Die Gasumlage wird nicht nur die Heizkosten vieler Bundesbürger erhöhen – sondern sich auch auf den Stromrechnungen bemerkbar machen: Die Energieökonomen von Enervis Energy Advisors haben ausgerechnet, dass der Stromgroßhandelspreis 2023 im Jahresmittel um etwa 5 Euro pro Megawattstunde beziehungsweise 0,5 Cent pro Kilowattstunde steigen wird. Im Durchschnitt der 2.000 teuersten Stunden des Jahres liegt der Preisanstieg sogar bei 12 Euro pro Megawattstunde, so die Experten.
„Unsere Berechnungen zeigen, dass sich durch die Gasumlage die Produktionskosten von Gaskraftwerken um etwa 50 Euro pro Megawattstunde erhöhen“, sagt Mirko Schlossarczyk, Partner und Strommarktexperte von Enervis. Allerdings würden diese Effekte nicht unmittelbar auf das mittlere jährliche Strompreisniveau durchschlagen, da Gaskraftwerke nur in einem Bruchteil der Stunden preissetzend sind.
Allerdings führten die steigenden Kosten der Gasverstromung dazu, dass die Gaskraftwerke weniger Strom erzeugen werden. Damit geht der Gasbedarf im Strommarkt zurück. Enervis rechnet hier mit einem Minus von zwölf Terawattstunden. „Das ist zwar nur etwa ein Prozent des gesamtdeutschen Gasverbrauchs – jedoch in Zeiten, in denen jede Kilowattstunde zählt, ein weiteres Puzzleteil zur Versorgungssicherheit“, meint Schlossarczyk.
Die Bundesregierung hat die Einführung einer Gasumlage beschlossen, um die Gasversorger abzusichern. Sie soll ab Oktober gelten und für alle Gasnutzer – also Privathaushalte und Unternehmen – gleichermaßen 2,4 Cent pro Kilowattstunde betragen. Auf die Umlage muss zudem Mehrwertsteuer gezahlt werden, da die EU-Kommission eine Ausnahme ablehnte. Am heutigen Donnerstag kündigte die Bundesregierung nun an, die Mehrwertsteuer für Gas von 19 auf 7 Prozent zu senken. „Es war immer klar: Wir wollen nicht, dass die Menschen noch zusätzlich durch die Mehrwertsteuer auf die Gas-Umlagen belastet werden“, erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nach der Ankündigung. „Da eine direkte Steuerbefreiung europarechtlich nicht möglich ist, ist eine vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas folgerichtig. Um es einfach zu handhaben, ist der schon bestehende Steuersatz von sieben Prozent sinnvoll, damit nicht noch zusätzlicher Aufwand entsteht und die Senkung schnell bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern ankommt. Das kompensiert auch andere Kosten, die über höhere Umlagen anfallen.“
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Den Gaspreis zu senken, um den Verbrauch zu senken? Das klingt ja mal ausserordentlich durchdacht. Den Fehlbetrag kann man ja ueber hoehere Einnahmen im Stromsektor kompensieren? Traumhaft, wie die Fossilindustrie gepampert wird.
Ich bin mir nicht einmal mehr sicher, ob selbst Gas-Gerd noch so unverbluemt deren Interessen vertreten haette.
Das gegenwärtige Gasthema basiert auf einer „Virtuellen“ Scheindebatte, geführt außerhalb der physikalischen Realität.
Aber mal der Reihe nach, und zur Entstehung dieser Virtualität, nämlich der bekannten Ermächtigungsverordnung von 2010.
Für neu hinzugekommene Leser siehe im Folgenden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung, siehe unter Auswirkungen.
Zitat:…Vor der Ausgleichsmechanismusverordnung wurde EEG-Strom physisch gewälzt, ein Handel an der Strombörse fand nicht statt Zitat Ende.
Und nun kommen die beiden Knackpunkte, die da heißen „Physikalisch, und Virtuell“
Bis 2010 war die Physik bestimmend, da war die Welt noch in Ordnung, der EE Strom kam tatsächlich sowohl rechnerisch, als auch statistisch, beim Verbraucher an. Und ab 2010 wurde es Virtuell, der Beginn dessen was ich hier das „Faulen Ei“ nenne, das der Energiewende ins Nest gelegt wurde.
Kommen wir zu nächst zum Physikalischen Teil. Ein Handel mit EE an der Strombörse fand bis 2010 nicht statt, weil sie den Versorgern ja schon „Physikalisch“ mit Ökobändern zwingend zugeordnet waren. Mit anderen Worten an der Börse wurde von den Versorgern der zwingend zugeteilte EE Anteil „nicht“ nachgefragt, Es musste tatsächlich – Konventionell – entsprechend weniger angeboten werden, um die Nachfrage zu befriedigen. u.a. auch weniger Gaskraftwerke.. Und so wäre es heute noch, wenn die EE noch integriert wären.
Und nun der Virtuelle Punkt: Seit 2010 werden die EE separat am Spotmarkt der Börse verkauft. Aus dem offiziellen Versorgungssystem, den Bilanzkreisen der Versorger, , sind sie raus. Und spielen somit bei den prognostizierten Gasverbräuchen keine Rolle, obwohl sie nach wie vor zur Verfügung stehen
Bei der Preisbildung, und Nachfrage nach dem Merit Order Prinzip, spielen die EE insofern keine Rolle weil „Virtuell“ mehr nachgefragt wird, ( z.B Gaskraftwerke ) obwohl „physikalisch“ EE vorhanden sind.
Siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Das letzte, und teuerste noch benötigte Kraftwerk bestimmt den Preis, virtuell wohlgemerkt. Physikalisch sieht das nämlich anders aus. Da sind die dezentral erzeugten EE ohne hin schon beim nächsten Verbraucher, und man muss sie nur noch Ertrags optimierend einsetzen.
So wie die folgende Hochschulrecherche ergeben hat..
Zitat: Diese zwei Artikel beantworteten sehr gut unsere Frage, wer eigentlich an der Strombörse einkauft. Denn es wurde immer nur von Versorgungsunternehmen, Stromhändlern, industriellen Großkunden und Banken gesprochen. Nun wissen wir dazu gehören auch die Stadtwerke und Unternehmen, wie E.ON, RWE usw. Es gibt also keinen Zwischenhändler mehr. Der Grund dafür, dass Unternehmen wie RWE auch an der Börse einkaufen, obwohl sie selbst rund 30 Kraftwerke besitzen und somit eigentlich genug Strom produzieren, ist einfach. Es gibt Tage, da ist der Strompreis an der Börse so günstig, dass eine Eigenproduktion viel teurer wäre. Daher werden dann die Kraftwerke gedrosselt und lieber günstig eingekauft. Zitat Ende.
Im Klartext heißt das Strom wird Virtuell verteuert, z. Beispiel für Langzeitverträge am Terminmarkt, dann aber physikalisch günstig genutzt, um diese Langzeitverträge zu bedienen, und Erträge zu optimieren.
Das IWR hat es im Folgenden auf den Punkt gebracht.
Zitat:…Der steigende Anteil erneuerbarer Energien hat am Spot- und Terminmarkt zu immer niedrigeren Strom-Einkaufspreisen geführt. Grund ist ein von der Politik beschlossener Wechsel der EEG-Lieferung ab 2010 (Wälzungsmechanismus). Bis 2009 erhielten die Stadtwerke den EEG-Strom als sog. EEG-Stromband monatlich tatsächlich physisch geliefert, so dass die großen Vorlieferanten (RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW, etc.) auch faktisch weniger an die Stadtwerke liefern konnten. Seit 2010 muss der EEG-Strom an der Börse verkauft werden und das hat weitreichende Folgen: RWE, E.ON & Co. beliefern Stadtwerke seit 2010 wieder weitgehend vollständig mit konventionellem Strom, der EEG-Strom an der Börse kommt zusätzlich auf den Markt und drückt auf die Preise. Zitat Ende.
Der EEG Strom kommt zusätzlich auf den Markt. Und wie sich das nach 2010 entwickelt hat, kann man im Folgenden sehen.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/153533/umfrage/stromimportsaldo-von-deutschland-seit-1990/
Alles unter der Nulllinie, ist das von dem wir gerade zehren.
Wie sich das in der Notsituation bemerkbar macht zeigt sich am Folgenden..
https://www.tagesschau.de/inland/gasspeicher-bundesnetzagentur-mueller-gas-energie-nord-stream-101.html
Zitat:…Trotz der seit Wochen deutlich reduzierten Liefermengen aus Russland sind die deutschen Gasspeicher wieder zu mehr als 75 Prozent gefüllt. Nach neuesten, vorläufigen Daten der europäischen Gasspeicherbetreiber vom Samstagabend lag der Füllstand zuletzt bei 75,43 Prozent. Damit wurde das erste Speicherziel einer neuen Verordnung mehr als zwei Wochen früher als vorgeschrieben erreicht. Zitat Ende Man muss nur die EE wieder „Physikalisch“ machen, dann werden auch die Gasspeicher wieder schneller voll.
Wie gesagt, die gegenwärtige Gasdebatte ist „Virtuell“ weil die Erneuerbaren dabei nicht berücksichtigt sind.
Bevor jetzt einer denkt oder gar schreibt, schon wieder der Diehl mit seiner Ermächtigungsverordnung, bitte lieber zweimal lesen, und mir widersprechen, wo seiner Meinung nach meine Thesen nicht passen.. Denn nur so entwickelt sich eine Zielführende Diskussion.
In den Talkshow’s scheint man allmählich auch etwas nachdenklicher zu werden. Noch zu keiner Zeit habe ich öfter den Begriff Merit Oder vernommen, oder die Frage, warum muss das letzte noch benötigte Kraftwerk den Preis für alle anderen bestimmen.
Aktuell gestern Abend bei Markus Lanz. Ich habe seiner Redaktion gerade mal eine Mail geschickt, mit dem Hinweis auf dieses Fachforum.
Man sollte meinen, dass es irgendwann auffallen sollte, dass Steuersenkungen nur vordergründig dem Verbraucher, aber in der Hauptsache den privaten Unternehmen nutzen.
Der entstehende Aufwand, all diese Preisanpassungslogiken in dieser Zeitspanne, mit SAP etc…. mir wird ganz anders.