Beim Projekt „ZO.RRO“ in Thüringen geht es mittlerweile darum, in der Praxis zu zeigen, was in der ersten Planungsphase ersonnen wurde. Dazu hat sich ein Konsortium aus der Hochschule Nordhausen (HSN) und dem Thüringer Erneuerbare Energien Netzwerk (ThEEN) zusammengefunden, dass nun erste Ergebnisse präsentieren konnte. Hinter der Abkürzung „ZO.RRO“ verbirgt sich „Zero Carbon Cross Energy System“, wobei die Lösungen vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen den Weg in die Klimaneutralität ebnen sollen. Eine Förderung gibt es dafür vom Thüringer Umwelt- und Energieministerium.
„Das Ziel der aktuellen Demonstrationsphase ist es, die Energieversorgung Thüringer Industriebetriebe ganzheitlich zu optimieren, ihren CO2-Fußabdruck nachzuweisen und zu verringern“, erklärt Jana Liebe, Geschäftsführerin von ThEEN. „ZO.RRO II“ solle die konzeptionellen Arbeiten aus der ersten Phase fortsetzen und gerade kleinere Betriebe unterstützen, die oft nicht genug personelle Ressourcen haben, um eigenständig Projekte umzusetzen. Sie profitierten von der Expertise und den Tools, die im Zuge des Projektes entwickelt wurden, so Liebe weiter.
Insgesamt gebe es drei Tools, um die geeigneten Wege für die Unternehmen zur Klimaneutralität am jeweiligen Standort optimal auszugestalten. „Zunächst erfolgen detaillierte Messungen, um die Energieverbräuche und Emissionen zeitlich aufgelöst zu erfassen. Dabei erkennen wir verdeckte Einsparpotentiale und die größten CO2-Quellen. Diese Daten werden verarbeitet zur Nachweisführung über die Prozess- und Produkt-CO2-Bilanz und die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens“, erklärt Liebe die Anwendung der ersten zwei Tools „ZO.RRO Messtechnik“ sowie das von der Effizienz-Agentur NRW entwickelte Online-Tool „ecocockpit“ zur CO2-Bilanzierung. Die Praxispartner seien dankbar für die Berechnungen, auf deren Grundlage dann die Energielösungen individuell erstellt werden könnten.
Das dritte und wichtigste Tool „Energiesystem-Rechner“ sei bereits mit dem „Thüringer Digital- und Open-Source-Preis“ ausgezeichnet worden. Es ist in der ersten Projektphase von der Arbeitsgruppe Energiesystemmodellierung an der Hochschule Nordhausen entwickelt worden, die Viktor Wesselak leitet. Er erklärt dazu: „Es ermöglicht die systemische Berechnung von Transformationspfaden und Szenarien für eine klimaneutrale Energieversorgung. Am Beispiel Thüringen wurde gezeigt, wie die Ziele des Thüringer Klimagesetzes realistisch unter Einsatz bestimmter Technologien erreicht werden können.“ Der Rechner könne aber auch von anderen Bundesländern und Unternehmen genutzt werden, um Wege zur Klimaneutralität zu berechnen.
So werde diese Open-Source-Software auch für die Demonstrator-Unternehmen im ZO.RRO II Projekt eingesetzt, um die wirtschaftlich und ökologisch optimale klimaneutrale Energieversorgung zu ermitteln. Dabei würden schrittweise Szenarien gemäß der Zielvorgaben entwickelt und geeignete Optionen vorgeschlagen, wie etwa die Nutzung von zusätzlicher Photovoltaik mit Speichern, der Einsatz von Wärmepumpen oder Elektrofahrzeugen. „´ZO.RRO‘ betrachtet zusätzlich die Möglichkeit flexibler Produktionsweisen, um noch besser auf zukünftige Preisschwankungen reagieren zu können. Gemeint ist eine Anpassung des Energieverbrauchs, bei der zeitlich unabhängige Produktionsschritte dann erfolgen, wenn ausreichend kostengünstige, erneuerbare Energie zur Verfügung steht“, erklärt Wesselak.
Nach seinen Aussagen befindet sich der „Energiesystem-Rechner“ in der breiten Anwendung für die systematische Modellierung von Energiesystemen mit Berechnungen optimaler Transformationspfade für Thüringer Gemeinden und Unternehmen. Zwei Anwendungsprojekte seien mit Wago in Sondershausen und den Stadtwerken Erfurt bereits abgeschlossen. Fünf Projekte liefen aktuell noch, so Wesselak, darunter eine Analyse des österreichischen Bundeslandes Kärnten. Weitere regionale und überregionale Projekte befänden sich in Planung, die alle noch bis 2024 umgesetzt werden sollen. Parallel dazu plant ThEEN voraussichtlich für dieses Jahr eine Dienstleistung zu erarbeiten, um die Energiesystem-Simulationen weiteren Unternehmen anbieten zu können.
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