2030 sollen laut EEG in Deutschland mindestens 80 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen stammen. Dafür müssten bis 2030 bis zu 600 Terawattstunden Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt werden – zurzeit sind es etwa 260 Terawattstunden. Das DIW Berlin hat für das Jahr 2030 untersucht, wie sich der Strommarkt entwickelt, wenn neben den Kern- auch die Kohlekraftwerke abgeschaltet werden. Demnach ist das Erreichen des 80-Prozent-Ziels weiterhin erreichbar. „Grundannahmen sind, dass die Ausbauziele von Erneuerbaren erreicht werden, die aktuelle Leistung der Gaskraftwerke erhalten bleibt und die der Biomassekraftwerke um etwa 20 Prozent steigt“, so das Autorenteam des Wochenberichts 18/2024. Erdgaskraftwerke machen in diesem Szenario noch 18 Prozent der Stromerzeugung aus.
„Die Politik muss aus dem Krisenmodus kommen und den Blick wieder fokussiert auf den Ausbau der erneuerbaren Energien richten. Nur wenn wir hier Tempo machen, erreichen wir auch das Ziel, 80 Prozent unseres Stromverbrauchs bis 2030 aus Erneuerbaren zu decken“, so Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt im DIW Berlin. Der Strommarkt habe die Energiekrise gut überstanden. Die Preise seien in etwa wieder so niedrig wie im vergangenen Jahrzehnt.
Dass das Abschalten der letzten Atomkraftwerke in Deutschland nicht wesentlich zu den Preisspitzen der vergangenen Jahre beigetragen und auch keine substanziellen Netzengpässe verursacht hat, ist ein weiteres im Wochenbericht vorgestelltes Ergebnis. Die Wissenschaftler haben für diese Analyse mithilfe eines Strommarktmodells zwei Szenarien berechnet und miteinander verglichen. Im ersten waren – wie im Jahr 2021 – noch sechs Kernkraftwerke in Betrieb, im zweiten keines mehr. Die Analyse zeigt, dass die fehlende Atomenergie von rund 65 Terawattstunden in einer statischen Betrachtung durch fossile Energie kompensiert worden wäre, was kurzfristig zwar zu einem Anstieg der CO2-Emmission geführt hätte. „Allerdings wurde dieser Effekt in der Realität sowohl durch den zeitgleich stattfindenden Zubau Erneuerbarer als auch durch einen Rückgang des Stromverbrauchs bereits kompensiert. In der historischen Betrachtung sind in den letzten beiden Jahren die CO2-Emissionen sogar zurückgegangen. Allein zwischen Januar 2021 und Januar 2024 wurden 29 Gigawatt Photovoltaik zugebaut, weitere 6,7 Gigawatt Onshore-Windkraft und 0,6 Gigawatt Offshore-Windkraft, die in diesem Zeitraum schätzungsweise rund 40 Terawattstunden zusätzlichen Strom erzeugt haben“, so die Analyse.
In der hypothetischen Analyse für das Jahr 2021 zeigen die Modellrechnungen zudem, dass der durchschnittliche Strompreis ohne Kernkraftwerke kurzfristig um bis zu elf Prozent gestiegen wäre. Den tatsächlichen Anstieg der Strompreise hätten vor allem die kriegsbedingten Gaspreissteigerungen und die enormen Ausfälle französischer Kernkraftwerke verursacht. In der Realität seien zudem bei der Abschaltung der verbleibenden drei Kernkraftwerke vor einem Jahr die Preise zunächst leicht gesunken. Auch der Effekt auf die Netzengpässe sei laut Szenarioanalyse eher gering.
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Man sollte nicht immer Zeit verschwenden, die Abschaltung der alten Atomkraftwerke schönzurechnen. Bei vorhandenen, abgeschriebenen Atomkraftwerken stellt sich die Frage der Wirtschaftlichkeit nicht: sie hätten für mehr Strom, für noch mehr Stromüberschuss, für geringere Strompreise und tendenziell mehr Industrieproduktion und etwas weniger Kohle- und Gasverstromung und damit geringere CO2-Zertifikatspreise gesorgt. Dagegen stehen das Risiko des GAU und ein paar kg mehr Atommüll.
Insb. da der Atomausstieg zum 31.12.2023 beschlossen war und dementsprechend Sicherheitsuntersuchungen etc. unterblieben sind, war die Abschaltung vor allem rechtlich geboten, zumal es ohne Endlager eigentlich nie eine Betriebsgenehmigung hätte geben dürfen.
Bei neuen Atomkraftwerken hingegen ist die Kostennutzenrechnung in aller Regel negativ. Dennoch sollte man ein Bundesgesetz erlassen, welches die Atomkraft in die Verantwortung der Bundeländer gibt: neue Atomkraftwerke gerne, aber das jeweilige Bundesland bezahlt den GAU alleine und sorgt auf seinem Gebiet für ein Endlager für den Atommüll, der neu anfällt. Damit könnte man die Diskussion der bundespolitischen Debatte entziehen – und de facto beenden.
Die Studie ignoriert den Einfluss von Batterien weitestgehend. Hier mal eine Bierdeckelschätzung unter Berücksichtigung von 100 bis 150 GWh netzdienlichen Batteriespeichern bis 2030.
Pro Tag gibt es 1-2 Strompreiszyklen. Das macht 365 bis 730 Zyklen im Jahr.
Ausnutzung der Batteriekapazität begrenzt auf 10% bis 90%.
Größenordnung für Lastverschiebung mit Batterien in 2030:
Mindestens: 100 · (0,9-0,1) · 365 = 29 TWh
Maximal: 150 · (0,9-0,1) · 700 = 84 TWh
Mittelwert: 56 TWh
Naja, leider aber verdrängen Atomkraftwerke nun einmal Erneuerbare aus dem Netz, der Gewinn wäre größtenteils mit Verlust kompensiert geworden.
Dein Vorschlag, die Genehmigung und Kosten auf Landesebene zu verlagern ist recht gut. Alleine die Investitionskosten wird keines der Länder je aufbringen. Und die „Investoren“ schon gar nicht, wie man international bei Neubauten sehen kann.
Die AKWs konnte allein aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht weiterbetrieben werden. Die Stilllegung war beschlossene Sache. Man muss sich einmal vor Augen führen, welchen Rattenschwanz das hinter sich zieht. Das sind nicht nur ein paar Zertifizierungen, es geht auch um Personal, Material, das gesamte Vertragskonstrukt mit allen verbundenen Unternehmen. Wenn so getan wird, als wäre es einfach nur eine Mehrheitsentscheidung des Bundestages, die Dinger weiterlaufen zu lassen, dann irren die – vornehmlich – Herren. Aber darum geht es auch gar nicht.
Die verbalen Nebelkerzen aus Union und FDP sind nichts weiter als assoziatives Partei-Framing. Sie wollen nur „glauben lassen“, dass es um das Thema als Sache geht. Aber das tut es nicht wirklich.
Es ist müßig, das jedes Mal auf’s neue von vorne zu diskutieren. Die Assoziationskünstler wollen mit dem Thema nur eine Verbindung zwischen Thema und Partei stärken bzw. herstellen, um damit WählerInnen zu beeinflussen, weil sie meinen, damit einen öffentlichkeitswirksamen Kontrapunkt gegen die Regierung setzen zu können. Das ist alles. Aus sachpolitischer Sicht würden selbstverständlich FDP noch Union die Atomkraft wieder zum Leben erwecken können.
Marco Brück schreibt.
Bei vorhandenen, abgeschriebenen Atomkraftwerken stellt sich die Frage der Wirtschaftlichkeit nicht: sie hätten für mehr Strom, für noch mehr Stromüberschuss, für geringere Strompreise und tendenziell mehr Industrieproduktion und etwas weniger Kohle- und Gasverstromung und damit geringere CO2-Zertifikatspreise gesorgt. Dagegen stehen das Risiko des GAU und ein paar kg mehr Atommüll.
@ Marco Brück.
Auch Sie sind leider nicht genug mit der Strompreisentstehung vertraut.
Siehe hier, die Merit Order Grafik, wo die Preise entstehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Von links nach rechts wird in preislich aufsteigender Reihenfolge solange angeboten, bis rechts die Nachfrage gedeckt ist. Das letzte und teuerste Kraftwerk, das noch benötigt wird, bestimmt den Preis. Alle anderen werden nach diesem Preis bezahlt. Ein sogenannter „Mitnahmeeffekt“ wird wirksam. Am meisten davon profitierten die AKW. Deshalb nennt man doch abgeschriebene AKW im Volksmund Gelddruckmaschinen. Für das, was Sie den zuletzt 6% AKW nachweinen, wie geringere Strompreise, weniger Gas und Kohleverstromung, stehen 60% Erneuerbare zur Verfügung, diese müssen lediglich wieder auf dieser Merit Order Kurve angeboten werden, wie das bis 2010 mal gesetzlich geregelt war.
Siehe hier.
https://www.tengelmann-energie.com/merit-order/
Sorry ich kann diese Studien nicht mehr sehen, ich habe selbst seit 14 Jahre eine Solaranlage und bin immer noch Absolut begeistert.
Aber ich bin Realist und ohne Grundkraftwerke wird es nicht Funktionieren, solange noch kein Speichermedium gefunden worden ist , wo über eine längeren Zeitraum die Netzschwankungen Aufnehmen kann.
Und dieser Längere Zeitraum bezieht sich Mindest auf Mindestens 3-4 Monate im Jahr.
Das Netz muß in der Hoch Mittel und im Niederspannungsbereich Massiv Ausgebaut werden.
Und selbst dann braucht man für die Wintermonaten Zusatzkraftwerke, und ein Teil davon haben wir Abgeschaltet.
Der Rest der Welt macht einen Strommix aus erneuerbaren und Fossilen sowie Kernkraftwerke weil die es Verstanden haben das es nicht anderst geht.
Wir werden in den nächsten Jahren keine Superspeicher haben der über den Winter durchhält , wir werden auch nicht das Stromnetz in 10 Jahren Modernisiert haben sondern höchstenfalls in 20 Jahren.
Das einzige das wir wir in 10 Jahren hinbekommen könnten wäre ein Paar Gaskraftwerke zu bauen und vielleicht noch 4 bis 5 Kernkraftwerke zu Reanimieren .
Durch die Zuschaltung der Kernkraftwerke hätten wir auf jeden Fall einen günstigeren Strompreis (Merit -Order)
Hansolo schrieb:
„Sorry ich kann diese Studien nicht mehr sehen, ich habe selbst seit 14 Jahre eine Solaranlage und bin immer noch Absolut begeistert.
Aber ich bin Realist und ohne Grundkraftwerke wird es nicht Funktionieren, solange noch kein Speichermedium gefunden worden ist , wo über eine längeren Zeitraum die Netzschwankungen Aufnehmen kann.“
Hier empfehle ich sehr, einmal auf die tatsächlichen Energieausbeuten zu schauen.
Während deine Solaranlage immer mal wieder einknickt, kann die gleiche Wolke nicht auch über deinem Nachbarn und am anderen Ende Deutschlands gleichzeitig sein. Der Solar-Ertrag im Winter ist zwar zeitlich kürzer aber erreicht tagein, tagaus im Winter immer noch ca. 1/4 der sommerlichen Spitzenleistung (nicht Ausbeute, die sinkt noch einmal, wegen der kürzeren Tage). Dabei sind die Unterschiede zwischen schlechten und guten Tagen weniger hoch als im Sommer.
Zudem sind an den meisten schlechten Solartagen die Windausbeuten besonders gut und ohnehin höher als im Sommer.
Je weiter der Ausbau stattfindet, desto höher die Ausbeute auch im Winter. Erneuerbare Energie skaliert eben sehr gut und besonders Solar. Je weiter der Ausbau fortschreitet, desto geringer wird die absolute Notwendigkeit eines Speicherausbaus, da die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage schrumpft. Allerdings umso wirtschaftlicher wird Speicherausbau, da das Angebot steigt. Irgendwann fängt sogar Wasserstoff an, Sinn zu machen, auch wenn wir davon noch meilenweit entfernt sind.
Kernkraftwerke auf der anderen Seite sind nicht modulierend und völlig ungeeignet, um mit Erneuerbarer Energie kombiniert zu werden. Es macht einfach keinen Sinn, Solar- und Windkraft dafür aufzuwenden, Gewässer zu heizen, wie derzeit üblich, um den Anschein von Regelbarkeit bei Kernkraft zu erwecken. Wenn viel Wind da ist, dann wird nämlich die nicht benötigte Kernkraft entweder in Kühltürmen oder aber via Kühlwasser einfach nur in die Umgebung abgegeben.
Und nein, Kernkraft senkt unseren Preis nicht sondern erhöht nur die Dividendenzahlungen an die, die eigentlich gar nicht als Investoren bezeichnet werden dürften, denn die Investitionen werden meist aus Steuermitteln erheblich aufgestockt und die tatsächlichen Kosten sowieso aus Steuermitteln getilgt. Die „Investoren“ haben also gar nicht wirklich investiert oder tragen gar irgendwelche Risiken.
Diese erhöhten Dividendenzahlungen entstehen aber nicht aus dem Nichts, sondern kommen aus unseren Taschen und fließen nicht wieder zurück.