Kosten für Smart-Meter-Einbau bis zu neunmal über gesetzlichem Limit von 100 Euro

Christopher Hecht, The Mobility House

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Smart Meter sind ein Kernbaustein für die Energiewende, denn sie helfen, die Stromnachfrage so zu verschieben, dass möglichst viel günstiger, grüner Strom genutzt wird. Allein 2024 gab es 457 Stunden, zu denen so viel Strom aus Erneuerbaren verfügbar war, dass der Strompreis an der Strombörse ins Negative sank. Stromkunden und Stromkundinnen können hiervon profitieren, indem sie zu diesen Stunden ihre Autos laden, Wärmepumpen aktivieren oder andere Stromverbraucher aktivieren. Genau hierfür sind Smart Meter unabdingbar, denn ohne diese Geräte können die Preisvorteile aus der Verschiebung des Verbrauchs nicht an Endkunden weitergegeben werden. Die Kosten für den Einbau der Smart Meter sind für Privathaushalte eigentlich gesetzlich auf 100 Euro begrenzt. Dennoch finden sich aktuell Kosten für den Einbau von bis zu 889 Euro auf dem Markt und damit deutlich über dem gesetzlichen Limit.

Dabei bräuchte Deutschland einen Schub beim Rollout der Smart Meter, denn im europäischen Vergleich ist es leider Schlusslicht. Während in Frankreich, Großbritannien oder Italien nahezu alle Haushalte über Smart Meter verfügen, waren es in Deutschland zu Jahresanfang lediglich zwei Prozent der Haushalte. Um dies zu ändern, wurde im April 2023 das „Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende“ („Smart-Meter-Gesetz“) beschlossen, welches der Bundestag in großen Teilen auch am vergangenen Freitag bestätigte. Einer der Kernaspekte des Gesetzes sind die Preisobergrenzen für den freiwilligen Einbau eines Smart Meters durch den grundzuständigen Messstellenbetreiber, was meist der Verteilnetzbetreiber ist.

Was kompliziert klingt, ist aber in der Realität von höchster Relevanz: Ein klassischer Stromzähler wird von Hand abgelesen und somit ist nicht klar, wann der Stromverbrauch tatsächlich stattfand. Deswegen kann nur ein gemittelter Strompreis angesetzt werden; das reale Verbrauchsprofil bleibt unberücksichtigt. Ein Smart Meter wiederum misst für jede Viertelstunde, wie viel Strom verbraucht wurde und übermittelt diese Werte automatisch an Messtellenbetreiber und Stromversorger. Auch eine Steuerung von Geräten ist über Smart Meter möglich.  Marktakteure, so wie wir bei The Mobility House, nutzen dies, um so Elektroauto günstig mit Strom zu versorgen. Den Einbau dieser Messgeräte müssen Stromkunden selbst veranlassen und die Kosten dafür tragen. Damit dies attraktiv ist, dürfen die Kosten nicht zu hoch sein; der Gesetzgeber hat daher am vergangenen Freitag eine Preisobergrenze von 100 Euro gesetzlich festgelegt – zuvor lag sie sogar nur bei 30 Euro.

Leider scheinen nicht alle Unternehmen diese Preise zu akzeptieren. Beispiele sind Avacon (848,10 Euro), Bayernwerk Netz (888,98 Euro) oder Netzdienste Rhein Main (621,45 Euro), welche die Preisobergrenze deutlich überschreiten. Das Fachmagazin „c’t“ berichtet, dass bereits ein Unterlassungsverfahren gegen Messstellenbetreiber gestartet wurde, um die Angemessenheit der Entgelte zu überprüfen. Angesichts der gesetzlichen Vorgaben scheint es unwahrscheinlich, dass die Entgelte so bestehen bleiben. Für die Energiewende in Deutschland bedeutet das jedoch, dass wieder wertvolle Zeit beim Einbau der Smart Meter verloren geht. Die Flexibilität im Stromverbrauch von Millionen Autos, Wärmepumpen, Batteriespeichern, und vielen mehr bleibt ungenutzt.

Neben den Entgelten ist ein weiterer Streitpunkt bereits abzusehen: Nicht alle Messstellenbetreiber sind bereit für den Rollout. Zum einen mangelt es an Fachkräften, die die Geräte vor Ort einbauen können. Zum anderen müssen die IT-Systeme der Messstellenbetreiber ertüchtigt werden, mit den neuen Datenströmen umzugehen. Bei 879 Messstellenbetreibern in Deutschland entsteht dabei gerade ein Flickenteppich von Prozessen und Systemen. Es steht zu befürchten, dass die Energiewende zu Hause und das Profitieren von günstigen Strompreisen vorerst denjenigen vorbehalten sein wird, die im Einzugsgebiet eines gut aufgestellten Messstellenbetreibers leben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass für die Energiewende in Deutschland Smart Meter notwendig sind; schon viel zu lange hängt Deutschland beim Rollout hinterher. Der Stromverbrauch muss immer stärker der Stromerzeugung folgen, da andere Formen von Speichern nicht ausreichen werden. Deutschland verfügt über etwa 40 Gigawattstunden Pumpspeicher und etwa 2,2 Gigawattstunden stationäre Großbatteriespeicher. Wenn das Ziel von 80 Prozent erneuerbarer Erzeugung im Stromsystem bis 2030 erreicht werden soll, wird aber ein Vielfaches dieser Flexibilität benötigt. Schon heute verfügen Elektrofahrzeuge über etwa 120 Gigawattstunden Speicherkapazität und Photovoltaik-Heimspeicher über 15,1 Gigawattstunden. Nur mit Smart Metern kann diese Flexibilität sinnvoll genutzt werden und wir dürfen uns keine weiteren Verzögerungen leisten.

— Der Autor Christopher Hecht ist Produktmanager für Kooperationen mit Automobilherstellern bei The Mobility House, Gastwissenschaftler an der RWTH Aachen, an der er promovierte, und Organisator der Konferenz „Vehicle-to-Grid and Smart Charging“.  —

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