In Baden-Württemberg müssen jährlich 2.000 Megawatt Photovoltaik-Leistung zugebaut werden, um die Klimaziele zu erreichen – gut 1.300 Megawatt auf Dächern, 600 Megawatt auf Freiflächen und 60 Megawatt als Agri-Photovoltaik-Anlagen. Das hat das Solar Cluster Baden-Württemberg (BW) ausgerechnet. Allerdings limitiert die Freiflächenöffnungsverordnung des Landes das mögliche Zubauvolumen stark: In landwirtschaftlich benachteiligten Gebieten gilt eine Grenze von 100 Megawatt pro Jahr.
Die grün-schwarze Landesregierung müsse daher dringend die bestehende Begrenzung aufheben, fordert Franz Pöter, Geschäftsführer des Solar Cluster BW. In einem ersten Schritt sei eine Anhebung auf 500 Megawatt pro Jahr erforderlich. Sonst gebe es ein Nadelöhr, das Projekte verhindere. Im vergangenen Jahr sei dies bereits der Fall gewesen: Nach Angaben des Solar Cluster BW hat 2021 ein Solarpark aufgrund der geltenden Regelung bei den Ausschreibungen keinen Zuschlag erhalten.
Pöter fordert die Landesregierung auf, sich ein Beispiel an Bayern zu nehmen. „Dort wurden in den letzten fünf Jahren rund 20-mal so viel Solarparks wie im Südwesten errichtet und eine großzügige Begrenzung auf 200 Projekte pro Jahr festgelegt“, erklärt er. „Damit es bei Freiflächensolaranlagen vorangeht, brauchen wir dringend eine Überarbeitung der hiesigen Freiflächenverordnung.“
Baden-Württemberg hat die Freiflächenöffnungsverordnung 2017 beschlossen, kurz nachdem die damalige EEG-Novelle den Ländern dazu die Möglichkeit gegeben hatte. Die als „benachteiligt“ definierten Gebiete machen zwei Drittel der Acker- und Grünlandfläche des Landes aus. Sie umfassen 900.000 Hektar. Die Freiflächenöffnungsverordnung gilt für Photovoltaik-Anlagen mit einer installierten Leistung von 750 Kilowatt bis 20 Megawatt.
Das Solar Cluster BW verweist darauf, dass mit dem Bau eines Solarparks landwirtschaftlich wenig ertragreiche Flächen umgenutzt würden. Ackerbau sei dort in der Regel nicht möglich, aber die Flächen könnten weiterhin durch Schafbeweidung bäuerlich genutzt werden. Durch die Extensivierung und die Einsaat von regionalen Saaten werde zudem die Artenvielfalt gefördert. Das schaffe auch Lebensräume für Insekten, Reptilien, Vögel und Fledermäuse. Für viele Tiere und Pflanzen seien Solarparks Schutz- und Rückzugsräume, die es ansonsten in der Agrarlandschaft kaum noch gebe.
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Wenn die Auto- und deren Zulieferindustrie in spätestens 15 Jahren in Baden-Württemberg nicht mehr da sind dann brauchen Sie nicht mehr so viel Energie. Wenn ein paar fehlgeleitete Politiker glauben der Wasserstoff kommt schon demnächst aus Namibia und wir brauchen uns in unserem Land selber nicht zu kümmern, woher in Zukunft unsere Energie herkommt, der zerstört fahrlässig dieses hochtechnisierte Land. Den Stromtransport aus dem Norden kann sich dieses Bundesland abschminken. Sie müssen dezentral ihre Energie selber erzeugen, alles andere ist Humbug. Es muss endlich ein Gesetz geben Maisäcker in Solarparks so schnell wie möglich umzuwandeln. Zwischen den Modulereihen werden Blühstreifen und am Rand je nach Größe des Parks Biotope vorgeschrieben. Die Module produzieren mindestens das 60 fache an Energie im Vergleich zu Mais. Diese Parks müssen je nach Lage und Gegebenheit auch vernetzt werden können inklusive deren Biotope. Ob das dann im Megawatt oder im Gigawatt – Bereich passiert, sollte politisch keine Rolle spielen. Photovoltaik in Solarparks ist die am schnellsten zu realisierende Energiewende. Mit den Problemen in Osteuropa und den noch mal extrem steigenden Energiepreisen von fossilen Energieträgern müssen wir jetzt noch schneller anfangen und in fünf Jahren 200 GW Solar auf den deutschen Acker bringen. Für alles andere sehe ich pechschwarz.
Jetzt kehre ich mal den Philosophen raus und plädiere nicht für massiven Zubau von irgendwas, sondern für die worst-case-Lösung, dass wir zuwenig zubauen und dann eines Abends ernsthaft pechschwarz sehen? Wo ist das Problem? Wenn man das kommen sieht, dann bereitet man sich vor, hat ausreichend Kerzen und Streichhölzer vorrätig, geht mit den Hühnern ins Bett, duscht nur noch mit kaltem Wasser und ernährt sich von Sachen, die keine Kühlung benötigen. Das geht! Haben wir jahrtausendelang gemacht. Manche mache das heutzutage freiwillig und verkaufen das als Adventure Urlaub. Natürlich gäbe es Blut auf der Strasse, wenn man nicht mehr shoppen könnte, oder die Bankomaten und das Internet schwiegen. Okay – das wird mir zu blutig. Also bin ich doch dafür, jetzt massivst und schnell Freiflächensolar incl. Naturschutz (Biodiv-Solarparks) auszubauen und noch schneller das Speichern/Entspeichern von grünem Strom/Energie zur Pflicht der Netzbetreiber bzw. der lokalen Stadt- und Gemeindewerke zu machen. Dann könnte man mit der neuen Königsdisziplin der Energiewende, dem Nutzen der Abwärme aus diesen neuen Energiespeichern, die Wärmewende gleich mitmachen. Incl. Nahwärmeanschlusszwang und rekommunalisierung aller Netze. Bei Netz meine ich Strom/Wärme und Gas, wobei Strom und Wärme immer zusammen zu denken, planen und betreiben sind. So könnte man eine dezentrale, zellulare Energieversorgung aufbauen, die sozial verträglich wäre und die die Rendite der Energiewirtschaft im Dorfe ließe…
EnBW baut in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern riesige Solarparks. Die Gemeinden und Landwirte werden sicherlich was davon haben. Die Natur hat den Vorteil, dass sie in diesem Bereich nicht mehr überdüngt und vergiftet wird. Aber die Biodividee wird hier nicht aufgegriffen. Hier wurde der größte Solarpark Deutschlands mit PPA-Verträgen gebaut. Den Zuschlag erhält die Firma, welche am meisten bietet. So wird auch Ökostrom nach Dänemark verkauft. Dieser Markt regelt nur den maximalen Profit für ENBW, aber nicht das Wohl der Bevölkerung vor Ort. Deswegen braucht es Vorschriften der Länder, welche den Gemeinden Auflagen für den Schutz der Natur und eine soziale Beteiligung für die Bürger zwingend vorschreiben. Dadurch würde auch die Mauschelei bei handelnden Personen und das Ausspielen der Gemeinden untereinander gebremst. Der Strom aus diesen Parks ist so günstig, das solche Auflagen sehr leicht zu verschmerzen sind. Aber es sollte für alle gelten.
Lieber Herr Gruber, die Kommunen müssten einfach ihre kommunale Planungshoheit leben und dann würde nur das möglich sein, was erlaubt würde. Es könnte z.B. von der Baugehnehmigungsbehörde vorgeschrieben werden, dass es ein Biodiv-Solarpark sein muss. Die Baubehörde kann vorschreiben, dass Solarparks nur auf Flächen entstehen, welche von der Gemeinde verpachtet werden. Die Baubehörde kann das alles in Grundsatzbeschlüsse packen, so das jeder Investor weiß, woran er ist. Die Gemeinde könnte auch Bürgerbeteiligung vorschreiben. Sie müsste es nur wollen und machen. Wie das einfach geht, hat vor wenigen Tagen das KNE veröffentlicht. Das pv magazine berichtete ausführlichst: https://www.pv-magazine.de/2022/01/27/kompetenzzentrum-naturschutz-und-energiewende-veroeffentlicht-neue-broschuere-zum-artenschutz-in-solarparks/
Das, was Sie sich wünschen, ist möglich und kein Hexenwerk. Einfach gemeinsam machen! Die Bürgermeister und Bauamtsleiter wissen das eigentlich. Wenn aber genau aus dem Rathaus Beschwerden kommen, dann kann ich nur sagen, dass diese Personen offenbar ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben. Wer, wenn nicht sie, sollte für eine naturverträgliche, sozial-verträgliche, dezentrale, zellulare Energiewende zuständig sein?
Hallo Herr Schnitzler. Ihre Anmerkungen sind korrekt und richtig. Ich möchte Ihnen hier mal ein Beispiel nennen, wie es nicht gehen soll. Der Solarpark von EnBW liegt nordöstlich von Berlin in Wilmersdorf in der Nähe von Bernau und Werneuchen. Dort sind 460 000 Module verbaut. Das Areal ist mittlerweile auch mit Hecken eingezäunt und es soll auch ein Biotop angelegt worden sein. Als ich das letzte mal mit dem Fahrrad vorbei gefahren bin war da noch nicht so viel davon zu sehen. Jetzt kommt das Negativbeispiel. Ungefähr 10 km nördlich davon ist ein Solarpark mit 250 ha Fläche in der Gemeinde Tempelfelde geplant. Da sollen ca 180 ha mit Modulen belegt werden. Planer sind da notbus&bareas. Tempelfelde ist eine Gemeinde mit knapp 400 Einwohnern. In diesem Areal stehen ca.70 Windräder. Die Bürger erzählen, dass sie nichts davon haben und die häufigen Abschaltzeiten dieser Anlagen über den Strompreis mit bezahlen müssen. Die Pläne für den Solarpark wurden zwar ausgehängt, aber niemand der Bürger hat das mitbekommen. Erst kurz vor der Vertragsunterzeichnung hat ein direkt angrenzender Ponyhof und ein Wildtiergehge Wind von der Sache bekommen. Für die Fläche würden wohl nach Aussage der gegründeten Bürgerinitiative 1500 bis 3000 € pro ha und Jahr an Pacht vereinbart, was ich aber nicht belegen kann. Der Bauer mit den meisten Flächen sitzt im Gemeinderat. Da kam natürlich noch mehr Unmut auf. Der Gemeinderat hat von juristischen Dingen keine Kompetenz. Ein guter Berater hätte laut Gemeinderat bei dieser Größe des Projektes einen 6-stelligen Betrag gekostet. Diese Ausgaben wollte man sich sparen. Ein Experte der Bürgerbewegung fällte über die Verträge ein vernichtendes Urteil. Da fehlt die Kontrolle und auch die Hilfe einer höheren Behörde, oder einer kontrollierbaren Beratung. Vielleicht suchen sich manche Planer speziell solche kleinen Gemeinden aus. Solche Vorgehensweisen schaden der ganzen Energiewende.