Die Folgen einer Meyer Burger-Oxford PV-Scheidung für die europäische Perowskite-Entwicklung

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von pv magazine International

Der Perowskit-Entwickler Oxford PV und der Heterojunction (HJT) Photovoltaik-Hersteller Meyer Burger scheinen auf eine schwierige Entkopplung zuzusteuern – zumindest was die „exklusive Zusammenarbeit“ der Unternehmen bei der Kommerzialisierung der Perowskit-Tandem-Photovoltaik-Technologie betrifft. Da Perowskit-Tandem-Systeme von vielen als die Zukunft der hocheffizienten Photovoltaik angesehen werden, könnte diese Entwicklung die Kommerzialisierung der Technologie in Europa erheblich beeinträchtigen.

Oxford PV kündigte vor einer Woche die Beendigung der Zusammenarbeit an, und Meyer Burger erklärte daraufhin, dass es als Reaktion auf diese Entwicklung, rechtliche Schritte prüfe. Die Beendigung der „exklusiven Kooperation“ war nicht allgemein zu erwartet, da die Partnerschaft auf einer soliden Grundlage zu stehen schien – nicht zuletzt aufgrund der beträchtlichen Investition von Meyer Burger in Oxford PV. Der Schweizer Konzern ist größer Einzelaktionär bei dem Perowskit-Entwickler.

„Es überrascht mich ein wenig“, sagte Alex Barrows, Forschungsdirektor des Beratungsunternehmens Exawatt. „Aus der Perspektive eines Außenstehenden schien die Zusammenarbeit gut zu passen: Oxford PV scheint sich auf die Herstellung von Perowskit auf Heterojunction-Zellen zu konzentrieren, anstatt etwa eine kostengünstigere und weniger effiziente Bodenzelle zu verwenden, und Meyer Burger ist zweifellos einer der führenden Hersteller von Heterojunction.“

Oxford PV führt die strategische Entscheidung für die Trennung auf den Strategiewechsel von Meyer Burger in die Produktion zurück, der nach der Zusammenarbeit der beiden Unternehmen im März 2019 erfolgte. Die ursprüngliche Kooperationsvereinbarung sah den Aufbau einer 200 Megawatt Heterojunction-Perowskit-Tandemlinie vor und beinhaltete eine Beteiligung von Meyer Burger an Oxford PV in Höhe von 18,8 Prozent. Die Vereinbarung enthielt auch eine Option für Meyer Burger, diese Investition bis Ende 2020 zu verdoppeln – eine Option, die offenbar nicht in Anspruch genommen wurde.

Die Ankündigung der exklusiven Zusammenarbeit, die 2019 unterzeichnet wurde, enthielt die Aussage: „Meyer Burger wird zudem Anlagen entwickeln, um die Massenproduktion der Perowskit-Schichten, die auf den Silizium-Heterojunction-Bodenzellen aufgebracht werden, zu industrialisieren.“ Zwar haben die Unternehmen dem pv magazine keine genaueren Details über die Zusammenarbeit mitgeteilt, aber es scheint, dass die Zusammenarbeit vielleicht genau an diesem Punkt gescheitert ist.

Technologische Divergenz

Die Heterojunction-Produktionslinie von Meyer Burger basiert auf plasmagestützte chemische Gasphasenabscheidung (PECVD)-Prozessen für die Herstellung von Zellen aus kristallinem Silizium und amorphem Silizium mit Doppelübergang. Das Unternehmen lieferte solche Anlagen an das in Singapur ansässige Unternehmen REC, bevor es beschloss, seine Technologieentwicklungen in eigenen Produkten zu kommerzialisieren und selbst Heterojunction-Module herzustellen. Diesen Schritt kündigte Meyer Burger im Juni 2020 an. PECVD-Verfahren werden jedoch in der Regel nicht für die Abscheidung von Perowskiten verwendet.

„Man kann das Perowskit auf viele verschiedene Arten abscheiden. Man kann es aufdampfen oder in irgendeiner Form drucken, aufsprühen oder beschichten und anschließend ausglühen“, so Barrows von Exawatt, der über neuartige Photovoltaik-Materialien und Abscheidungsmethoden promoviert hat. „Aber wenn Oxford PV [den Perowskit-Halbleiter] sputtern will, könnte es sehr sinnvoll sein, mit einem Experten auf diesem Gebiet zusammenzuarbeiten, etwa mit von Ardenne oder einem anderen Anbieter, der in der Welt der Dünnschicht etabliert ist. Oxford PV könnte einfach direkt mit einem Experten für Sputtering oder Dünnschichtbeschichtung zusammenarbeiten [anstatt mit Meyer Burger].“

Obwohl sowohl Meyer Burger als auch Oxford PV bestätigen, dass erstere die schlüsselfertige Produktionslinie für die Produktion von Oxford PV in Brandenburg an der Havel liefert, ist es unwahrscheinlich, dass Meyer Burger die Werkzeuge für die Perowskitabscheidung selbst baut. Vielmehr arbeitet das Unternehmen wahrscheinlich mit einem Drittanbieter zusammen – eine Vereinbarung, die bei der Lieferung von schlüsselfertigen Photovoltaik-Produktionslinien üblich ist. Oxford PV bestätigte pv magazine, dass ihr Perowskit-Produktionsprozess auf Sputtering basiert.

Es besteht ein gewisser Streit darüber, ob die deutsche Fabrik von Oxford PV für die Perowskit-Prozesse bereit ist. Oxford PV teilte pv magazine mit, dass bis auf eine Ausnahme alle erforderlichen Anlagen vorhanden sind. Meyer Burger hingegen sieht den Produktionsstart noch in weiter Ferne liegen. „Die Einschätzung von Meyer Burger war und ist, dass die Perowskit-Tandemtechnologie erst in einigen Jahren die erforderliche Technologie- und Prozessreife, Produktzuverlässigkeit und Kostenstruktur für eine wettbewerbsfähige Massenproduktion erreichen wird“, so der Schweizer Konzern.

Auwirkungen

Klar ist jedoch, dass der Schritt von Oxford PV für Meyer Burger einen Rückschlag in dessen Technologie-Roadmap bedeuten könnte. „Aus strategischer Sicht könnte dies Meyer Burger einiges an Kopfzerbrechen bereiten, zumindest unter der Annahme, dass das Unternehmen Perowskit/Heterojunction-Tandemzellen als Hauptpfeiler seiner Technologie-Roadmap beibehält“, so Barrows. „Zuvor sah es so aus, als ob ein Großteil der Perowskit-spezifischen Entwicklung an Oxford PV ausgelagert werden würde. Jetzt wird Meyer Burger vermutlich mehr davon intern durchführen müssen. Ohne alle Details darüber, wer welches IP [geistiges Eigentum] besitzt, ist es schwer zu sagen, inwieweit dies ein Rückschlag sein könnte, aber ich könnte mir vorstellen, dass dies Meyer Burgers Schritte in diesem Bereich verzögern könnte.“

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