Ein neuer staatlicher Schuldenberg von 200 Milliarden Euro ist das Ergebnis des schwachen Ausbaus der erneuerbaren Energien unter Merkel

Teilen

Letzte Woche hat die Bundesregierung beschlossen, 200 Milliarden Euro aus einem schuldenfinanzierten Sondervermögen an Verbraucher und Unternehmen zum Ausgleich für die gestiegenen Energiepreise zu zahlen.

Dies wird aber bei Weitem nicht die Energiepreissteigerungen der fossilen und atomaren Energien seit dem letzten Sommer ausgleichen können. Die Preissteigerungen für die Energiekunden von Erdgas, Erdöl, Kohle und Uran liegen ja wesentlich höher als die Zuwendungen, die nun Energiekunden der fossilen Energielieferungen als Ausgleich bekommen sollen.

Die hohen Energiepreise sind das Ergebnis einer Politik unter Kanzlerin Merkel, die ab 2007 begann, den Ausbau der erneuerbaren Energien drastisch einzuschränken. Hätten wir heute in Deutschland 100 Prozent erneuerbare Energien – was im Stromsektor mit den exponentiellen Wachstumsgeschwindigkeiten des Ökostromes bereits bis 2012 möglich gewesen wäre –, hätten die weltweiten Preissteigerungen der fossilen und atomaren Energie kaum Auswirkungen auf die Geldbeutel von Energiekunden in Deutschland. Da aber der Ausbau der erneuerbaren Energien jäh ausgebremst wurde, zahlen viele Bundesbürger heute immens hohe Kosten – wenn sie denn immer noch Kunde beziehungsweise Kundin von Erdgas, Erdöl, Kohle- und Atomstrom sind.

Begründet wurde das politisch verordnete Ausbremsen des Ausbaus der erneuerbaren Energien damals mit den angeblich sehr hohen Ausbaukosten. 2013 machte der damalige Kanzleramts- und spätere Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) eine völlig unseriöse Rechnung auf:

Eine Billion Euro würde der Ausbau der erneuerbaren Energien bis Ende der 2030er-Jahre kosten, mit jährlichen Kosten von 50 Milliarden, so lautete das Schreckgespenst, das Altmaier 2013 an die Wand gemalt hatte.

Dieses Schreckgespenst war neben vielen anderen Fehlern schon deshalb falsch, weil bei den Ausbaukosten der erneuerbaren Energien keine nennenswerte Preissteigerung für fossile und atomare Energieerzeugung angenommen wurde. Diese hätte Altmaier ja von der Billion abziehen müssen.

Aus diesem Eine-Billion-Schreckgespenst leitete er damals die Politik von Union, FDP und SPD ab, den Ausbau der erneuerbaren Energien drastisch zu verringern.

Doch statt der hohen Kosten für erneuerbare Energien – die inzwischen ja immer billiger wurden, was alleine schon die eine Billion Kosten in Frage stellt – sind nun seit Mitte 2021 die Erdgas-, Erdöl-, Kohle- und Atomstrompreise massiv gestiegen.

Der Effekt war also genau umgekehrt:

Die Altmaier-Gabriel-Rösler-Merkel-Bremse der erneuerbaren Energien hat die Energiepreise nach oben getrieben, eben gerade, weil der Ausbau der erneuerbaren Energien zu langsam war.

Da die erneuerbaren Energien nicht genügend ausgebaut wurden, sind die klimaschädlichen fossilen Energien immer noch Hauptlieferant der Energie in Deutschland und der EU. Die Preissteigerungen von Erdöl, Erdgas, Kohle und Atomstrom sind seit Mitte 2021 explosionsartig nach oben geschossen und (fossile-atomare) Energie ist so teuer, weil eben viel zu wenig billige erneuerbare Energien im letzten Jahrzehnt zugebaut wurden:

Diese infolge des zu schwachen Ausbaus der erneuerbaren Energien aufrechterhaltene Abhängigkeit von fossiler und atomarer Energie kostet nun die Steuerzahler und Energiekunden weit mehr als die Altmaier-Billion.

Mehr zu dieser dramatischen Fehlleistung von Union, FDP, SPD hören Sie im gestrigen Interview vom 4. Oktober 2022 mit Frank Farenski unter: https://www.youtube.com/watch?v=w-rduZ3G7OM

— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion@pv-magazine.com.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.