Erneut hat der scheidende Wirtschaftsminister Peter Altmaier heute die Abschaffung der EEG Umlage gefordert und das obwohl die EEG-Umlage aufgrund der hohen Erdgas- und Kohlepreisen selbst massiv sinkt. So hat er angekündigt, dass die EEG-Umlage 2022 bei 3,723 Cent je kWh nach 6,5 Cent im Jahr 2021 liegen wird. Neben der teuren konventionellen Stromerzeugung spielen auch die Einzahlungen aus dem Staatshaushalt eine Rolle, sowie die Entlastung, dass frühe EEG-Anlagen mit hoher Vergütung seit 1.1.2021 aus der Modell aussteigen.
Wie immer hat er das begründet als wichtige Maßnahme zur Eindämmung der Energiepreissteigerungen. Genau das war in den letzten Jahren schon falsch und ist erst recht momentan angesichts der massiven Preissteigerung der Energierohstoffe wie Erdgas Erdöl und Kohle eine wirkungslose Forderung.
Die ganze Debatte um die EEG-Umlage hat nur einen Hintergrund: die Besitzstandswahrung der fossilen und atomaren Energiewirtschaft. Sie fürchten seit Jahren einen steilen Ausbau der erneuerbaren Energien, da damit Ihre Geschäftsmodelle massiv gefährdet sind. So haben Sie Kampagnen gefahren, in denen die EEG-Umlage als Sündenbock für steigende Energiepreise dargestellt wurde und daraus wurde ihre Abschaffung gefordert.
In Wirklichkeit ging es Ihnen um das Zurückdrängen der exponenziellen Wachstumsgeschwindigkeiten die das EEG seit 2000 bis etwa 2012 angestoßen hatte. Wäre diese Wachstumsgeschwindigkeit weitergeführt worden, hätte Deutschland längst um 2020 herum 100 Prozent Ökostrom im gesamten Stromnetz verwirklichen können. Ein alles entscheidender Beitrag zum Klimaschutz wäre gelungen.
Dagegen traten die Konzerne der fossilen und atomaren Wirtschaft massiv an und haben im letzten Jahrzehnt unter den verschiedenen Regierungen von Kanzlerin Merkel mit den zuständigen Ministern Gabriel, Rösler und Altmaier willfährige Vollstrecker gefunden.
Schon immer wurde die EEG-Umlage aufgebauscht als hauptsächlicher Energiepreistreiber, was sie aber nie war. So betrugen im Jahre 2019 die Energiekosten für einen typischen Vierpersonenhaushalt circa 370 Euro monatlich. Darin machten die Spritkosten für das Autofahren etwa 134 Euro, die Heizkosten etwa 135 Euro und die Stromkosten „nur“ etwa 100 Euro aus. Die EEG-Umlage innerhalb der Stromkosten betrug etwa 20 Euro. Ein vergleichsweise kleiner Betrag, der aber in allen Debatten aufgebauscht wurde als der alles entscheidende Preistreiber.
Nun sind in den letzten Monaten die weltweiten Rohölpreise stark angestiegen. Wegen der Corona-Wirtschaftskrise lag der Ölpreis im Oktober 2020 noch bei niedrigen etwa 40 US-Dollar pro Barrel. Er hat sich auf heute über 80 US-Dollar pro Barrel in Jahresfrist in etwa verdoppelt. Daher sind die Spritpreise an den Tankstellen und die Heizölpreise in den Letzten Monaten stark nach oben gestiegen.
Die Erdgaspreise haben sich von Juli 2020 mit 2402 Euro/TJ bis Juli 2021 auf 5931 Euro/TJ binnen Jahresfrist ebenfalls mehr als verdoppelt. Auch die Steinkohleimportpreise sind stark gestiegen. Auf die internationalen Rohstoffpreise für Erdöl, Erdgas und Kohle hat die EEG-Umlage überhaupt keinen Einfluss. Daher ist die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, Klimaschutz mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien wäre der aktuelle Preistreiber vollkommen unhaltbar. Selbst die CO2-Steuer hat einen relativ kleinen Einfluss auf die jüngste Preisentwicklung bei Benzin, Diesel, Heizöl, Heizgas und Strom.
Die Strompreise sind vor allem gestiegen wegen steigenden Erdgas- und Kohlepreisen. Sie haben die Stromerzeugungskosten der konventionellen Kraftwerke nach oben getrieben und damit auch die Börsenstrompreise. Genau diese hohen Börsenstrompreise wirken aber nun preisdämpfend auf die EEG-Umlage.
Die mit der EEG-Novelle 2009 unter Umweltminister Gabriel eingeführte neue Berechnung der EEG-Umlage führte ja zu folgendem Paradoxon: Die billigen Solar- und Windstrommengen an der Strombörse führten zum Verfall der Börsenstrompreise häufig unter 3 Cent/Kilowattstunde. Dies führte zu einem Anstieg der EEG-Umlage auf über 6,5 Cent/Kilowattstunde. Nun ist aber wegen steigender Erdgas- und Kohlepreise der Börsenstrompreis zeitweise auf über 8 Cent/Kilowattstunde gestiegen, was automatisch zur Senkung der EEG-Umlage auf unter 4 Cent/Kilowattstunde führt.
Diese Senkung der EEG-Umlage könnten die Stromversorger nun als Strompreissenkung an die Kunden weitergeben, so wie sie die Strompreise in den letzten Jahren stets mit dem Argument der steigenden EEG-Umlage erhöhten. Doch genau dazu gibt es keine Ankündigung durch Stromversorger, sie argumentieren, dass ja die Strombezugskosten an der Strombörse gestiegen seien. Welch unredliches Spiel: Mit der Steigerung der EEG-Umlage waren ja in den letzten Jahren die Strombezugskosten an der Börse stets gesunken, weshalb die Stromkonzerne nie die Strompreise hätten erhöhen müssen. Stattdessen haben sie ihre Gewinnmarge kräftig erhöht.
Daher ist es absurd mit der Abschaffung der EEG-Umlage irgendeinen nennenswerten Einfluss auf die massive Steigerung der Energiepreise ausüben zu wollen, so wie es Altmaier nun erneut vorschlägt.
Als Wirtschaftsminister hatte er stets bei allen Strompreiserhöhungen mit der Begründung der steigenden EEG-Umlage versagt, den Stromkonzernen die Leviten zu lesen, dass dies doch wegen den deutlich gesunkenen Strombeschaffungskosten an der Börsen gar nicht nötig sei.
Genauso versagte er heute als bald scheidender Wirtschaftsminister erneut mit der Forderung zur Abschaffung der EEG-Umlage, was in Wahrheit ja nur einer Steuerfinanzierung der EEG-Umlage entspricht.
Dass die Steuerfinanzierung aber sehr große Probleme für den Ausbau der wrneuerbaren Energien bereitet, hatte ich mehrfach beschrieben. So führt dies zu einer erheblichen Anhebung der Staatsverschuldung und gibt den Ausbau der erneuerbare Energien in die Hände der EU-Kommission, die die steilen Ausbaugeschwindigkeiten in der EU immer gedrosselt hat.
Altmaier bleibt sich also treu: In Missachtung der realen Verhältnisse schiebt er erneut dem Ausbau der erneuerbare Energien den schwarzen Peter in der jetzigen Energiepreissteigerung zu, obwohl sie keine Schuld tragen. Wie sollten sie auch, denn die Erneuerbaren sind heute konkurrenzlos billig gegenüber der fossilen und atomaren Stromerzeugung. Doch auch das hat Altmaier heute geflissentlich in seiner Pressemitteilung ignoriert. Der schnelle Umstieg auf erneuerbare Energien wäre tatsächlich sogar die beste Antwort auf die mit den Rohstoffpreisen gestiegen Strompreise. Doch genau auch das verschweigt Altmaier. Zudem ist der Umstieg auf solare Heizungen und ökostrombetriebene Elektromobile die beste Antwort auf die Energiepreissteigerungen.
Er macht sich dafür ein letztes Mal zum Erfüllungsgehilfen der Interessen der fossilen und atomaren Wirtschaft. Es bleibt abzuwarten, welchen hochbezahlten Job er nach seinem Ministeramt in der fossilen oder atomaren Wirtschaftswelt als Dank dafür bekommen wird.
— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —
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Grundsätzlich l beschreibt der Autor das EEG Umlagen Paradoxon von 2010 ja ähnlich wie ich das hier gebetsmühlenartig tue.
Nur kann ich nicht verstehen wenn er schreibt…
Zitat aus dem Artikel.
Daher ist es absurd mit der Abschaffung der EEG-Umlage irgendeinen nennenswerten Einfluss auf die massive Steigerung der Energiepreise ausüben zu wollen, so wie es Altmaier nun erneut vorschlägt. Zitat Ende.
Altmaier will ja nicht das EEG – mit der vorrangigen Einspeisung – abschaffen, sondern nur die EEG Umlage, und die Vergütungen mit den Einnahmen aus den CO2 Zertifikat Verkäufen finanzieren. Mit einem Schlag wäre doch der Umlagenschwindel, der Autor nennt es „Paradoxon“, behoben, und wir hätten auf Anhieb einen Strompreis von über 6 Cent weniger. Das heißt die wegfallende Umlage hätte sehr wohl einen nennenswerten Einfluss auf die steigenden Energiepreise. Mögliche Bedenken, dass die Finanzierung durch den Zertifikaten Handel, gegen EU Richtlinien verstoßen könnte, würde ich ausschließen, da das ja keine staatliche Beihilfe im klassischen Sinne ist, sondern eher ein Mittel zum Zweck. Mit anderen Worten, sauberer Strom wird finanziert, in dem für den dreckigen Strom mit den Zertifikaten der Preis erhöht wird. Ganz im Sinne der Energiewende.
Noch ein Zitat aus dem Artikel.
Die Strompreise sind vor allem gestiegen wegen steigenden Erdgas- und Kohlepreisen. Sie haben die Stromerzeugungskosten der konventionellen Kraftwerke nach oben getrieben und damit auch die Börsenstrompreise. Genau diese hohen Börsenstrompreise wirken aber nun preisdämpfend auf die EEG-Umlage. Zitat Ende.
H.J. Fell denkt zu kurz. Das erkennt man daran wo er schreibt, genau diese hohen Börsenpreise wirken aber nun preisdämpfend auf die EEG Umlage.
Das nutzt aber doch gar nichts, weil die EEG Umlage seit 2010 so konzipiert ist, dass die dämpfende Wirkung, gar nicht beim Verbraucher ankommt
Das haben wir doch Jahre lang erlebt. Von 2011 bis 2016 haben sich die Börsenpreise fast halbiert.
Siehe hier
https://www.iwr-institut.de/images/seiteninhalte/presse/grafiken/strompreis_terminmarkt.png
in dieser Zeit ist die EEG Umlage von 3,530 auf 6,354 gestiegen. Die Verbraucher haben von den sinkenden Börsenpreisen nicht nur „Nix“ abbekommen, sondern mussten deswegen paradoxerweise noch höhere EEG Umlage bezahlen.
Der Ex Chef von Fraunhofer nennt das – ab Minute 2 – im folgenden Video eine der größten Schweinereien im deutschen Energiesystem
https://www.youtube.com/watch?v=VjN_J3QA3RI
Diesen Sumpf kann man am ehesten trocken legen, wenn man die gesamte EEG Umlage abschafft, und die EE Vergütungen z.B mit den Erlösen aus den Zertifikat Verkäufen finanziert.
Sie haben das System nicht verstanden, Herr Diehl. Der Fraunhofer-Chef vermutlich auch nicht ganz. Sonst hätte er sich nicht nur ereifert, er wäre explodiert!
Der Trick ist tatsächlich der Spotmarktpreis als Basis. Nicht der gesamte Börsenpreis, also Terminmarkt plus Spotmarkt PLUS OTC-Geschäft (außerbörslicher Handel)! Denn im OTC-Geschäft wird Jahre im Voraus Strom verkauft. Und als Anbieter kann nur auftreten, wer garantiert zum Zeitpunkt XY Strom liefern kann. Notabene die Betreiber konventioneller Kraftwerke. Die nie Strom unter Einstandspreis verkaufen. Wozu auch.
Die aber auf der Angebots- und Nachfrageseite aktiv sind. Wenn der Strompreis am Spotmarkt vorteilhaft ist, kaufen sie dort den Erneuerbarenstrom und fahren ihre Kohlestinker herunter.
Die hauptsächlichen Käufer des Spotmarktstroms waren bis vor kurzem die konventionellen Kraftwerksbetreiber (sind es vielleicht noch).
Was man mit Fug und Recht Insiderhandel nennen könnte. Denn sie können mit ihrer (Nicht-)Nachfrage problemlos ein Überangebot am Spotmarkt erzeugen. Was die Preise in den Keller treibt. Und die EEG-Umlage in die Höhe.
Das Kardinalproblem ist die „Ausgleichsmechanismusverordnung“. Aber weil da kaum einer durchblickt, läuft das Geschäft prächtig.
Die „Absenkung“ der EEG-Umlage könnte schlicht ein Marketing-Trick sein. Wenn die Strompreise ohnehin absehbar steigen, kostet das nicht.
Bernd Konrad. sagt:
Sie haben das System nicht verstanden, Herr Diehl. Der Fraunhofer-Chef vermutlich auch nicht ganz. Sonst hätte er sich nicht nur ereifert, er wäre explodiert!
Der Trick ist tatsächlich der Spotmarktpreis als Basis. Nicht der gesamte Börsenpreis, also Terminmarkt plus Spotmarkt PLUS OTC-Geschäft (außerbörslicher Handel)! Denn im OTC-Geschäft wird Jahre im Voraus Strom verkauft.
@ Bernd Konrad.
Soll ich das jetzt als Ironie verstehen, oder meinen Sie das ernsthaft..???
Welchen meinen Äußerungen entnehmen Sie, dass ich bei meiner Betrachtung und auch der Prof. „nicht“ vom Spotmarkt ausgehe. ??
Hans Diehl
wie muss ich mir das vorstellen „wenn man die gesamte EEG Umlage abschafft, und die EE Vergütungen z.B mit den Erlösen aus den Zertifikat Verkäufen finanziert.“
Inhaber der Zertifikate ist nicht die Bundesregierung oder B-Netzargentur und kann unmöglich hierfür Erlöse erziehlen.
Habe ich hier etwas falsch abgespeichert?
Thomas sagt;
Inhaber der Zertifikate ist nicht die Bundesregierung oder B-Netzargentur und kann unmöglich hierfür Erlöse erziehlen.
@ Thomas
So weit mir bekannt ist, werden eine begrenzte Anzahl Zertifikate Welt oder Europaweit, von einer übergeordneten Behörde ausgegeben.
Wie das im Detail ablaufen soll, weiß ich auch nicht. Ich gehe von dem aus, was von offiziellen Stellen verlautet
Siehe hier:
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/altmaier-klimaschutzgesetz-wirtschaft-verfassung-100.html
Zitat:…Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will den raschen Ausbau erneuerbarer Energien ohne höhere Strompreise erreichen. „Es ist ganz klar, dass wir mehr erneuerbare Energien brauchen bis 2030“, sagte Altmaier am Donnerstag im ZDF-„Morgenmagazin“.
Aber es ist auch ganz klar, dass das nicht zu Lasten des Strompreises gehen kann.Finanzierung durch die CO2-Bepreisung
Finanziert werden müsse der Ausbau deshalb über die CO2-Bepreisung, sagte Altmaier. „Das hat auch den Nebeneffekt, dass dann weniger CO2 ausgestoßen wird.“ Zitat Ende.
Da muss ja offensichtlich monetär einiges einzusammeln sein, sonst könnte er solche Vorschläge nicht machen.
Wie auch immer; andere Quellen sprechen schon davon, daß die sinkende EE-Zulage 2022 von einer weiter gallopierenden Netzkosten-Umlage “ im kommenden Jahr aufgefressen“ werden.
Der Stromkunde würde wg. der zwei Änderungen keinerlei Erleichterung verspüren können!
Mensch! Wo bleibt da die vielmals versprochene Transparenz der Energieversorger.
Im Zuge des allseits kommunizierten Netzausbaues, wie Südlink etc, sollten Netzausbaukosten doch nicht mal ebenso plötzlich in eine Aktualisierung der Berechnung mit einfließen! Die Kosten sind vorhersehbar und sauber planbar, wenn man diese auch im Blick behalten würde……
Auch bei steigenden oder gallopierenden Preisen für die Stromerzeugung bleiben die vier verbleibenden bundesweiten Stromversorgern meilenweit hinter Ihren vollmundigen Beteuerungen zur Transparenz der Stromkosten zurück.
Es sind nicht staatlich verordnete Abgaben, die den Strompreis belasten, sondern (angeblich) nach dem für alle Stromverbraucher geltenden Solidaridätsprinzip als staatlich kontrollierte Umlagen der einzelnen Komponenten.
Auch die Jungs der Energieversorger sollten langsam mal über einen angemessenen Umbau innerhalb der Geschäftslenkung nachdenken.
Nach 2022 ohne Atomstrom und nach 2030 spätestens nach 2038 mit Wegfall der kohlebasierten Stromproduktion sollten Sie Ihr Geschäftsmodell ausschließlich mit Hilfe der PV und Windenergie akzeptabel betreiben können.
Hallo Thomas seit Anfang des Jahres gibt es einen nationalen CO2 Zertifikatehandel. Diese Zertifikate sind von der Anzahl her beschränkt und werden auch von Jahr zu Jahr reduziert, damit Sie auch laufend teurer werden. Die Bundesregierung kann diese Zertifikate beliebig für umweltpolitische Maßnahmen verwenden. Sie kann damit einen sozialen Austausch oder in dem Fall auch die EEG-Umlage kürzen oder abschaffen. Sehr viele Kunden haben bei den Stromanbietern Einjahres- oder sogar Zweiahresverträge, welche nach dem starken Strompreisanstieg nicht mehr kostendeckend für die Versorger sind. Vor kurzer Zeit hat man Ökostrom je nach Angebot für 3 Cent oder weniger einkaufen können. Jetzt kostet dieser Strom auf einmal über 10 Cent. Jetzt wird versucht das Geld von anderer Seite wieder reinzuholen. Die Stromnetzerbauer merken jetzt auch mal, dass sie 20 Jahre geschlafen haben. Der Südlink ist vielleicht in 10 Jahren fertig, aber er kann dann auch nur maximal 4 Gigawatt transportieren. Wir bräuchten aber mindestens 50 GW von Nord nach Süd. Also muss hier jedes Bundesland seinen eigenen Strom selber produzieren. Die galoppierenden Preise für Gas und Heizöl haben wir doch der OPEC und Putin zu verdanken. Beide haben das Angebot eingeschränkt. Das wichtigste an einem globalen Frieden wäre, dass jedes Land seine Energie selber produziert und unabhängig wäre. Viele schreien ja jetzt schon nach Wasserstoff aus Afrika um in die nächste Abhängigkeit zu fallen. Bei uns ist die Energieerzeugung inklusive Wasserstoff kein Problem. Nur 10% der Maisanbaufläche würden für den Bedarf an Solarenergie ausreichen. Auf Solarflächen kann man über die 100 fache Menge an Energie ernten wie auf der gleichen Fläche Mais. Warum steigen wir da nicht um? Wenn Bayern dann noch 2 % seiner Fläche für Windstrom opfert, dann ist alles in Butter. Am Freitag sind die aktienpreise von Eon und RWE stark angestiegen, da die Spekulanten hoffen, dass diese Stromkonzerne bei einem Kohleausstieg nochmals Milliarden kassieren könnten. Dabei würde es reichen, wenn Ökostrom wieder vorrangig verkauft werden muss. Dann würde bei einem massiven Ausbau der Erneuerbaren die Kohle vielleicht schon 2028 verschwinden, ohne das wir 1 Pfennig dafür bezahlen müssten. Rein technisch wäre eine hundertprozentige Energiewende bis 2030 überhaupt kein Problem.
@Ernst Gruber „Nur 10% der Maisanbaufläche würden für den Bedarf an Solarenergie ausreichen“ NEIN – die reichen nicht. Im aktuellen Anbaujahr stehen Silo- und Körnermais deutschlandweit auf insgesamt 2,72 Mio. Hektar Ackerfläche. Der mit 1,73 Mio. Hektar größte Teil der Fläche dient der Futtermittelgewinnung. Energiemais für die Biogasproduktion wächst 2020 auf 0,99 Mio. Hektar oder 36 % der gesamten Maisfläche. 272.000 Hektar sind zu wenig – 2.720.000 Hektar vermutlich zu viel. Obwohl mit ca. 2.720 Terawattstunden, die sich da produzieren ließen, könnte man vielleicht noch ein wenig Stromexport betreiben oder grünen Wasserstoff deutlich günstiger im Lande erzeugen und wäre unabhängig von Importen. Es gäbe da nur noch ein Speicherproblem, damit die Netze nicht glühen, wenn die Sonne scheint und nachts und in der dunkleren Jahrezeit ausreichend Saft aus der Steckdose kommt. Wer aber zum Mars fliegt oder Captain Kirk ins All schießt, der sollte das schaffen können. Der Vorteil einer ausreichenden Speicherinfrastruktur (dezentral natürlich, ebenso wie die Solarparks) wäre, die dabei anfallende Abwärme nutzbar zu machen. Das wäre hocheffizient und die Wärmewende wäre in einem Aufwasch erledigt. Das mögen die Großkonzerne und HGÜ-/Höchstspannungsapostel natürlich nicht hören, denn dann wäre die Energiewende ja sozial-verträglich mit lokaler Wertschöpfung verbunden…
Hallo Herr Schnitzler
Woher haben Sie diese Zahlen? Meine Kenntnis aus einiger Vorzeit (ca. 2012), die ich allerdings nie aufgefrischt habe, sagt ca 2 Mio ha für „Bioenergie“. Das ist ja nicht nur Mais, sondern auch Gerste und Raps. Um mich herum schossen seither „Nawaro“-Anlagen aus dem Boden – im Umkreis von 10 km allein 5 Stück.
PV auf 2 Mio ha Acker brächte (Konjunktiv) 2000 TWh Strom pro Jahr.(20% Wirkungsgrad, 1/2 m² PV-Module je 1m² Ackerfläche). Das ist fast 4 mal der gesamte aktuelle Stromverbrauch. Bzw. die Hälfte des aktuellen gesamten Primärenergieverbrauchs. Aber auch 40 mal die aktuell installierte PV-Leistung
Die Investition wäre allerdings auch wacker: Rund eine Billion!!! Euro. Vielleicht die Hälfte. Aber wer soll die bauen? Zu Spitzenzeiten wurden 10GW pro Jahr gebaut. Und jetzt das 5-10 fache…
Fast die gesamte aktuelle Welt-PV-Installation in einem Jahr nur in Deutschland…
Und wer glaubt, die konventionellen Stromversorger Industrie ließen sich so einfach das Geschäft aus der Hand nehmen?
@ Bernhard Konrad
die Zahlen stammen aus der offiziellen Anbaustatistik: https://mediathek.fnr.de/grafiken/maisanbau-in-deutschland.html -da habe ich das wortwörtlich rauskopiert! Ist ja zum Glück keine Doktorarbeit! Hier die Entwicklung der Anbauflächen für nachwachsende Rohstoffe für die energetische Verwertung: https://mediathek.fnr.de/grafiken/daten-und-fakten/landwirtschaft/anbauflache-fur-nachwachsende-rohstoffe.html 2.343 Millionen Hektar für Energiepflanzen!
Investitionen sind natürlich wacker, wenn man 500 Euro / Kilowattpeak ansetzt und 2.000 Gigawattpeak installieren möchte. Bei einem auskömmlichen Strompreis von knapp 5 Cent je Kilowattstunde und einem damit zusammenhängenden todsicheren PPA-Aufkäufer, wie einem Stadt- oder Gemeindewerk, finanziert sich das quasi von selber. Das Geld ist also nicht das Problem. Die Arbeitskräfte dafür zu finden ist die Herausforderung und die dafür dringend notwendigen Speicher und natürlich die notwendigen Materialien. Vermutlich mehr als 2 Millionen dauerhafte Arbeitsplätze in Installation und dauerhaftem Betrieb incl. Recycling, sowie Hege und Pflege der Anlagen, der Netze, der Speicher und der neuen Königsdisziplin der Abwärmenutzung, damit die Speicher hocheffizient als Quartierlösungen von Stadt- und Gemeindewerken betrieben werden können. Sozial-Verträglich, umweltgerecht.
Die Verlierer sind die Agroindustrie, weil deren Umsatz sinkt und die alten Stromkonzerne, welche die dezentrale Strukturen ersetzt werden. Unterm Strich sehe ich viele Vorteile für das Gemeinwohl und den sozialen Frieden, wenn die „Beute“ der Energiewende im Dorf bleibt. Betreiber der so entstehenden EE-Anlagen sollten Bürger und Gemeinden/Kreise werden, Stromkäufer die Stadt-/Gemeindewerke, Netz- und Speicherbetreiber die Stadt-/Gemeindewerke, Stromabnehmer die Bürger und Betriebe. für den Ausgleich zwischen den Regionen/Gemeinden/Kreisen reicht dann genau ein Bundesnetzbetreiber. So ähnlich könnte es gehen…
Dass wir heute schon 100% Ökostrom haben könnten, glaube ich nicht. Das ist illusionär. Netto vielleicht. Aber die dafür notwendigen Speicher hätten wir noch lange nicht, u.a. weil die Polemiker aus der Ökoszene deren Notwendigkeit lange geleugnet haben, weil sie befürchteten, dass deren Kosten ihre schönen Rechnungen von der „Netzparität“ und ähnliche Schönrechnereien stören könnten. Naja – tempi passati. Es lohnt nur begrenzt, die Kämpfe der Vergangenheit immer wieder aufzuwärmen. Irgendwann hat das nur noch für Rentner anekdotischen Wert. Man merkt es ja auch hier an der Diskussion: Die Zukunft hat andere Probleme als die Vergangenheit. Insgesamt macht die Menschheit dankenswerter Weise immer noch Fortschritte in Erkenntnis und Konsequenzen daraus.
Also, wenn das so ist, dass die EEG Umlage seit zehn Jahren und mehr als Killerargument gegen die erneuerbaren Energien herangezogen wird … dann nichts wie weg damit. Natürlich mit Gegenleistung… jede*r darf erst einmal so viel EE Strom zum Eigenbedarf produzieren wie er / sie will – oder: jede Stromerzeugung wird mit einem Bonus / Malus System in Abhängigkeit von der Umweltverträglichkeit ergänzt – oder: es wird endlich mal Netztransparenz erstellt, damit jede/r ersehen kann, wo welche Kosten entstehen – oder: das MaStR wird dezent verkleinert, indem nur Erzeuger erfasst werden , welche ab 1% zur gesamten elektrischen Leistung beitragen … vielleicht wäre das ja ein erstes Projekt der neuen Bundesregierung … ein EEG mit maximal 10 Paragraphen … Bestandsschutz für alles was schon in Betrieb ist und für Neuanlagen den Fokus auf Eigenverbrauch und dann netzdienliche vergütbare Einspeisung. Seien wir also gespannt.
Careful what you wish , you might regret it, careful what you wish, you just might get it- Metallica
So ist die ganze Soße mit dem Eigenverbrauch (wenn man von 100% autark absieht) faktisch nur wirtschaftlich da die Art wie wir für Strom bezahlen wenig mit den Kosten zu tun hat. Wenn man das ganze voll transparent macht und weitergibt, würde der Verbrauch wahrscheinlich nicht mal die Hälfte der Stromrechnung ausmachen (ca. 30%). Der Kostentreiber wäre der Anschlusspreis. D.h für 4000kWh zahlt der der Nachbar dann 1500 Euro und sie mit 70% Eigenproduktion 1200 Euro….Wahrscheinlich sogar mehr…Netztransparenz/Kostentranzparenz/Weitergabe ist so ne Sache…Hat man in Texas schön gesehen.
Und was raten die vorherige Diskutanten den an der Ampeldiskussion Beteiligten jetzt?
Es ist unglaublich, mit welcher Weitsicht die bisher Beteiligten an der dringend erforderlichen Lösungsfindung beteiligen.