Fraunhofer ISE: Stromgestehungskosten für große Photovoltaik-Anlagen auf bis zu 3,12 Cent pro Kilowattstunde gesunken

Teilen

Photovoltaik und Windkraft erzeugen immer günstiger Strom und laufen den fossilen Kraftwerken den Rang ab. Mit den steigenden Kosten für CO2-Zertifikate sind Erneuerbaren-Anlagen den konventionellen Kraftwerken mittlerweile deutlich überlegen, wie das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in der 5. Auflage seiner Studie zu Stromgestehungskosten bilanziert. „Durch die steigenden Kosten für CO2-Zertifikate ist selbst der Betrieb von bestehenden konventionellen Anlagen, betrieben mit Kohle und Gas, in den kommenden Jahren immer weniger wettbewerbsfähig“, erklärt Projektleiter Christoph Kost. Insbesondere die Stromgestehungskosten von Photovoltaik-Kraftwerken seien in den vergangenen Jahren – die letzte Auflage der Studie stammt aus dem Jahr 2018 – weiter gefallen.

Aktuell lägen die Stromgestehungskosten für Photovoltaik-Anlagen je nach Typ und Sonneneinstrahlung zwischen 3,12 und 11,01 Cent pro Kilowattstunde. Daraus ergeben sich den Freiburger Forschern zufolge spezifische Anlagenkosten zwischen 530 und 1600 Euro pro Kilowatt. Bei Photovoltaik-Freiflächenanlagen ist die angegebene Spannbreite 3,12 und 5,70 Cent pro Kilowattstunde, wobei die niedrigeren Werte im einstrahlungsstärkeren Süddeutschland erreicht werden, die höheren in Norddeutschland. Auch bei Dachanlagen ist dieser regionale Unterschied zu verzeichnen. Die Stromgestehungskosten für große Dachanlagen mit mehr als 30 Kilowatt Leistung gibt das Fraunhofer ISE in seiner Studie mit 4,63 bis 9,78 Cent pro Klowattsunde an. Für kleinere Photovoltaik-Dachanlagen bis 30 Kilowatt Leistung lägen die Kosten je nach Region und Sonneneinstrahlungswerten zwischen 5,81 und 11,01 Cent je Kilowattstunde. Die großen Dachanlagen sind damit bei den Stromgestehungskosten bereits konkurrenzfähig mit Windparks an Land und kleine Dachanlagen sind günstiger als Strom aus Offshore-Windparks in Deutschland.

Die Freiburger Forscher haben sich zudem die Entwicklung bei Photovoltaik-Speichern angeschaut. Sie kamen dabei auf eine Bandbreite bei den Stromgestehungskosten zwischen 5,24 und 19,72 Cent pro Kilowattsunde.  Die große Bandbreite ergibt sich durch hohe Kostenunterschiede zwischen den verschiedenen Batteriesystemen, wie es weiter heißt. Zudem hängt es von der Art der Kopplung der Speicher mit Photovoltaik-Anlagen zusammen. Für kombinierte Photovoltaik-Freiflächenanlagen mit Batteriespeichern errechnete das Fraunhofer ISE Stromgestehungskosten zwischen 5,24 und 9,92 Cent pro Kilowattsunde, wobei Investitionskosten für den Speicher mit 500 bis 700 Euro pro Kilowattstunde angenommen worden. Bei großen Photovoltaik-Dachanlagen, die mit Speichern kombiniert werden, ergaben sich demnach Werte zwischen 6,58 und 14,40 Cent pro Kilowattsunde bei Batteriekosten zwischen 600 und 1000 Euro pro Kilowattstunde. Bei kleinen Dachanlagen, die mit Photovoltaik-Heimspeichern ausgestattet werden, lagen demnach die Stromgestehungskosten zwischen 8,33 und 19,72 Cent pro Kilowattstunde. Die dabei angenommenen Batteriekosten bewegten sich zwischen 500 und 1200 Euro pro Kilowattstunde.

Mit Blick auf die Zukunft hat das Fraunhofer ISE auch die weitere Entwicklung der Stromgestehungskosten prognostiziert. Angesichts des weiteren technologischen Fortschritts gehen sie davon aus, dass alle Photovoltaik-Anlagen – auch Dachanlagen – und Windparks an windreichen Standorten bis 2040 die durchschnittlichen Stromgestehungskosten aller fossilen Kraftwerke deutlich unterbieten werden. Für Photovoltaik-Freiflächenanlagen werden dann Solarstrom zu Kosten zwischen 1,92 und 3,51 Cent pro Kilowattstunde in Deutschland produzieren. Bei kleinen Photovoltaik-Dachanlagen erwarten die Wissenschaftler dann Stromgestehungskosten zwischen 3,58 und 6,77 Cent pro Kilowattsunde. Zudem würden bereits ab 2024 die Stromgestehungskosten aller Photovoltaik-Anlagen – ohne Batteriespeicher – unter der Marke von 10 Cent pro Kilowattsunde liegen. Im Jahr 2030 könnte die Stromerzeugung aus einem Photovoltaik-Speicher bereits günstiger als jene eines Gas- und Dampfkraftwerks sein. 2040 schließen, so die Forscher weiter, lägen dann selbst die Stromgestehungskosten bei kleinen Photovoltaik-Heimspeichersystemen nur noch zwischen 5 und 12 Cent pro Kilowattstunde.

Zusätzlich zum Vergleich der Stromgestehungskosten von neuen Erneuerbaren-Anlagen hat das Fraunhofer ISE für seine Studie auch diese mit den Betriebskosten bestehender konventioneller Kraftwerke verglichen. Dabei zeige sich, dass bereits in diesem Jahr die Stromgestehungskosten erneuerbarer Energien auf der Höhe der Betriebskosten von konventionellen Kraftwerken lägen, teilweise sogar darunter. Mit weiter steigenden CO2-Preisen verstärkt sich diese Tendenz. Für 2030 nehmen die Forscher einen CO2-Preis von 100 Euro pro Tonne an. „Das bedeutet eine hohe Marktdynamik, was die Investitionen in neue erneuerbare Kraftwerke betrifft, da die Unternehmen lieber in neue Erneuerbare-Energien-Anlagen investieren werden als diese hohen Betriebskosten zu tragen“, so Kost weiter. „Allerdings muss auch dafür gesorgt werden, dass genügend Flächen und Kraftwerkskapazitäten für Wind und Photovoltaik zur Verfügung stehen.“

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.