Mehr Kohlestrom, weniger Industrie – CO2-Emissionen stagnieren 2022

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Der deutsche fossile Kraftwerkspark emittierte 2022 etwa 354 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2)-Äquivalente. Das ist nur ein marginaler Rückgang ausgehend vom Vorjahreswert von 355 Millionen Tonnen. Das geht aus einer Auswertung des europäischen Emissionshandels durch das Umweltbundesamt (UBA) hervor.

In dem Emissionshandelssystem EU-ETS sind 1730 stationäre Anlagen aus Energie und Industrie in Deutschland registriert. Im Vergleich zum Vorjahr steigen die Emissionen der Energieanlagen um drei Prozent, währen die Emissionen der industriellen Emittenten um sechs Prozent zurückgingen. Allein aus der Energieversorgung entstanden 242 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente – eine Zunahme für das zweite Jahr in Folge. Obwohl der Preis pro Tonne auf 80 Euro kletterte, war der Betrieb von Braun- und Steinkohlekraftwerken wirtschaftlicher als der Betrieb von Gaskraftwerken, teilt das Umweltbundesamt mit. Der Grund am hohen Gaspreis liegt in Russlands Angriffskrieg in der Ukraine.

Weniger Industrie

„Vor der Covid-19-Pandemie gab es deutliche Emissionsrückgänge bei den deutschen EU-ETS-Anlagen“, sagt Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts. „Dieser Trend ist vorerst gestoppt.“ Um die Emissionen wieder auf eine Talfahrt zu lenken, fordert Messner mehr Tempo beim Ausbau erneuerbarer Energien. „Der nun reformierte Emissionshandel, mit deutlich abgesenkten Emissionsobergrenzen ab 2024 kann hierfür spürbare Impulse setzen“, sagt Messner.

Im Industriesektor sanken die Emissionen um sechs Prozent auf elf Millionen Tonnen. Das lag der Einschätzung des Umweltbundesamts zufolge auch am Rückgang der Produktion. Seit 2013 wurde in Deutschland nicht mehr so wenig produziert. In der chemischen Industrie sei der Rückgang besonders groß gewesen. 18 Prozent weniger Emissionen hat der Sektor zu verzeichnen, teil die Behörde mit. Auch beim Sektor der Nichteisenmetalle gingen die Emissionen um 15 Prozent zurück. Nur die Emissionen auf den Raffinerien sollen um vier Prozent gestiegen sein.

Gleiches Bild in ganz Europa

Weniger Produktion der Industrie und mehr Kohleverstromung; damit steht Deutschland nicht allein da. Bei den anderen Ländern, die sich am EU-ETS beteiligen, das sind die 27 Mitgliedstaaten der EU, sowie Island, Norwegen und Liechtenstein, ging der Ausstoß von Emission ebenfalls nur um ein Prozent zurück. Im Jahr 2022 wurden in dem Emissionshandelssystem 1,32 Milliarden Tonnen ausgestoßen. Im gesamten EU-ETS-Raum stiegen die Emissionen bei der Energieerzeugung um zwei Prozent, während die Emissionen aus dem Industriesektor um fünf Prozent fielen.

Seit dem Start des europäischen Emissionshandels im Jahr 2005 seien die Emissionen Europa um 38 Prozent gefallen. In Deutschland betrug der Rückgang 31 Prozent, teilt das Umweltbundesamt mit. Bis zum Jahr 2030 soll der Rückgang 62 Prozent betragen. Somit sei eine deutliche Steigerung der Emissionsminderung notwendig.

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