung. Der Leser übersetzt die Dinge aber unbewusst subjektiv. Die Realität wird verbogen. Das gleiche bei Migration, Kriminalität etc. Vorsicht mit Statistiken.
Bei 10kWh könnte die durch Überhitzung (etwa ab >90°C ? Zelltemperatur) entweichende Gasmenge zwischen 1.5-7m^3 (bedingt durch die Anteile der chemischen Elemente des Akkutyps, Ladezustand, Temperatur, Gesamtzyklenzahl?, Umgebungsatmosphäre/-druck, usw., Gehäusearten) erreichen. Brennbare und entzündliche oder explosive Mischungsverhältnisse können mit enthaltenen Kohlenwasserstoffen möglich sein und damit wird die Sachlage komplex. Der Anteil der entstandenen Kohlenwasserstoffe für unterschiedliche Bauarten von ‚Solarbatterien‘ und im Zusammenhang mit den baulichen Voraussetzungen wäre eine interessante und bildende, weitere Information seitens der Hersteller der Komponenten. Auch für den verantwortlichen Umgang mit den Geräten.
Haben SIe eine Quellle für die Gasungsparameter? Warum sollten nur 7m3 Gas entstehen können, das scheint mir unrealistisch wenig. Ist nicht auch primär Wasserstoff das Problem und nicht organische Verbindungen? Schwierig dazu gute Quellen zu finden. Dankbar für Input.
Man muß dazu weiter als bis nach Ostdeutschland sehen, zu einer Präsentation, einer international besetzten Expertengruppe, die soweit mir das in Erinnerung ist, die Gesamtvolumen der emittierten Gase der getesteten Lithiumakkus mit etwa 100L/kWh bis (außerordentlich) auch etwa 950L/kWh in einem Diagramm dargestellt hatten.
Die relevantesten Gasmengen konnten (für einen Zelltyp) CO2, CO, H2 sein und dann mit etwa einstelligen Prozentanteilen diverse (energiereiche) Kohlenwasserstoffe und (bedingt) auch Verbindungen für die der vorbildliche Feuerwehrhelfer, vorsorglich, eine Atemschutzmaske nutzt.
Die Vermeidung eines thermal-runaway eines modernen Lithiumakkus als erste Priorität gesetzt und auf die Seltenheit der Ereignisse hingewiesen, sind mir seltener Verhaltensempfehlungen oder Gefahrenhinweise (auch) der E-Auto Hersteller bekannt, wie man dazu reagieren und auf Abstand gehen sollte.
Ein weiterer Ansatz zum Thema durch den ADAC: ‚https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/elektromobilitaet/elektroauto/e-auto-loeschen/‘
Wurde für eine Stellungnahme LG Chem oder LG Electronics kontaktiert?
Sind 2 verschiedene Hersteller. Die LG RESU ist von LG Chem. Der Hinweis fehlt im Artikel…
Wir haben LG Electronics sowie das LG ESS Costumer Portal, über das die Prüf- und Tauschaktion läuft, kontaktiert. Bislang ohne jegliche Rückmeldung.
Zum Glück wurde niemand verletzt oder gar getötet. Die Besitzer hatten Glück im Unglück, dass sie zum Zeitpunkt der Explosion im Urlaub gewesen sind.
Alle 4 Seitenwände sind beschädigt. Das Haus wird abgerissen und neu gebaut. Die Statik ist nicht mehr gewährleistet.
Die Bewohner hatten echt Glück, das sie gerade in der Karibik Urlaub gemacht haben.
https://gcp.lgensol.com:8364/e/sign/loginForm.do
Hier kann ein Ticket platziert werden. Das habe ich heute früh gemacht. Mal sehen ob sich etwas tut.
Die Hersteller haben ja oft so Ihre Probleme einen ordentlichen Support zu liefern.
Hallo Frau Enkhardt,
Sie müssen viel Geduld haben und notfalls mehrmals schreiben.
Ich habe meinen Resu 10, 48V im Februar 2024 reklamiert, weil sich die Zellen aufgebläht hatten.
Die erste Reklamation meines Installateurs ist „verloren gegangen“, nach der zweiten Meldung bei LG hat die Bürokraft mindestens einmal monatlich eine Erinnerungsmail an LG geschickt,
und auch ich war nicht untätig und habe regelmäßig nachgefragt, nachdem sie mir die Kontaktdaten weitergeleitet hatte.
Dennoch hat es ganze 7 Monate gedauert, bis der Speicher abgeholt und durch einen neuen ersetzt wurde.
Das Bedenkliche an der ganzen Geschichte ist, dass laut der Seriennummernprüfung auf der Seite von LG mein Speicher nicht von der Austauschaktion betroffen war, sondern nur eine neue Software erhalten sollte.
Es gab keinerlei Warnung von LG an mich als Verbraucher und wenn ich nicht in einem Photovoltaikforum von den Problemen gelesen und dort von einem Forumsmitglied den Tipp bekommen hätte den Deckel des Speichers abzuschrauben um zu prüfen ob sich Zellen darunter bereits verformt haben, wäre unsere Bude möglicherweise auch in die Luft gegangen.