Wärmepumpen-Hersteller Daikin gibt Patente für Systeme mit weniger klimaschädlichem Kältemittel R-32 frei

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Die in vielen Wärmepumpen eingesetzten Kältemittel sind echte Klimakiller: Das etwa in VRV/VRF-Systemen zum Heizen und Kühlen großer Gebäude üblicherweise verwendete Kältemittel R-410A hat ein Global-Warming-Potenzial (GWP) von 2.088 – es heizt die Atmosphäre also mehr als 2.000 mal stärker auf als die gleiche Menge CO2.

Anlagen dieser Art lassen sich jedoch grundsätzlich auch mit dem Kältemittel R-32 betreiben, dessen GWP bei 675 liegt. Um den Einsatz dieses weniger problematischen Stoffes zu fördern, gibt der japanische Wärmepumpen-Hersteller Daikin jetzt 90 Patente frei. Weitere 30 Patente hat das Unternehmen bereits seit 2019 nicht mehr geltend gemacht. Eine Auflistung der verpfändeten Patente und die spezifischen Kontrollbedingungen für die Verpfändung sind auf der Website der Daikin-Gruppe abrufbar.

„Zu den Patenten, auf deren Geltendmachung Daikin Europe verzichtet hat, gehören solche, die sich auf die Regelung der Verdichterdrehzahl und auf Sicherheitssysteme wie Kältemittel-Leckagesensoren beziehen“, erklärt Kazuhide Mizutani, Geschäftsführer des EMEA-Forschungszentrums von Daikin. Die Freigabe werde es Klimaanlagen- und Heizungsherstellern erleichtern, VRV/VRF-Systeme mit R-32 zu entwickeln. „Darüber hinaus wird durch die Förderung des Einbaus von Sicherheitssystemen in die Anlagen der Aufwand für Installateure bei der Überprüfung der Anlagen verringert“, so Mizutani.

VRV/VRF-Systeme werden für das Heizen und Kühlen von großen Gebäuden wie Büros, Schulen oder Krankenhäusern eingesetzt. Zu diesem Zweck werden mehrere Innengeräte an ein Außengerät angeschlossen. So entsteht ein geschlossener Kältemittelkreislauf in dem System, der eine individuelle Temperaturregelung in allen Räumen des Gebäudes ermöglicht.

EU-Kommission will Hersteller zu klimafreundlicheren Kältemitteln zwingen

Hintergrund der Entscheidung Daikins ist, dass die Europäische Kommission vorgeschlagen hat, die F-Gase-Verordnung zu verschärfen. Ziel dieser Verordnung ist es, die durch entweichende Kältemittel verursachten Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Würden mehr Hersteller freiwillig auf R-32 umsteigen, könnte die Reform der F-Gase-Verordnung womöglich industriefreundlicher ausfallen.

Dem Kommissionsvorschlag zufolge soll ein Quotensystem die Lieferung von teilfluorierten Kohlenwasserstoffen (HFKW) – auf die rund 90 Prozent der F-Gas-Emissionen entfallen – auf den EU-Markt künftig stark beschränken. So soll die zugelassene Menge bis 2050 auf nur noch 2,4 Prozent des Stands von 2015, gemessen an den potenziellen Klimaauswirkungen, fallen.

Weit bessere Klimabilanz als jede Gasheizung

Die Kältemittel dienen als eine Art Booster für die Umweltwärme, die Wärmepumpen aus der Außenluft, dem Erdreich oder dem Grundwasser entnehmen. Deren Temperatur genügt, um das ursprünglich flüssige Kältemittel verdampfen zu lassen. Anschließend setzt ein Kompressor das nun gasförmige Kältemittel unter Druck. Dabei wird es immer wärmer. Ist die benötigte Temperatur erreicht, kondensiert es und gibt dabei seine Wärme in den Heizkreislauf ab. Bei diesem Vorgang wird das Kältemittel wieder flüssig, so dass es erneut Umweltwärme aufnehmen kann – der Kreislauf beginnt von vorn.

Zwar werden Wärmepumpen von den Herstellern mit einem hermetisch dichten Kältemittel-Kreislauf ausgeführt, so dass zumindest theoretisch nichts davon entweichen kann. In der Praxis lässt sich aber nicht vermeiden, dass über die Betriebsdauer der Anlage geringe Mengen in die Umwelt gelangen. Auch bei der Entsorgung könnte Kältemittel austreten, wenn dabei nicht sorgfältig gearbeitet wird. Das Umweltbundesamt beziffert die jährlichen Kältemittel-Verluste aus den Anlagen auf durchschnittlich 2,5 Prozent der ursprünglichen Füllmenge.

Vergleicht man die Emissionsbilanz einer Wärmepumpe jedoch mit einer Gas-Heizung, fällt das Bild ganz anders aus. Zwar lässt sich nicht pauschal sagen, wie hoch die Treibhausgas-Emissionen von Wärmepumpen sind, da dies von vielen Faktoren abhängen – vor allem vom Strommix und damit auch davon, ob sie mit einer Photovoltaik-Anlage gekoppelt sind. Klar ist aber: Unter dem Strich schneiden sie alle aus Klimasicht weit besser ab als Gasheizungen.

 

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