Ab Anfang 2024 soll nach dem Willen der Bundesregierung jede neu installierte Heizungsanlage zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Neben Holzheizungen erfüllen in der Praxis im wesentlichen nur Wärmepumpen diese Anforderung. Damit wird die Nachfrage nach der Technologie in den nächsten Jahren sprunghaft ansteigen. Die Branche sieht sich dafür gerüstet: Das Ziel der Bundesregierung ist ambitioniert, aber erreichbar, erklären der Bundesverband Wärmepumpe (BWP), der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) und der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) am Rande des Wärmepumpen-Gipfels von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD).
Die Hersteller tun alles in ihrer Macht stehende, um einen schnellstmöglichen Hochlauf des deutschen Wärmepumpenmarktes auf 500.000 Wärmepumpen pro Jahr zu ermöglichen, betont BWP-Geschäftsführer Martin Sabel. Allerdings brauchen sie dafür Planungssicherheit – unter anderem um die nötigen Investitionen in Produktionskapazitäten vorzunehmen. Das gelte auch für das Fachhandwerk, die ihre Mitarbeiter schulen müssen. „Die Bundesregierung muss daher jetzt das angekündigte Nutzungsgebot von 65 Prozent erneuerbarer Energien noch in diesem Jahr gesetzlich verankern“, fordert Sabel. Erst diese gesetzliche Fixierung bringe den Marktakteuren die notwendige Sicherheit sich im erforderlichen Maßstab auf Wärmepumpen auszurichten.
ZVEI-Präsident Gunther Kegel weist darauf hin, dass die Elektrifizierung des Wärmemarkts eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Energiewende ist. Allein durch eine umfassende Elektrifizierung und Digitalisierung ließe sich der Energieverbrauch im Gebäudesektor um bis zu 65 Prozent verringern. Die Technologien dafür lägen vor. Nun müsse dafür ein geeigneter rechtlicher Rahmen geschaffen werden. „Die Flexibilitätspotenziale von Wärmepumpen, Speichern oder Ladesäulen sowie weiteren Erzeugern und Verbrauchern im Gebäude muss durch das Stromnetz nutzbar gemacht werden“, so Kegel. Ein Steuerbare-Verbrauchseinrichtungen-Gesetz müsse endlich kommen. „Erst mit einem solchen Gesetz erhalten die Netzbetreiber die Rechts- und Planungssicherheit für die Flexibilitätsnutzung.“
Konkrete Schritte der Bundesregierung müsse es auch mit Blick auf den Fachkräftemangel im Handwerk geben, fordert ZVEH-Präsident Lothar Hellmann. Um Wärmepumpen zur Standardtechnologie im Gebäudesektor zu machen, brauche es hochqualifizierte Fachkräfte aus dem bewährten dualen Ausbildungssystem und keine Schmalspurqualifikationen. „Die berufliche Ausbildung muss den Stellenwert bekommen, der ihr gebührt“, verlangt Hellmann. Die benötigten Weiterbildungen müssten an den hohen Ausbildungsstand anknüpfen und sollten durch die Politik finanziell gefördert werden.“ Darüber hinaus müssten regulatorische Hemmnisse bei der Installation von Wärmepumpen beseitigt und bürokratische Hürden abgebaut werden. Für den ZVEH-Präsidenten gehören dazu auch bundeseinheitliche und digitale Verfahren zur Inbetriebnahme von Wärmepumpen.
Heiztechnik-Verband BDH fordert Beibehaltung finanzieller Förderung
Der Verband der Heiztechnik-Hersteller BDH begrüßt die Wärmepumpen-Strategie der Bundesregierung im Grundsatz, weist jedoch darauf hin, dass der deutsche Gebäudebestand sehr heterogen ist. Daher sei es wichtig, bei der Wahl der Wärmeerzeuger das individuelle Gebäude sowie den Sanierungsanlass in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen. Die Klimaschutzziele im Wärmemarkt erforderten die gesamte Breite der technologischen Lösungen. Dazu zählt der BDH insbesondere auch hybride Lösungen, die eine Wärmepumpe mit einem weiteren Wärmeerzeuger kombinieren, sowie auch wasserstoffkompatible Heizungen sowie die Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung, die holzbasierte Wärme und die Solarthermie. „Wir begrüßen, dass vom Wärmepumpengipfel auch ein Bekenntnis der Politik zur technologieoffenen Umsetzung der Wärmewende ausgeht. Nur mit einem breiten technischen Lösungsangebot tragen wir der Heterogenität der Bestandsgebäude Rechnung und werden den unterschiedlichen Bedürfnissen und Lebensverhältnissen der Menschen gerecht“, so BDH-Präsident Uwe Glock.
Angesichts der hohen Inflation im Euro-Raum und steigenden Energiepreisen weist Glock auch auf den Kaufkraftverlust der Haushalte hin. Daher sei es wichtig, dass der seit 2020 eingeschlagene Weg, die Investitionen der Verbraucher finanziell anzureizen, fortgeführt wird. Bei stark steigenden Installationszahlen müsse sichergestellt werden, dass die Förderung nicht aus Finanzierungsgründen abreißt. „Die BEG-Förderung ist ein Erfolgsmodell, die Politik muss die finanzielle Ausstattung unbedingt sicherstellen. Nach Jahrzehnten des Modernisierungsstaus, sehen wir jetzt, dass die Menschen bereit sind, in Klimaschutz zu investieren“, erklärt Glock.
„Warme Worte machen noch kein warmes Wohnzimmer“
Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) beklagt, dass die Wärmepumpen-Strategie der Bundesregierung noch nicht gesetzlich verankert ist. „Warme Worte machen noch kein warmes Wohnzimmer“, sagt DUH Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. Damit die Wärmepumpe breitflächig eingesetzt wird, seien dringend konkrete Maßnahmen und gesetzliche Verbindlichkeit notwendig. Das Einbauverbot für neue Gasheizungen ab 2024 müsse jetzt im Gebäudeenergiegesetz festgeschrieben werden. „Dass am Tag eines Wärmepumpen-Sondergipfels noch immer öffentliche Förderung für Gasheizungen beantragt werden kann, ist absurd“, findet Metz.
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Sie schreiben: „…Neben Holzheizungen erfüllen in der Praxis im wesentlichen nur Wärmepumpen diese Anforderung….“
Das stimmt nicht. Das Holzheizungen sind NICHT klimaneutral. Das ist ein Irrglaube. Die CO2-Neutralität besteht nur theoretisch. Holz wächst zu langsam nach um klimaneutral zu sein. Wenn wir jetzt massenhaft Öl und Gas durch Holzheizungen ersetzen ist das kontraproduktiv. Der Klimawandel würde dadurch nur noch mehr angeheizt.
Mehr Infos:
https://www.energie-experten.org/news/holz-waechst-zu-langsam-um-klimaneutral-zu-sein
https://www.energie-experten.org/fileadmin/Newsartikel/Newsartikel_06/Scientist-Letter-on-EU-Forest-Biomass.pdf
Als gelernter Förster kann ich Ihnen nur zustimmen. Die nutzung der Wälder in Deutschland ist mittlerweile Eng an der grenze einer Nachhaltigen nutzung, wenn wir nicht bereits dabei sind unsere Wälder zu übernutzen. Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse der aktuellen Bundeswaldinventur im kommenden Jahr. Mich würde es nicht wundern wenn erstmals seit Kriegsende der gesamtvorrat in unseren Wäldern abnimmt, da zusätzlich zur maximalen wirtschaftlichen Nutzung auch noch die trockenheit der letzten Jahre großflächig Vorräte vernichtete.
Mittlerweile werden über die hälfte des jährlichen Einschlags direkt aus dem Wald energetisch genutzt, egal ob als Hackschnitzel im „CO2-Neutralen“ Kraftwerk oder als Scheitholz im Kamin. Aus ökologischen und auch Klimagründen wäre es weitaus Sinnvoller dieses Holz im Wald zur Vorratsanreicherung und als CO2-Speicher zu belassen, und stattdessen Kraftwerke mit Gas zu betreiben und Häuser mit Wärmepumpe zu Heizen. Man kann nicht oft genug darauf hinweisen das Holz Co2Emissionstechnisch der schlechteste unsere Brennstoffe , sogar schlechter als Kohle Öl und Gas
Im Augenblick wächst in Deutschland mehr Holz nach als geerntet wird. So lange ist Holz durchaus klimaneutral. Das Potential, wenn es so bleiben soll, ist allerdings begrenzt auf wenige Prozent unseres Heizenergiebedarfs. Und größere Transportwege lohnen sich auch kaum. Das UBA empfiehlt, Holz erst als Rohstoff für Bau, Möbel etc. zu verwenden, und danach in der Zweitverwertung energetisch. Außerdem fällt im Wald und im Sägewerk immer Restholz an, das sich nicht anders als energetisch sinnvoll nutzen lässt. Fichten und Buchen vollständig zu Brennholz zu verarbeiten, wird dagegen nicht empfohlen, was das Potential weiter begrenzt. Es ist aber in Deutschland noch nicht ausgeschöpft, und damit durchaus noch eine Alternative zur Wärmepumpe.
Wälder allerdings als Brennholzquelle anzupflanzen, wäre totaler Quatsch. Die Flächeneffizienz ist zu gering. Da wir aber Wälder als Lebensraum und Wasserspeicher haben wollen, ist es akzeptabel, das, was sie an Brennstoff liefern können, auch zu nutzen.
Vielen Dank für Ihren interessanten Einwand:
Natürlich hängt die Klimaneutralität von Holz davon ab, wie sehr wir die Wälder ausbeuten. Wenn wir mehr verheizen als nachwachsen kann, dann ist Holz selbstverständlich nicht mehr klimaneutral.
Es ist eine Grundregel, dass wir das Klima dadurch schädigen, indem wir durch Verbrennungsprozesse mehr CO2 erzeugen, als die Natur wieder einlagern kann. Durch dieses Handeln zerstören wir unsere Erde. Wir verbrauchen mehr von all dem, was uns die Erde zur Verfügung stellt.
Ich kann jedoch nicht nachvollziehen, warum wir die teuerste Energie, die wir zur Verfügung haben – den elektrischen Strom – für den größten Energieverbraucher in Wohngebäuden – die Gebäudeheizung – verwenden sollen?
Zudem verwenden wir dafür hauptsächlich Luft-Wasser-Wärmepumpen, die dann ineffizient arbeiten, wenn sie besonders viel Wärme liefern sollen. Das führt zu noch mehr Stromverbrauch. Wer kann daran ein Interesse haben? Nach meiner Ansicht nicht wir Verbraucher, sondern die, die an den Wärmepumpen, der Erzeugung, dem Transport und der Vermarktung von Energie viel Geld verdienen. Auch der Staat füllt seine Kassen mit den Steuern auf Energie.
Was gibt es besseres für Energieerzeuger, als Hausbesitzern Dauerstromverbraucher in die Häuser zu setzen, die einen garantierten Stromverbrauch über Jahrzehnte haben? Die Stromkunden hängen in einem Netz, wie die Opfer einer Spinne. Sie dürfen dann jede Preisgestaltung derer mitmachen, die Energie in das Netz einspeisen. Sehen Sie sich doch einmal die Preisentwicklungen von Holz im Vergleich zu denen von Öl und Kohle in den letzten Jahrzehnten an. Die Holzpreise hängen nicht an den Preisen für fossile Energieträger. Sie sind nicht so sehr politisch beeinflusst.
Sonnenenergie kann man auch mit der Solarthermie nutzen. Dadurch muss eine Heizung an ca. 200 Tagen im Jahr gar nicht heizen. Wenn man den restlichen Energiebedarf mit Holz deckt, z. B. mit einer Pelletheizung, dann ist man viel weniger abhängig von Netzbetreibern und Energiekonzernen.
Wenn wir für die Wärmewende zukünftig ausschließlich Wärmepumpen einsetzen, dann schaffen wir uns die perfekte Abhängigkeit von wenigen Teilnehmern an diesem Markt.
@Roland Eichhorn
Sie glauben offenbar nicht an die „gemeinsame“ Energiewende, wenn Strom für Sie Teufelszeug ist, das nur abhängig macht. Ich sehe es genau anders herum, denn das Wesen der Energiewende ist ja nicht mehr wie bislang die zentrale Versorgung, wo alle am Tropf hängen. Es ist die dezentrale Stromversorgung, wo untereinander in regionaler Nähe die Energie ausgetauscht wird, wo aber natürlich auch möglichst viel Eigenverantwortlichkeit anfällt und selber möglichst viel vom regenerativen Strom produziert wird.
Klar, das kann dann auch Solarthermie sein, Strom aber genauso. Ich verstehe da Ihre Unterscheidung nicht. Man kann Strom genauso mit eigenen Panels produzieren, diese Energieform ist genauso demokratisch.
Ich habe den Eindruck, diese Sichtweise fußt im Wesentlich auf das Misstrauen, dass der Staat wegen den Stromleitungen alles zentral an sich reißt und teuer macht und sich im Prinzip nichts am Status Quo ändert. Das ist aber nicht die Energiewende und so kann und wird sie auch nicht funktionieren. Ich sehe es eher gegenteilig. Wenn alle über Stromleitungen verbunden sind, dann kann man sich auch gegenseitig helfen und Synergien schaffen. Die zentrale Versorgung und die Flatrate-Mentalität sind jedenfalls absehbar bald schon vorbei… so oder so.
@jcw und Ronald Eichhorn,
Waldrestholz, also Kronenholz und Äste, energetisch zu nutzen ist ökologisch kontraproduktiv und klimatechnisch nur sehr begrenzt vorteilhaft. In der ökologischen waldbewirtschaftung wird dieses holz als Habitat, Verjüngungsschutz, nährstoffspeicher im Bestand belassen, begrenzt wird der Kohlenstoff so auch langfristig als Humus im waldboden gespeichert.
Herrn Eichhorns Kritik an den Luft Wärmepumpen Teile ich nicht. Aus eigener Erfahrung weiss ich das mit einfachen luftpumpen eine jaz zwischen 4 und 4,5 realistisch ist. Hier ist natürlich Voraussetzung das die Hütte gedämmt ist, was allerdings immer schritt 1 sein sollte bevor über Austausch des heizsystems nachgedacht wird. Wer allerdings die berechtigte sorge vor der Abhängigkeit vom Strom und einem allzeit funktionierenden netz hat, dem sei als notsystem eine einfache kochhexe oder kleiner kachehelofen als empfohlen.
Bei Eigenbau ist die Kombination eines solchen Systems auch recht kostengünstig zu realisieren!
Hallo Detlef K.,
vielen Dank für Ihr Feedback.
Ich bin voll bei Ihnen, dass die Energiewende nur dezentral funktionieren kann.
Der Markt zeigt aber deutlich, dass die bisherigen Marktteilnehmer nach wie vor das Geschehen diktieren. Sie können das z. B. an den Regelungen für Balkonkraftwerke sehen. Warum muss ich einen 600 W Erzeuger anmelden, wenn ich einen 2 kW Verbraucher ohne Anmeldung anschließen darf?
Redispatch 2.0 ist auch so eine Sache. Warum genügt es nicht, dass ein Netzbetreiber eine PV Anlage in vier Stufen in der Leistung beeinflussen kann, wie bisher? Warum muss eine PV-Anlage stufenlos fernregelbar und überwachbar sein?
Warum dürfen ausgeförderte PV-Anlagen nicht einfach weiter betrieben werden und weiterhin einspeisen?
Warum gibt es z. B. noch keine E-Fahrzeuge, mit deren Fahrbatterie ich mein Haus über Nacht versorgen kann, wenn meine PV-Anlage es nicht mehr versorgt?
Wenn ein dezentraler Strommarkt wirklich gewünscht wäre, dann gäbe es solche Regeln nicht. Diese Aktionen der Netzbetreiber, Energieversorger und der Regelungsbehörde zielen eindeutig darauf ab, dass der Markt für Strom in den Händen derjenigen bleiben soll, die sich bisher schon zentral darum gekümmert haben. Uns Prosumern werden möglichst viele Hürden in den Weg gelegt. Die Marktregeln sind so gestaltet, dass die großen Konzerne die größten Chancen haben, auch den Markt für die regenerativen Energien möglichst in Ihren Händen zu behalten.
Mit der Solarthermie entzieht man sich diesen Regeln. Man erzeugt die Wärmeenergie dort, wo man sie braucht. Die Speicherung von Wärme ist heute deutlich preisgünstiger als die Speicherung der gleichen Energiemenge in einem Stromspeicher.
In einem Bestandswohngebäude kann man zwischen Strom- und Wärmeverbrauch unterscheiden, wenn eine Wasserheizung eingebaut ist. In solchen Gebäuden benötigt man nur 10 – 15 % an Strom. 85 – 90 % des gesamten Energieverbrauchs in kWh wird zum Aufheizen von Wasser zum Duschen und Heizen benötigt. Warum soll man die Edelenergie Strom zum Heizen verwenden? Das kann ich nicht verstehen.
@Roland Eichhorn
ich verstehe völlig, was Sie meinen. Die Energiewende war unionsgeführt bislang ein totaler Flopp und leider genau das Gegenteil von einer dezentralen Philosophie, das sehe ich ganz genauso wie Sie. Nur Ihre Schlussfolgerung, dass es für immer und ewig so bleibt, kann ich nicht teilen.
Jetzt erst mit der Krise wird vielen Entscheidern die Augen geöffnet, was wirklich möglich und auch dringend notwendig ist. Selbst Politiker sind lernfähig und werden zumindest schrittweise den Markt öffnen müssen, weil Mittelstand und Bürger danach immer mehr verlangen. Die Ampelmit den Grünen sind da zumindest nicht mehr so extrem voreingenommen, wie es 16 Jahre zuvor gelaufen ist. Die großen Versorger werden mittel- bis langfristig den Kürzeren ziehen bzw. ihr Geschäftsfeld auf Service rund um Backup und Netzstabilität umändern müssen, das geht gar nicht anders.
Ja, das ist träge und mühselig. Aber die Energiewende auf persönliche Autarkie und z.B. Solarthermie zu bauen, halte ich für grundfalsch. So wird es eine elitäre Veranstaltung, die nur wenigen zu Gute kommt, die es sich leisten können. Nur regenerativer Strom bietet die Möglichkeit des Austausches und des „zu viel“ Produzierens, um die Energie nachbarschaftlich und gemeinsam zu erzeugen und zu nutzen. Solarthermie produziert im Sommer auf Teufel komm raus und man weiß gar nicht mehr, wohin mit den Überschüssen… hat natürlich auch seine Berechtigung in bestimmten regionalen Anwendungen, eine breit angelegter Energieaustausch ist hier aber unmöglich.
Für mich bleibt da nichts anderes, als der Glaube an einer gemeinsamen dezentralen Energiewende… wobei die Politik auch begreifen wird, dass Energie für und von allen der Schlüssel für günstige Preise, Unabhängigkeit und für eine befriedete Gesellschaft in Energiefragen ist. Gesamtwirtschaftlich betrachtet ist es ohnehin ein Konjunkturprogramm ohne gleichen, die alten zentralen Strukturen werden alleine marktgetrieben früher oder später dafür weichen müssen.
Roland Eichhorn schreibt..
Der Markt zeigt aber deutlich, dass die bisherigen Marktteilnehmer nach wie vor das Geschehen diktieren. Sie können das z. B. an den Regelungen für Balkonkraftwerke sehen. Warum muss ich einen 600 W Erzeuger anmelden, wenn ich einen 2 kW Verbraucher ohne Anmeldung anschließen darf?
Redispatch 2.0 ist auch so eine Sache. Warum genügt es nicht, dass ein Netzbetreiber eine PV Anlage in vier Stufen in der Leistung beeinflussen kann, wie bisher? Warum muss eine PV-Anlage stufenlos fernregelbar und überwachbar sein?
@ Roland Eichhorn.
Die Altgedienten diktieren nach wie vor das Marktgeschehen, da haben Sie vollkommen Recht.
Und ein wesentlicher Grundstein dafür, wurde 2010 mit der bekannten Ermächtigungsverordnung gelegt, in dem die Erneuerbaren aus den Bilanzkreisen der Versorger raus genommen wurden, und quasi zur freien, zusätzlichen Verfügung als Ramschware degradiert wurden.
Siehe hier unter Auswirkungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung.
Neben vielen anderen Bereichen, wird das bei der Netzsicherheit
( Redispatch ) besondere deutlich.
Bis 2010 wo die EE noch den Versorgern mit Ökobändern zwingend zugeteilt wurden, waren die integriert, und konnten nicht für Verwerfungen sorgen. Sie mussten nicht fernregelbar und auch nicht überwachbar sein. Allenfalls mit Prognoseabweichungen hatte man es zu tun. Und die sind vernachlässigbar wie einer sagt, der es aus der Praxis wissen muss, und offensichtlich der dezentralen Energiewende wohlgesonnen gegenüber steht.
Siehe hier:
https://m.tagesspiegel.de/wirtschaft/energiewende-80-prozent-erneuerbare-sind-kein-problem/13688974.html
Fazit: Die Altgedienten diktieren nicht nur das Marktgeschehen, sondern bauen sich auch noch so nebenbei ihre eigene Energiewende auf, in dem sie mit PPA Verträgen ihre grüne Erzeugung unbeschadet „Grün“ lukrativ zum Kunden bringen. Meistens werden zu diesen PPA Anlagen auch noch Batteriespeicher installiert, die immer dann gefüllt werden können, wenn das, was ich oben Ramschware nenne, besonders billig ist.
Hallo Detlef K.,
Sie schreiben: „Aber die Energiewende auf persönliche Autarkie und z.B. Solarthermie zu bauen, halte ich für grundfalsch. So wird es eine elitäre Veranstaltung, die nur wenigen zu Gute kommt, die es sich leisten können. Nur regenerativer Strom bietet die Möglichkeit des Austausches und des „zu viel“ Produzierens, um die Energie nachbarschaftlich und gemeinsam zu erzeugen und zu nutzen.“
Gegen diese Aussage muss ich mich entschieden wehren. Auch Energie, die ich nicht verbrauche, kommt allen zu Gute.
Ich würde nicht sagen, dass ich zur Elite gehöre. Ich bewohne ein Reihen-Mittel-EFH aus 1973. Das Gebäude hat keinen Vollwärmeschutz. Es ist mit einer relativ neuen Gastherme ausgestattet. Das Verhältnis meines Gasverbrauchs zum Stromverbrauch in kWh lag vor einer Sanierung bei 90 % zu 10 %, was bei dieser Art von Gebäuden normal ist. Ich habe also 90 % des gesamten Energieverbrauchs vorher mit Erdgas gedeckt.
Dann habe ich eine Mischung aus drei qm PV und 10 qm Solarthermie auf das Dach gebaut. Mit der Solarthermie erzeuge ich nicht nur mein Brauchwasser. Damit unterstütze ich auch die Heizung in der Übergangszeit. Auch meine Wasch- und Spülmaschine betreibe ich mit der solaren Wärme.
Nun zu Ihrer Aussage: In meinem Fall könnte ich meine solar erzeugte Überschusswärme im Sommer wegen der Reihenhaus Situation sogar sehr einfach teilen, wenn meine Nachbarn dabei mitspielen würden. Das tun sie nicht. Aber: Seit meiner Sanierung steht die Gastherme schon zwei Monate am Stück still. Ich benötige also aktuell gar kein Gas und nur sehr wenig Strom. Ich habe allerdings noch kein Jahr Erfahrung damit.
Meine zwei PV Module erzeugen so viel Strom, dass ich damit alle Pumpen und die Regelung betreiben kann und zusätzlich noch jeden Tag ein bis zwei kWh Strom zu meinen Nachbarn fließen.
Jetzt sagen Sie mir mal, was daran elitär ist und warum das nur wenigen zu Gute kommt?
Das Erdgas, das ich nicht verbrauche, kommt aktuell uns allen zu Gute! Ich habe mit dieser Anlagenauslegung meinen Hauptenergieverbrauch mit solarer Wärme gedeckt. Nur, weil ich die solare Überschusswärme im Sommer nicht mit anderen teile, soll das kein Beitrag für das Wohl der Allgemeinheit sein?
ich meinte natürlich nicht Sie persönlich. Es tut mir leid, wenn es so auf Sie gewirkt haben sollte. Mit „persönlicher Autarkie“ meine ich, dass ein jeder maximal bestrebt ist, sich selber unabhängig zu machen, die Gemeinschaft dabei aber überhaupt nicht mehr im Blick hat.
Natürlich gibt es auch Solarthermie für ganze Siedlungen oder Häuserbezirke und dort ist das ja auch durchaus sinnvoll. Sie haben natürlich recht, dass es auch der Gemeinschaft einiges an Fossilen einspart, das ist ein wichtiger Baustein der Energiewende.
Nur darauf lässt sich aus meiner Sicht keine breite Energiewende von allen für alle aufbauen. Die Energiewende aus Bürgerhand gelingt nur durch echte Vernetzung untereinander, wo sehr einfach über bestehende Stromleitungen ein reger Austausch und Handel von und mit Energie stattfinden kann. Strom ist die universelle Energie, die in jedem Sektor relativ verlustarm eingesetzt und smart gemanaged bzw. verteilt werden kann, das geht nun mal prinzipiell mit Wärme nur in einem regional sehr begrenzten Raum.
Der Ausdruck „Elitär“ war im Zusammenhang mit Solarthermie nicht richtig, sorry. Ich meinte vielmehr damit diejenigen, die extrem aufwändig und teuer z.B. absurde Mengen an Speicher installieren oder gar mit Wasserstoff im Eigenheim agieren, nur um sich möglichst maximal vom Netz und der Gemeinschaft zu trennen. Die Autarkie soll niemandem genommen werden, aber mindestens genauso wichtig ist aus meiner Sicht das Netz mit Netzdienlichkeit und dem regen Handel von Überschüssen auszustatten. Das nützt dann auch solidarisch denjenigen, bei denen nicht die Eigenerzeugung möglich ist oder die es sich nicht leisten können.
Da muss man differenzieren, Holzheizung mit Holz aus Waldpflege-Masznahmen wuerde das CO2 so oder so abgeben, ob geheizt oder verrottet. Dann besser geheizt. Holzanbau aus kommerziellen Beweggruenden ist immer noch Holzanbau. Ohne Kommerzialitaet gaebe es eine Menge dieser Pflanzungen nicht.
Wenn allerdings einfach nur Wald geschlagen wird, weil man sich dann den lang ersehnten Porsche leisten kann und man den Wald ohnehin geerbt hatte und nie was damit am Hut hatte, oder gar Urwald vernichtet wird, auch bei Neubepflanzung, dann ist das Argument absolut korrekt.
Die angeblich nachhaltige Verfeuerung von Holz ist nichts als Augenwischerei. Ein großer Teil des Holzeinschlags findet bereits jetzt ausschließlich zum kommerziellen Zweck der Vermarktung als Feuerholz statt.
Heißt im Umkehrschluss: Würden die Leute das Holz nicht kaufen, um es zu verheizen, blieben diese Bäume Jahrzehnte bis Jahrhunderte stehen und würden so lange CO2 speichern.
Jeder Holzheizer muss sich darüber klar sein, dass er dem Klima mit seiner Heizung mehr schadet als ein Gas- oder Ölkessel.
Das wenige Rest- und Altholz kann man komplett in kommunalen Fernwärmekraftwerken verfeuern – dort ist sowohl der Wirkungsgrad viel höher (wegen Kraft-Wärme-Kopplung) als auch die Emissionen dank besserer Rauchgasreinigung geringer.
Private Holzverfeuerung gehört dagegen komplett abgeschafft.
Der hohe Preis für Öl und Gas wird diesen Winter die Holzverbrennung beschleunigen. In vielen Kommentaren wird vergessen, dass wir ein massives Waldsterben haben. Ob durch Trockenheit oder Borkenkäfer oder Windbruch wird jetzt zu viel altes Holz verfeuert. Was nützt es der CO2 Bilanz jetzt, wenn ich massenhaft Fichten, welche 100 bis 150 Jahre gewachsen sind jetzt zu einem großen Teil verbrenne? Das CO2 wird in kürzester Zeit freigesetzt und belastet jetzt massiv unser Klima. Was hilft uns da noch was der Baum weit über ein Jahrhundert eingespeichert hat? Die falsche Waldplanung seit dem Alten Fritz mit Monokulturen fällt uns jetzt auch die Füße. Ich kenne viele Flächen Fichten in Franken welche durch große Stürme vernichtet wurden. Die meisten Flächen wurden eingezäunt und sich selbst überlassen. Daraus sind jetzt schon zehn Meter hohe Laubbäume gewachsen mit Unterwuchs von Beeren und Wildblumen. Hier wird sicherlich mehr CO2 gespeichert als in dichten Fichten Beständen ohne Licht am Boden. Wir müssen Beton durch Holz ersetzen um das CO2 mindestens 100 Jahre einzulagern. Mischwälder müssen dafür nachwachsen. @ Roland Eichhorn. Mit ihrem Kommentar helfen Sie der Energiewende kein Stück weiter. In 10 Jahren wird Strom die billigste Energie sein. Fast alle Energieprozesse werden durch den flexiblen Strom ermöglicht werden. Wir müssen nur genug davon erzeugen um auch genügend Strom zur Veredelung in Gase oder Wasserstoff zu haben, ohne an anderer Stelle sparen zu müssen. Wärmepumpen auch im Winter sind alternativlos. Das Land welches am schnellsten die Energiewende schafft wird dann wirtschaftlich ganz vorne sein. Wir brauchen eine massive Anfangsinvestition welche nach dem einspielen der Kosten fast umsonst ist. Sie schreiben nur mit ihrer Meinung was nicht geht, haben aber keine Lösung parat. Holzpellets für alle sind extrem klimaschädlich und maximal 5% unserer Haushalte verfügbar. Solarthermie ist im Vergleich zu Solar PV wirtschaftlich nicht mehr zu empfehlen. Wenn beide Anlagen das Gleiche kosten, dann erzeugen die Solarmodule über die doppelte Menge an Warmwasser und das über einen längeren Zeitraum. Viele Heizungsbauer wollen diese immer noch verkaufen, da sie sich damit auskennen und oft auch von der neuen Technik nichts wissen wollen. Aber auch sie wird die Zukunft bestrafen. Die Stromkonzerne haben sich die Taschen voll gemacht und möchten das gerne auch in Zukunft tun. Aber Betriebe welche Wärmepumpen herstellen und einbauen sollen auch Geld verdienen für Ihre Dienstleistung. Mit einer intelligent gesteuerten Solaranlage kann ich einen autarkiegrad von 80% erreichen. Da bleibt nicht mehr viel für den Stromversorger und den Steuereintreiber. Mit einem E-Auto zahle ich keine teueren Mineralöl Steuern mehr. Das heißt, umso mehr erneuerbare Energie ich erzeuge und verbrauche umso geringer sind die Einnahmen für Stromversorger und Staat. Also ist es genau umgekehrt zu dem was Sie geschrieben haben.
Mit dem letzten Komm. von Herr Gr. Kann man nur einverstanden sein, ich will es nur noch einmal überspitzt formulieren: Wärmep
finde beim heutigen Strommix sogar klimaschädlich, denn sie verbrauchen gerade dann viel Energie, wenn nur wenig EEn eingespeist werden. Also: nur (!!!) in Verbindung mit PV und Batterie sind sie überhaupt sinnvoll. Und das sollte unser Energieminister eigentlich berücksichtigen!!!
… und Sie glauben nicht daran, dass PV und Batterie kommen werden? … auch die Direktnutzung und Einspeicherung von Solar- und Windstrom aus dem Netz ist eine gute Alternative, das ist nur eine Frage der Regulatorik.
Die Reihenfolge ist dabei eher sekundär, relativ zeitnah geschehen muss beides so oder so. Es muss alles mit maximalem Schub zugebaut werden, was geht… auch wenn die Wärmepumpen erst einmal in Vorleistung gehen sollten. Strom ist nicht wirklich das Problem, die fossile Nutzung ist es. Wir sparen selbst mit Kraftwerksstrom sehr viel an Primäreneergie ein und wenn es dann nur noch eine Frage der Umstellung zum regenrativen Strom ist, umso mehr finden entsprechende Anstrengungen zum Ausbau statt…
Ein Hausspeicher ist eigentlich ökologisch nicht vertretbar und vom Preis her an der Wirtschaftlichkeitsgrenze. Aber anders können wir uns gegen unsere Energieversorger nicht wehren. E-Autos könnten auch hohe Leistungen im Haus wie die Wärmepumpe abdecken. Kleine und große Quartierspeicher vom Versorger wären billiger und sinnvoller. Die 50% grauer Strom im Netz muss halt so schnell wie möglich gegen Null gehen, dann kann man viele Prozesse auch aus dem Netz unterstützen und es bleibt alles grün.