Deutschland zeigt erhebliche Flexibilitätslücke zur Umsetzung der Energiewende

Teilen

Deutschland steht noch vor einer erheblichen Flexibilitätslücke, um seine Ziele zur Erzeugung von erneuerbaren Energien zu erreichen. Im Vergleich mit 13 weiteren europäischen Märkten steht Deutschland im unteren Mittelfeld da. Zu diesem Ergebnis kommt die diesjährige Energiewende-readiness Index Studie „ETRI“, die von der Association for Renewable Energy and Clean Technology (REA) in Partnerschaft mit Eaton und der Foresight Group angelegt wurde.

Kern der Studie ist es, die Bereitschaft zur Energiewende von 14 europäischen Ländern zu analysieren. Dafür untersuchen die Autoren zum einen die Ausbauziele für erneuerbare Energien der Länder und gleichen die gesetzten Ziele mit Markteigenschaften ab. Dabei ist zum Beispiel wichtig, ob ein Markt für Investoren attraktiv ist, oder ob bereits Märkte für Flexibilität geschaffen wurden.

Gemessen an den Plänen zum Ausbau erneuerbaren Energien, der Größe des Marktes und dem aktuellen Zustand für Flexibilitätsmärkte stehen Deutschland und das Vereinigte Königreich vor der größten Umsetzungslücke bis 2030. Auch Dänemark, Griechenland, Irland, die Niederlande und Spanien weisen eine erhebliche Lücke zwischen der notwendigen und der geplanten Flexibilität im Stromsystem auf.

Am geringsten sei Lücke in Norwegen, gefolgt von Schweden und Finnland. In diesen Ländern kommen eine große Menge an gut steuerbarer Wasserkraft und existierende Flexibilitätsmärkte zusammen.

E-Autos und Wärmepumpen

Die Energiewende findet nicht nur mit Photovoltaikmodulen statt. Wichtig für Flexibilitätsmärkte ist die Einbindung von Elektroautos und Wärmepumpen in die Märkte. Und gerade hier müsse der deutsche Markt noch zulegen. Der Anteil von Elektroautos am Markt betrage in Deutschland zwei Prozent. In der Schweiz seien es 2,5 Prozent. Österreich kommt in der Studie nicht vor. Spitzenreiter Norwegen hat 15 Prozent Elektroautos unter den zugelassenen Fahrzeugen auf seinen Straßen. Bei den Neuzulassungen sind es in Deutschland 16 Prozent, in der Schweiz 18 Prozent, in Norwegen sind es 75 Prozent.

Auch bei den Wärmepumpen zeichnet sich ein ähnliches Bild. Norwegen zählt auf 1000 Haushalte 625 Wärmepumpen. In Deutschland sind es 38 und der Schweiz 95. Der Smart-Meter Roll-out ist in Norwegen mit 100 Prozent komplett abgeschlossen, in der Schweiz verfügen 20 Prozent der Anschlüsse über solche Zähler. In Deutschland sind es ein Prozent.

Die Lücke zu einem hinreichend großen Flexibilitätsmarkt ist zwar groß, doch der Bericht identifiziert auch gute Aspekte am deutschen Markt. Unter den 14 Ländern sei Deutschland der größte Markt für Heimspeicher, mit einer installierten Leistung von 1,2 Gigawatt und einer Kapazität von 1,9 Gigawattstunden allein im Jahr 2022 erreichte der Markt ein Wachstum von 52 Prozent. Die kumulierte installierte Kapazität der Heimspeicher beträgt jetzt sieben Gigawattstunden.

Investoren Attraktivität

Bis die Heimspeicher auch tatsächlich in attraktiven Flexibilitätsmärkten genutzt werden können, gibt es auch von Seiten der Politik noch Handlungsbedarf. „Die Regierungen müssen darauf mit einer Politik reagieren, die faire, transparente und leicht zugängliche Märkte schafft, um private Investitionen in nachfrageseitige Flexibilität anzuziehen und die Energiewende für alle zugänglich und bezahlbar zu machen“, sagt Dirk Kaiser, Segment Leader Distributed Energy Management EMEA bei Eaton. „Stabilität und Vorhersehbarkeit werden das Vertrauen der Investoren auch in solche Projekte stärken, die oft recht lange Amortisationszeiten haben können.“

Bei den Punkten Vertrauen und Vorhersehbarkeit zeichne sich jedoch eine Verbesserung ab. Der deutsche Energiemarkt sei attraktiver für Investoren geworden. Seit der ersten ETRI-Studie vor vier Jahren habe sich das Investitionsklima um 15 Prozent verbessert. Das ist unter den 14 Ländern die größte Verbesserung in diesem Aspekt.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.